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Kriegsgräberpflege in Halbe

Einleitung

Der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge (VdK) versteht sich als gemeinnütziger Verein mit humanitärem Auftrag. Kurz nach dem ersten Weltkrieg von hochrangigen Militärs, Kirchenvertretern und Wirtschaftsbossen gegründet, »erfasst, erhält und pflegt [er] die Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft im Ausland«.

Ein Mitglied der Traditionsgemeinschaft "Panzerdivision Deutschland" am Volkstrauertag 2002 in Halbe.

Deutsche Opfer

Der VdK ist eine Organisation, in deren Schatten sich immer extrem rechte Kreise verstecken und ihren revisionistischen Bestrebungen nachgehen konnten. Die Ursache hierfür ist die politische Ausrichtung des VdK, der sich schwerpunktmässig um das Ausgraben deutscher Soldaten und deren »würdige« Beisetzung kümmert. Durch seine Gleichsetzung aller Kriegsopfer wirkt der VdK entpolitisierend. Er teilt auf seiner Homepage mit, dass er über 724 Friedhöfe pflegt. »Deutsche Kriegsgräber gibt es in 100 Ländern der Erde«.1 Niemand fragt an dieser Stelle, was Deutsche, meist als Soldaten, überhaupt in 100 Ländern zu suchen hatten.

Die Kritik am Engagement des VdK ist in Deutschland nicht hörbar, schließlich arbeitet der VdK im Auftrag der Bundesregierung. So wird wohl auch der Protest im tschechischen Karlovy Vary verhallen. Der dortige deutsche Soldatenfriedhof wurde mit Millionenaufwand inklusive weiträumiger Zufahrtsstraßen hergerichtet. Auf dem daneben liegenden tschechischen Friedhof erinnert dagegen nur ein ärmlicher Gedenkstein an die Opfer der deutschen Aggression.2

Alle dürfen mal

Die Entpolitisierung eröffnet die Möglichkeit für extrem rechte Kreise, mit dem VdK zusammenzuarbeiten. Hierzu zählt der Förderkreis Gedenkstätte Halbe e.V. (FH), der im Mai 1992 von Karl Lindecke (Altenstadt), Helmut Schwarz (Altenholz) und Hendrik Schulze (Jüterbog) gegründet wurde. Die Existenz des Vereins ist von dem Zwiespalt geprägt, einerseits den eigenen Wurzeln treu zu bleiben und andererseits als offizieller Interessenvertreter für den Friedhof Halbe anerkannt zu werden. Der FH wurzelt in den Strukturen des Bundesverbandes der Soldaten der ehemaligen Waffen SS e.V. (HIAG). So trat beispielsweise der frühere FH-Geschäftsführer Horst Wilke (Bad Neundorf) mit seiner Verharmlosung der Neonaziaufmärsche in Halbe und seinen antikommunistischen Äußerungen in Erscheinung.3   Eberhard Baumgart, ehemaliger Angehöriger der Leibstandarte Adolf Hitler, publizierte u.a. über die Aktivitäten des Vereins in Altnaziblättchen.

Die beiden oben genannten FH-Mitglieder gehörten zu den »Kameraden« aus dem HIAG-Spektrum, die schon im Juni 1990 den Friedhof Halbe besuchten und in deren Kreis – laut FH-Selbstdarstellung – die Idee für den Verein entstand.4 Demgegenüber nennt eine VdK-Broschüre hierfür erst das Jahr 1992.5  Beide Texte stammen aus der Feder des 1. FH-Vorsitzenden Edwin Rapp (Pforzheim) und machen den Zwiespalt deutlich. In der Öffentlichkeit muss das Bild gewahrt bleiben, dass man sich für alle Opfer ohne revisionistische Positionen einsetzt. Nach innen aber werden die Mitglieder und Sympathisanten bei Stange gehalten, und sei es nur dadurch, dass sich der Verein laut Satzung für »eine Gedenkstätte für alle deutschen Toten«, u.a. in Form eines Glockenturms, einsetzt. Heute ist Rapp ein gerngesehener Zeitzeuge, so im November vergangenen Jahres in der BZ am Sonntag. Sein Verein kooperiert sehr eng mit dem VdK, womit eine »Rechtslastigkeit« formal ausgeschlossen ist.

Diese Abgrenzung von den Wurzeln stößt einigen alten Kameraden sauer auf. Im Rundbrief vom Oktober 2002 teilte Horst Wilke mit, dass seine Militär-Historische Arbeitsgemeinschaft (MIHAG)6   nichts mit dem Förderkreis zu tun hätte. »Wir sind keine Schauspieler!« Jedoch ist die Loslösung des FH von Ewiggestrigen teilweise nur formal, zu ähnlich liegen die Interessen. Nicht nur, dass sich auf der Spenderliste für den Glockenturm von Halbe Personen wie Horst Mahler (NPD) oder Vertreter der HIAG Karlsruhe finden. Zu den aktiven Unterstützern des Förderkreises gehört ebenfalls Michael Jacobi. Im Sommer 2000 führte die Polizei bei einer Razzia auf seinem Anwesen bei Pirna eine Durchsuchung durch. Gegen seine Söhne wurde ermittelt – wegen Mitgliedschaft in der kriminellen Vereinigung Skinheads Sächsische Schweiz (SSS).