Das Nachkriegsnetz der SS
Es ist schwierig, Verbrechen des NS-Regimes während des Krieges aufzutun, die nicht in irgendeiner Weise mit der Waffen-SS verknüpft sind. Die SS hatte sich den politischen Zielen der NSDAP verschrieben und war schon per Statut eine verbrecherische Organisation, von der das Nürnberger Tribunal zu Recht keinen Teil ausnahm. Doch die Bilanz der Rechtsprechung sieht anders aus: Von den vielen tausenden Mitgliedern der Mordkommandos wurden nur 24 (!) verurteilt. 14 Todesstrafen wurden ausgesprochen, von denen vier ausgeführt wurden. Die restlichen erhielten langjährige Freiheitsstrafen, die in den wenigsten Fällen abgesessen werden mussten. Der Kalte Krieg brachte den meisten inhaftierten Naziverbrechern schon bald wieder die Freiheit.
Die Flucht-Netzwerke der SS
Der SS- General Felix Steiner (SS-Nr. 253.351), der mit den Resten seines „III. (germanischen) SS-Panzerkorps“ noch an den letzten Schlachten um Berlin beteiligt war, hätte am Ende des Krieges lieber - wie sein Vorgesetzter Heinrich Himmler - die SS-Divisionen den westlichen Alliierten überführt, um gemeinsam den Krieg gegen die Sowjetunion fortzusetzen. Gegenüber Léon Degrelle (Deckname: José León Ramírez Reina), der die belgischen und französischen SS-Freiwilligen anführte (und heute noch im internationalen Neonazinetzwerk aktiv ist), regte er Anfang April 1945 an, die vorrückenden westlichen Alliierten in großer Schrift mit einem »Hier ist die antisowjetische Front« zu empfangen. Doch ein wenig mussten sich die führenden SS-Funktionäre noch gedulden. Felix Steiner verbrachte drei Jahre in englischer Kriegsgefangenschaft. Sicherlich nicht der schlechteste Ort für ihn, wo er z.B. nicht nach der Ermordung von 600 galizischen JüdInnen im Sommer 1941 durch seine ihm unterstellte SS-Division »Wiking« befragt wurde. Interessant zu wissen wäre auch, ob den Engländern zu der Zeit bereits bekannt gewesen war, das die Dienststelle des NS-Falschgeldvertreibers Friedrich Schwend (Deckname Dr. Fritz Wendig) in Italien als eine Stelle des Steiner- Korps geführt wurde, nämlich als »Sonderstab - Generalkommando III. Germanisches Panzerkorps« und von Steiner-Soldaten bewacht wurde. Immerhin hatten die Nazis mehr als 40% der englischen Pfundnoten von KZ-Häftlingen fälschen lassen1 .
Gleich nach Kriegsende begannen die ehem. SS'ler unter den Augen der westlichen Alliierten und - wie mittlerweile bekannt ist - zum Teil tatkräftiger Hilfe westlicher Geheimdienste die Flucht hochkarätiger Kriegsverbrecher zu organisieren und die Infrastruktur für den Kampf um ein »Europa von morgen« zu schaffen. Zu diesem Zweck wurden in den folgenden Jahren eine ganze Reihe von illegalen und legalen Organisationen ins Leben gerufen. Unter dem (fiktiven) Namen »Die Spinne« sollen Insassen des österreichischen Internierungslager für ehemalige Nationalsozialisten in Glasenbach unter der Führung von Johann von Leers tätig geworden sein. Laut einiger Forschungen soll auch der ehem. SS-General und spätere Gründer der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS“ (HIAG), Paul Hausser, eine führende Rolle in »Die Spinne« gehabt haben. Die »Spinne« soll sich 1949 aufgelöst haben, aber zu der Zeit arbeiteten bereits die ODESSA und andere SS-Geheimbünde.
Durch die Hilfe der realen Gruppen wie der „Organisation der ehemaligen / entlassenen SS-Angehörigen“ (ODESSA) von Otto Skorzeny schleuste ein internationalen Netz massenweise NS- Kader aus Deutschland und dabei nicht zuletzt aus alliierten Gefangenenlagern heraus. Massenmörder wie Adolf Eichmann oder Josef Mengele fanden über die »Vatikanlinie« (auch »Rattenlinie« genannt) ihren Weg nach Südamerika. Der im Vatikan für diese Linie verantwortliche österreichischen Bischof Alois Hudal rühmte sich, mit seiner Fluchthilfe 50.000 Personen geholfen zu haben. Als ein weiter führender Kopf der Fluchtorganisation galt der faschistische kroatische Franziskaner-Priester Krunoslav Draganović („Goldener Priester“). Er war paralell für das Geheimdienst-Projekt „Counter Intelligence Corps“ (CIC) der USA tätig.
