Hammerskins - Inszenierung eines Männerbundes
Exif-RechercheDie gekreuzten Hämmer sind ikonisch und identitätsstiftend für die Hammerskins. Seinen Ursprung hat das Symbol in einem nicht-faschistischen Kontext der Film- und Musikszene.
"Pink Floyd"- Film als Vorlage
Im Konzeptalbum „The Wall“ (1979) der englischen Rock-Gruppe „Pink Floyd“ spricht der Protagonist im Drogenwahn zu seinen Zuhörer*innen: „Der da sieht jüdisch aus! Und der da ist ein Nigger! Wer hat all das Gesindel in den Saal gelassen? Da ist einer, der einen Joint raucht, und da einer mit Flecken! Wenn es nach mir geht, würde ich euch alle erschießen lassen!“ Ein gleichnamiger Film visualisierte 1982 das Album. Die Textzeile des zitierten Liedes wird in einer Filmsequenz verwendet, in der der Hauptprotagonist „Pink“ unter Medikamenten steht. Der Rockstar und Anti-Held leidet unter Depressionen und kapselt sich von der Gesellschaft ab. Vollgedröhnt halluziniert er, wie er als faschistischer Führer vor einem riesigen Publikum die Bühne betritt und die Massen zu Hass und Gewalt anstachelt. Um ihn herum hängen zahlreiche Flaggen, die zwei gekreuzte Zimmermannshämmer zeigen. Die kahlrasierten Anhänger „Pinks“ tragen die Hämmer auf ihren Bomberjacken und stürzen sich als eine Art Saalschutz auf die ausgemachten Feinde im Raum. Neben dem ausgestreckten Arm – dem Gruß der Faschisten – benutzt „Pink“ auch einen eigenen Gruß. Dafür kreuzt er die Arme vor der Brust, während die Hände zu Fäusten geballt sind. Dies soll den gekreuzten Hämmern ähneln. Die Inszenierung von „Pinks Konzert“ in Anlehnung an Ästhetik und Funktion faschistischer Massenbewegungen ist von den Produzent*innen durchaus so gewollt. Im Anschluss an „Pinks“ Hassrede werden im Film minutenlang Gewaltexzesse gegen Schwarze Menschen gezeigt, ausgeführt von den faschistischen Schlägertrupps. Auch ein Aufmarsch der in schwarzer Uniform gekleideten Männer ist zu sehen, der sich in ein Meer von im Gleichschritt marschierenden Hämmern verwandelt. Dies soll den Niedergang „Pinks“ in den Wahnsinn symbolisieren.
„Pink Floyd“ ist keine Band, die mit faschistischer Ideologie sympathisiert. Vielmehr sollen die Gewaltszenen und die faschistische Ästhetik den Wahnsinn der Hauptfigur verdeutlichen. Dennoch werden Interpretationsräume für Neonazis offen gelassen. Die gezeigte Gewalt wird von der Szene gefeiert, Begriffe werden neu besetzt und die Erzählung positiv aufgeladen. Die Hammerskins übernahmen in diesem Fall die Symbole der Anti-Helden von „The Wall“ – sowohl die gekreuzten Hämmer als auch den „Crossed-Hammers“-Gruß. „Hammering our way towards victory“, ein Slogan der HSN ist der Aufruf zur gewaltsamen Machtübernahme. Mit den Hämmern werden schließlich in „The Wall“ Türen eingeschlagen und es sollte besser weggerannt werden. Die eigentliche Intention des Films ist nicht der Bezugspunkt der HSN, sondern die Gewalt, die von „Pinks“ Gefolgsleuten ausgeübt wird.
Schließlich gingen rechte Skinhead-Gangs Ende der 1980er Jahre in den USA ähnlich brutal gegen Menschen vor. Als Hammerskins wollen sie sich als Elite abheben und als „reinigende“ Kraft inszenieren. In ihren Bildern reproduzieren sie ihr Verständnis von überlegener Gemeinschaft, als eine soldatische, hypermaskuline Formation. „Wir sind gesunde Menschen in einer kranken Welt“, beschreibt Forrest Hyde die Rolle der Hammerskins und führt zudem aus: „(...) Wir sind ein Bund, eine Bruderschaft und eine Nation in der Nation (...) Tatsächlich, das was wir absolut gemein haben, ist das was wichtig ist und das ist die Festlegung eines höheren Standards, höherer Werte und Moral (...) das Begehren der ‚Übermensch‘ zu werden. (...)“ Hyde war Mitbegründer der Hammerskins in den USA und schrieb diese Zeilen in einer Art Brandbrief im Jahr 1999. Dabei richtet er in schwülstigem Pathos in dem mehrseitigen Text das Wort an seine „Brüder“ weltweit. Mit nahezu religiösem Eifer beziehen sich Hammerskins auf die „Lehren“ Hydes.
