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Anti-Antifa abgeblitzt

Einleitung

Die Versuche von Neonazis, antifaschistische Strukturen auszuspionieren sind wahrlich nichts neues, doch selten stellen sie sich dabei so dämlich an. In diesem Fall versuchte die 30jährige Thekla Maria Kosche aus Bad Segeberg die Leipziger Antifaszene auszuhorchen und verbrannte sich dabei gehörig die Finger. Auch ihre Kameraden denken mittlerweile über Konsequenzen für sie nach. Am 4. Juli 1997 versuchte sie, Kontakt zu einem angeblichen linken Aussteiger zu bekommen, der ihr Informationen zuschieben sollte. Was sie nicht wußte: Das ganze war eine Falle und sie tappte ordentlich rein.

Thekla Kosche (links) mit Christian Wendt bei einem Neonazi-Aufmarsch 1998 in Lübeck.

Kosche im Thule Netz

Thekla Kosche hält sich für eine Aufsteigerin innerhalb der Neonaziszene. Sie trat unter dem Pseudonym Gothmag99 dem elitären Neonazi-Computerverbund Thule Netz bei, um in der »Szene« ganz nach oben zu kommen. Hier sind bzw. waren nach Aussagen von Szene-Insidern diverse Neonazis vertreten. So Kai Dalek (alias Undertaker) aus Weissenbrunn von der "Kraftwerk BBS", Thomas Scharfy ("Empire BBS"/Winnenden), Thomas Richter ("SoRevo BBS"/Berlin), Günter Deckert (alias  Zeus), Oliver Schweigert aus Berlin (alias Pittiplatsch), Tino Brandt aus Thüringen (alias Till Eulenspiegel), Thomas Hetzer (alias Alfred Tetzlaff) von der "Widerstand BBS" in Erlangen, der IT-Experte Wilhelm Ho. (alias Peter Voss) von der "Germania BBS" aus Bonn, Ralf Kottcke (alias Thorin Eichenschild) von der "Janus BBS" aus München, Christian Wendt (alias BBZ Redaktion) aus Berlin, Andree Zimmermann (alias Lutscher), Ernst Marschall aus Frankfurt/M und Günter Kursawe aus Kronach. Aus Österreich war Christian Anderle (alias Arisk) mit "Dissident BBS" vertreten. Da im Thule Netz Gerüchte laut wurden, Thekla Kosche arbeite für den Verfassungsschutz, baute sie nach ihrem Ausschluß zusammen mit Kadern wie Oliver Schweigert und Jürgen Jost von der "Elias BBS" aus Oftersheim, Teilen des Freiheitlichen Volksblock aus Nürnberg und prominenten NPD/JN-Mitgliedern eine neue Vernetzung der Führungsebene auf, die seit kurzem unter dem Namen Nordland Netz an die Öffentlichkeit tritt.

Kosche im Nordland Netz

Inhaltlicher Schwerpunkt des Nordland-Netzes ist neben der bundesweiten Vernetzung neonazistischer Kader die Anti-Antifa-Arbeit. In einem programmatischen Artikel forderte Kosche zur »Archivierung und Sammlung von Daten« über »die linken Drahtzieher und Anstifter« auf. Die Daten sollten an die von Thekla Kosche betriebene Computermailbox Asgard BBS geschickt werden, die als zentraler Anlaufpunkt der Anti-Antifa in Norddeutschland gilt.

Kosche in Leipzig

Doch Thekla Kosche beschäftigt sich nicht nur mit der Anti-Antifa und der Vernetzung der Neonazis: Ende Mai meldete sie in Bad Segeberg eine Demonstration an, an der ca. 250 Neonazis teilnahmen (siehe AIB Nr. 39).

In ihrer Funktion als treibende Kraft der Anti-Antifa in Norddeutschland trat und tritt Thekla Kosche an Mitglieder und angebliche Aussteiger von Antifa-Gruppen heran, um von ihnen Informationen über Strukturen und Personen zu erhalten. Besonderes Interesse legt sie für die ostdeutsche, speziell die Leipziger Antifa-Szene an den Tag. So war es auch nicht schwer, ihr einen angeblichen Aussteiger unterzuschieben, der sie mit Informationen versorgen wollte. Daß ihr »Kontaktmann« angeblich kein Telefon habe und deshalb nur sie angerufen werden konnte, schien sie nicht beunruhigt zu haben. Dabei sagte sie klar, daß sie die Antifa »nachhaltig in die Schranken weisen« wolle.

Ihr Gegenüber ging darauf ein, und so wurde ein erstes Treffen in Leipzig verabredet. Doch ihre »Kontaktperson« kam nicht, stattdessen wurde sie beobachtet. Unverrichteter Dinge mußte sie wieder die Heimreise nach Bad Segeberg antreten.

Kurz darauf bekam sie wieder einen Anruf aus Leipzig und ein neuer Termin wurde vereinbart. Brav erschien sie erneut ohne Begleitung und bemerkte nicht, daß sie von allen Seiten fotografiert wurde. Sie ging mit der »Kontaktperson« in ein ihr völlig unbekanntes Cafe. Daß er darauf bestand trotz strömendem Regen unbedingt draußen zu sitzen, weil das bei solchen Treffen nämlich normal wäre, schien sie nicht sonderlich stutzig zu machen. Sie hatte scheinbar genug Vertrauen und plauderte aus dem Nähkästchen. Darüber, wie niedrig der IQ ihrer Berliner Kameraden wäre, daß die Schutztruppe bei der Neonazitagung in Hetendorf unter der Leitung von Andree Zimmermann ein Sauhaufen gewesen sei, der keinem Angriff standgehalten hätte und welche Neonazigrößen sie dort getroffen hätte.

Zu diesem Zeitpunkt beendeten die Antifas das Gespräch. Die Kontaktperson verschwand auf nimmerwiedersehen und zwei ihr bekannte Antifaschisten setzten sich zu ihr. Es wurde nun öffentlich fotografiert und ihr das Mikrofon gezeigt, das die gesamte Unterhaltung aufgenommen hatte. Erst jetzt schien sie zu begreifen, was abgelaufen war.

Sie versuchte, die Antifaschisten noch in Gespräche zu verwickeln und wurde dadurch so lange aufgehalten, daß sie zum Bahnhof rennen mußte, um ihren Zug nicht zu verpassen.

Daß sie auf der Rückfahrt von Lübeck nach Bad Segeberg noch eine Panne mit ihrem Auto hatte, setzte wohl den i-Punkt auf ihren so erfolgreichen Tag.