Der ehem. NS-Gauleiter Karl Kaufmann und der ehem. Generalleutnant Hasso von Manteuffel sollen eine Gruppe namens »Bruderschaft« angeführt haben, die zahlreiche Offiziere der SS-Division »Großdeutschland« und der SS- Polizei aus allen vier Besatzungszonen umfaßte. Vier Jahre reichten aus, um eine zwei Divisionen umfassende Geisterarmee aufzustellen. Adenauer lehnte es jedoch in einem Geheimtreffen mit Hasso von Manteuffel ab, diese Divisionen als Kern für eine zukünftige deutsche Armee zu übernehmen. Teile der »Bruderschaft« wurde später als „Naumann-Kreis“ bzw. "Gauleiter-FDP" bekannt, die an einer Unterwanderung der bürgerlichen Parteien, vor allem der FDP, arbeiteten. Die ODESSA führte das Herausschleusen der von Gefängnis bedrohten Nazi-Verbrecher fort. Über ihre guten internationalen Kontakte konnte sie z.B. aus Argentinien echte Pässe mit gültigen Personenkennziffern besorgen.
Die HIAG
Durch die Gründung der HIAG kümmerten sich Teile des ODESSA-Netzwerk um die Etablierung der SS im öffentlichen Leben der BRD. Unter dem ehem. ODESSA-Beauftragten und ehem. SS-Offizier Richard Schulze-Kossens (bis zu seinem Tod 1988 war er Mitglied des "Kameradenwerk Korps Steiner") entfaltete sich 1951 innerhalb von wenigen Wochen ein Netz der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS“ (HIAG) mit 376 Gruppen. Zu HIAG-Treffen in Hamburg allein kamen schon bis zu 1.700 Mitglieder. Unter dem Deckmantel der »Kameradensuche« stand der ODESSA ein weitflächiges Kontaktnetz zur Verfügung.
In der Öffentlichkeit hat die HIAG immer wieder versucht, den Namen der Waffen-SS von den Verbrechen der Nazis abzukoppeln. Sie stellen sich immer wieder als »normale Soldaten« dar, als »europäischen Stoßtrupp gegen den Kommunismus«. Es reicht ein Blick auf das erste Leitungsgremium der HIAG (Felix Steiner, Herbert Gille und Paul Hausser), um festzustellen, daß sie kein Geselligkeitsverein normaler Soldaten ist.
Der ehem. SS-Generalleutnant Felix Steiner (SS-Nr. 253.351) begann seine Militaristenkarriere bereits im I.Weltkrieg. Die letzten Kriegsjahre befehligte er das von SS- Soldaten gebildete „III. Germanische Panzerkorps“. Nach dem II. Weltkrieg blieb er in der Redaktion von die „Deutsche Soldaten-Zeitung“ und in der „Gesellschaft für Wehrkunde“ politisch aktiv.
Der ehem. SS-General Herbert Gille (SS-Nr. 39.854) führte nach Steiners Wechsel zum „III. Germanischen Korps“ die SS-Division »Wiking«, als deren Kommandeur er den größten Teil seiner Kriegsverbrechen beging. Gille gehörte zu den engsten Vertrauten Hitlers und Himmlers beim Aufbau der Waffen-SS. Beim Überfall auf Polen war Gille bereits Kommandeur des Artillerieregiments der Waffen-SS. Nach Beobachtungen des englischen Geheimdienstes tauchte er nach 1945 im Umfeld der „Bruderschaft“ von Karl Kaufmann wieder auf.