Die Selbstdarstellungen der Hammerskins sind bis heute aufgeladen mit Begriffen wie Ehrbarkeit, Loyalität, Mut, Integrität und vor allem Elite. Keine andere Organisation gibt so viel auf diese Attribute, ihren Ruf und die wählerische Rekrutierung neuer Mitstreiter. Der daraus resultierende Habitus ist gleichermaßen unnahbar und anziehend.
Auch andere Organisationen der extremen Rechten lassen Interessierte heute eine Probezeit absolvieren, doch die Hammerskins dürften mit ihren Ansprüchen einzigartig sein. Sie grenzen sich mit „hohen Standards“ von anderen Gruppierungen ab und sehen sich in einer Führungsposition. In den Gründungsjahren der HSN sollten vor allem jüngere Neonazi-Skins beeinflusst werden, in dem die Hammerskins sich als Vorbild inszenierten und Stärke, Zuverlässigkeit, Geschlossenheit und Brüderlichkeit suggerierten. Heute ist der „Skin-Kult“ bei weitem nicht mehr so ausgeprägt. Einen möglichen Niedergang des Kults bedachten die Hammerskins bereits in den 1990er Jahren in ihrem Regelwerk. Geschickt wurde formuliert, dass man zwar das „Skinhead-Dasein sehr ernst“ nehme, sich aber von Stereotypen nicht eingrenzen lässt. Wichtig sei einzig: „Du bist ehrbar“.
Die Bruderschaft als eine Kopie der Motorradclubs
Dem Phänomen, bei dem sich Neonazis entscheiden, dass der Kamerad zum „Bruder“ wird und die politische Gruppe (Kameradschaft) der Bruderschaft weicht, widmete sich das Antifaschistische Infoblatt (AIB) bereits im Frühjahr 2016. Dabei wurde festgestellt:
„Die Identität als Bruderschaft soll etwas Höheres, etwas Erhabeneres darstellen als die Zugehörigkeit zu einer explizit politischen Gruppe. Die Bruderschaft ist ein Sehnsuchtsort, aufgeladen durch den Pathos des Lebensbundes. Sie kennzeichnet das Bedürfnis nach einer Gemeinschaft, die Kontinuität und Ordnung verspricht, die exklusiv, unverbrüchlich, familiär, überschaubar und frei von Widersprüchen ist und in deren Räumen Männerkult und elitäres Gehabe ohne Einschränkungen gelebt werden können. Die Bruderschaft markiert gleichermaßen Erwachsensein und Distinktion, Ausbruch und den Rückzug in eine Gemeinschaft, die sich selbst genug ist.“
Die Hammerskins bestehen seit Jahrzehnten und vermögen es wie keine andere Organisation, ein Netz aus „Brüdern“ zu spinnen und gleichzeitig nicht das „große Ganze“ aus dem Blickfeld zu verlieren. Ihre Rituale, die Vergabe von Insignien und Status, das Regelwerk und der Habitus ist keine Mimikry der Motorradclubs (MC), sondern vielmehr eine Kopie dessen. Die Hammerskins wollen die Macht der Bilder, die sich die MCs geschaffen haben, nicht vorrangig dafür nutzen, um abschreckend zu wirken. Sie wollen kein zahnloser Tiger sein, sondern machten sich die Regeln dieser Lebenswelt zu Nutze, um sich selbst besser organisieren und abschotten zu können. Wie die MCs sehen sie sich nur ihren eigenen Gesetzen verpflichtet und leisten darauf eigene Treueschwüre. „Die Bruderschaft bewegt sich meist in einem durch und durch ritualisierten Sozialraum, in dem die ‚Alten‘ darüber wachen, dass die Jungen ja nichts durcheinander bringen (...) “ schrieb das "Antifaschistische Infoblatt (AIB) 2016 zu den „Rechten Brüdern“.
