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weiß, rechts, britisch

Einleitung

In Irland versuchen Rassisten Fuß zu fassen.

In Irland kommt es nach dem Ende des wirtschaftlichen Aufschwungs zu einem Erstarken des Rassismus. Die Neonazipartei British National Party (BNP) plant eine Expansion nach Irland. Nach einigen Wahlerfolgen in den vergangenen Jahren in Großbritannien möchte die BNP jetzt erstmalig in Nordirland Fuß fassen. Zuletzt bezeichnete der BNP-Parteichef Nick Griffin, Ulster als eine Priorität.

Wandbild der loyalistischen Terrororganisation UFF in Belfast

Bisher hatten sich neonazistische Parteien aus England weitgehend aus der Unruheprovinz oder dem Süden Irlands zurück gehalten. Es gab informelle Kontakte zwischen britischen Neonazis und einzelnen Angehörigen paramilitärischer Organisationen in Nordirland. Diese rechten Verbände nennen sich  »Ulster Volunteer Force« (UVF) oder  »Ulster Freedom Fighters« (UFF)/Ulster Defense Association (UDA) und treten mit Waffengewalt für den Verbleib Nordirlands zu Großbritannien ein. Sie unterhalten Verbindungen zu rechts-terroristischen Organisationen in Europa. Anfang der 1980er Jahre flog ein Waffendeal zwischen dem »Vlaamse Militanten Orden« (VMO) aus Belgien und der UVF auf.

Nach Angaben des früheren deutschen Neonazis Nick Greger unterhielt er Kontakte zu Johnny Adair, dem ehemaligen Führer der UFF aus Belfast. Die Neonazigruppe um Greger sammelte Namen über linke Irland-Solidaritätsgruppen aus Deutschland und leitete diese an Adair weiter. Im Gegenzug sollte die UFF Ausbilder für Waffen- und Sprengstofftechnik für ein Neonazilager in Südafrika stellen. In Belfast zeichneten die UFF unter Führung Adairs die Verantwortung für zahlreiche Morde an irischen Bürgern und Mitgliedern von Sinn Féin.

In den letzten Jahren unterhielten rechte Paramilitärs enge Kontakte zur britischen Neonazi Gang »Combat 18«. Englische Neonazis nahmen regelmäßig an rechten Märschen in Nordirland teil. In den pro-britischen Hochburgen Nordirlands hängen Sticker und Plakate von Combat 18, der BNP oder der White Nationalist Party.

Dem Aufschwung folgt Rassismus

Seit dem wirtschaftlichen Aufstieg Irlands in den 1990er Jahren kommt es zum Erstarken von Rassismus. Opfer sind vor allem Menschen aus Ost- und Südeuropa, die es auf Arbeitssuche nach Irland zieht. Als vorläufiger Höhepunkt rassistischer Attacken wurden Ende Februar 2008 in Dublin zwei polnische Arbeiter erstochen.

Das Phänomen des Rassismus ist in Irland relativ neu. Das Agrarland als wirtschaftliches Schlusslicht Westeuropas war über Jahrhunderte Aus- statt Einwanderungsland. In Nordirland hing die irische Bevölkerungsminderheit am Tropf der ausgewanderten Diaspora. Seitdem der Krieg in Nordirland vorbei ist, kommen vermehrt Einwanderer auch nach Belfast oder Derry.

Vom wirtschaftlichen Boom im Dienstleistungs- und Tourismussektor blieb die irische Unterschicht weitgehend ausgeschlossen. Die konservative Regierung Südirlands förderte europäische und us-amerikanische Konzerne statt in das marode Bildungssystem zu investieren. So verlegten auch deutsche Firmen ihre Call-Center nach Irland, brachten ihre deutschsprachigen Angestellte allerdings gleich mit.

Ein Brennpunkt des Rassismus ist die Kleinstadt Portadown nahe Belfast, einer pro-britischen Hochburg. Dort kam es Anfang 2008 binnen weniger Wochen zu 15 Angriffen auf Migranten. Zwei polnische Familien wurden aus ihren Häusern vertrieben. Vertreter der Linkspartei Sinn Féin wiesen darauf hin, dass die Menschen aus Polen, Litauen oder Portugal aufgrund der Geschichte des Nordirlandkonfliktes als Migranten und Katholiken doppelt vom Rassismus betroffen seien. Auch der anti-muslimische Rassismus hat Nordirland erfasst. In Portadown organisierten pro-britische Parteien eine Kampagne gegen den Bau einer Moschee. Dazu passten auch die Sticker von Combat 18: »Keep Ulster White!«.

Erinnerungspolitik als eine Waffe gegen rechts

Unter politischen Parteien in Irland verfolgt einzig die irisch-republikanische Sinn Féin eine aktive antirassistische Politik. So fordert sie seit Jahren, das Arbeits- und Studiumsverbot für AsylbewerberInnen aufzuheben. Seit der Selbstentwaffnung der Irisch Republikanischen Armee (IRA) sind deren AktivistInnen bei Sinn Féin oder in Stadtteilvereinigungen aktiv. Sie organisieren Bildungsveranstaltungen und sind um Aussöhnung und Kontakt zwischen irischer, britischer und anderen Communities bemüht.

In einem Gemeinschaftsprojekt organisierte Sinn Féin im Sommer 2007 eine antifaschistische Veranstaltung zur Erinnerung an den spanischen Bürgerkrieg. In den 1930er Jahren kämpften Sozialisten aus Reihen der IRA gemeinsam mit britischen Linken gegen den Franco-Putsch.

Eine Antifagruppe gibt es in Dublin. Gemeinsam mit AktivistInnen aus dem Norden blockierten sie im Januar 2006 einen rechten Aufmarsch in Dublin. Dabei errichteten Antifaschisten Barrikaden und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Mehr Informationen
AfA-Irland: www.geocities.com/irishafa
Kampagne gegen die BNP: www.stopthebnp.org.uk