Der dritte im Bunde, Paul Hausser, hatte als einer der Hauptorganisatoren der Waffen- SS ein ähnlich enges Verhältnis zu Hitler und Himmler wie Gille. Hausser leitete die SS- Junkerschule in Braunschweig. 1936 wurde er von Himmler zum Inspekteur der SS-Verfügungstruppe ernannt. Es war Hausser, der bei dem Niedermetzeln der Bevölkerung des Warschauer Ghettos im April und Mai 1945 den Befehl zur Zerstörung gab. Etliche Länder West- und Osteuropas, auch die Sowjetunion, machten die blutige Bekanntschaft mit seinen SS- Divisionen. Seine Einheiten »Leibstandarte Adolf Hitler«, »Das Reich« und »Totenkopf« führten die »Taktik der verbrannten Erde« in Osteuropa besonders rücksichtslos durch. Am Schluß leitete er die „Heeresgruppe G“. Laut dem britischen Geheimdienstes nahm auch Hausser später Kontakt zum Personenkreis der „Bruderschaft“ auf.
Die in der HIAG vereinigten »Traditionsverbände« entfalteten eine rege Aktivität. Schon bald gehörte es zum Alltag, daß Vertreter der bürgerlichen Parteien, inkl. der SPD, an den Treffen der ehem. SS'ler teilnahmen und Sympathiebekundungen für die »tapferen Soldaten« abgaben. Im Juli 1953 hielt Gille eine Rede auf einem Soldatentreffen in Hannover. Eine nach der Kundgebung aufgenommene Fotografie zeigt Gille beim Händedruck mit dem damaligen Vizekanzler Franz Blücher (FDP).
Mit der Existenz der Bundeswehr entwickelten sich eine Menge Querverbindungen bzw. konnten alte weiter genutzt werden. Schon 1950 hatte sich der FDP-Abgeordnete Erich Mende mit Erfolg im Bundestag für die Auszahlung der Renten an SS-Angehörige stark gemacht. Die Waffen-SS wurde damit statt zu einer Gliederung der NSDAP zu einem Teil des öffentlichen Dienstes erklärt. Die Rentenansprüche der SS-Berufssoldaten wurden anerkannt und später wurden auch noch die (freiwilligen) Dienstzeiten der SS-Verfügungstruppe, die Vorläuferin der Waffen-SS, nachversichert. Vor dem letzten Schritt, auch noch die Zeiten in den Totenlopf-Wachverbänden, die die Vernichtung in den KZs besorgten, nachzuversichern, schreckte der Bundestag allerdings zurück. Für die Bundeswehr erließ der Personalgutachterausschuß im Bundestag die Richtlinien, wonach ex-Waffen-SS'ler bis zum Sturmbannführer (Oberleutnant) aufwärts unter Anerkennung ihres früheren Dienstgrades in die Bundeswehr aufgenommen werden durften. 1959 war die SS so weit in die BRD-Gesellschaft integriert, daß sich die HIAG auch unverblümt zum »Bundesverband der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS e.V. - Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit (HIAG)« umbenennen konnte. Der ehem. SS-Generalmayor Kurt Meyer (SS-Mitglieds-Nr. 17.559), von seinen Kameraden »Panzermeyer« genannt, prägte 1959 als HIAG-Sprecher den Ausspruch: »Wir wollen über die Vordertreppe in den Staat.«
Dies ist längst geschehen, und die HIAG vergißt seitdem auch nicht, in ihren Veröffentlichungen darauf zu pochen, wie sehr sie auf dem Boden der Verfassung steht. Die Anerkennung als gemeinnützige Organisation konnte der HIAG-Bundesverband schon 1956 beim Finanzamt Hagen verbuchen.
Wohlhabende Ex-SS-Männer
An finanzieller Unterstützung dürfte es der HIAG vermutlich nicht mangeln. Zahlreiche frühere SS-Kameraden haben in West-Deutschland Karriere gemacht. Der ehem. SS-Standartenführer Kurt Becher wurde von uns in diesem Sinne bereits im Antifaschistischen Infoblatt (AIB) Nr. 8 beschrieben. Kurt Bechers Nazi-Karriere führte von Massakern in der Sowjetunion über die Plünderung des Warschauer Ghettos nach Ungarn, wo er die Aneignung ungarischer Konzerne organisierte und Menschenhandel mit bedrohten reichen Juden betrieb. In West-Deutschland galt er zeitweilig als einer der reichsten Männer mit einem geschätzten Vermögen von 30 Millionen US-Dollar.
