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Von der Partei ins Business

Einleitung

In der letzten Ausgabe des Antifaschistischen Infoblattes hatten wir begonnen, die Verquickungen zwischen Neonazis und der Tätowierszene anhand des »Oi – The Tattobook« näher zu beleuchten. In dieser Ausgabe wollen wir einen Blick auf die Bundeshauptstadt Berlin werfen.

Der Berliner »Club Asgard« als Treffpunkt des Gremium MC Chapter Berlin Darkside

Wer sich im hiesigen Tattoogewerbe umschaut, stößt auf eine schwer durchschaubare Melange aus Neonazis, welche Anfang der 1990er Jahre in mittlerweile verbotenen Neonazi-Gruppierungen wie der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) sozialisiert wurden, Rockerclubs und Protagonisten der Neonazi-Musikszene. Auch in Berlin ist die Tätowier- und damit auch Rockerszene in zunehmendem Maße für Personen der Neonaziszene attraktiv.

Frühe Hinweise

Schon früh haben antifaschistische Kampagnen auf die Verbindungen von Neonazis mit Rockerclubs und Tätowierstudios hingewiesen. Auch das AIB hatte zuletzt in der Ausgabe 65 über solche Mischszenen und den führenden BFC-Hooligan und »Hells Angels«-Member André Sommer und seinen Tattooladen »Kategorie C« berichtet. Die Kontakte von Neonazis ins mitunter kriminelle Milieu sind auch den Sicherheitsbehörden seit langem bekannt.

Im August 2000 berichtete der ehemalige VS-Spitzel und Neonazikader Carsten Szczepanski (Königs Wusterhausen) dem Berliner Landeskriminalamt, dass der damalige Neonazikader Ralf L.1 Schusswaffen für sich und den Potsdamer Neonazisänger Uwe Menzel2 (»Proissenheads«, später »Bloodshed«) im Berliner Tattoostudio »Utgard« von Frank Lutz bestellt hätte. Ermittelt wurde wegen eines aufgeflogenen Waffendeals der  Berliner, Potsdamer und Königs Wusterhausener Neonaziszene.

Lutz gehörte Anfang der 1990 Jahre zu den Protagonisten der Ostberliner Neonazi-Szene und war Vorsitzender der Nationalen Alternative. Tattoostudios mit Bezug zur rechten oder neonazistischen Szene gibt es in Berlin relativ viele, oft tragen sie nordisch-mythisch aufgeladene Namen wie Grimnir, Asgard oder Utgard. Im Dezember 2005 wandte sich schließlich Antifaschisten aus Berlin-Marzahn (aa berlin-marzahn) in einem offenen Brief an verschiedene Chapter des Gremium Motorcycle Club Germany (Gremium MC), da sich in dessen damaligen Prospect-Chapter3 »Berlin-Darkside« bekannte Neonazis tummeln würden. Insbesondere verwiesen sie auf Lars Burmeister, welcher von 1990 bis zu deren Verbot im Jahre 1995 Landesvorsitzender der FAP in Berlin war und seinen Kompagnon Percy Sauer. Sie wiesen darauf hin, dass der Gremium MC dazu benutzt werde, um halblegale Machenschaften zu verschleiern beziehungsweise sich hinter einem großen Club, welcher in der Biker- und Rockerszene angesehen ist, zu verstecken.4 Der Brief wurde vom Gremium MC zur Kenntnis genommen, dass es zwischen dem Gremium MC und aktiven Neonazis Verbindungen gebe, wurde aber aufs Schärfste widersprochen.

In einer uns vorliegenden Stellungnahme der Vorstände des Gremium MC Europe zu den ihren Motorradclub betreffenden Entwicklungen heißt es: »Ein Teil der genannten Personen ist zwar Mitglied beim Gremium MC, hat aber seitdem wir uns kennengelernt haben keinerlei Straftaten begangen, die im rechtsradikalen Umfeld anzusiedeln wären bzw. ist irgendwie politisch tätig gewesen«.5 Eine letztendlich unerhebliche Feststellung, da es bei der Kritik durch die Antifaschisten nicht um Straftaten ging, sondern um die dahinterstehende Ideologie und eine durch die Schrecken des Nationalsozialismus begründete politische Verantwortung.

