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Das letzte... von der GdNF

Einleitung

Nachdem wir in der letzten Nummer ausführlich den internen Organisationsaufbau beschrieben haben, gehen wir diesmal auf neuere Aktivitäten und Entwicklungen der „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front“ (GdNF) ein. Eine weitere „Frontorganisation“, der „Nationale Block“, ist mittlerweile verboten. Diese war am 6. Juli 1991 in München mit Fred Eichner (Vorsitzender), Günter Kursawe (Stellvertreter) und Oliver Rahn (Schatzmeister) gegründet worden und am 7. Juni 1993 bereits wieder verboten worden. Dafür wird verstärkt die GdNF- Neuschöpfung "Aktionspartei Nationalrevolutionärer Kameraden" (ANK) ins Rennen gebracht.

Das in Neonazikreisen gelesene Söldner-Magazin bringt Söldner-Vermittler und interessierte „Kriegsreisende“ zusammen. Darunter offenbar auch Neonazis aus Deutschland und Österreich.

Neonazis feiern unter Polizeischutz

Die folgende Darstellung der Ereignisse in Worms-Pfeddersheim am Samstag, den 12. Juni, entnehmen wir (gekürzt) aus Veröffentlichungen der "Antirassistischen Initiative Rhein-Main".

Zum "Nationalen Sommernachtsfest" wird u.a. über das sogenannte „Nationale Infotelefon“ (NIT) mobilisiert. Einer der Drahtzieher dieses Projektes ist der Mainzer Michael Petri, bis zu ihrem Verbot war er Landesvorsitzender der „Deutschen Alternative “ (DA) in Rheinland-Pfalz. Zuvor leitete er eine Ortsverband der DVU. Er gilt als Anführer der Neugründung "Deutschen Nationalisten" (DN) und ist mittlerweile auch Bundesvorsitzender der  ANK – „Aktionspartei Nationalrevolutionärer Kameraden“. Vor kurzem Zeit hat Petri sein "Hauptquartier" von Hochheim/Südhessen nach Mainz verlegt. Er unterhalt dort eine Wohnung, die mit Faxgerät, Anrufbeantworter und Mobiltelefon technisch bestens ausgerüstet ist. Der Faxanschluß dient als offizieller Kontakt zum „Nationalen Infotelefon“. Das Infotelefon selbst ist offenbar - wohl aus Sicherheitsgründen - an einem anderen Ort untergebracht. Das Mobiltelefon von Petri dient gleichzeitig als "Koordinierungstelefon" am 12. Juni, ein Hinweis darauf, daß Petri auch einer der Drahtzieher des "Nationalen Sommernachtsfestes" ist.

Zum Ablauf des 12. Juni : Bereits am Vortreffpunkt der Neonazis, auf der Autobahnraststätte Wonnegau-Ost bei Worms, wird rasch klar, welche Strategie die Polizeibehörden verfolgen. Anwesende GegendemonstrantInnen (circa 100 Personen) werden von der Polizei umringt und abgedrängt. Als Manfred Huck, "Organisationsleiter" der neonazistischen "Aktionspartei Nationalrevolutionärer Kameraden" (ANK) auf der Raststätte eintrifft, beginnen sofort ausführliche Verhandlungen der Polizei mit ihm und seinen Kameraden. Offenbar wurde hierbei ein Übereinkommen über den weiteren Abend getroffen. Schließlich verlassen Manfred Huck und mehrere Polizeibeamte mit ihren Fahrzeugen die Raststätte. Die Neonazis fahren zu dem „Weingut Finger“ in Pfeddersheim, das einem NPD-Aktivisten gehört. Dort findet dann auch das "Nationale Sommernachtsfest" statt, offenbar weil der ursprüngliche vorgesehene Grillplatz den Neonazis als zu unsicher erschien. Ein Großteil der "Kameraden" ist dort schon am Nachmittag, ohne Umweg über die Raststätte, eingetroffen. Christian Hehl, genannt "Hehli", Neonazi-Skinheadführer und FAP-Anhänger aus Ludwigshafen, leitet augenscheinlich den "Schutzdienst" der Neonazis für das Lokal. Dies war aber wohl eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme, da die Polizei mit Absperrungen und einem Großaufgebot an Beamten für einen umfassenden Schutz des Weingutes sorgt.

Gegen circa 19.00 Uhr zogen die auf der Rasstätte versammmelten AntifaschistInnen in einer spontanen Gegendemonstration zum Weingut in der Paternusstraße. Dort wurden sie von der Polizei eingekesselt, 60 Personen wurden festgenommen, mehrere wurden verletzt. Alle Festgenommenen wurden erkennungdienstlich behandelt und teilweise bis zum Morgen des Sonntags festgehalten. Die Feier der Neonazis verlief daraufhin natürlich ungestört.