Der ehem. SS-General Josias zu Waldeck und Pyrmont war nach dem II. Weltkrieg zeitweilig Hessens größter Grundbesitzer. Er wußte ebenso wie Kurt Becher seine Position in der NS-Zeit zum eigenem Vorteil zu nutzen. Er hatte dem Volksgerichtshof angehört und war als »Oberster Gerichtsherr« im KZ Buchenwald tätig. Mit Hilfe Himmlers konnte er durchsetzen, daß sein Großgrundbesitz zum »Erbhof« erklärt wurde, obwohl dies nach den Nazi-Gesetzen eigentlich nicht möglich war. Seinem Sitz Arolsen verschaffte zu Waldeck SS-Garnisonen, eine SS-Führerschule und ein Außenlager des KZ Buchenwald. AntifaschistInnen ist Arolsen als Ort von HIAG-Treffen ein Begriff. Nach dem Krieg erhielt der General der Waffen-SS zu Waldeck eine lebenslange Freiheitsstrafe, wurde aber schon bald begnadigt. Weiteren Verfahren anderer Schwerverbrechen aus der NS-Zeit entzog er sich mit ärztlichen Attesten.
Die "Stille Hilfe"
Mit der Gründung des Vereins „Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte“ (»Stillen Hilfe«) wurde ein Teil der Gefangenen- und Fluchthilfe der ODESSA legalisiert. Geschaffen wurde diese Gefangenenhilfe u.a. von früheren SS-Funktionären wie Wilhelm Spengler und Heinrich Malz. Nach außen leitete Helene Elisabeth Prinzessin von Isenburg die Arbeit. Dieser »humanitäre« Verein konnte sich immer reichlicher Unterstützung aus bürgerlichen und kirchlichen Kreisen sicher sein.
Die „Kappler-Befreiung“ 1977 ist ein gutes Beispiel für das Zusammenwirken legaler und illegaler Ebenen der früheren SS-Strukturen. Der frühere SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler, der einst als Chef der deutschen Sicherheitspolizei und des SD „als Henker von Rom“ in Italien wütete. Bereits 1955 gründeten der frühere Offizier in der „Leibstandarte Adolf Hitler“ Dietrich Ziemssen und der frühere SS-Offizier Jürgen Marloh innerhalb der HIAG das „Hilfskomitee – Freiheit für Kappler“.
Kappler wurde von der »Stillen Hilfe« umsorgt. Seine Ehefrau Anneliese Kappler-Wenger (Soltau bei Lüneburg) flog mindestens einmal wöchentlich nach Rom. Die Kosten sollen u.a. von der „Stillen Hilfe“, dem „Deutschen Rote Kreuz“ und dem „Verband der Heimkehrer“ getragen worden seien. Andere Quellen behaupteten eine Reihe von Flügen seien aus Haushaltsmitteln des Bundesinnenministeriums finanziert worden. Der „Stille Hilfe“ Funktionär und Rechtsanwalt Rudolf Aschenhauer bekam sein Honorar für die Unterstützung von Herbert Kappler ganz offiziell von der Rechtsschutzstelle des Auswärtigen Amtes bezahlt. 1977 wurde Kappler wegen einer Krebserkrankung in das Ospedale Militare Celio in Rom verlegt. Von dort gelang ihm am 15. August 1977 mit Hilfe seiner Frau die Flucht nach Deutschland. Die Überquerung der italienisch-österreichischen und der österreichisch-deutschen Grenze stellte kein Problem dar, weil Kappler einen offiziellen deutschen Reisepass besaß. Die Deutsche Botschaft in Rom hatte dem Häftling den Pass im Jahre 1976 ausgestellt.
Vor dem Haus der Kapplers in Soltau zogen Mitglieder der neonazistischen „Wiking Jugend“ (WJ) und Kriminalpolizisten zum Schutz vor AntifaschistInnen auf.
Anneliese Kappler-Wenger war schon in ihren jungen Jahren aktive Mitarbeiterin im ODESSA Netzwerk. Sie stand in Kontakt mit den HIAG-Mitgliedern des „Hilfskomitee – Freiheit für Kappler“. Auf dem Siegener Konto des »Hilfskomitees« wurden Hunderttausende von DM gesammelt. Der HIAG-Funktionär Ziemssen hatte Kappler und Reder noch kurz vor der Befreiungsaktion besucht. Begleitet wurde er von dem früheren SS-Offizier Richard Schulze-Kossens, einem der HIAG-Gründer und einer der »Steiner-Kameraden«.
