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"Goldenes Grabow": Mit Yoga ins Reich?

Einleitung

Im AIB NR. 119 berichteten wir über die völkische „Anastasia-Bewegung“ und ihre Siedlung in Grabow (Brandenburg). Nach einigen Presseberichten verschwanden die Webseiten goldenesgrabow.de und landolfswiese.de aus dem Internet. Doch das lokale Anastasia Netzwerk expandiert im Hintergrund weiter.

Foto: Presseservice Rathenow

Markus Krause bei einem Herbstfest Mitte September 2020 in Grabow.

Laut Berichten aus dem Landkreis wollten Anfang 2022 Markus Krause und Ines Krause von dem Anastasia Hof im Wiesenweg (Grabow) weitere Grundstücke in der Gegend erwerben. So soll eine Landwirtschaftsfläche (Hinterm Dorfe) und eine Gebäude- und Freifläche (Grabower Dorfstraße) erworben werden. Über mehrere weitere Landwirtschaftsflächen (u.a. Käsebeutelhutung) und eine Wasserfläche in Grabow sollen sie 2021 in konkreten Kaufverhandlungen gestanden haben.

Insgesamt steht ein Zuwachs von 17.079 qm bevor. Scheinbar ist der „Öffentlich bestellte Vermessungsingenieur im Land Brandenburg“ Markus Krause mit seinem „Vermessungsbüro Markus Krause“ über verfügbare Grundstücke gut im Bilde.

"Goldenes Grabow" aus Berlin-Friedrichshain

Als Hintergrundstruktur entstand 2015 die „Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung“ (EWIV) namens „Goldenes Grabow Dorferneuerungen“ mit Sitz im Berliner „Alternativbezirk“ Friedrichshain. Geschäftsführer wurden Iris Krause (geb. Wetzig) und Markus Krause. Laut Informationen aus Anastasia-Kreisen soll diese EWIV Häuser und Landwirtschaftsflächen im Kreis Grabow gekauft haben und als Anlagevermögen besitzen. Angeblich soll diese EWIV sogar über Rückstellungen in Höhe von etwa einer halben Million Euro verfügen.

Markus Krause soll aus den Kreisen des nationalistischen Jugendbundes „Freibund – Bund Heimattreuer Jugend“ stammen. Bereits 2006 beschrieb ein "Markus" in einem Beitrag für die „Freibund“-Zeitschrift "Na Klar!" seine „Gedanken zu Heimat und Volkstum“ und den Stellenwert des Siedelns: „Von besonderer Bedeutung für die Entstehung gemütstiefer Empfindungen für Heimat, Volk und Vaterland sind fest verortete oder sich verortende Familien und Sippenverbände, die für ihre Nachkommen Orte heimatlicher Geborgenheit und geschichtlicher Identität sein können.“1 Die Autorin und Historikerin Laura Schenderlein berichtete Ende 2020: "2007 lud Markus Krause im Namen des „Freibundes“ zu einem „Herbstlager im Märkischen Land“ ein. Als Adresse war eine Grabower Anschrift angegeben, auch für weitere Treffen zeichnete er sich als Ansprechperson verantwortlich."2 So überraschte es nicht, als 2015 in Grabow ein „Sommerlager“ des völkischen Jugendbundes „Sturmvogel“ bekannt wurde.

Iris Wetzig war zeitweilig eine umtriebige Organisatorin im Yoga-Business. Sie stand anfangs hinter dem „Yogafestival Mecklenburg“ auf Schloss Daschow, hinter dem „Erdbeer Verlag“ aus Berlin und war nach eigenen Angaben an dem Gesundheitsaden „la pura vida“ in Berlin Köpenick beteiligt. Ihre Kurse für „Fließendes Yoga“ hatten mehrere Standorte in Berlin (u.a. Zirkus Zack/RAW) und einen beim DRK in Parchim.

Die Vorstandsmitglieder von „Goldenes Grabow Dorferneuerungen“ wechselten im Laufe der Jahre und 2019 verlagerte sich die Firma offiziell nach Bulgarien. Doch die Berliner Firmenadresse in der Simplonstraße wurde beibehalten und dort von Paul W. betreut. Er soll noch bis Anfang 2022 bei Markus Krause angestellt gewesen sein.

Firmen Boom in Grabow ?

Derweil entstand im Kreis Grabow ein Firmennetz von Anastasia-Anhängern und Anhängern des „Königreich Deutschland“ (Vgl. AIB Nr. 103). Krause betreibt die Firma „Land- und Gartenbaubetrieb M. Krause“ in Grabow. An der selben Adresse sitzt das Unternehmen „ALLMENDE Sicherheitsdienst“ von Stephan Jurisch. Diese Firma hat auch einen Ableger in Seifhennersdorf, wo Stephan Jurisch auch noch die Firma „WILDBETRIEB.de“ betreibt. Ein Stephan Jurisch war passender Weise 2008 auch Autor zum Thema „alternative Lebensgestaltung“ im Neonazi-­Heft „Hier & Jetzt“.3

Der „Goldenes Grabow“ Anhänger Sascha Ballach hat sich mit dem „Förderung der Persönlichkeitsentwicklung e.V.“ in Heiligengrabe angesiedelt. Ein weiteres benachbartes Unternehmen aus dem Bereich „naturnahes Leben auf dem Land“ soll auch an das lokalen Anastasia Netzwerk angebunden gewesen sein. Für das Anastasia Netzwerk in Grabow soll die Firma „Rondinis Wald & Gartenbau“ um Martin Seiffarth tätig gewesen sein. Die Firma tritt als ein „Unternehmen im KRD“ auf, also als Teil des „Königreich Deutschland“ aus Wittenberg mit eigenem Konto für „E-Mark“ bei der „Königlichen Reichsbank“. Mittlerweile bewirbt sie eine eigene „Repräsentanz“ in der Blumenthaler Straße in Grabow. Auch die Firma „Raido Landschaftspflege & Beratung“ um Mirko D. soll für Anastasia tätig gewesen sein. Sie tritt ebenfalls als ein „Betrieb im KRD“ mit Hauptsitz in Wittenberg“ auf. Doch eine „Repräsentanz“ der Firma führt in den „Weg der Bodenreform“ in Grabow.

Familiensitz - Volksgemeinschaft - Reich?

Auf der Neonazi-Homepage „Metapedia“ heißt es dazu passend und vermutlich ungewollt deutlich: „‚Goldenes Grabow‘ ist ein (...) Projekt zum Aufbau von unabhängigen Familienlandsitzen. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, eine Volksgemeinschaft aufzubauen (...) Staat: Deutsches Reich (...) Bürgermeister: Iris & Markus Krause“.

  • 1"Markus" (2006): "Gedanken zu Heimat und Volkstum", in: "Na Klar!" 108 (3/2006), S. 20.
  • 2Laura Schenderlein: "Demokratiefeindliche Fabelwelten - Die Anastasia-Bewegung im Land Brandenburg zwischen Esoterik und Rechtsextremismus" in "Mitteilungen der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle Antisemitismus und Rechtsextremismus" (Potsdam), November 2020, Ausgabe 8
  • 3Jurisch, Stephan (2008): "Rückkehr. Die Artamanenbewegung als Beispiel alternativer Lebensgestaltung", in: "Hier & Jetzt" (11, Sommer 2008), S. 34–39.