Die Gemeinschaft, in dem Fall die Hammerskins, ist ein Männerbund, der sich exkludierend organisiert. Er unterzieht sich einer Selbstauslese und will nur die „Besten“ hervorbringen bzw. integrieren. Als Gemeinschaft von Männern werden Frauen als Vollmitglieder ausgeschlossen. Dass ein regressives Männlichkeitsbild vorherrscht, ist glasklar.
Mit den „Brüdern“ teilt man hingegen alles, da die Bruderschaft den sozialen Raum dominiert. Die Hammerskins verbringen gemeinsam ihren Urlaub (mit oder ohne Familie), unternehmen Städtetrips und regelmäßige Besuche bei Ablegern weltweit, organisieren Konzerte, Camps und unterwerfen sich einer festen Entscheidungsstruktur.
Strategietreffen – im bundesweiten und internationalen Rahmen – gibt es vierteljährlich. Daraus ergeben sich Möglichkeiten und Abhängigkeiten, wie auch eine unabdingbare Loyalität zueinander. Hammerskin zu sein oder der Bruderschaft nahe zu stehen, bringt Vorteile. Das ist ebenfalls der Welt der Rocker entnommen. Schließlich prahlen deren Mitglieder damit, dass sie in ein x-beliebiges Land Reisen könnten, wo der Motorradclub einen Ableger unterhält und dort von den ihnen meist unbekannten Mitgliedern beherbergt werden würden. Ein weiterer Nutzen der Bruderschaft, ist die gegenseitige finanzielle und logistische Unterstützung.
Die Hammerskins, die sich der Verschwiegenheit und Loyalität verschrieben haben, unterhalten weltweit Ableger, können in kürzester Zeit beachtliche finanzielle Mittel zur Verfügung stellen und dienen als Unterstützernetzwerk bei staatlicher Verfolgung. Als der einflussreiche Hammerskin Malte Redeker wenige Monate nach der Selbstenttarnung des NSU 2011 den europäischen Hammerskins die derzeitige Lage in Deutschland erklärte und dabei auch erwähnte, dass gegen ihn ermittelt werde, bekam er von mehreren Ablegern seiner Bruderschaft das Angebot einer „Auszeit“. Er soll verdächtigt worden sein, an einem rassistisch motivierten Brandanschlag auf ein Haus beteiligt gewesen sein, bei dem neun Menschen starben. „Wir sind in der Nähe, südlich von dir, falls du ein vertrautes Heim brauchst...“, ließen ihn französische Hammerskins wissen. Portugiesische Hammerskins versprachen ihm eine „offene Tür“ und „alles was du brauchst“. Unmissverständlich teilten die Portugiesen darüber hinaus mit: „wenn du etwas brauchst, um nicht verhaftet zu werden, ruf uns an. Wir sind hier für alles da, alles!“
Regelwerke und Codes
Innerhalb einer solchen Struktur braucht es Regelwerke, Codes, Insignien und eine Reihe von Begriffen, die auf den Status eines jeden Angehörigen hinweisen und mit dem sich Geltung verschafft werden kann. Die Vergabe eines Status dient nicht nur zur Selbstaufwertung der Person und definiert deren Kompetenzräume, sondern suggeriert den Mitgliedern, Anwärtern und UnterstützerInnen eine Unverzichtbarkeit ihrer Person. „Bundesstaats-Repräsentanten könnten Mitglieder als (...) oder Stellvertreter ernennen etc etc. Wir möchten das jeder weiß, dass er dazu gehört! Aktivitäten sind notwendig um den Glauben aller am Leben zu halten, wie auch die Begeisterung.“ (sic!), heißt es in der „Hammerskin Constitution“ – der Verfassung von 1998. Penibel wird in dem Dokument zudem skizziert, wer welche Pflichten und Verpflichtungen hat, wie sich Hammerskins zu verhalten hätten und worauf man sich gegenseitig einzuschwören habe. Die „Constitution“ wurde von den US-amerikanischen Hammerskins geschaffen und im Großen und Ganzen von den europäischen Brüdern übernommen. Sie gleicht einem Regelwerk, dem jedes Chapter zudem eigene Richtlinien hinzufügen durfte, damit dieses in der Praxis in ihrem Land auch umsetzbar ist.
