Rechtspopulismus als Bürgerbewegung

Ein paar Monate ist es her, dass ein breites antifaschistisches Bündnis den »Anti-Islamisierungskongress« der vermeintlichen Bürgerbewegung »Pro-Köln« in der Domstadt am Rhein verhinderte. Diese Versammlung Rechtsextremer aus dem In- und Ausland sollte den Startschuss zu einer neuen – nun auch über die Grenzen von Köln hinaus aktiven – Parteienformation bilden, die sich selbst als rechtspopulistisch bezeichnet.

Kampagnenhaftes Vorgehen gegen Moscheen, aber auch gegen »Ausländerkriminalität« und progressive kommunale Projekte in der Drogenprävention soll die Partei neuen Typs 2009 in den Landtag von NRW spülen. »Pro-Köln«/ »Pro-NRW« bietet sich als Wahlalternative für den westdeutschen Spießer an, der sich von allem gestört fühlt, was aus der Gartenzwergidylle heraus fällt. »Pro-Köln« agiert, wenn es ihren Kadern gelingt, sich als betroffene Bürger in Szene zu setzen, streckenweise nicht unerfolgreich.

Nun liegt mit dem Sammelband »Rechtspopulismus als Bürgerbewegung. Kampagnen gegen Islam und Moscheebau und kommunale Gegenstrategien«, erstellt von Alexander Häusler, die erste wissenschaftliche Analyse vor, die diese Organisierung rechts der CDU sowie die Beteiligung von Rechtspopulisten in kommunalen Konflikten um den Bau von Moscheen unter die Lupe nimmt. Die »Pro-Bewegung«, wie auch der Streit um Moscheeneubauten ist kein Kölner Spezifikum, weshalb eine Beschäftigung mit diesen beiden Phänomenen auch abseits des Rheinlandes erforderlich ist. Der Herausgeber der Veröffentlichung ist Sozialwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsstelle Neonazismus an der FH Düsseldorf.

Häusler ist ausgewiesener Experte für »Pro Köln« und deren Ableger »Pro NRW« sowie für Rechtspopulismus im Allgemeinen. Er holte sich außerdem einen guten Mix an Autoren für diese Publikation ins Boot und erfüllt seinen Anspruch der Interdisziplinarität hierbei mit Gewinn für den Leser. Neben Sozial- und Politikwissenschaftlern sowie Journalisten, die ihren Fokus auf die deutsche extreme Rechte gelegt haben, finden auch Autoren aus der Migrationsforschung und Integrationsarbeit Eingang in das 21 Aufsätze starke Buch. 

Eine Aufteilung wurde in vier thematischen Blöcken vorgenommen, im ersten Block wird sich politikwissenschaftlich mit dem Begriff des Populismus und dem Politikstil des Rechtspopulismus kritisch auseinander gesetzt. Im zweiten Teil »Genese, Struktur und Methodik einer neuen rechtspopulistischen Partei« werden die Aktivitäten und das Personal der »Pro«-Vereinigungen bundesweit beleuchtet. In »Islam und Moscheebau im Kontext politischer Auseinandersetzungen« wird die gesellschaftspolitische Dimension des Streites um Integration und Umgang mit dem Islam zur Sprache gebracht.

Besonders erwähnenswert ist hier der Essay des Frankfurter Erziehungswissenschaftlers Micha Brumlik, der sich scharf mit dem Kölner Publizisten und Holocaust-Überlebenden Ralph Giordano und dessen trauriger Rolle bei der argumentativen Munitionierung der Rechtspopulisten auseinandersetzt. Der letzte Block mit vier Aufsätzen soll Handlungsstrategien gegen die rechtspopulistische Gefahr aufzeigen.  Gerade die Vielfalt des Buches macht es zu einem guten Werkzeug für alle, die nicht tatenlos daneben stehen wollen, wenn diese recht jungen Vereinigungen das gesellschaftliche Klima vergiften. FK

Alexander Häusler (Hrsg.)
Rechtspopulismus als »Bürgerbewegung«. Kampagnen gegen Islam und Moscheebau und kommunale Gegenstrategien.
VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Wiesbaden. 292 S.
ISBN-13: 9783531159195