Von der Partei in den Motorrad Club?

Zur Sprache kam hier auch der seit September 2003 von Sauer betriebene Asgard-Tattooshop in Berlin-Marzahn. In dem Tattostudio »Asgard« und einem namens »Brotherhood« (Bruderschaft) in Berlin-Adlershof gehören die Rocker vom Chapter Berlin Darkside zur Stammbelegschaft, wobei zumindest das Brotherhood dem Gremium MC nahezustehen scheint, da deren Logo, die »Black Seven«6 , das Ladenschild umrahmt. Vor dem »Asgard« sieht man schon mal Burmeister und andere Rocker mit dem Gremium Colour zusammensitzen, während Sauer die Kundschaft im T-Shirt der Black-Metal-Band »Vrankenvorde«7 berät und auf Nachfrage Tattoobilder mit NS-Symbolen wie der schwarzen Sonne präsentiert. Der Gremium MC erklärte dazu, ihm stünden keine Tattoostudios oder andere Firmen »nahe« und wie ihre Mitglieder, Freunde und Bekannten ihren Lebensunterhalt bestreiten, habe nichts mit dem Club zu tun.

Weiter heißt es bezüglich des durch die SS kreierten Symbols der »Schwarzen Sonne«, einem zwölfarmigen Hakenkreuz: »Wenn jemand keltische, germanische oder sonst welche Tätowierungen trägt, ist er noch lange kein Neonazi«. Dass es Verbindungen in die extrem rechte Black Metal Szene gibt, wurde aber auch an anderen Stellen sichtbar. So besuchten Rocker des Chapter Berlin Darkside im September letzten Jahres das Rock for Roots-Festival in Nauen – das vom Semnonenbund e.V. organisierten Fest hat einen einschlägigen Ruf als Treffpunkt für extrem rechte Metal Fans. Die Protagonisten des Chapters plauderten nach Beobachtungen des Rechtsrock-Experten Michael Weiss angeregt mit Enrico Marx, einer der Führungsfiguren der Neonazi-Szene in Sachsen-Anhalt. Da Marx auch eine Größe im Rechtsrockgeschäft ist, vertrieb er auf dem Festival Musik seines Neonazilabels »Barbarossa Records«.

Alte Freundschaften

Burmeister wurde 1995 in Norwegen festgenommen, wohin er wegen eines Haftbefehls geflüchtet war, dieser war Folge gewalttätiger Übergriffe auf politische Gegner. So war er u.a. mit dem jetzigen Berliner NPD Kandidaten Eckart Bräuniger nach einem Überfall am Morgen des 25. Mai 1992 im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg verhaftet worden, bei dem das Opfer nahezu erblindete.8 In Norwegen pflegte Burmeister Kontakte zu norwegischen Neonazis wie dem verurteilten Attentäter Ole Krogstad, einem führenden Vertreiber von Neonazimusik in Norwegen.9 Die Marzahner Antifas nennen in ihrem veröffentlichten Brief weitere frühere politische Weggefährten aus FAP und Wiking Jugend (WJ), die nunmehr im Chapter Berlin Darkside tätig seien, so Paul Sch., Marco R. und Daniel K.

Hierzu erklärte der Gremium MC, dass »keiner der drei Genannten je in der Wiking-Jugend Mitglied war«. Kontakte dieser  Weggefährten gebe es den Recherchen der Marzahner Antifas zufolge, insbesondere zu den Neonazi-»Rockern« der Vandalen – Ariogermanische Kampfgemeinschaft. Die 1982 aus der Ostberliner Heavy-Metal-Szene heraus gegründeten Vandalen pflegten wiederum gute Kontakte zur Berliner FAP und der WJ (siehe AIB 65 »Die ›Vandalen‹ – Neonazis mit ›Rocker‹-Habitus«). Sie haben in Berlin mittlerweile ein enges Netzwerk mit den Protagonisten der Neonazibands Landser und Spreegeschwader gebildet und betreiben mehrere Ladengeschäfte wie das »On the Streets« (Hennigsdorf) und das »Parzifal« (Berlin-Köpenick). Burmeisters damaliger FAP-Parteifreund Bräuniger machte sich in Berlin als ehemaliger Kroatiensöldner10 und enger Vertrauter der Neonazi-Musikszene einen Namen. Kaum eine Veranstaltung, bei der er nicht polizeilich überprüft wurde, so  beim 20. Geburtstag der Vandalen oder auch bei Treffen der rassistischen »Hammerskins«.

