Globalisierung aus Sicht der extremen Rechten
Anton MaegerleDas Thema Globalisierung boomt, auch in der extremen Rechten. Seit Jahren ist man dort bemüht, alte ideologische Ladenhüter wie autarke regionalistische Wirtschaftsordnung oder Ethnopluralismus mit neuem Glanz zu versehen. Der rechten Rezeption der Globalisierungskritik widmet sich ein neuer Band von Anton Maegerle.
Der in der Reihe Materialien der Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (ARUG) erschienene Band eröffnet mit einer Darstellung rechter Ideologieelemente, die Kernstück rechtsextremer Globalisierungskritik sind. Doch was als konzeptionelle Fundierung des Buches gedacht ist, wird seinem Anspruch nicht gerecht. Denn die Ideologeme Antiamerikanismus, Antisemitismus und rechte Kapitalismuskritik werden nur skizziert, nicht jedoch analysiert. So erklärt der Autor zwar wortreich, wo sich in den globalisierungskritischen Argumenten der extremen Rechten Bezugnahmen zum Programm der NSDAP finden. Doch deren ideologiegeschichtlicher Analyse weicht der Autor aus. Hier war die Veröffentlichung des Berliner ZDK zum gleichen Thema weiter, wurden dort doch zumindest exemplarisch die ideologiegeschichtlichen Grundkonstanten rechtsextremer Kapitalismus- und Globalisierungskritik analysiert.
Im Folgenden referiert der Autor die Argumente deutschsprachiger rechtsextremer Parteien und Publikationen zum Thema Globalisierung. Diese besticht durch die von Maegerle bekannte Materialfülle. Doch diese kann nicht darüber hinweg täuschen, dass der Autor eben diese Quellen nur unzureichend ordnet, gewichtet und interpretiert. So kommt es, dass bei der Lektüre ein zusammenhangloser Eindruck entsteht, wenn seitenlang aus dem »Stoertebekernetz« oder Aufsätze von de Benoist zitiert werden, ohne dass der Kontext über die Faktenlage hinaus dargestellt würde. Maegerle referiert die Positionen auch solcher rechter Organisationen, deren Einfluss auf den Diskurs um Globalisierungskritik in der extremen Rechten gering sein dürfte. Die Relevanz der globalisierungskritischen Thesen des »Bund für Gotteserkenntnis« (Ludendorffer) dürfte gering sein.
Zur Rezeption des 11. September 2001 in der extremen Rechten findet sich bei Maegerle auch nichts, was man nicht schon in anderen einschlägigen Publikationen hätte lesen können. Maegerles implizierter Anspruch, das Positionsspektrum der extremen Rechten zum Thema Globalisierung möglichst vollständig abzubilden, geht zu Lasten der analytischen Tiefe des Bandes. Als Hinführung zum Thema mag das Buch dienlich sein. Als analytischer Debattenbeitrag aus linker globalisierungskritischer Perspektive zum Problem rechtsextremer Globalisierungskritik ist das Buch eine Enttäuschung.
Maegerle, Anton
Globalisierung aus Sicht der extremen Rechten
Reihe Materialien.
ARUG Braunschweig; 2005
201 S., 7,- EUR