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Mord an Ex-Punk in Frankfurt an der Oder unpolitisch?

Einleitung

Ein brutaler Mord von drei Rechten an einem Ex-Punk in Frankfurt/Oder wird vor Gericht als »nicht politisch motiviert« gewertet. 

Richter, Staatsanwaltschaft und Verteidigung verkündeten am Tag des Urteilsspruchs im Dezem­ber 2003 unisono, dass der Mord an Enrico Sch. keinen politischen Hintergrund hätte. Brutal war der 26jährige ehemalige Punk von drei einschlägig vorbestraften Rechtsextre­misten im März 2003 gefoltert und mit einem Messer malträtiert worden – er verstarb wenige Stunden später. Später brüsteten sich die Täter mit den Worten »Das war ja nur ein Punk«.

Die Höhe der letztlich verhängten Strafen war vergleichsweise hoch. Der 20jährige Haupttäter Stephan B. muss acht Jahre in Jugendhaft. Daniel Sch. (21) wurde zu einer 7jährigen Jugendstrafe, sein Bruder Marco Sch. (29) gar zu 12 Jahren Haft verurteilt. Tatsächlich war der Anlass für den Mord kein offenkundig politischer. Die Rechten tranken exzesshaft Alkohol, als die Freundin von Daniel Sch. anrief und sagte, sie sei von einem Nachbarn belästigt worden. Die drei brachen in der Absicht auf, Rache an dem ihnen bekannten »Grabscher« zu üben. Sie traten die Tür ein, doch anstatt des Woh­nungs­inhabers fanden sie Enrico Sch. vor, der volltrunken auf einer Couch lag – bei der späteren Oduktion wurden drei Promille Blut­alkohol gemessen.

Die drei Rechten sprachen ihn an, bekamen keine Antwort und begannen sodann, auf ihn einzuschlagen und ihn zu quälen – zweieinhalb Stunden lang. Dann machten sie sich mit der Geldbörse ihres Opfers, einem Handy und einer Playstation davon. Bald darauf kamen sie wieder, um die Bankkarten-Geheimzahl von ihrem Opfer zu erfahren. Der Schwerverletzte konnte nicht antworten. Ihm wurde neunmal mit einem Messer in den Oberschenkel gestochen. Als Stephan B. ansetzte, ihm die Kehle durchzuschneiden, hielten ihn die anderen zurück: »Lass nur, der stirbt eh«. Sie verließen den Tatort.

Bei der Verhandlung vor dem Land­gericht Frankfurt/Oder bemühte sich nur die Nebenklage um Aufklärung des Zusammen­hangs zwischen Tat und rechtsextremer Ein­stel­lung der Täter. Der Frage, ob die Mörder anders gehandelt hätten, wenn sie kein rechtes Weltbild verinnerlicht hätten, wenn sie Enrico Sch. also nicht als minderwertigen Punk eingeschätzt hätten, wurde kaum nach­gegangen. Während einer der Täter aus der U-Haft verkündete »Die Bewegung ist überall«, freuen sich die Landesoffiziellen in Brandenburg, für 2003 keinen Mord mit rechten Motiven bilanzieren zu müssen.