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NS-Verherrlichung im städtischen Auftrag

Einleitung

Jahrelang konnte der extrem rechte Historiker Olaf Rose ungestört als Stadtarchivar in Herne und Herdecke arbeiten. Antifaschistische Öffentlichkeitsarbeit sorgte dafür, dass Rose nun arbeitslos ist.

Bild: linksunten.indymedia.org//CC BY-NC-SA 2.0

Der extrem rechte Historiker Olaf Rose 2014 bei einer Veranstaltung der NPD-Jugend.

Als »unauffällig« beschreiben ihn seine Ex-Kollegen, die mit ihm im Archiv der Ruhrgebietsstadt Herne und früher im nahen Herdecke zusammenarbeiteten. Als »unauffällig« beschreiben ihn auch jene Historiker, die im »Arbeitskreis Zwangsarbeit« des Westfälischen Archivamtes mit Dr. Olaf Rose zusammensaßen. Doch die Zeit der Unauffälligkeit ist für den Historiker vorbei, nachdem am 1. Mai 2003 die Ausgabe 12 der »LOTTA – antifaschistische Zeitschrift aus NRW« mit einem Artikel über Rose erschienen war und auf die extrem rechten Verwicklungen des Historikers aufmerksam gemacht hatte. In der Folgezeit griffen dann auch überregionale und lokale Tageszeitungen das Thema auf.

Sein Spagat zwischen einer ganz offiziellen Archivarbeit und der extremen Rechten scheint damit gescheitert: Die Stadt Herne, für die Rose mehr als zwei Jahre arbeitete, verzichtete auf seine weiteren Dienste. Eine Dokumentation über »Zwangsarbeit und Kriegsgefangene in Herne und Wanne-Eickel zwischen 1940 und 1945«, für die Rose Texte liefern sollte, wurde gestoppt. »Das Material ist für uns wertlos«, zitierte die WAZ Kulturdezernentin Dagmar Goch. Und auch in Herdecke, wo Rose einst beschäftigt war, distanzierte man sich von ihm. Herdeckes Hauptausschuss beschloss, die Stadt solle sich der Dienste ihres Ex-Archivars nicht mehr bedienen. Rose, der in dem Städtchen immer noch als ehemaliger Stadtarchivar hofiert wurde, habe sich »für eine – ob offizielle, halboffizielle oder ehrenamtliche – Tätigkeit für die Stadt durch seinen Umgang mit Rechtsradikalen selbst disqualifiziert«, hatten zwei Herdecker in einem Bürgerantrag formuliert, dem der Hauptausschuss mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP zustimmte.

Den LOTTA-Bericht über das Treiben Roses hatten ganz zu Beginn der Diskussion die »taz« und die Herner Lokalausgabe der »Westdeutschen Allgemeine Zeitung« (WAZ) aufgegriffen – und damit die Verantwortlichen der Stadt Herne in Erklärungsnöte gebracht. 27 Monate lang hatte der Grenzgänger zwischen der Lokalgeschichte und der extremen Rechten unbeanstandet als ABM-Kraft für der Stadt gearbeitet – und dabei ganz nebenbei die Zahl der Zwangsarbeiter in der Region von 30.000 auf 9.000 herunter gerechnet. Dass er neben Franz Schönhuber, Reinhold Oberlercher und Alain de Benoist Autor des Rechtsaußen-Magazins »Opposition« war und Mitglied des Redaktionsbeirates der Zeitschrift »Deutsche Geschichte« ist, war offenbar niemandem aufgefallen. Beide Publikationen erscheinen in der extrem rechten »Verlagsgemeinschaft Berg«, die von Gerd Sudholt geleitet wird.

Aufgefallen war offenbar auch nicht die Vortragstätigkeit des 44-Jährigen ganz weit Rechtsaußen. Am 23. November 2002 referierte er beispielsweise in Bielefeld bei der neonazistischen »Initiative Wahrheit und Gerechtigkeit« über den Freikorpssoldaten und späteren Literaten Ernst von Salomon. Angekündigt war die Veranstaltung mit Rose in der Zeitschrift »Nation & Europa«. Dass eine Veranstaltung in einem solchen Rahmen für Rose kein Ausrutscher gewesen sein dürfte, zeigt eine weitere Veranstaltung am 21. Februar 2003 in Achim bei Bremen, für die in der NPD-Parteizeitung »Deutsche Stimme« geworben wurde. Angesichts der Verbindungen zu Sudholt verwundert es auch nicht, dass Rose am 20./21. Oktober 2001 bei einer von dem Verleger organisierten Tagung zum Thema »Ostfeldzug« referierte.