Im Juni 2004 organisierte Bräuniger ein Konzert mit »Spreegeschwader« und dem Landser-Sänger in Berlin-Lichtenberg. Im April 2004 nahm ihn ein SEK der Polizei in einem Wald bei Finowfurt fest, als er mit der Kameradschaft Nordland eine Wehrsportübung durchführte. Diese Kameradschaft tauchte auch als »Schutzgruppe« bei den Prozessen gegen den Landsersänger auf. Die Band Landser wurde 1993 von einigen »Vandalen« gründet. Schlecht scheinen die Geschäfte in der Szene nicht zu laufen, so tauchen bei sogenannten Free-Fight-Kämpfen regelmäßig unverhohlen Tattoo-Sponsoren mit rechtem Background auf, so die  Tattooshops Utgard und Grimnir. Percy Sauers Asgard Tattooshop findet sich auf den Flyern zur 1. Fight & Budo-Gala in Frankfurt/Oder oder zum 2. Offenen Preussen Cup (Submission-Grappling) in Berlin. Als eine Gruppe bekannter Neonazis aus dem beschriebenen Umfeld von Vandalen, Spreegeschwader und Hammerskins im April 2006 beim »Fightclub Berlin VII« auftauchten, platzte einigen antifaschistisch gesinnten Besuchern der Kragen, sie setzten das Neonazigrüppchen erfolgreich vor die Tür.

Eine arische Bruderschaft in Not

Burmeister begründete die »Weiße Arische Bruderschaft«, aus welcher die Neonaziband »White Aryan Rebels« hervorging, deren Bandleader und Sänger er war11 . In einem Interview erklärte die Band: »Hass ist unser Antrieb, unsere Art zu leben und auch die Zukunft, die wir dem ***-System predigen« und weiter: »Textlich gesehen geht es um Totschlag, Massenmord und den ganz normalen Alltag«.12 Die Produktion ihrer CD »Noten des Hasses« geriet für Burmeister allerdings zum Desaster. Seine beiden Helfer, der vormalige FAP-Aktivist und Betreiber eines Neonaziladens Toni Stadler (Guben) und der sächsische »Hammerskins«-Führer Mirko Hesse entpuppten sich als V-Leute des Verfassungsschutzes.

Da die Band in ihren Texten offen zum Mord an Michel Friedman, Alfred Biolek und an Berliner Polizisten aufrief, ließ die Berliner Polizei die Produktion im Juli 2002 auffliegen13 und Burmeister kam in Untersuchungshaft. Da er sich geständig und reuig zeigte, kam er mit einer 22-monatigen Haft auf Bewährung davon. Dass Gewaltphantasien, wie die der »White Aryan Rebels«, durchaus konkret werden können, zeigte sich am 10. Juli 1999, als nach einer Neonazidemonstration in Hamburg zwei Kleinbusse Berliner Neonazis an der Raststätte Stolpe auf eine achtköpfige Gruppe von Punks stieß. Diese attackierten die Punks und einer der Angegriffenen wurde schwer verletzt. Mit dabei Alexander Bahls, Vandalen-Aktivist und Bassist bei Spreegeschwader, der Neonazikader  Lutz Giesen sowie Percy Sauer und Chris F., letzterer war, den Recherchen der AAM zufolge, ebenfalls im Gremium Prospect Chapter Berlin Darkside.

Vom Szenetreff zum Clubhaus?

