Zivilcourage in Ludwigslust
Vom 4. bis 16. Januar 2002 gastierte in Ludwigslust die Wanderausstellung »Neofaschismus in der BRD« und das extrem rechte »Aktionsbüro Norddeutschland« rief dazu auf, deren Eröffnung zu stören. Am Eröffnungstag erschienen daher auch 50 AntifaschistInnen, um bei Bedarf den Neonazis Einhalt zu gebieten.
Die BetreiberInnen des Veranstaltungsortes gestatteten dem Neonazi-Ehepaar Annemarie und Klaus Bärthel (Kameradschaft Ludwigslust und Mitverantwortlicher des Neonaziblattes »Zentralorgan«) zwar zunächst den Zutritt, jedoch bekamen beide zu spüren, dass sie unerwünscht waren. Weitere Neonazis, unter ihnen der Hagenower Jürgen Witt (Vorsitzender des Vereins »Freie Deutsche e.V.«) erschienen umsonst. Die Antifas setzten die oft eingeforderte Zivilcourage selber um: Während sich die kommunalen Verantwortungsträger profilierten und die örtlichen »Schüler gegen rechts« wegen der Neonazi-Anwesenheit aus Angst ihre Vorstellung verweigerten, wurden die Neonazis des Platzes verwiesen.
Wie auf deren Internetseiten zu lesen war, verloren die Bärthels auf dem Heimweg noch Mütze und Einkaufsbeutel. Dass die Neonazis völlig überfordert waren und mit direktem Widerstand nicht rechneten, zeigt deren Gejammer über eine »Menschenjagd« auf »Nationale«. Um auf ein »Komplott« der Veranstalter mit der »gewalttätigen« Antifa hinzuweisen, veranstalteten Bärthel und der NPD-Kreisvorsitzende Stefan Köster einen unbeachteten Info-Tisch. Für den 11. Mai hat Klaus Bärthel eine Demonstration gegen »die Kumpanei zwischen Staat und Antifa-Banditen« angemeldet. Im norddeutschen Plön wurde die Ausstellung hingegen von Neonazis geklaut.