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Göttingen: Antifaschistisches Bündnis in Aktion

Einleitung

Seit etwa einem halben Jahr arbeitet in Göttingen ein antifaschistisches Bündnis erfolgreich zusammen. Dort sind unter anderem die örtliche Autonome Antifa, der lokale Kreisschülerrat, die Grünen (Partei), der Allgemeine Studentenausschuss (AStA) und auch der DGB-Kreisverband zusammengeschlossen. Der anwachsende Terror der Neonazis im südniedersächsischen Raum hat ein breites Bündnis möglich und notwendig gemacht. Doch einige der „Kollegen“ im „Deutschen Gewerkschaftsbund“ (DGB) von der „Gewerkschaft der Polizei“ (GdP) und aus der sogenannten „Beton -SPD“ sehen die erfolgreiche Arbeit des Bündnisses gar nicht gern.

Bild: Screenshot YouTube/ZDF

Der FAP-Kader Karl Polacek in einem Fernseh-Interview bei "Kennzeichen D".

Am 7. Mai 1988 demonstrierten 2.000 Menschen zu einem FAP-Zentrum in einem Dorf in der Nähe von Göttingen. Das Haus von Karl Polacek in Mackenrode war Ausgangspunkt für zahlreiche Überfälle der Neonazis im südniedersächsischen Raum.1 Einen großen Teil der Demonstration machte ein „schwarzer Block“ aus. Viele TeilnehmerInnen hatten sich vermummt, um sich gegen die fotografierenden Neonazis und Polizei beamten zu schützen. Trotz der passiven Bewaffnung, um sich gegen Angriffe verteidigen zu können, wurde der gewünschte defensive Charakter dies es Demonstrationsblocks den anderen DemonstrationsteilnehmerInnen auf Flugblättern erklärt. Weiterhin einigte sich das Bündnis darauf, sich nicht auf der Anreise nach Mackenrode kontrollieren zu lassen, sondern im Falle einer Kontrolle nach Göttingen umzudrehen und dort zu demonstrieren.

Die Demonstration wurde zum Erfolg, gerade weil GewerkschafterInnen, Grüne, SchülerInnen und Autonome sich ergänzt haben: Die passive Bewaffnung des autonomen Antifablocks verhinderte Übergriffe der Neonazis, die Teilnahme des DGB wiederum Übergriffe der Polizei. Dabei hatten die SPD und die Jusos, in einem Chor mit der Lokalpresse, im Vorfeld versucht das Bündnis in der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Es seien „Ausschreitungen zu befürchten“ etc. Die SPD-Jugend die Jusos kündigten kurz vorher ihre Mitarbeit im Bündnis auf. Nach der erfolgreichen Demonstration wollten die Jusos wieder beim Bündnis mitmachen, aber ihr Austritt wurde von der Mehrheit des Bündnisses begrüßt. Es blieb dabei. Die GdP rührt nun im DGB auf allen Ebenen, um den Austritt des Göttinger DGB' s aus dem Bündnis zu erreichen.

Das Göttinger Antifa-Bündnis geht jedoch zu weiteren Aktionen über. Eine „Antifa- Woche“ vom 29. August bis zum 4. September 1988 ist vorbereitet worden. Höhepunkt wird eine Demonstration und Kundgebung gegen ein Militaristentreffen sein, einberufen von Ostpreußischen Landsmannschaften. Diese Feier ist eine der größten in Norddeutschland: 2.000 bis 3.000 alte und neue Revanchisten werden erwartet, unter den neuen befindet sich auch reguläres Militär der „westlichen Verbündeten“. Am Kriegerdenkmal, an dem die Feier stattfinden soll, ist  Anfang August ein meterhoher Steinsoldat vom Sockel gezogen worden. Ein „Kommando Hut ab - Kopf ab - Haut ab“ begnügnete sich nicht mit dem Sockelsturz, sondern nahm den bestahlhelmten Kopf gleich mit. Das Motto der Aktionswoche ist: Alle werden fallen.

  • 1Anfang der 1980er Jahre ließ sich Karl Polacek im niedersächsischen Mackenrode, einer kleinen Gemeinde im Göttinger Einzugsgebiet, nieder. Anfangs in der NPD aktiv, verließ er diese 1985 und gründete einen Kreisverband der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP). Sein Haus erweist sich ab 1986 als Dreh- und Angelpunkt der Neonazi-Szene. Der niedersächsische FAP-Landesvorsitzende sammelt hier gewaltbereite Gefolgsleute um sich.