Der Treffpunkt der »Weißen Arischen Bruderschaft«, ein Klubhaus in Berlin-Marzahn, geriet im Juli 2002 ins Licht der Öffentlichkeit, als die Polizei den Club stürmte, da sich dort Neonazis zu einem Konzert mit den einschlägigen NS-Black-Metal Bands Magog und Totenburg getroffen hätten. Die Razzia wurde offiziell zur Gefahrenabwehr durchgeführt, da sich mehr als 100 Neonazis versammelt hätten.14 Der Berliner Verfassungsschutz sprach später von der Eröffnungsfeier eines von einem Berliner Neonazi betriebenen Musik-Clubs, wobei der Betreiber und weitere Personen festgenommen wurden – bei dem Betreiber habe es sich um den WAR Sänger, sprich Burmeister gehandelt.15

Nur einige Zeitungen erwähnten in diesem Zusammenhang, dass es sich um einen Bikerclub handelt, bzw. um ein »von Neonazis frequentiertes Biker-Clubhaus«.16 Ausgerechnet am 20. Juli wollten sich Stadler, Burmeister und der Neonazi-Geschäftsmann Thomas Persdorf17 dort treffen, um eine Neuauflage der WAR-CD zu besprechen. Nach Informationen der Berliner Zeitung erhielt Stadler zuvor 1.970 Euro von Burmeister für eine Zweitauflage der CD.18 Dem Bericht der Marzahner Antifas zufolge gehörten neben Burmeister auch die MC-Prospects Paul Sch., Marco R. und Daniel K. zu den dort Festgenommenen. Auf die Frage, welche Konsequenzen der Gremium MC aus der Razzia zog, erklärt dieser: »Gar keine. Burmeister war zum genannten Zeitpunkt nicht Mitglied beim Gremium MC, gefunden wurde ebenfalls nichts, die ganze Aktion war also recht erfolglos«. Wegen eines geplanten CD-Release-Konzertes der NS-Black-Metal-Band Absurd im August 2005 wurde der Club Asgard ebenfalls Ziel einer Polizeirazzia. Der Club hatte sich bis dato als Veranstalter von Heavy Metal- bzw. Black Metal-Konzerten einen Namen gemacht, oft mit neonazistischen Bands wie eben »Absurd«.19

Die Homepage des Clubs war und ist trotz einer zwischenzeitlich angestrengten Schließung durch das örtliche Bezirksamt unter der Adresse club-asgard.com zu finden und auf einen gewissen Volker Sch. angemeldet, dieser wurde von lokalen Antifagruppen der Wiking Jugend zugeordnet. Bis Anfang 2005 war die Internetseite noch unter einer de-Domain zu finden, welche auf einen Alexander Stürmer angemeldet war. Stürmer war 1994 der Berliner Landesvorsitzende der Deutschen Nationalisten. Trotz der offengelegten Verbindungen zu teils gewalttätigen und über Jahre bekannten Neonazis und der öffentlichen Diskussionen – bis in die lokale Bezirksverordnetenversammlung – war derselbe Club alsbald das offizielle Clubhaus des Gremium MC Chapter Berlin Darkside.20

Erst als wir einige Nachfragen bezüglich des Club Asgards stellten, kam Bewegung in die Angelegenheit: »Die zwei genannten Internetseiten-Betreiber und Mieter des Asgard sind keine Mitglieder beim Gremium MC, dessen Chapter Berlin-Darkside war allerdings zeitweise dort Untermieter«, räumte der MC Gremium ein und nahm die Adresse des Asgard von ihrer Internetseite. Das Chapter Darkside sei dort nunmehr nicht mehr Mieter. Dass sich die dort veröffentlichte Telefonnummer des »Security Chief« (Marco) vom Clubhaus vorher auch regelmäßig auf den Werbeflyern des Club Asgards fand, lässt an einem reinen Untermieterverhältnis berechtigte Zweifel. Schaut man auf die Vorgeschichte des Berliner Chapters, ergeben sich sogar Parallelen. Anfang 2004 befürchtete die Berliner Polizei einen Rockerkrieg.

Das Cottbusser Gremium Chapter plante einen Ableger in Berlin zu gründen, was den Rockern der »Bandidos« nicht passte. Der designierte Präsident des Berliner Gremium-Ablegers wurde daher von einigen Bandidos zusammengeschlagen.21 Brandenburger Biker Clubs wie der Spremberger »MC Berserker« – vor seiner Fusion mit dem Cottbuser Gremium MC – stellten wie auch die »Wild Cocks« aus Frankfurt/Oder Neonazis ihre Räumlichkeiten zur Verfügung. Bei einem Konzert im Clubhaus des MC Berserker am 16. Februar 2002 traten verschiedene NS-Metal-Bands und der Frontmann der Band Frontalkraft auf, etwa 200 Neonazis riefen »Sieg Heil« und zeigten den Hitlergruß.22

