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Cable-Street-Beat

Bild: flickr.com/londonmatt; Matt Brown/CC BY 2.0

Wandbild in Erinnerung an den »Battle of Cable Street« in London.

Was ist Cable-Street-Beat-Strictly-Antifascist?

Wir sind eine Gruppe von männlichen und weiblichen Punks, Skins und anderen MusikliebhaberInnen, die sich zusammengeschlossen haben, um antifaschistische und antisexistische Kulturarbeit zu betreiben. Wir, das heißt, Cable Street Beat Gütersloh, sind zwar die Gründungsgruppe von CSB in der BRD, aber eben nur EINE Gruppe in einem Netzwerk von Gruppen, Bands und Einzelpersonen. Von daher können und wollen wir hier natürlich erst einmal nur für uns sprechen.

Seid ihr denn eine Organisation?

Nein, eben nicht, wir haben uns damals gegründet, ein Selbstverständnis und ein Logo gegeben und alle Interessierten zur Nachahmung aufgefordert, wenn sie unsere Prinzipien teilen.

Wie viele Gruppen gibt es?

In unterschiedlicher Intensität sind uns etwa 10 Gruppen bekannt, die aktivsten sind wohl Gütersloh, Berlin, Düsseldorf, Osnabrück, Passau, es gibt aber auch noch Leverkusen, Königs Wusterhausen und einige andere, von denen wir sporadisch hören und die, je nach Lust und Laune antifaschistische Kultur in ihrer Region in den unterschiedlichsten Bereichen etablieren. Das heißt, es gibt dann z.B. mancherorts ein Cable Street Beat Soundsystem, andere Gruppen oder Einzelpersonen veranstalten Konzerte und so weiter.

Wie kommt Ihr zu Eurem Namen?

Die Cable Street ist eine Straße in einem Londoner Working Class District. In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts wohnten dort vor allem ArbeiterInnen, viele von ihnen jüdischen Glaubens. 1936 versuchten die britischen Faschisten unter Mosley, unter Polizeischutz einen provokativen Aufmarsch durch dieses Viertel durchzusetzen. Die Menschen stellten sich ihnen militant entgegen, es kam zum sogenannten »Battle of Cable Street«. Seitdem steht dieser Name als Symbol für zivilen, aber entschlossenen Widerstand gegen Faschismus. Da unsere Kultur als Skins und Punks aus England und Jamaica kommt, lag dieser Name somit für uns nahe.

Seit wann gibt es Euch?

Tja, wenn wir das wüssten, unsere Buchführung ist dürftig, so etwa 15 Jahre dürften es nun sein.

Was macht Ihr denn so?

Wir veranstalten Konzerte, Kinoabende, Parties, legen selbst auf, bringen CDs heraus, machen antirassistische Bildungsarbeit und nehmen an antifaschistischen Aktionen teil oder starten selbst welche. Unsere Musikrichtungen sind Punk, OI, Northern Soul, Mod, Reggae, Ska und Hardcore, auch Ausflüge in die Rock ‘n’ Roll- oder Psychobilly-Richtung und Metalcore kommen vor. In Kooperation mit anderen Musikliebhabern sind auch schon Hip-Hop-Veranstaltungen gelaufen. Wir übernehmen alle Aufgaben ehrenamtlich selbst (DIY) und machen keinen Gewinn. Das gilt auch für die CD-Sampler, die wir zusammen mit Mad-Butcher Records und der Gruppe Sozialistische Kultur Arbeit Gütersloh herausbringen. Dort bringen wir bekannte und unbekannte antifaschistische Bands zusammen und verbreiten tanzbare Propaganda für die gute Sache. Das CSB-Soundsystem ist auch gern gesehener DJ(ane)-Gast auf diversen Antifa- und Szene-Partys. Auch Fußball-Partys (am liebsten bei Freunden und Freundinnen, die sich antirassistisch und antifaschistisch engagieren) bespaßen wir ab und an. Besonders wichtig sind uns unsere politischen Aktionen.

