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Das Netzwerk des „Kampf der Nibelungen – Team Berlin“

Exif-Recherche (Gastbeitrag)
Einleitung

Das Neonazi-Kampfsportformat „Kampf der Nibelungen“ (KdN) war europaweit eines der einflussreichsten Projekte der extremen Rechten in den letzten Jahren. Zahlreiche Recherchen haben das umfangreiche Netzwerk des KdN bereits skizziert und damit ein Bewusstsein für diese Erlebniswelt im Neonazi-Milieu geschaffen. Dank des bundesweiten Monitorings unterschiedlicher antifaschistischer Gruppen ist es nun möglich, das bislang verborgene Netzwerk des Kampfsport-Formats in Berlin und Umland darzustellen. Eine längere Version dieser Recherche mit zahlreichen weiteren Details findet sich auf exif-recherche.org   

KdN Team Berlin
(Foto: Exif-Recherche)

Michael R., Sven S., Felix W. und Kaled H. (v.l.n.r.) bei der Anreise zum „Rock gegen Überfremdung II“ in Themar im Juli 2017.

Raus aus der Deckung

Der KdN war bis 2018 das größte jährlich stattfindende Kampfsportevent der extremen Rechten in Europa. Zwischen 2013 und 2017 wurde das Event an wechselnden Orten im Westen Deutschlands konspirativ ausgerichtet und erreichte Besucher*innenzahlen im mittleren dreistelligen Bereich. Jenseits der Events entwickelte sich der KdN zur Marke, zur Plattform und zur Promotion. Der KdN ist zum Multiplikator einer sich professionalisierenden, extrem rechten Kampfsportszene geworden und schaffte es dadurch, lokale Gruppen zu vernetzen.

Zum Zeitpunkt bereits bestens international vernetzt, fand sich der KdN mit einem Turnier im April 2018 erstmals öffentlich beworben im ostsächsischen Ostritz auf dem „Schild & Schwert“-Festival ein. Vor Ort ist auch der zentrale Akteur der Berliner KdN-Struktur: Michael R. Bekleidet ist er mit einem Shirt des KdN, das nur Mitgliedern aus dem Orga-Kreis zusteht. Er dürfte an dem Tag nicht nur einen der Kämpfenden betreut haben, sondern war auch in den Ablauf des Turniers eingebunden. Einige Monate zuvor, als der KdN im Oktober 2017 noch unter konspirativen Umständen in Kirchhundem (NRW) ausgetragen wurde, bestritt R. - Spitzname „Eule“ - einen Boxkampf gegen den Schweizer Neonazi Roman P. Michael R. trat dort für das „Team KDN“ an, was seine Stellung innerhalb der Organisation deutlich macht. Vor Ort seien für ihn „zahlreiche Unterstützer im Publikum“ gewesen, heißt es in einem Bericht im Neonazi-Magazin „N.S. Heute“. Der 1987 geborene R. stammt ursprünglich aus dem Berliner Raum, verzog jedoch nach Franken, wo er offenbar in den 2000er Jahre begann, öffentlich wahrnehmbar politisch aktiv zu werden. Es folgte eine einschlägige politische Karriere. Seine letzte Station in Franken war das im Sommer 2014 verbotene „Freie Netz Süd“. Danach änderte sich offensichtlich sein Lebensmittelpunkt in Richtung seiner alten Heimat Berlin. Bis etwa 2021 wohnte er im Raum Wandlitz, nördlich der Stadtgrenze der Hauptstadt. 2017 fiel er Antifaschist*innen erstmals im Zusammenhang mit der Berliner Neonazi-Szene auf. Bepackt mit einem bislang unbekannten Transparent nahm er im Juli 2017 am RechtsRock-Konzert „Rock gegen Überfremdung II“ im thüringischen Themar teil.

In seiner Reisegruppe befand sich auch Sven S., genannt „Schmitte“ aus Berlin. Der in Berlin-Lichtenberg wohnhafte Mittdreißiger hat keine nachvollziehbare „Karriere“ in der Berliner Neonazi-Szene. Sein Auftritt in Themar war bislang der einzige Anlass im klassischen Neonazi-Milieu, der dokumentiert werden konnte. Sven S. dürfte den Zugang zur organisierten extremen Rechten über Michael R. gefunden haben.