Die Verbindung zum Thema wird angesichts des Schwerpunkts ‚Osteuropa‘, den Rose im Rahmen seines Studiums wählte, verständlich. Auch der Zugang zu einem weiteren Lieblingsthema Roses ist damit verbunden: Er schrieb ein Buch über die Wirkungsgeschichte von Carl von Clausewitz in Russland und der Sowjetunion zwischen 1836 und 1991. Er ist zudem Mitglied der »Clausewitz Gesellschaft«, einer Organisation, in der sowohl Personen aus der Militärelite der BRD als auch solche mit Kontakten zur Braunzone und zum weiter rechts dieses zwischen Konservatismus und Neofaschismus stehenden politischen Spektrums vertreten sind. Auch an einem weiteren Buch über Clausewitz – diesmal als »Lehrmeister des Krieges« – ist Rose beteiligt. Es erscheint in der »Edition Antaios«, dem Hausverlag des zur »Neuen Rechten« gehörenden »Institutes für Staatspolitik«.

Nachdem diese Verbindungen Roses bekannt geworden waren, zitierte ihn die »taz« auch noch mit den Aussagen, die Wehrmachtsausstellung sei für ihn der »größte Skandal der Bundesgeschichte« und Horst Mahler sei ein »zu Unrecht verschmähter Intellektueller«. Rose, so die »taz« am 22. Mai, schreibe für Herne die Geschichte um. Andernorts wollte er freilich nicht Geschichte umschreiben, sondern –sozusagen nachholend – Nazi-Geschichtsschreibung publik machen. Ende 2000 brachte Rose eine »Herdecker Ortschronik 1938 – 1940« heraus. Sie basiert auf dem Tagebuch, das ein Lehrer im Auftrag des Herdecker Bürgermeisters führte und das Grundlage einer offiziellen Ortschronik sein sollte. Einen »authentischen Bericht der Verhältnisse und Ereignisse in Herdecke aus parteinaher, aber nicht amtlicher Sicht«, versprach Rose und ließ das Elaborat Thieles, der, wie Rose betonte, »nicht Mitglied der NSDAP, sondern nur der SA« war, in der »Edition Märkische Raute« erscheinen. »Genugtuung«, so formulierte Rose einfühlsam, habe Chronist Thiele nach dem »Wegzug der Juden« im März 1939 empfunden. Und ohne jede Relativierung schrieb er von den »überwältigenden innen- und außenpolitischen Erfolgen Hitlers in den sechs Friedensjahren«.

Auch ein weiterer Fall spielt in Herdecke, wo Rose 1987 im Anschluss an sein Studium als Archivar arbeitete. Dort fiel ihm ein Bündel von Papieren in die Hände, aus dem er 15 Jahre später das Buch »U-751 –Triumph und Tragödie eines deutschen U-Bootes« machte. 1942/43 hatte Herdeckes Bürgermeister ein »Gedenkbuch« für das untergegangene U-751, mit dem die Ruhrstadt per Patenschaft verbunden war, herausgeben wollen. Das geschah – warum auch immer – nicht. Rose holte es 2002 – im zur »Verlagsgemeinschaft Berg« gehörenden »Vowinckel-Verlag« – nach. Er versah das Werk mit einem Vorwort, in dem er verriet, dass er den letzten Anstoß, »dieses Buch doch herauszubringen«, durch die »infame« und »intentional erbärmliche« Wehrmachtsausstellung erhalten habe.

In den 90er Jahren schnupperte Rose vorübergehend ins Verlagswesen hinein. 1996 heuerte er als Lektor beim norddeutschen Verleger Dietmar Munier an, zu dessen Unternehmensgruppe unter anderem der »Arndt-Verlag« und der »Orion- Heimreiter-Verlag« gehören. Bei »Arndt« veröffentlichte u.a. Günter Deckert; dort erschienen Schriften des NS-Dichters Guido Kolbenheyer und NS-Propagandawerke. Aufschlussreich ist auch, wer Rose unterstützend zur Seite springt. Der Ex-NPD-Landesvorsitzende in Sachsen-Anhalt, Frank Kerkhoff, beschrieb Rose als »aufrichtigen, ehrlichen und intelligenten Deutschen«. Und auf der extrem rechten Internetseite »Störtebeker« wurde der Historiker gefeiert: »Arbeiten wie die von Olaf Rose sind unverzichtbar.« Das immerhin wird hier und da heute nicht mehr so gesehen.