Eine unserer spektakulärsten und zur Serienreife gebrachten Aktionsformen ist das »Einschleichen« in Neonazi-Demonstrationen. Aufgrund unseres Skinheadoutfits werden wir gern durch die Polizeisperren gewunken und in die Neonazidemos eingereiht, in denen wir dann mit tanzbarer Ska-Musik und lustigen Sprechchören für allerlei Verwirrung und Unmut bei Neonazis und der Polizei sorg(t)en. Nicht ungefährlich zwar, aber sehr kreativ und definitiv Punk Rock! Die entstehende Verwirrung verzögert die Deppenmärsche entscheidend, die Neonazis spüren und sehen den Protest (für uns besonders wichtig, da die Neonazis in NRW ihre Aufmärschchen oft in völlig abgesperrten Bereichen unter Polizeischutz abhalten können) und wir fahren eigentlich immer zufrieden und unbeschädigt nach Haus. Ausprobieren, klappt super!

Im Rahmen einer anderen Aktion haben wir den Laden des ehemaligen NF-Chefs, heutigen »Reichsbürgers« und Holocaustleugners Meinolf Schönborn stillgelegt. Dieser verkaufte am Rande des riesigen Motorrad-Treffs »Broker Mühle« jede Woche Germanen- und Wikingerkitsch an die bis zu 3.000 BikerInnen, denen seine sonstigen Aktivitäten als Neonazi und Inhaber des faschistischen »Z-Versandes« nicht bekannt waren. Also verbündeten wir uns mit anderen BikerInnen, fuhren zunächst unangemeldet mit CSB und Antifa Leibchen vor, rollten vor seinen Schaufenstern eine Ausstellung über den Neonazi aus, versorgten die anwesenden BikerInnen mit Musik und Infomaterial und düsten wieder ab. Die ganze Aktion ging als Video an 3500 E-Mail-Adressen, vielfach aus der Punk-und Skinszene. Nachdem wir noch die Gäste des im gleichen Gebäude logierenden Restaurants mehrmals auf die gleiche Weise erfreuten, war das Maß wohl voll und das Essen ungenießbar, Herr Schönborn bekam die Kündigung des Vermieters und war raus! Nach Presseinformationen hat er für alle geschäftlichen Aktivitäten Insolvenz angemeldet.

Gibt es Widerstand gegen Eure Aktionen?

Naja, die örtlichen Neonazis scheuen die Konfrontation mit uns. Sie beschränken sich da auf den virtuellen Raum, hetzen großmäulig im Internet. Vor einiger Zeit haben sie in der Stadt Gütersloh einen Spuckie verklebt, auf dem ein vermummtes Etwas (undefinierbar) ein CSB-Logo zertritt. Schade nur für sie, dass es eher aussieht, als ob der Neonazi auf dem Logo ausrutscht. Lange halten diese Dinger sowieso nicht, da örtliche Antifas und SympatisantInnen sofort mit dem Aufkleber »Anti-Anti-Antifa – wir sind immer eine/r mehr!« konterten. Dass wir die Neonazis nerven, ist unbestritten. Wir besetzen in unserer Region einfach die Punk- und Skin-Szene. Es gibt davon einige in der Gegend, und die wenigsten von ihnen sind Neonazis. Wir denken, dass durch unsere Kultur- und Bildungsarbeit, aber auch durch direkte Aktionen den Neonazis im Vorfeld weitestgehend der Boden entzogen wird. Natürlich ist die Bevölkerung hier nicht weniger rassistisch, homophob, antisemitisch, autoritätsgläubig und sexistisch als anderswo, aber wenn es gelingt, den Neonazi-Mob auf der Straße unbedeutend zu halten, hast du einfach ein anderes Klima in der Stadt. Die Linke und die MigrantInnen-Communities können sich relativ frei bewegen und entfalten, da es hier subjektiv kein Gefühl der Bedrohung durch Neonazihorden gibt.

Das ist gerade in kleineren Städten wie Gütersloh, die keine Uni und weniger linke Projekte und vielleicht auch keine riesige Szene haben, extrem wichtig. Wir kennen das auch anders, noch Ende der achtziger Jahre war diese Stadt eine, wenn nicht sogar die Hochburg der Neonazi-Skin-Szene in der BRD. 1985 gab es etwa 50 gewalttätige Übergriffe von Neonazis nur um das örtliche BürgerInnenzentrum und seine Jugenddisko herum. Damals haben wir, schon vor CSB, auch die Strategie entwickelt, Skins von Neonazis abzuspalten. Wir haben gezielt subkulturelle Musikangebote für Skins, Punks, Heavys, Grufties etc. in diesem Zentrum gemacht und in harten Kämpfen (oft im wahrsten Sinne des Wortes) die Neonazis vor der Tür gehalten. Auf die Dauer haben wir so den subkulturellen »braunen Sumpf« austrocknen können. Was die Jugendsubkultur anging, haben wir in dieser Zeit durch lange, harte Arbeit die »Lufthoheit über den Stammtischen« gewonnen.