Das "Nationale Infotelefon"

Im übrigen ging ebenfalls am 12. Juni das "Nationale Infotelefon" (NIT) wieder in Betrieb, nachdem es von Behörden sage und schreibe vier Tage stillgelegt worden war. Zum üblichen Sprachgebrauch des NIT gehören Begriffe wie "Kanacke", "Zecken", "asoziale Türken". Mittlerweile gibt es bereits ein zweites "Nationales Infotelefon" in Wittenberg im Sauerland. Dort werden ebenfalls Propaganda und Hinweise an die "Kameraden" verbreitet. Zur Zeit ist gerade - mit zynischen Unterton - die Ankündigung zu hören, daß am 3. Juli in Dresden ein Freundschaftsspiel gegen Israel stattfindet.

Alte Leute - neue Namen

Die Organisierung der militanten Neonazis schreitet also zügig fort. Verbotsmaßnahmen verpuffen wirkungslos, und im Zweifelsfall können die Neonazis noch mit Polizeischutz rechnen. Die ANK dient als eine Art Auffangbecken für die Aktivisten der verbotenen "Deutsche Alternative" (DA), sowie eines Teils der verbotenen "Nationalistische Front" (NF). Allerdings scheint es gerade zu einer innerorganisatorischen Auseinandersetzung gekommen zu sein, denn das "Nationale Infotelefon Mainz" meldete den Austritt eines großen Teils der Mitglieder, darunter der bisherige Vorsitzende Michael Petri aus Mainz.

Ein weiterer, großer Teil der verbotenen NF hat sich transformiert in eine neue Partei namens "Sozialrevolutionäre Arbeiterfront" (SrA). Die Idee dazu soll bereits im Sommer 1992 entstanden sein, um eine Art "Jugendorganisation" der NF zu gründen. Angegliedert ist das "Förderwerk Mitteldeutsche Jugend" (FMJ) als "Massenorganisation" der "Kadergruppe" SrA . Die Publikation der beiden Organisationen nennt sich programmatisch "Der Angriff". Dort gibt man dann die eindeutige Parole aus : "Kanacken gibt Fersengeld". Der als eine Art "Vorstand" auftretende Personenkreis der SrA besteht vollständig aus ehemaligen NF-Aktivisten, z.B. Andreas Siegfried Pohl (Berlin), Matthias Sch. (Minden), Jürgen D. (Ketsch bei Heidelberg), Enno Gehrmann (Kremmen), Helmut Braun (Heidelberg/Wieblingen), Steffen Hupka (Detmold). Andere Organisatitonsverbote, die in letzter Zeit ausgesprochen wurden hatten ähnliche Wirkung – sprich keine.

Gescheiterte Neonazi-Söldner ?

Zur Zeit vertritt Hans-Jörg Schimanek den "Volkstreue außerparlamentarische Opposition" (VAPO) -Führer Gottfried Küssel auf dessen Posten als Leiter des GdNF-Bereichs "Ostmark" (sprich Österreich). Jahrelang konnte Schimanek trotz bekanntem politischem Hintergrund sein „Unwesen“ im österreichischen Bundesheer treiben, bevor er aufgrund öffentlichen Druckes "freiwillig" ausschied. Die Wehrsportübungen, die er für Teile der GdNF vor allem bei Langenlois anleitete (in dem Film "Wahrheit macht frei" zu bewundem), reichten dem Möchtegern-Rambo nicht aus. Wie zwei österreichische Journalisten recherchierten, versuchte er zweimal, sich als „Söldner“ in Surinam zu verdingen. Beide Male endete es kläglich.

Den ersten Ausflug nach Surinam unternahm er Anfang 1989 zusammen mit dem deutschen Neonazis Hubert L. und Reinhard R. Letzerer war zu der Zeit noch Kreisrat der „Republikaner“ (REPs) , brachte es zum Landessekretär der REPs  und fungierte nach Maueröffnung als „DDR-Koordinator“. Einigen dürfte er als Mitorganisator von Bernd Ewald „Bela“ Althans bekannt sein, als dieser versuchte, einen großen "Internationalen Revisionistischen Kongreß" in München 1991 zustande zu bringen.

