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Zwischen Reha-Sport und rechtem Straßenkampf

Recherchekollektiv Oben Rechts (Gastbeitrag)
David-Mallow Güstrow

David Mallow (dritter von links) führt eine Gruppe Trainingsteilnehmer, welche mit der Bahn teilweise aus Rostock anreisten, im Sommer 2024 zum Rosengarten in Güstrow.

Als neonazistische Partei versucht „Der III. Weg“ seine Anhänger:innen im Kampfsport auszubilden, um sich auch mittels Gewalt durchsetzen zu können. Angriffe und Gewalttaten gegen politische Gegner:innen zeigen, wie weit sie bereit sind zu gehen. 

In Mecklenburg-Vorpommern trainieren sie regelmäßig Kampfsport und Straßenkampf in Güstrow und versuchen so ihre rechte Propaganda mit „Körper und Geist” zu verbreiten. Darin wurden sie vom "T&T Fitness- und Gesundheitsstudio" unterstützt. Dort wurden ihnen Kursräume zum Trainieren zur Verfügung gestellt, während im vorderen Bereich des Studios der normale Betrieb lief. Die Zusammenarbeit zwischen der neonazistischen Kleinstpartei und dem Fitnessstudio ist nicht verwunderlich, schaut man sich den Eigentümer etwas genauer an.

Die Achse Berlin - Mecklenburg Vorpommern

In Mecklenburg-Vorpommern hat die Partei den "Stützpunkt Nord/Ost" gegründet. Dieser pflegt enge Kontakte zu Berliner Neonazis. Im Frühjahr 2024 unterstützten die Berliner Neonazis Larsen A., Lars-Hagen W., Julius F. und Leander Sch. bei Aktionen in Güstrow und Rostock. Die Neonazi-Aktivisten aus MV, David Mallow, Kevin J. und Guido H. tauchten wiederum in Berlin bei einem „Der III. Weg“-Training im Stadtpark Lichtenberg auf.

Schwerpunkt Güstrow

Kampfsporttrainings hält der „Stützpunkt Nord/Ost“ im gesamten Bundesland ab. Den Schwerpunkt bildet jedoch Güstrow. Dort finden besonders viele Trainings statt, regelmäßig und teilweise an öffentlichen Orten. Dies ist nicht verwunderlich, da der Neonazi-Kader David Mallow, welcher die Trainings nahezu immer leitet, in Güstrow wohnt.

Zeitweise konnten die Neonazis ihr Training auch in den Räumen des „Allround Sport Gym“ (ASG) in Güstrow durchführen. Das ASG fällt immer wieder durch seine Verbindungen in die rechte Szene Mecklenburg-Vorpommerns auf. Diese zeigen sich insbesondere bei den vom ASG organisierten „Fight Nights“. Immer wieder treten dort Neonazis als Kämpfer an, sitzen im Publikum, tragen rechte Szenekleidung und arbeiten als Securitys. 

Nachdem bekannt wurde, dass „Der III. Weg“ im ASG eigenständig trainierte, verloren die Neonazis anscheinend den Zugang zum Gym. Stattdessen begann „Der III. Weg“ in aller Öffentlichkeit regelmäßig in den frühen Abendstunden im Rosengarten in Güstrow zu trainieren. Von Seiten der Behörden schien das über Monate geduldet zu werden, auch wenn die Neonazis ungeniert Gruppenkämpfe für den Einsatz auf der Straße probten. Nach einiger Zeit wechselten sie ihren Trainingsort erneut und hielten ihre Einheiten im Güstrower Viertel Distelberg ab. Als die Temperaturen zu sinken begannen, fanden sie jedoch wieder eine Trainingsmöglichkeit im Warmen. Das „T&T Fitness- und Gesundheitsstudio“ in Güstrow gewährte den Neonazis vom „Der III. Weg“ Unterschlupf und ließ sie in einem eigenen Kursraum trainieren.

Einschlägige Kontakte in die rechte Kampfsportszene

Sowohl der Inhaber von T&T Robby Trost, als auch seine Mitarbeiterin Jacqueline Bock haben einschlägige Kontakte in die rechte Kampfsportszene. So wurden im Fitnessstudio Werbefotos für das Merchandise der extrem rechten Kampfsportveranstaltung „Kampf der Nibelungen“ (KdN) gemacht. Dies überrascht nicht, da auch Robby Trost in den sozialen Medien immer wieder in Kleidung der Marke posiert und diese offen anpreist. Privat pflegte er außerdem Kontakt zu dem „Der III. Weg“-Aktivisten wie Guido H. Mit diesem trainierte er beispielsweise am 13. Januar 2025 auf einem Calisthenics Platz in Rostock Toitenwinkel.

Im Onlineshop von KdN findet man darüber hinaus einige Werbefotos, welche die T&T-Mitarbeiterin Jacqueline Bock als Model für die rechte Kleidung zeigen. Die Fotos im KdN-Shop zeigen allerdings nicht nur die Mitarbeiterin von T&T, sondern auch den Gründer und Besitzer Robby Trost selbst. Dies ist vor dem Hintergrund der offenen KdN-Werbung auf Trosts Instagram- und TikTok-Profilen nicht verwunderlich. Auch unter Postings des TikTok-Accounts vom „Kampf der Nibelungen“, welcher von KdN-Gründer Alexander Deptolla selbst verwaltet wird, kann man Kommentare von Trost finden, welche auf ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Deptolla und Trost hindeuten.