Schwache Reaktion

In einer veröffentlichten Antwort das Karlsruher Chapters des Gremium MC hieß es noch: »Das es sich bei den pressebekannten Vorfällen um dieses Lokal, bzw. diese Personen handelte, haben wir nun Eurer E-Mail entnommen. Wir werden dies im nächsten Jahr bei einem Meeting besprechen und hinterfragen.« Weiterhin führen sie aus: »(...) bekannter Weise und wie unser Name schon sagt, nehmen wir nicht jeden in unseren Kreis auf. Stellt jemand bei uns einen Antrag, so wird (...) die Lossagung von jeglicher evtl. radikaler Einstellung und/oder Vergangenheit als Grundsatz für eine Aufnahme im Hanground, bzw. Probestatus vorausgesetzt. (...)Wenn er sich in unsere Gemeinschaft integriert und nach Ihren Grundsätzen und Idealen lebt, geben wir auch jemandem mit radikaler Vergangenheit die Möglichkeit in unserer Familie ein neues Leben zu beginnen (...) Begleitet jemand eine Funktion in einer rechten Gruppe, so wird dieser Person die Mitgliedschaft im MC Gremium verwehrt, bzw. stellt sich dies heraus, so wird die Person konsequent aus unserer Gemeinschaft entfernt (...)«.23

Trotz dieser eindeutigen Positionierung, wurde der offensichtlich von Neonazis mitgeprägte Probe-Chapter Berlin Darkside im Juli 2005 als Full-Chapter beim Gremium MC willkommen geheißen – der bundesweite Treffpunkt für neonazistischen Black Metal Club Asgard ist oder war, trotz der dort veranstalteten Konzerte, deren offizielle Anschrift.

Fazit

Offensichtlich will der Gremium MC, wie die meisten großen Rockerclubs, vor allem eins, von der Öffentlichkeit nicht behelligt werden. In einem Artikel des Tagesspiegel halten Sicherheitsexperten dem Rockerclub Gremium MC recht vorsichtig formuliert »Schnittmengen zur rechten Szene«24 vor, da der Probe Chapter Darkside von früheren Mitgliedern der FAP und Kameradschaftsszene dominiert werde. Der Gremium MC verwahrte sich in einer Presserklärung gegen das Etikett »rechtsradikal« und droht Journalisten mit dem Gang zur Justiz. An und für sich gehören neonazistische Vorstellungen eher nicht zur Biker Philosophie. Bei konkreten Vorhaltungen wird aber meist abgewiegelt und relativiert. Anspruch und Realität klaffen bei der Thematik weit auseinander.

Die Definition von Neonazismus entpuppt sich als eine, die an sich unpolitisch ist und bei der es nur um »radikale Ansichten« oder die Mitgliedschaft in verbotenen Gruppen geht. Die Schmerzgrenze, um jemanden aus politischen Gründen aus der »Gemeinschaft« auszugrenzen, ist angesichts immer wieder auftauchender Berichte über Verbindungen in die Neonaziszene – die sich auch in anderen Städten finden – jedoch scheinbar äußerst hoch. Mögliche Kritik in diese Richtung wird weggewischt: »Was gewisse Mitglieder in unseren zahlreichen Chaptern früher mal gemacht haben, interessiert uns nicht.« Eine Herangehensweise, die sie nur allzu leicht zur Spielwiese von Protagonisten der extremen Rechten macht. 

