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„Justizwunder“ Thorsten Heise und seine Kameraden

Einleitung

Im April 2018 griffen Neonazis zwei Journalisten an, die Recherchen zu dem Neonazi Thorsten Heise in Fretterode (Thüringen) durchführen wollten. Die Täter waren mit einem Baseballschläger und einem großen Schraubenschlüssel bewaffnet. Nach einer Verfolgungsjagd im Auto wurde einer der Journalisten mit einem Messer attackiert und am Oberschenkel verletzt. Seinem Kollegen wurde der Stirnknochen gebrochen. Die mutmaßlichen Täter sind mittlerweile identifiziert.

Foto: Pixelarchiv

N.H., rechts neben seinem Vater Thorsten Heise, hinter dem Stand des Neonazi-Versands „Deutsches Warenhaus“ auf dem „Eichfeldtag“ der NPD im Mai 2019.

Der Tatverdächtige Gianluca Bruno, der schon für die NPD kandidierte, gilt als eine Art „Ziehsohn von Thorsten Heise“. Sein mutmaßlicher Mittäter N.H. ist einer der leiblichen Söhne von Thorsten Heise (NPD Bundesvorstand) selbst. Festnahmen gab es nicht, ein zeitnaher Prozess gegen die Beiden ist ebenso nicht in Sicht, obwohl die zuständige Staatsanwaltschaft den beiden Neonazis die Anklageschrift wegen schweren Raubs in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung zugestellt hat. Der Fall wird von den Thüringer Justizbehörden offenbar nicht besonders prioritär behandelt.

Nach Beobachtungen von Szene-Kennern reiht sich dies in eine jahrelange Aneinanderkettung von auffälligen Nachlässigkeiten bei Ermittlungen, Einstellungen von Verfahren und milden Urteilen ein, wenn es um Thorsten Heise und sein engstes (familiäres) Umfeld geht.

N.H. absolviere mittlerweile eine Ausbildung in der Schweiz, wie ein mittlerweile entferntes Foto von ihm auf der Seite des Betriebs belegt. Er setzte sich damit quasi im laufenden Verfahren nach Visp in der Oberwallis ab. Wie gemeinsame Recherchen von antifaschistischen Gruppen und der Schweizer Zeitung WOZ ergeben, ist N.H. hier mittlerweile als Heizungsinstallateur bei der Ewald Gattlen AG in der Ausbildung. Ein weiterer Mitarbeiter dieses Visper Gebäu­detechnikbetriebs ist ein alter Bekannter von Thorsten Heise: Der (frühere) Musiker der RechtsRock-Band „Helvetica“ Silvan Gex-Collet. Ein Foto von 2014 zeigt die Beiden lächelnd beim Handschlag. Vor einem Jahr nahm Gex-Collet auch am von Heise organisierten Neonazi-Festival „Schild und Schwert“ in Ostritz teil.

N.H. scheint sich zumindest keine größeren Sorgen vor einer Verfolgung durch die deutschen Strafverfolgungsbehörden machen zu müssen. So tauchte er dieses Jahr beim neonazistischen „Eichsfeldtag“ der NPD in Thüringen auf, das von seinem Vater organisiert wurde.