Beide wirkten schon 2017 unzertrennlich, wobei nicht klar ist über welche Aktivitäten sie sich ursprünglich kennenlernten: über den Boxsport oder über das Hooliganmilieu des Berliner Fußballclub Dynamo, kurz BFC Dynamo. Engen Kontakt zur Berliner Struktur hält insbesondere das Aushängeschild des KdN, Alexander Deptolla, der kürzlich von Dortmund nach Sachsen-Anhalt verzogen ist. Regelmäßig reist Deptolla in die Hauptstadt, um seine Kontakte zu pflegen. Gemeinsame Abende im Restaurant u.a. mit S. und R. gehören fest dazu. Andererseits waren die beiden Berliner regelmäßig zu Besuch in Dortmund. Der einzige bekannte Kampf den Deptolla bestritt, fand im Herbst 2020 statt, im Rahmen eines Online-Streams des KdN. Der Stream war ein Versuch, den KdN - trotz faktischem Verbot in 2019 und der Pandemie - einer Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Während ein Teil der Kämpfe in einem von Neonazis betriebenen Gym in Thüringen aufgezeichnet wurde, fand Deptollas Boxkampf in einem Abstellraum in einem Gewerbegebiet im brandenburgischen Zossen statt – maßgeblich umgesetzt vom Berliner Netzwerk des KdN.

Gekämpft hatte Deptolla dort gegen den umtriebigen und seit etlichen Jahren aktiven Berliner Neonazi Oliver Oeltze. Die beiden kennen sich schon länger. Spätestens seit Oeltzes Zeit beim „Nationalen Widerstand Berlin“ und Deptollas Engagement beim „Nationalen Widerstand Dortmund“ in den 2000er Jahren. Die Strategie und das Organisationsprinzip der „Freien Kameradschaften/Freien Kräfte“ verband die beiden Gruppen, weshalb ein reger Austausch stattfand. Die dadurch entstandene Freundschaft u.a. zu Oeltze öffnete Deptolla in Berlin viele Türen. Oeltze, der wegen brutaler Übergriffe mehrere Jahre in Haft saß, ist heute Führungsfigur des Berliner Stützpunktes der Partei „Der III. Weg“.

Als Unterstützung für Oeltzes Kampf für den Online-Stream 2020 konnte Sebastian G. ausgemacht werden. Der bis Mitte 2023 in Ahrensfelde bei Berlin wohnhafte Mittdreißiger, ist ein langjähriger Mitstreiter von Oeltze. Einen Großteil ihrer politischen Laufbahn bestritten sie zusammen. G. ist aktuell die Nummer Zwei innerhalb der Berliner Struktur des „Der III. Weg“. Sein Engagement im Kampfsport kann schon seit ein paar Jahren verfolgt werden, wie auch seine Anpassung an den „Straight Edge“-Lebensstil. Diese Komponenten führten ihn vor nicht allzu langer Zeit zur neonazistischen Gruppierung „Wardon 21“. Als Abgesandter von „Wardon 21“ coachte Sebastian G. erst im Mai 2023 in Ungarn den sächsischen Neonazi Julian M., als dieser dort bei der neonazistischen „European Fight Night“ antrat. Das Kampfsportevent wurde vom KdN mitorganisiert und galt als Ausweichveranstaltung für die in Deutschland verbotenen Turniere.

Für Deptolla fanden sich am improvisierten Ring beim Kampf gegen Oeltze 2020 nicht wie erwartet bekannte Dortmunder Neonazis ein. Stattdessen wurde er dort von Sven S. und Michael R., sowie mit hoher Wahrscheinlichkeit von Tom Staletzki betreut. Letzterer ist ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt. Er gehörte nicht nur den Kreisen des „Nationalen Widerstand Berlin“ und der 2016 verbotenen „Weisse Wölfe Terrorcrew“ an, sondern war u.a. mit Oeltze an dem neonazistisch motivierten, brutalen Überfall auf den alternativen Stadtteil Leipzig-Connewitz im Januar 2016 beteiligt. Auf Aufmärschen oder sonstigen öffentlichen Veranstaltungen der extremen Rechten ist Staletzki seit Jahren nicht mehr gesichtet worden. Dafür nimmt er an internen Zusammenkünften Teil, besuchte etwa im April 2021 – gemeinsam mit Michael R. – die Dortmunder Neonaziszene um Alexander Deptolla.

