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Skinheads - fette, schwachgeistige Monster mit Hakenkreuzbinde?

Nachdruck von: „What it means to be a skinhead“
Einleitung

Für die letzten Ausgaben des Antifaschistischen Infoblattes (AIB) mußten wir von einigen Skinheads Kritik einstecken. Wir hatten nicht darauf geachtet, daß Skinhead nicht gleich Neonazi-Skinhead ist. Das ist richtig. Deswegen ist hier ein Artikel abgedruckt, der zeigen sollen, wo die Wurzeln der Skinhead-Bewegung liegen und daß es auch heute noch eine Menge Skinheads gibt, die sich gegen das Klischeebild von Neonazi-Glatzen wehren, sich sogar gegen Faschismus und Rassismus organisieren und die „Boneheads“ - wie sie die Neonazi-Glatzen bezeichnen - bekämpfen. Den Artikel „What it means to be a skinhead“ haben wir aus der Skinhead Szene zur Verfügung gestellt bekommen.

Bild: flickr.com; libertinus; Montecruz Foto; CC BY-SA 2.0

Dr. Marten's Sicherheitsschuhe, blankpoliert oder von der Arbeit zerfetzt, abrasierte Haare, Levis-Jeans, donkey jacket, Harrington ... billig, einfach, aus der Not der workingclass Kids geboren und mit viel Stil nach außen getragen. Skinheads, das waren 1968/'69 weiße und schwarze Arbeiterjugendliche die nichts hatten außer ihrem Stolz und ihre proletarische Wut, die sie nicht selten an irgendwelchen middleclass Kids abreagierten. Sie tanzten in ihren Clubs zu der Musik der westindischen Einwanderer, Raggae und Ska. Der einzige Feind war die upperclass und ihre „Lakaien“, die Bobbys.1 Bald wurde es ruhig um die Skinheads. Erst 1976/'77, mit dem aufkommen des Punkrock tauchten sie wieder in größerer Zahl auf, gemeinsam mit den Punks, später ohne sie. Oi entstand. Oi sollte das musikalische Bindeglied der beiden sich ähnelnden Subkulturen sei. Oi wurde aber von den meisten Punks abgelehnt und so zur Skinheadmusik. Oi war der Protest gegen die herrschende „law and order“, Ausdruck der Wut gegen Polizei, Sozialarbeiter und Staat. Die simple Brutalität gegen alles was sie unterdrücken und befehligen wollte, machte sie zum Feindbild einiger (studierter) Linker, denen sie nicht in ihr „Teetrinker- und Diskutierweltbild“ passten.2 Als sich rassistische Überfälle von „Skinheads“ häuften, wurden sie von der Presse als neue SA betitelt. Diese Verallgemeinerung bewirkte, daß viele neonazistische Jugendliche sich dem „Arbeiterstil“ zuwendeten und das ursprüngliche Klassenbewußtsein in ein Rassenbewußtsein umwandelten.

Viele alte Skinheads, die mit diesem Unsinn nichts zu tun haben wollten, ließen sich daraufhin die Haare wachsen oder zogen sich zurück. Sie gaben aber nie auf. Bands wie die "Redskins", "Red Alert", "Red London" und "Angelic Upstarts" waren der musikalische Beweis für die Existenz antifaschistischer Skinheads. Mitte der 1980er Jahre organisierten sie sich gegen den Schwachsinn von rechts. Erst in Amerika, dann in England. Ronny Moreno, einst Sänger von "Opressed", heute Besitzer von Oi-Records, gründete in England SHARP (Skinheads gegen Rassenvorurteile). Viele Skinheads und deren Bands schlossen sich antifaschistischen Organisationen, wie eben SHARP, oder "Red Action" und "Cable Street Beat", an. Sie organisierten Konzerte, die häufig von neonazistischen „Skinheads“ der „Blood & Honour“ Bewegung gestört und angegriffen wurden.

Seit einigen Jahren gibt es auch in der BRD und Westberlin eine immer stärker werdende antifaschistische Skinheadbewegung. Besonders in Westberlin und Frankfurt/Main besinnen sich immer mehr Skinheads auf die einstigen Ideale: dem proletarischen Stolz und dem Leben fernab der bestehenden Gesellschaftsstrukturen. Aus der Skinhead-Bewegung sind auch politisch eindeutige Statements zu hören: "Unser Feind ist nicht der ausländische Arbeiter oder die ausländische Arbeiterin, die genau die gleichen Probleme haben wie wir selbst, sondern die Unternehmer aller Länder, die uns unser Leben einteilen und vorschreiben wollen, Sozialarbeiter und Bewährungshelfer, die immer nur „unser Bestes“, und uns in ihre beschissenen Gesellschaft integrieren und bevormunden wollen. Unser Feind ist der Polizist, der uns festnimmt wenn wir das bekämpfen, was uns bekämpft. Unsere Feinde sind Krupp, Flick und Konsorten3 , die unser Leben in Schichten einteilen – für ein paar six pence4 . Unser Feind ist der Politiker, der Ihnen immer mehr Rechte gibt, während unsere immer mehr eingeschränkt werden. Unser Feind ist dieser Staat, der Staat der Reichen."5

  • 1Anmerkung AIB: Im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland werden Polizisten oft Bobby genannt.
  • 2Anmerkung der AIB Redaktion: So der Vorwurf des Autors von „What it means to be a skinhead“
  • 3Anmerkung AIB: Friedrich Krupp und Friedrich Flick sind bekannte Unternehmer der Schwerindustrie
  • 4Anmerkung AIB: Hierbei handelt es sich um eine englische Geldmünze.
  • 5Anmerkung der AIB Redaktion: Zitat des Autors von „What it means to be a skinhead“