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»Kraft durch Freude« (KdF)-Museum in Wolfsburg geplant

Einleitung

»In einem direkt gegenüber dem Wolfsburger VW-Werk liegenden Gebäude sollen in Zukunft ungestört von staatlicher Einmischung in die Geschichtsschreibung und unbeleckt vom antideutschen Zeitgeist der bundesrepublikanischen Meinungsmafia diese Wehrmachtsfahrzeuge aus der VW-Fertigung ausgestellt sowie über die Arbeit der ›Deutschen Arbeitsfront‹ und des von ihr geschaffene ›Kraft durch Freude‹ – Werkes aufgeklärt werden.« (Fehler im Original) So berichteten die »Autonome(n) Nationalisten Wolfsburg« wenige Tage nach der Gründungsveranstaltung des von Jürgen Rieger initiierten Vereins »KdF-Museum e.V.«1  

  • 1Die 1933 gegründete NS-Gemeinschaft »Kraft durch Freude« gilt laut Deutschem Historischem Museum in Berlin »als populärste Organisation« im Dritten Reich. Das Volkswagen-Projekt sowie Nah- und Fernreisen gehörten demnach zu den wichtigsten Aktivitäten der Freizeitorganisation, einer Unterorganisation der nationalsozialistischen Deutschen Arbeitsfront (DAF).

Jürgen Rieger sorgt durch Immobilienkäufe für die Neonaziszene für Schlagzeilen.

Doch bis das ehemalige Möbelhaus, das der NPD von der Eigentümerin zur Verfügung gestellt wurde und in dem das Museum beheimatet sein soll, zu einem Ausstellungsort umgestaltet und NS-Nostalgiker nicht nur die Sammlung alter Wehrmachtsfahrzeuge des Neonazi-Kaders Jürgen Rieger besichtigen können, ist es noch ein weiter Weg.

Ungeachtet der Streitigkeiten innerhalb der extremen Rechten, über Sinn und Zweck dieser offenen NS-Verherlichung, fanden sich am 4. Juli 2009 circa 100 Neonazis zusammen, um der Vereinsgründung und der offiziellen Einweihung der Räume beizuwohnen. Während sich Rieger der Öffentlichkeit und den Medien gegenüber diskussionsbereit gibt, griffen 30 anreisende Neonazis unmittelbar vor dem Gebäude sieben Journalisten an und verletzen einen von ihnen durch einen Flaschenwurf. Die Veranstaltung wurde nach der Festnahme eines Neonazis in dem Gebäude fortgesetzt. Die Stadt Wolfsburg hat die Nutzung der Räumlichkeiten zwar untersagt, doch wurde diese Verfügung vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg im Eilverfahren wieder aufgehoben, da sich auf die Ausstellung von Exponaten und baurechtswidrige Maßnahmen konzentriert wurde.

Davon ist bisher noch nichts zu erkennen. Stattdessen wird das Gebäude vorerst als Versammlungsort genutzt. Schon am 25. Juli wurde erneut zu einem Liederabend eingeladen. Rund 50 Neonazis informierten sich über den am 1. August in Bad Nenndorf durchgeführten Aufmarsch und ließen den Abend mit einem Berliner Liedermacher ausklingen. Für den Schutz dieser Veranstaltung sorgte die »Burschenschaft Thormania« aus Braunschweig.

Auch wenn die Einrichtung des Museums noch lange nicht abgeschlossen ist, haben Neonazis aus der Region die Möglichkeit sich offiziell und ohne größere Umstände zu vernetzen. Ob sich dieser Treffpunkt zu einem überregionalen Zentrum entwickelt, wie von manchen Beobachtern befürchtet, bleibt abzuwarten. Fest steht allerdings schon jetzt: Dieses Vorhaben fällt Neonazis umso leichter, wenn, wie bisher, antifaschistischer Protest kaum wahrnehmbar ist