  • 1Ralf L. aus Königs Wusterhausen war 1992 neben dem späteren V-Mann Carsten Szczepanski ein Beschuldigter in einem Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts einer Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung nach § 129a Abs. 1 StGB. Das Verfahren galt der Gründung oder des Versuchs der Gründung einer Teilorganisation des amerikanischen Ku-Klux-Klan auf deutschem Boden.
  • 2Anfang Juli 2000 stellte die Polizei bei dem Brandenburger Neonazi Uwe Menzel zwei funktionstüchtige Schusswaffen und dazugehörige Munition sicher. Nach der Durchsuchung übergab Menzel der Polizei zusätzlich eine nicht mehr funktionsfähige Maschinenpistole. Eine erste Durchsuchung bei ihm Ende Juni war ergebnislos verlaufen.
  • 3Ein Prospect Chapter ist ein Chapter (lokale Unterabteilung) eines Motorradclubs in der Probezeit.
  • 4Brief der aa berlin-marzahn »Gremium MC Germany: Rocker und Neonazis« vom Dezember 2005,veröffentlicht am 17. Januar 2006, u.a. auf www.de.indymedia.org.
  • 5Stellungnahme der Vorstände des Gremium MC Europe. Stellvertretend & im Auftrag: Mike Asboe, Pressesprecher. 19. September 2006.
  • 6Der 7. Buchstabe im Alphabet ist das »G«, außerdem besteht der Name »Gremium« aus sieben Buchstaben.
  • 7Vrankenvorde trat sowohl bei den rfr Festivals, als auch im Club Asgard auf. Der Club wird von ihnen verlinkt.
  • 8Laut Anklage und Haftbefehl versperrten etwa zehn Neonazis ihrem Opfer den Weg, schlugen es, übergossen es am Boden mit Alkohol, zerschlugen ihm eine Flasche auf den Kopf und stahlen seine Schuhe.
  • 9AIB 57, Herbst 2002, Nazischutzgebiete – zwei beispielhafte Biotope. Der »V-Mann-Skandal« in Guben.
  • 10Berliner Zeitung, Andreas Kopietz, Die NPD wird noch neonazistischer: Ehemaliger Söldner zum Landeschef gewählt, 24. November 2005.
  • 11Tagesspiegel, 28. Juli 2002, Der V-Mann flog auf. VS-Bericht Land Brandenburg  2002
  • 12Donnerschlag # 8, Interview mit W.A.R., 2002.
  • 13Tagesspiegel, 4. November 2002, Das Doppelleben des Toni S., Frank Jansen.
  • 14Berliner Zeitung, 29. Juli 2002, Potsdam verärgert über Geheimdienst-Panne, Andreas Kopietz
  • 15Verfassungsschutzbericht Berlin 2002, www.berlin.de/imperia/md/content/seninn/verfassungsschutz/stand2005/jah…
  • 16Die Tageszeitung, 28. Februar 2002, Jetzt ist Tonis Führer dran.
  • 17Persdorf ist Betreiber des Neonazi-Vertriebes Front Record aus Sachsen.
  • 18Berliner Zeitung, 10. August 2002,  Ministerium:V-Mann wurde nicht gewarnt.
  • 19Allein im Jahr 2005 fanden, laut Eigenwerbung des Club Asgard, mindestens vier einschlägige Konzerte statt. Am 08. Januar spielte »Obscure Vortex«, welche auf ihrer CD ein Lied der Neonaziband Landser covert. Am 22. Januar spielte mit »Feuersturm« eine weitere extrem rechte Band, die bei dem Rechtsrocklabel Donnerschlag unter Vertrag ist. Am 19. Februar. spielte die Band »Creature«, die beim rechten Lable Christhunt (Christenjagd) veröffentlicht. Das Record Release Konzert der NSBM Band »Absurd« und ihres Albums »Blutgericht« am 6. August 2005 wurde von der Polizei beendet. Am 18. Juni traten y»Walaskialf« auf, deren Demo-CD auf dem RechtsRock-Label »The Voice Records« erschien. In denen Jahren zuvor traten beispielsweise Wotanskrieger (22. Februar 2003) auf, die beim Neonazilabel Barbarossa Records veröffentlichen. Ein Konzert mit der NSBM Band Magog (Umfeld Skinheads Sächsische Schweiz) am 26. Juli 2003 fiel aus.
  • 20www.gremium.de/d/chapter-n.html eingesehen am 16. August 2006
  • 21Tagesspiegel, 30. Januar 2004, Rockerkrieg in Berlin – Polizei greift ein. Jörn Hasselmann
  • 22Verfassungsschutzbericht Land Brandenburg 20002, S. 80
  • 23veröffentliche Antwort des Gremium MC Germany auf http://de.indymedia.org//2006/01/136672.shtml
  • 24Tagesspiegel, Frank Jansen – Sachdienliche Hinweise, 29.  April 2006.