Bendix Wendt meldet sich zurück
Dass der Neonazi Bendix Wendt 48 Stunden vor der Bundestagswahl den Bündnisgrünen-Abgeordneten Christian Ströbele mit einem Teleskop-Schlagstock attackierte, verwundert in Berlin kaum jemanden. Der heute 35jährige Bendix Wendt fiel schon zu DDR-Zeiten als Neonaziskin auf. Im Oktober 1989 wurde er wegen unerlaubtem Waffenbesitz zu zwei Jahren und sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Nach 1990 gehörte er zum engen Kreis um den Berliner Neonazikader Arnulf Priem und war im von der Nationalen Alternative (NA) besetzten Haus in der Weitlingstrasse »Wehrsport-Beauftragter«. In der Szene ist er als "Dr. Wander" bekannt.
Nach Aussagen von Aussteigern gehörten regelmässige Übungen mit scharfen Waffen bei Königs Wusterhausen und auf Rügen mit zum NA-Programm. Enge Kontakte unterhielten Arnulf Priem und Bendix Wendt auch zum Kreis der österreichischen Briefbombenbauer. Mit Gottfried Küssel hatte er 1990/1991 auf den ehemaligen Schlachtfeldern in Halbe (Brandenburg) mindestens 20 alte Granaten ausgegraben. Zusammen mit dem Berliner Neonazi Eckart Bräuniger soll sich Bendix Wendt 1994 drei Monate als "Söldner" in der 101 Brigade der Ustascha in Kroatien aufgehalten haben. Im Oktober 1995 verurteilte das Amtsgericht Berlin Bendix Wendt wegen Verstosses gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz zu zweieinhalb Jahren Haft. Wendt hatte dem österreichischen Neonazi Peter Binder Zugang zu zehn Kilogramm Sprengstoff verschafft. Mit ihm zusammen hatte er im Sommer 1993 in den Brandenburger Orten Halbe und Bernau nach alten Waffen aus dem II. Weltkrieg gesucht, um ihnen Sprengstoff zu entnehmen. In der Haft in der JVA Spremberg wurde Wendt in den letzten Jahren von der Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige (HNG) betreut. Im Juni 2009 folgte eine weitere Verurteilung des Amtsgericht Bernau zu einem Jahr und neun Monaten Freiheitsstrafe wegen des unerlaubten Verbringens von explosionsgefährlichen Stoffen.
Nach seiner Haftentlassung zog er in die brandenburgische Kleinstadt Wandlitz. Der Haftbefehl gegen ihn wurde trotz des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung ausgesetzt, da Wendt über einen festen Wohnsitz und einen Arbeitsplatz verfügt. Wendts enge Anbindung an den harten Kern der militanten Berliner Neonaziszene um Priem, Oliver Schweigert und den Polizistenmörder Kay Diesner dauert bis heute an. Im Mittelpunkt steht dabei die Ostberliner Neonazigruppe »Vandalen - ariogermanische Kampfgemeinschaft«. Zu denen zog es Wendt auch kurz nach dem Überfall am 20. September 2002.
Bei einer Feier am 28. September 2002 zum 20jährigen Bestehen der »Vandalen« im Marzahner »Freizeittreff Eulenspiegel« spielten die RechtsRock-Bands Spreegeschwader (Berlin) und Intimidation one (USA). Bei der Veranstaltung wurde Wendt gemeinsam mit rund 200 weiteren Neonazis von der Polizei kontrolliert. Mit dabei: Die Berliner Neonazi-Funktionäre Eckart Bräuniger und Oliver Schweigert, Deutsche Stimme-Versandmitarbeiter Jens Pühse, NPD-Kader Jörg Hähnel, Ex-FAP-Chef Friedhelm Busse, Vandalen-Aktivist Jean-René B., der Neonazi-Händler Lars Georgi aus Zarrentin, die Neonazis Thosten Heise und Dieter Riefling, sowie Peter Binder aus Österreich und Kameraden aus Ungarn und den USA. Die frühere Blood & Honour-Strukturen wurden u.a. von Anke Z. (Rostock), Dorothee B. (Berlin), Dirk H. (Brandenburg) und Stefan Rietz (Brandenburg) vertreten. Mit Christian Schünemann wurde auch ein Mitglied der Rostocker Neonazi-Band Nordmacht festgestellt, welche als B&H-nahe Band galt. Die Berliner RechtsRock-Band "Legion of Thor" war mit ihren Musikern Torsten Kaiser und Heiko Hagen vertreten.