Das »Kameradenwerk Korps Steiner«
Auf dem Soldaten-Friedhof in Halbe (Brandenburg) traten bei dem Neonazi-Aufmarsch für die gefallenen SS- und Wehrmacht-Soldaten auch das „Kameradenwerk Korps Steiner“ von Kurt Meyer aus Mülheim auf.2 Das Steiner-Kameraden-Werk verfügt auch über Querverbindungen in höhere Kreise – so z.B. zum „Remter“-Netzwerk. Regelmäßiger Versammlungsort des „Kameradenwerk Korps Steiner“ in Hamburg war das Remter- Restaurant am Holstenwall. Das „Remter“-Netzwerk setzt sich vor allem aus Rechtsanwälten, Doktoren und Dozenten zusammen und versucht, ihren Einfluß in den Bereichen von Justiz, Wissenschaft und Kultur auszubauen. Es ist ein kleines, aber einflussreiches Netzwerk, das die Rolle eines Think Tanks spielt (Strategien und Ideologien entwickelt) und ihre Erfahrungen weiter vermittelt.
Internationale Kontakte
Die Mitglieder des »Kameradenwerk Korps Steiner« bilden ein Kontaktnetz, das sich über zahlreiche Länder erstreckt, hauptsächlich skandinavische sowie Holland und Belgien, aber auch Südafrika und die USA. Während sich die deutschen »Kameraden« sehr bedeckt halten, treten die aus anderen Ländern offener in neonazistischen Zusammenhängen auf. In Holland sind eine ganze Reihe der „Steiner“-Kameraden im Netzwerk „Consortium de Levensboom“ der „Stille Hilfe“-Unterstützerin Florentine Rost van Tonningen anzutreffen, der Witwe des SS-Sturmführers Meinod Rost van Tonningen. In Norwegen sichert vor allem das „Institutt for norsk okkupasjonshistorie“ (INO) von Knut Baardseth mit seinem Magazin „Folg og Land“ die Kontakte zur HIAG und zum »Kameradenwerk Korps Steiner«. In Schweden war das Umfeld der dortigen „Nationalsocialistiska Arbetarepartiet“ (NSAP) bzw. die spätere „Svensk Socialistisk Samling“ (SSS) das Rekrutierungsfeld für die Waffen-SS. So ist auch die schwedische Kontaktperson des »Kameradenwerk Korps Steiner«, Sten Eriksson, Mitglied der NSAP/SSS gewesen. Mehr im Hintergrund, aber eine bedeutendere Rolle spielt der frühere SS-Oberscharführer Erik Wallin, der in Hägerstein, einem Stockholmer Vorort lebt. Erik Wallin war ebenfalls NSDAP/SS-Mitglied und wird von Kennern der Szene auch bei der „Sveaborg“-Organisation angesiedelt. Die agierte bis Mitte der 1950er Jahre im Rahmen des schwedischen Gladio-Ablegers.
Aussichten
In der HIAG gibt es Bestrebungen, den Bundesverband aufzulösen. Der frühere Obersturmbannführer der Waffen-SS, HIAG-Mitbegründer und langjährige HIAG-Bundessprecher Hubert Meyer beendete 1991 seine Arbeit im Bundesvorstand. Hubert Meyer3
soll noch weiterhin Mitglied in der neonazistischen „League of St. George“ in England sein.
Die Überalterung der früheren SS'ler macht es der HIAG schwer, ihre Vorstandsposten zu besetzen. Biologisch gesehen wird in den nächsten Jahren nicht viel von dem »Stoßtrupp für ein Europa von morgen«, wie sich Steiner und seine Mannen gerne gesehen haben, übrigbleiben. Doch leider steht der Verlust ihrer Mitglieder in keinem Verhältnis zu dem, was ihre Ideologie mit dem Erstarken der neonazistischen Bewegung in der BRD an Boden gewinnt. Das »Kameradenwerk Korps Steiner« und einige Gliederungen der HIAG wollen auch ohne Bundesvorstand weitermachen. Sie wollen an ihrer »Traditionspflege« festhalten, was nichts anderes bedeutet, als die Tradition der SS aufrechtzuerhalten und Identifikationsmuster für die jungen Neonazis zu bieten.