Dass in der „Hammerskin Nation“ nicht immer regelkonform gehandelt wird, stellt keinen Widerspruch dar. Wichtig erscheint eher, dass ein gemeinsamer Umgang mit „Fehltritten“ gesucht wird. Gebetsmühlenartig ist vom „Wohl der Nation“ die Rede, auch bei Fehlverhalten einzelner Mitglieder. Es wird abgewogen, ob Spielräume mehr Nutzen als Schaden verursachen. Damit können langjährige Mitglieder gehalten und es Anwärtern leichter gemacht werden. Vor allem dann, wenn die Anwärterschaft pro forma zu sein scheint, weil bewusst ist, dass gewisse Personen so oder so den Fullmember-Status erreichen werden. Das Regelwerk soll zwar Maßstab sein, aber viele Beispiele zeigen, dass die Grenzen dessen verschoben werden.
Insignien und Symbole
Das eigentliche Wappen der HSN, das jedes Vollmitglied auf der Bomberjacke im linken Brustbereich zu tragen hat, besteht aus den gekreuzten Zimmermannshämmern, umrandet von einem Zahnrad. Bei der HSN ist das Wappen zudem mit den Farben schwarz, weiß und rot, den "Reichsfarben", hinterlegt. Auch US-amerikanische Hammerskins tragen diese Farben und beziehen sich damit auf ihre europäischen Wurzeln und das „große Vaterland“, d.h. das „Dritte Reich“ unter Adolf Hitler. Am linken oberen Ärmel der Bomberjacke – auch „Kutte“ genannt, angelehnt an die Lederwesten der Motorradclubs – prangt dagegen das Chapter-Patch, um eine genaue Zugehörigkeit ausdrücken zu können. Weiter unten am linken Ärmel ist ein Ärmelstreifen mit dem Schriftzug „Hammer-Skinheads“ angebracht, der dem Ärmelband der SS nachempfunden ist. Diesen sollen Mitglieder erst nach drei Jahren Vollmitgliedschaft bekommen. Neben der Kutte, deren Tragen vor allem auf Konzerten wie dem „Hammerfest“ Pflicht zu sein scheint, gibt es dutzende weitere Artikel, mit der sich ein Hammerskin zu erkennen geben kann.
Die Abzeichen, Symbole und Codes tragen nicht nur zu einer Mystifizierung der Bruderschaft bei, sondern dienen vor allem zur Abgrenzung nach außen und Aufwertung nach innen. Jeder Teilhabende des Netzwerks – sei es als „Supporter“, in der „Crew 38“, als „Hangaround“, „Prospect of the Nation/PotN“ (Anwärter) oder Fullmember – trägt seinen Status in Form des jeweiligen Abzeichens.
Genauestens ist geregelt, wer wie viel mit Symbolen spielen darf und welche Grußformeln und Zeichen in seinem Status nicht verwendet werden dürfen. Die „38“ als Zahlencode für den dritten und achten Buchstaben im Alphabet – das C und das H für die „Crossed Hammers“ – darf von jedem und jeder innerhalb des Netzwerkes benutzt werden. Merchandise mit der Zahl ist als „Supporter“-Bekleidung frei zugänglich und kann als Sympathie-Bekundung bewertet werden. Abbildungen, die das Zahnrad, die „38“ und den Begriff „Crew“ beinhalten sind bereits ein Tabu für Außenstehende. Genauso verhält es sich mit Merchandise der PotN, das ausschließlich nur von ihnen getragen werden darf. Innerhalb der Bruderschaft darf das Merchandise auf den Status-Ebenen getauscht werden, z.B. wenn ein brasilianischer Anwärter Kleidung der „Crew 38 Rheinland“ trägt. Abzeichen mit den gekreuzten Hämmern, der Begriff „Hammerskins/HSN“ und die Losung „Hammerskins forever – forever Hammerskins“ (HFFH) – sowie dessen Zahlencode 8668 – dürfen nur von Vollmitgliedern benutzt werden. Auch der „Crossed-Hammers“-Gruß ist Vollmitgliedern vorbehalten.
