Skip to main content

Brandenburg verbietet »Hauptvolk« und »Sturm 27«

Einleitung

Im April 2005 hat das Innenministerium des Landes Brandenburg die vor allem im Havelland aktive Neonazi-Kameradschaft »Hauptvolk« mitsamt ihrer Untergruppe »Sturm 27« verboten. Damit einher gingen Razzien in 41 Wohnungen und Objekten von »Hauptvolk«-Aktivisten.

Das Logo der verbotenen "Kameradschaft Hauptvolk".| Das hier verwendete Symbol, welches verboten ist, wird zu dokumentarischen und aufklärerischen Zwecken benutzt. Es dient nicht der Verharmlosung oder der Propaganda.

Unter den insgesamt 5500 dabei beschlagnahmten Gegenständen befanden sich unter anderem eine Übungshandgranate und eine Pistole mit Munition und Magazin. Die Kameradschaft »Hauptvolk« galt als Zusammenschluss von zwar äußerst gewaltbereiten Neonazis, deren politischer Organisationsgrad jedoch als eher gering einzuschätzen war.

Bei der Entscheidung für das »Hauptvolk«-Verbot spielte für das Land Brandenburg sicherlich der politische Druck eine Rolle, der durch die Kameradschaftsverbote kurz vorher in Berlin entstanden war. Antifas aus der Region sind skeptisch, ob das Verbot einen Einfluss auf die Aktivitäten der Neonazis haben wird. Im Gegenteil: Es sei ein Anstieg rechter Agitation zu beobachten.

Zudem beteiligten sich Ex-Mitglieder des »Sturm 27« an der Verteilung rechtsextremer Flugblätter des »Schutzbund Deutschland« in Rathenow. Auch bei der NPD-Kundgebung am 8. Mai 2005 in Berlin waren die altbekannten Havelländer Neonazis vor Ort. Fazit: Allein der Name »Hauptvolk« wird wegen des Verbots nicht mehr verwendet, die Aktivitäten gehen unverändert weiter.

Dies deckt sich mit den Ergebnissen einer Studie, die kürzlich an der Europauniversität Viadrina in Frankfurt/Oder vorgestellt wurde. Die Wissenschaftler hatten recherchiert, ob und wie sich die ehemaligen Mitglieder verbotener Neonazigruppen im Land Brandenburg weiter einschlägig engagieren.

Von 100 untersuchten Personen hatten sich nur 40 von der Szene gelöst beziehungsweise ließ sich ihr Verbleib nicht ermitteln. Der Rest, 60 Personen, war nachweislich weiterhin aktiv - oft stärker als zuvor. »Verbote haben nur einen sehr geringen Effekt«, schlossen die Wissenschaftler.