Bonn: Neonazis setzen "Kopfgeld" aus
Dokumentation Antifa Presseerklärung (9.11.1993)Der Vorsitzende der neonazistischen "Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei" (FAP), der 63jährige Friedhelm Busse, ist in Bonn bei einer Auseinandersetzung verletzt worden, nachdem er an einem Informationsstand antifaschistischer Gruppen erkannt worden sei. Ein Begleiter sei mit einer leichteren Gesichtsverletzung durch einen Stockschlag davongekommen.
Der Bonner Polizeipräsident Dierk-Henning Schnitzler hat den Vorgang am 6. November 1993 folgendermaßen kommentiert: »Der Angriff auf Busse sei als ebenso menschenverachtend zu verurteilen wie 'die menschenverachtenden Aktivitäten des rechten Spektrums'« (Bonner Rundschau, 8.11.93). 1
Antifaschisten erklärten hierzu: "Dies ist eine bewußte, billige Vereinfachung nach dem Motto »Gewalt gleich Gewalt« und setzt den Verlust einiger Zähne eines führenden Neonazis mit den von ihm mitverantworteten alltäglichen neofaschistischen, rassistischen Morden und Brandanschlägen wie in Mölln und Solingen gleich. Busse ist kein unschuldiger, politisch etwas verwirrter alter Herr. Er ist seit Jahrzehnten aktiv in der Neonaziszene und gehört zu den Drahtziehern neofaschistischer Gewalt gegen Flüchtlinge, Einwanderinnen und Andersdenkende der letzten Jahre. (...) Busses Aufenthalt hatte auch nichts mit einem netten Einkaufsnachmittag zu tun. Er war hier, weil in Königswinter das Bundesvorstandstreffen der FAP stattgefunden hat. In Bonn taucht Busse öfters auf, da der hiesige Kreisverband der FAP, mit den auch bundesweit agierenden Neonazis Norbert Weidner und Hans-Peter Krieger, einer der aktivsten ist".
Eine Aktion, die die Beweglichkeit und Redefähigkeit von Busse einschränkt, sei daher "zu begrüßen".
Kopfgeld ausgesetzt
Per „Nationales Infotelefon“ (Mainz) haben Neonazis ein "Kopfgeld" in Höhe von 12.000 Mark auf Bonner Antifaschisten ausgesetzt. In dem Ansagetext verdächtigen die Neonazis Bonner Jugendliche, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Zwar waren die „Schläger“ nach Polizei-Angaben bis über die Ohren vermummt. Dennoch: Zwei Bonner Jugendliche, deren Namen plus Personenbeschreibung werden über das Band genannt. „Die Belohnung zur Ergreifung der Täter wurde von 2.500 auf 12.000 Mark aufgestockt. Achtung, diese Belohnung gilt auch für Antifas. Hinweise werden selbstverständlich diskret behandelt“, hieß es auf dem Tonband. Später hieß es beim Infotelefon, es habe sich bei den Gesuchten wohl doch nicht um die AntifaschistInnen gehandelt, die man verdächtige.
- 1Zur Erinnerung: 1953 wurde Busse wegen Beihilfe zur Freiheitsberaubung verurteilt. 1981 wurde er wegen Sprengstoffbesitz und Mitwisserschaft an einem Banküberfall festgenommen und 1983 verurteilt.