Das hat sich auch im letzten Jahr gezeigt, als die Neonazis zwei Aufmarschversuche in Gütersloh machten, die beide mit großer Beteiligung der Bevölkerung gestoppt und aufgehalten werden konnten. Auch dort funktionierte wieder das Verwirrspiel. Eine Gruppe CSBlerInnen (unter anderem auch Skins) und eine Gruppe vermeintlicher »Autonomer Nationalisten« sorgten am Bahnhof für große Angst und Durcheinander bei Polizei und Neonazis. Nachdem diese Situation durch die Polizei geklärt war, liefen die Neonazis etwa 500 Meter, wurden dann durch Blockaden von der Route abgedrängt und durften nach Hause fahren.

Und die Polizei?

In den achtziger Jahren waren die Auseinandersetzungen sehr heftig, die Polizei verlor den Überblick über die Szene und richtete eine Art »Skinhead Sonderkommission« ein, womit sie nur die Neonazi-Skins meinte. Aber alles, »was anders aussah«, wurde von der Straße gefangen und erkennungsdienstlich behandelt, Zitat: »damit wir beim nächsten Mal wissen, wer zu wem gehört...« Für uns war der Staatsschutz zuständig und er ist es bis heute. Unsere Aktionen machen Neonaziaufmärsche instabil, die Polizei ist zunehmend verunsichert, da ist es kein Wunder, dass der Staatsschutz die Staatsanwaltschaft auffordert, CSB als kriminelle Vereinigung nach §129 zu überprüfen. Für die Unterwanderung von Neonazi-Demos haben sie sich auch schon einen Straftatbestand zurechtgelegt: der heißt »erhebliche Störung einer angemeldeten Kundgebung«. Ist aber noch nicht angewandt worden, weil vermutlich als doch zu albern empfunden.

Begreift Ihr Euch denn als politische Gruppe?

Jein. Die Neonazis machen Ihre Arbeit in Bezug auf Jugendkulturen so, dass sie die inhaltlichen Einflüsse, die die Kulturen mitbringen und die einen Zugang zur NaziIdeologie ermöglichen, aufgreifen. Somit haben sie scheinbar natürliche Eintrittskarten in die jeweilige Szene. Bei den Gothics sind es Dinge wie das Heidentum, Mittelalter, Elitegedanken, Okkultismus und Irrationalität; bei den Metals Wiking-Kult, Heidentum, Thorshämmer; bei Hooligans Machismo, »Heldentum«, Stolz auf das Nationalteam, Gewaltbereitschaft; bei den Skins Männerbund, Revierverteidigung, Proletenkult, Uniform; im Hip-Hop leider oft so etwas wie Revier- und Gangkämpfe, Sexismus, Schwulenfeindlichkeit und rassistischer Wortgebrauch.

Hier setzen sie an und schaffen Angebote, die Jugendliche aus diesen Szenen im vorpolitischen Raum da abholen, wo sie stehen. Ziel ist es, die Jugendlichen aus ihren subkulturellen Erlebniswelten in die rechte Vernetzung über Kultur einzubeziehen. Dabei wird von Neonazis mittlerweile vermittelt, dass es völlig egal ist, aus welcher Subkultur man kommt!