Alexander Deptolla gilt als eine der Führungspersonen der Neonazi-Szene in Dortmund und pflegte Kontakte zu den verbotenen „Hammerskins“. Er war über lange Zeit eines der führenden Mitglieder der mittlerweile verbotenen Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmund“ und engagierte sich unter anderem als Vorstandsmitglied bei der NPD bzw. der „Heimat“. Darüber hinaus ist er Hauptorganisator der extrem rechten Kampfsportveranstaltung „Kampf der Nibelungen“. Zwar wurde die Veranstaltung mehrmals verboten, trotzdem zählt sie zu den renommiertesten und größten Kampfsportveranstaltungen der extrem rechten Szene. Sowohl im Publikum, als auch unter den Kämpfenden waren jedes Mal bekannte Neonazis aus Deutschland und anderen Ländern. Auch der Güstrower Neonazi David Mallow, welcher mit seinen Kameraden vom „Der III. Weg“ in den Räumlichkeiten von T&T trainierte, trat bei dem Kampfsportevent an. Die Veranstaltung verdeutlicht das Gewaltpotenzial der extrem Rechten, sowie die weitreichenden Vernetzungen in die Kampfsportszene.

KdN-Gründer Deptolla und Mallow pflegen auch über die Veranstaltung hinaus Kontakt, so dass Deptolla bereits mehrmals in Rostock zu Besuch war. Dabei traf Deptolla auch die T&T Angestellte Jacqueline Bock. Weitere Bilder auf der KdN-Website stammen von einem Fotoshooting am Ostseestrand. Die drei Models für dieses Fotoshooting wurden zwar verpixelt, allerdings lässt sich Jacqueline Bock anhand ihrer Tattoos zweifelsohne als Model erkennen.

Vom verbotenen "Aktionsblog" ins Fitnessstudio

Jacqueline Bock ist seit 2020 Mitarbeiterin bei T&T. Dass sie dem Inhaber Trost auch ideologisch nahe steht, stellt sie schon seit einigen Jahren öffentlich unter Beweis. Bereits in ihrer Jugend hatte Jacqueline Bock Verbindungen zur extrem rechten Kameradschaft „Aktionsblog“ welche vom Verfassungsschutz beobachtet und 2021 vom Innenministerium MV verboten wurde. So zeigte sie sich bereits damals mit Neonazis aus dem Umfeld der Organisation wie Marcel P., Oliver F. und Guido H. Guido H. ist neben David Mallow eine weitere wichtige Figur im Aufbau der "Ortsgruppe Nord/Ost" des „Der III.Weg“. 

Im Jahr 2022 schafften „Corona-Demonstrationen“ in Rostock es deutschlandweit in die Schlagzeilen, da Neonazis und Personen aus dem rechtsoffenen Hooliganmilieu Polizist:innen und Journalist:innen angriffen. An den Demonstrationen beteiligte sich auch Jacqueline Bock und befand sich dabei in unmittelbarer Nähe der Neonazis Marcel P. und Guido H. Sie unterstützte den "Aktionsblog"-Aktivisten Oliver F. während einer der Demonstrationen bei der filmischen Dokumentation der Veranstaltung. Oliver F. war in den Jahren zuvor für die Propaganda-Videos der zu diesem Zeitpunkt bereits verbotenen Gruppe zuständig. Die Kontakte des Neonazimodels verdeutlichen, dass sie sich in Kreisen der extremen Rechten bewegt.

Öffentliche Gelder für extrem rechte Strukturen?

Bislang verfügt „Der III. Weg“ in Mecklenburg-Vorpommern über keine öffentlich bekannten eigenen Räumlichkeiten, weshalb die Partei auf Unterstützung von anderen rechten Akteuren angewiesen ist. Mit dem T&T Studio in Güstrow hatten sie es erneut geschafft einen Ort zum Training -mutmaßlich auch für den Straßenkampf- zu finden. Dass der Inhaber Robby Trost bisher nicht durch seine extrem rechten Postings auf Social Media aufgefallen ist und seit Jahren durch Krankenkassenleistungen finanziert wird, ist besorgniserregend.

Die aktive Unterstützung von rechten Strukturen wie dem „Der III. Weg“ oder auch das Fotoshooting für den „Kampf der Nibelungen“ (KdN) zeigen, dass die Räumlichkeiten des T&T Studios als wichtige Ressource der extrem rechten Szene fungierten. Menschen, die aufgrund einer ärztlichen Verordnung zu den Reha-Kursen in eben dieses Studio gehen, haben keine Ahnung davon, dass sich im Raum nebenan Akteure einer neonazistische Partei trainierten. 

Die Verbindungen zwischen dem Inhaber Robby Trost, der Angestellten Jacqueline Bock, Neonazi-Kadern wie David Mallow und Guido H. und bundesweiten rechten Strukturen wie dem KdN sind öffentlich belegt. Dieses Netzwerk, welches um den Personenkreis um das T&T Studio gespannt ist, lässt sich weder leugnen noch durch öffentliche Distanzierungen reinwaschen, da es seit Jahren auch zur Ideologie der Verantwortlichen des Fitnesstudios gehört. Sollten Krankenkassen und der Bundesverband für Rehabilitationssport keine Konsequenzen ziehen, ist davon auszugehen, dass weiterhin öffentliche Gelder in die Unterstützung rechter Personenkreise und mutmaßlich auch deren Strukturen fließen.