Faschismus
Guido Speckmann Gerd WiegelIm AIB wird zurzeit eine Begriffsdiskussion geführt. Ausgangspunkt ist die notwendige Kritik an der Wortschöpfung »Rechtsextremismus«. Wie sollen wir aber das Feld bzw. den Akteur des »Rechtsextremismus« nun benennen? Einige Autoren (AIB #93) machen den Begriff Faschismus und als dessen Akteur den Faschisten stark. Genau zur richtigen Zeit erscheint da für wenig Geld der Einführungsband »Faschismus« von Guido Speckmann und Gerd Wiegel. Die letzte gute Einführung ist das Buch »Faschismustheorien« von Wolfgang Wippermann aus dem Jahr 1997, das mittlerweile aber nur noch antiquarisch zu erhalten ist.
Die Autoren haben sich viel für das Format eines Basiswissensbands im Hosentaschenformat vorgenommen. So werden in dem Buch vier Komplexe in oft zu kurzer Form abgearbeitet. Es beginnt mit einer Reise durch die Faschismustheorie(n). Im zweiten Teil folgt eine Geschichte des italienischen Faschismus und des deutschen Nationalsozialismus. Im Anschluss werden kurz die wichtigsten historischen faschistischen Bewegungen jenseits von Italien und Deutschland dargestellt. Im Abschluss wird kurz auf die Frage eingegangen, ob es heute nochmal einen Faschismus als Regimetyp geben kann und Faschismus gegen andere Begriffe, z. B. Rechtspopulismus, abgegrenzt. Gleichzeitig wird bei diesem Riesenunternehmen mit der Einschränkung »vor allem linke, materialistisch argumentierende Ansätze der historischen Faschismusdebatte« vorzustellen, wichtiges aus der »neuen Faschismustheorie« weggelassen. Gerade die Beschäftigung mit der faschistischen Ideologie unter dem Aspekt »Faschisten ernst nehmen« ist für heute aktive Antifaschisten von Bedeutung, will man den Begriff Faschisten zur politischen Gegnerbezeichnung (antifaschistisch) noch heute verwenden. Ein Highlight des Büchleins ist der knackige Absatz in dem erklärt wird, warum es sich bei der NPD um eine faschistische Partei handelt. (FK)
Guido Speckmann, Gerd Wiegel: Faschismus PapyRossa Verlag, 2012 127 Seiten, 9,90 Euro