NS-Kult in Budapest
Am 10. Februar 2007 fand in Budapest der so genannte »Tag der Ehre« statt. Unter den knapp 1.000 TeilnehmerInnen dieser traditionellen Neonazi-Kundgebung zur Verherrlichung deutscher und ungarischer SS-Angehöriger waren auch etliche Deutsche. Allein die Hälfte der Redner bestand aus Kadern der NPD. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs hatten in Budapest eingekesselten Divisionen der Waffen-SS einen aussichtslosen Ausbruchsversuch gestartet, den der Großteil von ihnen nicht überlebte.
Veranstaltet wurde die Kundgebung wie in den Vorjahren von einem Bündnis »Bewegung für die Einheit der Heimat« unter Federführung von der ungarischen Division des Neonazi-Netzwerks Blood & Honour. Seit Ende der 90er Jahre reisen auch deutsche Neonazis zu diesem Event nach Ungarn. 1999 sollen u.a. die bekannten Neonazi-Aktivisten Thomas Persdorf (Sachsen), Björn Schmidtke (Schleswig-Holstein) und Jan-Steffen Holthusen (Hamburg) anwesend gewesen sein. Obgleich die B&H-Gruppe seit dem Jahre 2004 auch in Ungarn verboten ist, stand der Durchführung wie auch dem regen Präsentieren von Blood & Honour-Signien nichts im Wege. Um das ungarische Versammlungsrecht auszuhebeln, genügte die Anmeldung der Veranstaltung als Privatperson. Dass diese selbst zu den führenden Blood & Honour-Aktivisten zählt und in dieser Funktion mehrere Fernseh-Interviews gab, spielte dann keine Rolle.
Die angereisten Neonazis kamen aus allen Teilen (Ost-) Europas. Vertreter von Blood & Honour aus Kroatien, Flandern, Slowenien, Großbritannien, Ungarn, der Tschechischen Republik zeigten genauso Präsenz wie Vertreter der Hammerskins und Neonazis aus der Schweiz und Italien. Aus Deutschland waren zwei Delegationen angereist. Die eine aus dem Spektrum der »Freien Kräfte« Rhein-Main-Neckar und die andere um den Münchner Neonazi-Kader Norman Bordin. Wie sehr sich die militante ungarische Neonazi-Szene an Deutschland orientiert wurde an der Auswahl der Redner klar. Neben zwei selbst vor Ort eher unbekannten ungarischen Rednern, trat Stephen Swinfen für Blood & Honour auf. Mit Matthias Fischer, Eckart Bräuniger und Udo Voigt sprachen gleich drei deutsche NPD’ler.
Bräuniger, aktueller NPD-Landesvorsitzender in Berlin, war dabei kein Unbekannter. Mehrfach war er in der Vergangenheit in Budapest als Redner aufgetreten. Offen antisemitisch erklärte er in seiner Rede: »Ihre Armeen (die der Alliierten, AIB) dienten der Erschaffung einer Weltherrschaft der auserwählten Kosmopoliten, einer Schreckensherrschaft des Profits, wie sie in den Büchern Mose beschrieben steht. Die alliierten Sieger (...) vermischten die Rassen und ordneten den Zuzug fremder Völker an (...).« In eine ähnliche Kerbe schlug der Ex-Kader der verbotenen Fränkischen Aktionsfront (FAF) Fischer aus Fürth. Er versuchte Gemeinsamkeiten zwischen den deutschen und ungarischen Neonazis im Kampf gegen die Globalisierung zu zeichnen und stellte dabei mehrfach direkte Bezüge zum Nationalsozialismus auf.
In gleicher Diktion sprach Udo Voigt, welcher der Waffen-SS bescheinigte einen »makellosen Heldenkampf« geführt zu haben. Die anwesenden Neonazis stellen dabei für ihn offenbar eine neue Generation SS-Angehöriger dar. So verabschiedete er sich von ihnen mit »Ihr seid die neuen, jungen Freiwilligen für ein besseres Europa«. Nicht nur aufgrund dieser überaus deutlichen Worte dürfte das Resümee der deutschen Teilnehmer positiv verlaufen sein. Sie konnten eine Art »authentischen Nationalsozialismus« erleben. Zudem fand am Abend noch in der Nähe von Budapest ein Neonazi-Konzert der Blood & Honour Bewegung statt. Auch hier fühlten sich die Deutschen pudelwohl. Matthias Fischer soll hier nach Berichten aus der Szene den Hitlergruß gezeigt haben. Der bayerische Liedermacher "Edei" (Manfred Edelmann) habe in einem Lied u.a. "Bomben auf Israel" gefordert. Auch berichten Augenzeugen davon, dass auch Norman Bordin ausgelassen auf der Bühne den Hitler-Gruß gezeigt haben soll. Es bleibt abzuwarten, ob er sich damit innerhalb der bayrischen NPD Plus- oder Minuspunkte erarbeiten wird.