Fußball-Gewalt als Schnittmenge

Die Fanszene des Ostberliner BFC Dynamo ist seit Jahrzehnten eng mit der Berliner Neonaziszene verstrickt. Im Stadion und in den Fan-Treffpunkten findet sich dementsprechend ein breites Spektrum: rechts-­offene Personen und unorganisierte Neonazis bis hin zu Anhängern der militanten Szene, wie Mitglieder der „Hammerskin Nation“ oder Kadern aus „Die Heimat“ (vormals NPD), deren „Junge Nationalisten“ und „Der III. Weg“. Ein besonderes Merkmal des BFC Dynamo ist eine verhältnismäßig schwach ausgeprägte Ultra- und eine besonders relevante Hooliganszene. Trotz der vergleichsweise geringen sportlichen Relevanz des BFC Dynamo ist dessen Hooliganszene personell stärker aufgestellt als die der beiden Berliner Erstligavereine Union Berlin und Hertha BSC. Heute sind es die Gruppen „Ostfront“ und „Riot Sport“ die sich im Namen des BFC Dynamo sogenannte „Ackerkämpfe“ mit anderen Hooligangruppen liefern.

Dem aktiven Teil der Hooliganszene gehören schließlich Michael R., Sven S. und Tom Staletzki an. Sie alle posieren immer wieder mit interner, nicht frei verkäuflicher Bekleidung der Gruppe „Ostfront“. Ein Banner der Gruppe zeigt u.a. die Losung der Wehrmacht „Gott mit uns“. R. trug auch im Ring des „Kampf der Nibelungen“ im Oktober 2017 ein Shirt der „Ostfront“. Wiederum im April 2018, als R. im Orga-Team des KdN bei einem Turnier auf dem „Schild & Schwert“-Festival in Ostritz aktiv war, konnte eine Einbindung weiterer „Ostfront“-Hooligans beobachtet werden. So schien R. dort zudem als Coach von Oliver D. aus Berlin gewirkt zu haben. Der damals Anfang Zwanzigjährige D. war bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich als Anhänger der rechten Hooliganszene um „Ostfront“ bekannt.

Ein anderer Kämpfer in Ostritz präsentiert sich bis heute als Angehöriger der „Ostfront“: Hajo B. Der in Berlin lebende B. bestritt seinen ersten professionellen Kampf bereits im Mai 2014 bei der „Greifswalder Fight Night“ in Mecklenburg-Vorpommern. Wenig überraschend gehören Spiele gegen Vereine mit einer aktiven antifaschistischen Fanszene zu den besonders hitzigen Partien des BFC Dynamo. Mehrmals versuchten in der Vergangenheit rechte  Hooligans des BFC Dynamo im eigenen Stadion etwa zu den Gästefans des SV Babelsberg 03 oder der BSG Chemie Leipzig durchzudringen. Als der BFC Dynamo im November 2018 auswärts beim SV Babelsberg 03 spielte, versuchte das angereiste Fan-Klientel zum Treffpunkt der Babelsberger Fanszene zu gelangen.

An diesem Versuch beteiligte sich nicht nur u.a. Michael R., sondern auch Domenic von der P., genannt „Domi“. Letzterer ist über die Grenzen von Berlin hinaus als Aushängeschild der Hooliganszene des BFC Dynamo, als durchsetzungsstarker Türsteher und als erfolgreicher, mittlerweile inhaftierter Drogendealer bekannt. Er war schon in den 2000er Jahren an den „Nationalen Widerstand Berlin“ angebunden. Von der P.’s Schnittmenge zur Neonazi-Szene war in den letzten Jahren vor allem durch sein Wirken im rechten Hooligan-Milieu ersichtlich. Für Kampfsport-Trainings reiste er  - zwischen seinen Haftjahren - in die Ukraine. So ist er etwa bei einem Training im Kiewer „Fight Club Ataman“ zu sehen, das bekannt ist für seine Verbindungen in die extreme Rechte. Seine Verbindungen in die ukrainische Neonaziszene führte auch im Sommer 2019 zu einem Fotoshooting mit zentralen Akteuren der extrem rechten Kiewer Hooliganszene für die Kampfsportmarke „Label 23“ aus Cottbus.

An dem besagten Training im Kiewer „Fight Club Ataman“ nahm auch der Berliner Richard A. teil. Ihm eilt der Ruf voraus besonders gewalttätig zu sein. Er ist aktiver Hooligan des BFC Dynamo und im Berliner Sicherheits- und Türstehermilieu fest verankert. Politisch äußert er sich, vor allem öffentlich, nur selten. Zuletzt nahm er aber am 18. November 2020 in Berlin an einem „Querdenken“-Aufmarsch teil, der sich gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie richtete. Tausende hatten sich damals trotz Versammlungsverbot um das Brandenburger Tor zusammen gefunden und wähnten sich bereits in „Tag X“-Stimmung. Etliche organisierte Neonazi-Gruppen aus ganz Deutschland fanden sich damals ein, um den möglichen Umsturz zu unterstützen, darunter zahlreiche Kampfsportler um den „Kampf der Nibelungen“.