Vor der Reise hatte offenbar in Amsterdam ein Besuch bei einem Söldner-Vermittler, der in dem Söldner-Magazin „Soldier of Fortune“ für die Surinamische Widerstandsbewegung geworben hatte, stattgefunden. Als die drei Neonazis zu der Surinamischen Widerstandsbewegung, die gegen den Diktator Desiré Delano Bouterse kämpfte, vordrangen, boten die drei "Söldner" scheinbar umsonst ihre Dienste an. Den Widerstandskämpfern war dieser Trupp suspekt. Es kam sogar der Verdacht auf, diese sonderbaren Europäer könnten dem Anführer Ronnie Brunswijk nach dem Leben trachten. Nach einigen Tagen wurden diese ins benachbarte Französisch-Guyana gebracht und von dort von der französischen Gendamerie nach Europa abgeschoben.

Der zweite Versuch, dieses Mal 1990 von Schimanek zusammen mit drei Österreichern aus dem Umfeld der „Kameradschaft Langenlois“ der VAPO unternommen, verlief ähnlich: Die Neonazis reisten in die Hauptstadt Surinams ein. Schimanek machte sich dieses Mal allein zu den Rebellen auf. Dort wurde er verhört und zurück in die Hauptstadt geschickt. Kurz darauf nahm die surinamische Militärpolizei den Trupp fest und schob ihn ab. Warum sich Schimanek mit solch einer Hartnäckigkeit zu einem zweiten Landeversuch bei den surinamischen Rebellen aufmachte, ist bis heute ungeklärt. Spekulationen kursieren über eine Aktion gegen den  Rebellenführers Brunswijk, ebenso wie über mögliche „Geschäfte“. Eine holländische Tageszeitung ließ im Frühjahr 1990 verlauten, der GdNF-Trupp wollte sich möglicherweise, nachdem er bei dem Dschungelkommando abgeblitzt war, bei der Gegenseite, bei der Armee Desi Bouterses, anwerben lassen. Die surinamische Polizei hatte die Abenteurer aus der "Ostmark" zunächst sogar fälschlicherweise mit der Ermordung des sowjetischen Konsuls bei Paramaribo in Verbindung gebracht, später wurden aber drei Surinamer wegen dieses Mordes festgenommen.

„Nationaler Block“ wurde verboten

Am 11. Juni wurde als Reaktion auf die rassistischen Morde Solingen der "Nationale Block" vom Bayerischen Staatsministerium verboten. Die Bayern, die sich nach Mölln rühmten mit Verboten hart durchzugreifen, ließen sich Zeit und so dem "Nationalen Block" (NB) die Möglichkeit, am 3. Januar 1993 den Antrag auf Parteienstatus zu stellen. Zum Vorsitzenden wurde hier benannt: Fred Eichner (München), Stellvertreter wurde Günter Kursawe (Lichtenfels/Oberfranken) und Oliver Rahn als Schatzmeister. Hervorgegangen war die Fraktion der GdNF aus der taktischen Aufspaltung der Bundesweiten "Deutschen Alternative" am 18. September 1991 auf dem Parteitag in Duisburg. Doch schon am 31. August 1991 war zur Gründung einer "Nationalen Sächsischen Liste" ihr Transparent unübersehbar.

Der bayerische Bereich um die rechten Drahtzieher Jürgen Sünkel (Kronach, Zeitschrift "Junges Franken"), Kai Dalek (Kronach, GdNF), Günther Heinz Kursawe (Kronach/Lichtenfels), Gerhard Sch. (Lichtenfels), Manfred Geith und Fred Eichner (beide München)1 sowie den Landauer Hans-Günter L. und den Straubinger Sascha Alfred R. traten aus der DA-Struktur aus und traten seitdem als NB auf.

Der NB versuchte es seitdem mit Aufmarschen gegen Drogen (Herbst 1991 in Straubing), Saalveranstaltungen in Passau (5. Dezember 1992) sowie zuletzt mit einer 1. Mai-Demo 1993 in München. Bei allen Aktionen wurden sie jeweils vom GdNF-Chef Christian Worch von der "Nationalen Liste" aus Hamburg unterstützt. Ab April 1993 versuchten sie sich mit einer Zeitschrift "Zeitenwende", die in der Anti-Antifa Arbeit ihren Platz fand.

  • 1Nachtrag: Auf einer NPD-Liste für die Münchner Stadtratswahlen steht Eichners Bodyguard Manfred Geith, Ewald Althans, Stephan Wiesel sowie Fred Eichner, zuvor Vorsitzender des verbotenen „Nationalen Blocks“. Vgl. „Neonazis wollen in Münchner Stadtrat“, taz / tageszeitung vom 13. 5.1994