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NS-Kurzmeldungen aus der BRD (1993)

Rene Rodriguez Teufer (links) ist Schatzmeister der »Aktionspartei Nationalrevolutionärer Kameraden«.

Rhein-Neckar-Raum

Die am 23. März 1993 gegründete »Aktionspartei Nationalrevolutionärer Kameraden« (ANK) aus Heidelberg beerbt auch die rheinland-pfälzische »Deutsche Alternative« (DA) des Michael Petri (Taunusstein). Dem vierköpfigen Parteipräsidium der ANK gehört Michael Petri als Bundesvorsitzender, Manfred Huck (Heidelberg) als Organisationsleiter der Partei, Rene Rodriguez Teufer (Viernheim) als Schatzmeister sowie Christian Rolf Hehl an. Christian »Hehli« Hehl, ein neonazistischer Skinhead aus Ludwigshafen, war zuvor Anhänger der »Nationalistischen Front« (NF). Im vergangenen Jahr schloß sich Hehl der damaligen »Aktionsfront Nationaler Kameraden« des Manfred Huck an. Landesverbände der »Aktionspartei Nationalrevolutionärer Kameraden« sind für Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz geplant. Für den 3. April 1993 war eine Veranstaltung eines »Aktionskreis Nationaler Kameraden« von Michael Petri und Roman Dannenberg (ehem. DA-Chef Sachsen) im Jugendclub "Dichterweg" in Weimar geplant gewesen. Die Stadt schloß daraufhin den Jugendclub für einen Tag. Heinz Reisz ("Deutsches Hessen") war hier bereits aufgetreten.

Hannover

Der Strafantrag, den die antifaschistische Zeitschrift »Der Rechte Rand« gegen die »Anti-Antifa Bonn« als Reaktion auf einen an ihre Redaktion gerichteten Drohbrief anstrengte, wurde niedergeschlagen. Begründung durch die Staatsanwaltschaft: Es seien keine bundesweiten Zusammenhänge erkennbar und keine konkrete Gefährdung auszumachen. Die Neonazi-Szene Hannovers reagierte prompt mit einem Einschüchterungsversuch gegen Klaus Harbart, einen »Rechte-Rand«-Redakteur. Allerdings schmierten die Neonazis die Parole »Klaus wir kriegen dich« an das Haus seiner ehemaligen Frau. Das bedeutet, daß hier auch Unbeteiligte gefährdet sind. Trotzdem werden seitens der Staatsanwaltschaft noch immer keine Maßnahmen gegen die bundesweit organisierten Drahtzieher der anti-antifaschistischen Strukturen (u.a. »Nationales Infotelefon Mainz«, Christian Worch aus Hamburg und der NPD-Funktionär Hans-Michael Fiedler aus Adelebsen) eingeleitet.

Stuttgart

Am 8. Juli 1992 ermordeten sieben Rechte und Rassisten den Arbeiter Sadri Berisha aus dem Kosovo, indem sie ihn in seinem Wohnheim in Kemnat durch zwei Schläge mit einem Baseballschläger ermordeten. Ein Mitbewohner wurde schwer verletzt. Am Abend des 7. Juli 1992 trafen sich sieben rechte und rassistische Männer in Ostfildern-Kemnat (Esslingen) in ihrer Stammkneipe „Keglerklause“. Zu ihnen zählten Thomas Wede, Roland Wede, Michael G. und Klaus-Dieter A. aus der Region Kemnat. Aus der Region Leipzig waren Frank Neumann und Michael Drigalla und René J. dabei. Später hörten sie sich gemeinsam Nazi-Reden und RechtsRock an, bevor sie bewaffnet loszogen, um „Polacken aufzuklatschen“. Einige aus der Gruppe drangen in ein von Jugoslawen bewohntes Arbeiter Containerheim ein, währen der Rest bewaffnet vor der Tür aufpasste. Sadri Berisha wurde von Thomas Wede durch Schläge mit einem Baseballschläger tödlich am Kopf verletzt. Am 13. Mai 1993 verkündete das Gericht die Urteile: Thomas Wede (26) erhielt eine lebenslängliche Freiheitsstrafe, Michael Drigalla (21) erhielt neun Jahre Jugendstrafe, Roland Wede (23) erhielt eine Freiheitsstrafe von acht Jahren, Frank Neumann (22) erhielt eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren, Michael G. (31) erhielt eine Freiheitsstrafe ausgesetzt auf Bewährung, Klaus-Dieter A. (21) erhielt eine Freiheitsstrafe ausgesetzt auf Bewährung, René J. (21) erhielt eine Freiheitsstrafe ausgesetzt auf Bewährung. Das Gericht stellte unter anderem fest, daß solche durchaus repräsentativen Ausbrüche dumpfen Rechtsextremismus durch die unselige Asylrechtsdiskussion der politischen Eliten begünstigt würden. Allerdings wurde, wie üblich, an der Mär von den »spontanen Einzeltätern« gestrickt. So aber blieben die Kontakte zu Drahtziehern der rechten Szene wieder einmal unaufgeklärt.Leipzig

Oldenburg

Am 8. Mai versammelte sich die »Nationale Liste« in Oldenburg. Im Anschluß griffen etwa hundert Neonazis das Auricher Jugendzentrum »Schlachthof« an. Die Polizei ignorierte den sich formierenden Fahrzeugkonvoi diverse Zeit und die zunächst vor Ort anwesenden zwölf Beamten griffen nicht ein. Die "Ordnungshüter" erklärten später, sie seien personell überfordert gewesen, obwohl sie knapp zwei Stunden vor dem Angriff informiert worden waren. Nach dem Überfall wurden Bereitschafts- und Autobahnpolizei informiert und von lediglich 23 Angreifern die Personalien aufgenommen. Ermittlungen wegen Verdachts auf schweren Landfriedensbruch sind wohl eingeleitet worden, gegen Körperverletzung dagegen sei das »schwierig«, weil die Täter »schlecht« auszumachen seien. Auricher AntifaschistInnen kritisierten zudem die passive Haltung der Polizei auch bei dem abschließenden Zug der Neonazis durch die Innenstadt. Die Oldenburger »Nordwest-Zeitung« läßt daraus jedoch »Ausschreitungen zwischen rund 100 Rechtsradikalen und Anhängern linker Gruppierungen« werden.

Leipzig

Für den Nachmittag des 5. Juni 1993 hatten die neonazistische »Aktion Freies Deutschland« (AFD) von Wolfgang Juchem (Lichtenau) und die »Wiking Jugend- Mitteldeutschland« zu einer »hochinteressanten, aufsehenserregenden Vortragsveranstaltung« in die Gartensparte »Vergißmeinnicht« (Ende Januar fand dort ein Neonazi-Konzert statt) im Leipziger Stadtteil Großzschocher eingeladen. Als führender Aktivist der WJ im Raum Leipzig tritt Mario Berthold auf. Der WJ-"Horst Leipzig" zählt rund 15 Mitglieder. Der Einladung von Marko Daubitz (Markranstädt) folgten jedoch auch circa 50 AntifaschistInnen, die 20 Minuten vor Beginn das Gebäude und drei davor parkende Autos angriffen und beträchtlichen Sachschaden anrichteten. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich kaum zehn Neonazis dort auf. Die Aktion dauerte kaum fünf Minuten, die Polizei konnte keine Personen festnehmen.