Richard A. befand sich an dem Tag in einer Gruppe u.a. mit Michael R. und Maik P. Maik P., geborener J., ist Dreh-und Angelpunkt der aktiven Hooliganszene des BFC Dynamo. Der 1979 Geborene gehört zwar zur „alten Garde“ um die „Acker“-­Gruppen des Fußballclubs, wirkt aber wie der Motor der Generation Hooligans um Michael R., Sven S., Richard A. und Co. Kaum eine Woche vergeht, in der er nicht beim Training mit den unterschiedlichen Personen dieses hier geschilderten Netzwerks festzustellen ist. Den Nachnamen „P.“ nahm Maik P. 2021 mit der Heirat seiner Partnerin an. Vermutlich hatte er diese über Philip Palm kennengelernt.

Maik P. und Philip Palm unterhielten dann 2022 bereits die selbe Wohnanschrift in Berlin-Friedrichsfelde. Philip Palm konnte schon vor zehn Jahren als Angehöriger der Hooligan-Szene des BFC Dynamo ausgemacht werden. Zeitweise galt er als „Ausmacher“, d.h. jener der die Kontakte zu den unterschiedlichsten Hooligangruppen pflegt und in die Organisierung von „Ackerkämpfen“ eingebunden ist. Die Verbindung zwischen den Akteuren dieses Netzwerks wird besonders durch ihre sozialen Events deutlich. Als Philip Palm im Mai 2023 einen Profiboxkampf in Berlin bestritt, fand sich im Zuschauerraum fast das gesamte Netzwerk des rechten Hooligan-Milieus des BFC Dynamo ein. Als der Tross aus Hooligans, Kampfsportlern und Rockern, welcher Philip Palm anfeuerte, leiser wurde, versuchte kein geringerer als der KdN-Kämpfer Michael R. den Mob zu motivieren.

„Der III. Weg“ als ideologisches Standbein

Verbindungen der Hooligans des BFC Dynamo zum Berliner Stützpunkt von „Der III. Weg“ gibt es zahlreiche. Die älteren Kader der Kleinstpartei und einige der Hooligans des BFC Dynamo kennen sich noch aus gemeinsamen Zeiten beim „Nationalen Widerstand Berlin“. Der Nachwuchs wiederum professionalisiert aktuell seine Gewalt durch Trainings mit den Hooligans und baut sich darüber hinaus sein eigenes Netzwerk in der Fanszene des BFC Dynamo auf. Eine identitätsstiftende, altersübergreifende Bezugnahme erfolgte beispielhaft durch das Verbreiten von „White Lives Matter“-Shirts, wobei das „h“ stilistisch in Frakturschrift gehalten ist, so wie es in Motiven der Hooliganszene weltweit genutzt wird. Das Shirt stammt aus der Hooliganszene des BFC Dynamo, wird aber nicht nur da getragen, sondern eben auch von Mitgliedern des Berliner Stützpunkts der Partei „Der III. Weg“.

Während die rechte Hooliganszene die Öffentlichkeit weitgehend scheut und eine eher lose Organisationsform darstellt, ist die straffe Kader-Organisation von „Der III. Weg“ der genaue Gegenentwurf. Mitglieder der Partei sind ständiger Beobachtung ausgesetzt und können nicht so einfach an Trainings bekannterer Gyms teilnehmen. Sie sind immer davon bedroht, dass ihre Aktivitäten aufgedeckt werden. Auch aus diesem Grund wurde die „AG Körper & Geist“ innerhalb der Partei gegründet. Die Mitglieder dieser trainieren nicht dafür um irgendwann im Wettkampfsport aktiv zu werden, sondern verfolgen das Ziel, ihre Mitglieder für den „Tag X“, den Tag des politischen Umsturzes, fit zu machen. In den Trainings wird im militärischen Drill Kampfsport mit Eigenkraft-Übungen kombiniert. Dazu kommen Unternehmungen wie Leistungsmärsche, die gern in militärischen Outfits ausgetragen werden.

