Die »Deutschland Stiftung«: Das Flagschiff des deutschen Rechtskonservatismus ist am Sinken
Vor einiger Zeit wurden die Abonnenten des rechtskonservativen »Deutschland-Magazin« (DM) unter der Überschrift »Deutschland Magazin und Deutschland Stiftung müssen am Leben bleiben – Dafür kämpfen wir gemeinsam« um Spenden gebeten. Unterzeichnet war der Brief u.a. von dem CDU-Rechtsaußen Heinrich Lummer und Joachim Siegerist, dem Vorsitzenden des extrem rechten Vereins »Die Deutschen Konservativen«, die diese Initiative tragen. Der Aufruf läutete das Ende der »Deutschland Stiftung« ein, die über Jahrzehnte bedeutendste Schnittstelle zwischen der extremen Rechten und dem Rechtskonservatismus.
Die Stiftung, die Stifter und die Bestifteten
Der Niedergang der »Deutschland Stiftung e.V.« (DS) ist der zumindest vorläufige Schlusspunkt einer weitreichenden Einflussname in die Kreise des deutschen Rechtskonservatismus. Die 1966 gegründete »Deutschland Stiftung« war die bedeutendste Organisation, die ein Zusammentreffen und eine Zusammenarbeit von politischen und wirtschaftlichen Eliten mit Personen des Spektrums der extremen Rechten organisierte. Über Jahrzehnte führte Kurt Ziesel, ehemaliger Volontär beim »Völkischen Beobachter« und späterer Redakteur beim »Hakenkreuzbanner« die Geschäfte. Beste Verbindungen bestanden zu Konrad Adenauer. Dieser formulierte damals: »Ich möchte aus ganzer Seele, dass das deutsche Volk von der Jugend an bis zum Alter wieder gesundet. Und dazu soll auch die Deutschland Stiftung ihr Scherflein beitragen....«. Industrie und Politik haben mittels Finanzspritzen die Stiftung arbeitsfähig gehalten. Nach Angaben der »Deutschen Konservativen« spendeten sowohl Mercedes, Franz Josef Strauß sowie Ludwig Eckes. Axel Springer soll die Stiftung mit kostenlosen Anzeigen unterstützt haben. Von Helmut Kohl soll Ziesel gleich mit einem Koffer voll Geld zurückgekommen sein. Ideologisch zielte die DS zum rechten Rand der CDU/CSU, wobei sie versuchte diesen weiter nach rechts zu verschieben und sowohl Themen als auch Personen der extremen Rechten in diesen zu integrieren.
Niedergang
Das Ende der DS und des DM wirft eine Reihe von Fragen auf. Liegt das Ende der DS tatsächlich, wie die Zeitschrift Focus meint, an der finanziellen Ausplünderung durch die Familie des Gründungsvaters und langjährigem Geschäftsführers Kurt Ziesel? Wird die Funktion des DM heute viel besser von der »Jungen Freiheit« (JF) erfüllt? Konnte das DM seiner bisherigen Rolle, die in der Bildung einer Schnittmenge zwischen Rechtskonservatismus und extremer Rechter lag, nicht mehr gerecht werden und vertrat nur noch verstaubte, konservative Ideen? Dass die Junge Freiheit publizistisch viel weitreichender wirkt als das DM, mag stimmen, die gesellschaftliche Akzeptanz und Breitenwirkung wie die DS erreicht die Zeitung bei weitem nicht. Dabei schrieben in letzter Zeit auch einige mehr oder weniger bedeutende Autoren der JF wie Karl-Heinz Weißmann, Albrecht Jebens, Hans-Peter Raddatz oder Klaus Hornung für das DM.
Die Leichenfledderer warten schon
Die Deutschen Konservativen um Joachim Siegerist versuchen mit ihrer neuen »Konservativen Deutschen Zeitung« an das »Deutschland Magazin« anzuknüpfen. Der Versuch von Siegerist, sich als legitimer Nachfolger der »Deutschland Stiftung« darzustellen, ist jedoch eher peinlich. Denn Siegerist, der die lettische Staatsangehörigkeit besitzt und mit der von ihm gegründeten Volksbewegung für Lettland – auch Siegerist Partei genannt – ins dortige Parlament einziehen wollte, ist eher an einer Präsentation der eigenen Person und am Geld sammeln interessiert als an effektiver Politik. Dies läßt die »Deutschen Konservativen« zu einer sektierischen Organisation werden. Vom gesellschaftlichen Einfluss der Deutschland Stiftung ist er weit entfernt.