Die HSN versucht, ihre Vormachtstellung als „Elite“ in der Szene zu bewahren. Wer Insignien, Codes und Bekleidung unautorisiert benutzt oder „beschmutzt“, gehöre bestraft. Dazu gehören auch Ex-Mitglieder, die auch nach ihrem Austritt oder Rausschmiss noch mit den Symbolen kokettieren. Der Musiker Andreas Lohei, genannt „Lolli“, gehörte bis Mitte der 2000er dem Hammerskin Chapter „Bremen“ an. 2012, als er schon einige Jahre im „Good Standing“ aus der HSN ausgetreten war, wurde von ihm eine CD (Band „Endlöser“) veröffentlicht, die nicht nur einen Song namens „38“ beinhaltete, sondern auch Lohei mit Abzeichen der HSN zeigte. Eine Diskussion entbrannte und letztlich spitzte sich der Konflikt soweit zu, dass das
Bremer Chapter eine Delegation zu einer Feier von Lohei schicken wollte.
Auch sei es gewünscht, dass sich jedes Vollmitglied ein Hammerskin-Tattoo stechen lassen soll, sagt das Regelwerk um die Jahrtausendwende. Die identitätsstiftende Kleidung kann schließlich jederzeit abgestreift werden. Das Schweizer Chapter begründete dies damit, dass dadurch Spitzel und Ähnliches abgehalten werden könnten. Niederländische Hammerskins erklärten: „Eine Person die gerne zur Elitegruppe gehören möchte weiß, dass er ein paar persönliche Freiheiten verlieren wird. Das ist alles nur zum Vorteil der Gruppe. Eine gesamtheitliche Identität zu haben ist ebenso wichtig wie eine gesamtheitliche Struktur. Wir glauben, dass sogar ein nackter Hammerskin erkennbar sein soll.“ Der Großteil der Mitglieder hat Kennzeichen der Bruderschaft auf der Haut verewigt. Diese darf er auch nach dem Austritt behalten, solange er im „Good-Standing“ ausgeschieden ist. Die Tattoos müssten allerdings mit einem Ein- und Austrittsdatum versehen werden, heißt es im Regelwerk.
In der Realität ist dies jedoch nicht zwingend. Die Handhabung der „Arizona Hammerskins“ in den Anfangsjahren der HSN in den USA war da konsequenter. Mit einem Messer entfernten James Miller und weitere Mitglieder der Gruppe das „Crossed-Hammers“-Tattoo von Sean Cooper, genannt „Warbaby“. Dieser hatte nur kurze Zeit vorher die Gruppe verlassen. Eine Warnung an ihn, dass er die Vorherrschaft der Hammerskins nicht herausfordern solle, etwa durch die Gründung einer neuen Skinhead-Gruppe.
Das italienische Chapter schilderte intern, wie penibel sie nach einem „Bad-Out“ mit den Insignien ihrer ehemaligen Mitglieder sind. Den Einfluss darüber zu verlieren, was ehemalige Mitglieder machen - bekleidet mit Hammerskin-Merchandise - ist fatal.
Die Uniformität der Bruderschaft macht sie angreifbar seitens der Strafverfolgungsbehörden. Man würde „auf politischen Veranstaltungen niemals einen Hammerskin in HS Klamotten antreffen“, teilte Malte Redeker vor einer Weile einem Interessenten mit. Im aktuellen Selbstverständnis der HSN steht gar, dass „politische Aktivitäten und Publikationen einzelner Mitglieder nicht im Namen der Bruderschaft getätigt werden dürfen“, denn die „Bruderschaft verfolgt keine politischen Ziele“.
Der Hintergedanke in Deutschland ist es die regionale Zuordnungen und den Status zu verschleiern – das wären Ansatzpunkte die zu einem Verbot der Gruppe führen könnten. Ihr Auftreten, Struktur und Entscheidungsfindung gleichen der eines Vereins. Ein Verein kann verboten werden. Alle Voraussetzungen dafür sind bei den Hammerskins erfüllt. In einem Protokoll eines Treffens des sächsischen Chapters Ende der 1990er Jahre heißt es in befehlendem Ton: „Aufnäher usw. abreissen, wenn verhaftet. Bei politischen Aktivitäten keine HÄMMER!“
Offenbar reichten oft solche Maßnahmen aus, um aus dem Fokus staatlicher Ermittlungen zu verschwinden.