Im Vergleich zu anderen, parteiähnlichen Strukturen setzt „Der III. Weg“ seit vielen Jahren schon auf körperliche Ertüchtigung. Oliver Oeltze und Sebastian G. sind im Berliner Ableger die treibenden Kräfte der „Arbeitsgruppe“. Nicht nur aufgrund ihres Alters, sondern vor allem durch ihr jahrelang gepflegtes Netzwerk innerhalb der Szene, im In-und Ausland. Dabei scheint sich G. immer mehr zu profilieren, besonders durch sein Mitwirken bei „Wardon 21“. Diese Gruppe ist einer der wichtigsten Unterstützer des „Kampf der Nibelungen“ und gab der neonazistischen Kampf-und Kraftsportszene ihren ideologischen Rahmen.

Gemeinsam öffentlich in Erscheinung trat die Berliner Struktur um „Der III. Weg“ mit „Wardon 21“ in einem Musik-Video des neonazistischen Rappers „Kombaat“.  Dahinter steckt der aktuell inhaftierte Multi-Funktionär Manuel Eder aus Österreich, welcher als Initiator von „Wardon 21“ gilt. Im Video selbst, welches im November 2022 veröffentlicht und zu großen Teilen in Berlin-Hellersdorf gedreht wurde, erkennt man einige Personen des hier dargestellten Netzwerks als Darsteller, wie Oliver Oeltze und Sebastian G. Auch Jeffrey M. aus Brandenburg, der „Wardon 21“ angehört, sowie Larsen A. aus Berlin und Neonazi-Musiker Tobias Vogt aus Strausberg sind erkennbar. Zudem wirken Neonazis mit, die vormals in anderen Strukturen ihre politische Heimat hatten und aktuell bei „Der III. Weg“ aktiv sind. Etwa Christian Schmidt aus Berlin-Buch und Andrew Stelter, beide einst NPD-Funktionäre, sowie Andreas T. und Roland S., die beide im NPD-nahen „Nationalen Widerstand Berlin“ organisiert waren und Leander S. der vormals der JN angehörte.

Dazu gesellte sich im Video und für Promo-Fotos eine ganze Riege junger Neonazis, die vor ein paar Jahren u.a. der „Division MOL“ angehörten, nun aber Teil der „Nationalrevolutionären Jugend“, der Jugendorganisation von „Der III. Weg“, sind. Dazu gehören Malwig S., Erik S., Franz S., Thore O. und Lev L.. Hinsichtlich Thore O. schließt sich der Kreis zur Hooliganszene des BFC Dynamo erneut. Er gehört seit 2022 der „Ostfront“ an und nimmt regelmäßig an den Trainings der Hooligans teil, auch bei befreundeten Gruppen im nahen Polen. Im Mai 2023 war O. außerdem Teil einer größeren Delegation Berliner Hooligans um Michael R., Maik P. und Richard A., die ein Spiel von Pogón Szczecin besuchten. Thore O.s Kameraden Franz S., Malwig S., Lev L. und Erik S. sind zwar nicht Teil der aktiven Hooliganszene des BFC Dynamo, besuchen aber dennoch regelmäßig die Spiele des Viertligisten. Sie bewegen sich im Stadion vor allem im Block um die Fan-Gruppe „Fraktion H“ und deren Nachwuchs „Piefkes“.

Der Netzwerk-Gedanke

Die Recherche zeigt, dass es durchaus eine Zweiteilung des Personenkreises gibt, der sich als „Kampf der Nibelungen - Team Berlin“ versteht. So bewegt sich der eine Teil um Sven S., Michael R. und Tom Staletzki primär in der (rechten) Hooliganszene des BFC Dynamo, während der andere Teil um Oliver Oeltze und Sebastian G. vor allem durch ihre Aktivitäten bei der Partei „Der III. Weg“ in Erscheinung treten. Die Teile aufgrund ihrer unterschiedlicher Aktivität voneinander getrennt zu betrachten wäre aber falsch. Die Vielzahl an Überschneidungen zeigt, dass ein regelmäßiger Austausch besteht, persönlicher sowie politischer Natur. Die Kontakte sorgen dafür, dass eine gegenseitige Unterstützung stattfindet, wenn notwendig. Teils kennen sich Einzelne aus dem Zusammenhang seit über 20 Jahren und dürften auch deshalb ein immenses Vertrauen zueinander haben. Dem hier skizzierten Netzwerk gehören noch viel mehr Personen an. Es besteht eine Vielzahl von engen Kontakten in die Berliner Kampfsportszene, in die Organisierte Kriminalität, ins Sicherheitsgewerbe und sogar in den Profiboxsport.