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Zocken gegen Neonazis?

Einleitung

Seit nunmehr drei Jahren besteht das Projekt »Antifa.gaming«. Da es keine politikfreien Räume gibt – weder im Internet noch im Real Life – ist es folgerichtig, sich auch im Netz gegen Neonazis zu engagieren. Doch wie kann man sich das vorstellen?

Online-Gaming nicht weiter als unpolitischen Zeitvertreib betrachten, wollen die AktivistInnen des Internetprojektes Antifa.gaming. Die Computerspielfans konstatierten eine zunehmende Unterwanderung der Gaming-Szene durch Neonazis und gingen aktiv dagegen vor. Neben Freizeitbeschäftigung und Spaß soll der »Antifaschistischen Community und Multigaming-Clan« einen Zugang bieten, um für Politik zu interessieren und eine Austauschplattform für antifaschistische Themen sein. Selbstverständlich ist man auch bestrebt gute Ergebnisse in Ligen und Clanwars zu erzielen.

Mit einer eigenen Website, einem Game- und Voiceserver, mehreren Spielteams und politischen Informationen bietet das Projekt die Möglichkeit in der eher apolitischen Gaming-Szene Position zu beziehen. Die Angebote für Gamer, sowie nicht spielende AntifaschistInnen, eine eigene Community und die Spielteams sind hierbei die Bestandteile des Online-Antifaschismus. »Dabei verbindet Antifa.gaming zwei Freizeitbeschäftigungen miteinander, das Onlinespielen, sowie die Antifaarbeit. Der Kern dieses Projekts ist die stets wachsende Community, in der sich über Antifa, andere politische Themen, Onlinespiele, Musik usw. ausgetauscht wird.«

Geschichte

Die offizelle Gründung war im Oktober 2006. Schon vor der Gründung gab es einen Clan, in dem viele AntifaschistInnen mitgespielt haben und beobachteten, dass auch im Gaming-Bereich extrem rechte Tendenzen vertreten sind. Es gibt Neonazi-Clans und Communities, die sich die entsprechenden Namen geben oder eben solche Inhalte in den Chats verbreiten. In den Ligen gibt es zwar Administratoren, an die man sich wenden kann, doch diese greifen selten ein. Auf seinem eigenen Server kann man Neonazis natürlich bannen, doch auf anderen Servern hilft nur besser zu spielen. Meist sind Spiele betroffen, die sich um den Zweiten Weltkrieg drehen. Letztendlich sind Neonazis aber in allen Spielen vertreten, egal ob die etwas mit dem Irak-Krieg zu tun haben oder ob es sich um Rollenspiele handelt. Dank Erstsponsoren, wie Antifa.net wuchs das Projekt, fand  Anklang und die Community füllte sich mit Spielern, die unter der Flagge von Antifa.gaming spielen wollten und Teams für verschiedene Onlinespiele aufstellten.

Nach einem weiteren Jahr kamen Unterstützer wie das Internetportal gulli.de oder der Punkversand »Nixgut« dazu und nach zwei Jahren fand sich der kommerzielle Internetserver VeryGames als Mainsponsor. Mittlerweile ist das Projekt Mutterschiff für einige Teams verschiedener Spiele, eine Redaktion für politische Themen und für Computerspielthemen. Die politische Aktivität von Antifa.gaming äußert sich online ähnlich wie offline. Neonazis im eSport werden recherchiert und öffentlich gemacht. Im Juni 2007 traf man sich erstmals »im echten Leben« bei der internationalen Auftakt-Demonstration gegen das G8-Treffen 2007 in Rostock und wer will kann sich persönlich auf den geplanten Antifa.gaming LAN-Partys kennenlernen.

Die Reaktionen der Szene sind unterschiedlich. Viele Gamer finden das Projekt gut, andere meinen, dass Gaming nicht politisch sein sollte. Letztendlich sind die »Antifa Zocker« kein politischer Clan, sie verbindet gemeinsam gegen Neonazis zu kämpfen: Jeder der etwas gegen Neonazis tut, ist bei ihnen willkommen. Das ist vielleicht keine klassische politische Gesellschaftsanalyse für eine Politgruppe – für ein antifaschistisches Engagement fern ab der üblichen Politsphären aber ein interessanter wie seltener Anfang.


Kontakt:
www.antifa-gaming.de