Die "Deutschen Patrioten mit Migrationshintergrund"
„Du hast Migrationshintergrund? Du liebst Deutschland? Du möchtest dich sowohl für Deutschland als auch für eine bessere Welt engagieren? – Dann komm auch du zu uns Patriotinnen und Patrioten dazu!“. Mit diesem Aufruf wirbt die Gruppierung „Deutsche Patrioten mit Migrationshintergrund“ um Unterstützung.
Zusätzlich tauchen seit Februar 2022 in vielen Berliner Bezirken immer wieder Aufkleber der selbsternannten „Patrioten“ auf. Hinter dieser vermeintlich unverfänglichen Werbeoffensive steht mit Marcelo Fraenkel1 ein Einzelaktivist, der seit einigen Jahren immer wieder an (extrem) rechten Veranstaltungen teilnimmt.
Die Strategie hinter dessen Selbstdarstellung ist simpel: Die positive Bezugnahme auf „deutsche Kultur und Heimatliebe“ dient der Normalisierung nationalistischer Positionen, während die eigene Migrationsgeschichte vor Kritik immunisieren soll.
Nähe zur AfD
Festzustellen war von Beginn an eine Nähe zur AfD und hier insbesondere zu Leyla Bilge. Fraenkel tauchte erstmals 2018 an den von ihr organisierten „Frauenmärschen“ in Berlin sowie bei den von rassistischen Hetzjagden begleiteten extrem rechten Aufmärschen in Chemnitz auf. Seither ist er nahezu regelmäßig bei Kundgebungen der AfD aber auch anderer (extrem) Rechter zu beobachten.
Laut internen Informationen aus AfD-Kreisen soll es zuvor wohl einige Probleme mit der Aufnahme von dem "Patrioten mit Migrationshintergrund" in die Partei gegeben haben. Seine beantragte AfD-Mitgliedschaft sei 2017 auf Antrag des AfD-Landesverband Berlin gestoppt worden. Der AfD-Bezirksvorstand Berlin-Mitte hätte demnach wegen einer Prüfung Widerspruch eingelegt. Später sei der Aufnahme vom Landesverband zugestimmt worden. Doch Fraenkel habe widerrufen und seinen Antrag wieder zurückgezogen, bevor die "Vollmitgliedschaft" in Kraft getreten sei. In einer auf der eigenen Homepage veröffentlichten "Stellungnahme 10.2.2022" ist zum Thema AfD-Unterstützung mittlerweile zu lesen: "Dazu sagen wir: ja was denn sonst? Wir sind Patrioten und unsere ersten Bezugs- und Verbindungspunkte sind natürlicherweise dort, wo auch andere Heimatliebende sind (...)"
Offen nach Rechts
Am 9. September 2018 mobilisierte der Neonazi Nikolai Nerling zu einer „Kulturveranstaltung“: circa 30 Teilnehmende versammelten sich auf der Bundestagswiese zum gemeinsamen „Volkstanz“. Eine Tanz-Partnerin von Fraenkel war hier die rechte Aktivistin Sophia Fuchs. Fuchs hat sich nach eigenen Aussagen auf den „Merkel muss weg“-Aufmärschen in Hamburg politisiert und ist mittlerweile als regelmäßige Autorin des extrem rechten „COMPACT-Magazin“ tätig. Fraenkel selbst besuchte mindestens noch eine weitere „Kulturveranstaltung“ Nerlings am 19. Januar 2019 in Berlin.
Im Juni 2019 war er Teil einer vom Neonazi Eric Graziani organisierten Kundgebung, die in Berlin Bezug nahm auf die sogenannten „Gelbwestenproteste“ in Frankreich. Zuletzt gemeinsam auf der Straße waren beide am 07. Februar 2022 im Rahmen der verschwörungsideologisch motivierten Montagsproteste die – mittlerweile organisiert vom Autokorso „Freie Geister“ - durch Berlin-Mitte ziehen.
- 1Auf der Homepage deupamig.com als Kontakt veröffentlicht