Zu Zeiten, wo Rock ‘n’ Roll noch rebellisch war, war er oft im linken Milieu angesiedelt, das gilt besonders für Punk Rock. Aber auch die großen politischen Bewegungen der achtziger Jahre waren durchweg mit Bands und Kultur verbunden. Darauf hat sich die Linke ausgeruht und sich in ihre Zentren zurückgezogen, wo sie oft Kultur von der Szene für die Szene betreibt. Selten besteht der Anspruch oder es gelingt vielleicht auch oft nicht, Menschen außerhalb der eigenen Strukturen anzusprechen. Draußen in der Gesellschaft, geht der Zug ideologisch nach rechts, was sich zwangsläufig auch auf die Jugendkulturen auswirkt. Wir sind der Meinung, linke Bewegung braucht Kultur und Milieus, in denen Menschen beiläufig, aber selbstverständlich mit politischen Themen in Kontakt kommen können, sich damit auseinandersetzen, ohne gleich politische Glaubensbekenntnisse abgeben zu müssen. Das heißt, unsere Kulturarbeit definiert klare Grenzen, was Faschismus, Sexismus etc. angeht, aber sie macht nicht explizit linkes politisches Bewusstsein zur Bedingung, um auf unsere Konzerte gehen zu dürfen. Denn irgendwo müssen die Leute auch erst mal mitbekommen, was es heißt, links zu sein. Die Art, wie wir Politik rüberbringen, liegt im Detail, es gibt Bühnentranspis, politische Bands, korrekte Preise, einen Blick aufs Benehmen des Publikums und vor allem möglichst große Eindeutigkeit im Handeln und dem Statement nach außen, wenn es darum geht, unsere Prinzipien durchzusetzen.

Genau das spiegelt sich in unserer Gruppe wieder. Es gibt organisierte Linksradikale, AnarchistInnen, KommunistInnen und Feministinnen in unserer Gruppe, aber ebenso Leute, die politisch nicht organisiert sind, aber unsere Prinzipien in Bezug auf Kultur und Politik respektieren und teilen. Das ist völlig o.k. so, und gilt genauso auch für unser Publikum, die gespielte Musik und die Inhalte der Bands.

Es gibt eben sehr viele politisch unentschiedene Menschen, um die wir kämpfen, die sich bei uns wohlfühlen sollen, und ebenso gibt es eigentlich politische Menschen, die auf die Arbeits- und Funktionsweise der linken Szene aus verschiedensten Gründen keine Lust haben. Vielen fehlt der Spaß in der Linken! »If I cannot dance, it is not my revolution« (Emma Goldman). Natürlich sind Kapitalismus und Patriarchat, Ausbeutung, Krieg und ökologische Apokalypse nicht wirklich witzig, aber gerade deshalb gibt eine vielseitige linke Kulturszene Kraft und Motivation, sich diesen Zuständen kämpferisch zu stellen. Wir wissen, dass es andere CSB Gruppen gibt, die den politischen Anspruch auch mal offensiver vertreten, wir respektieren das auch. Von Ort zu Ort sind ja auch die Bedingungen anders, aber dennoch steht fest: Wir sind keine politische Organisation im eigentlichen Sinne, und genau darin besteht unsere Stärke und unsere Aufgabe. Wir versuchen, die Musik zum politischen Film zu spielen, und wir versuchen, eine kulturelle Brücke in die politischen Bewegungen zu bauen.

Unser Ansatzpunkt ist dabei klar! Die Skinhead Szene stammt ursprünglich aus der working-class, sie umfasste ethnisch unterschiedliche Menschen, ihre Musik stellt eine Symbiose aus unterschiedlichsten Einflüssen europäischer, amerikanischer, jamaikanischer und afrikanischer Sounds dar. Wie in der Punk-Bewegung gibt es bei Skins Abneigung gegen Chefs und Autoritäten, Polizei und Rassismus. Das gilt auch für die Ablehnung von Kommerz. Solidarität, Freundschaft, korrektes Verhalten und »sich nichts gefallen lassen« sind zentrale Werte. Diese finden sich genau so in unserem Selbstverständnis wieder. Natürlich ist es den Neonazis früher gelungen, Teile des Skin- und Punk-Kultes umzuwerten, aber da sehen wir es ein wenig so wie in der Che Guevara Diskussion. Mal vom kritischen Umgang mit Helden an sich abgesehen, steht Che für Linke unter anderem als Symbol für Rebellion, Sozialismus und bewaffneten Aufstand. Jetzt beginnen die Neonazis, ihn als »einer von uns« zu bewerben. Sollten wir deshalb auf Abstand zu Che gehen? Wir denken nein, obwohl es natürlich Gründe genug gibt, ihn kritisch zu werten. Aber nur, weil Neonazis versuchen, bestimmte Themen, Symboliken oder auch Personen als ihre zu verkaufen, sollte eine solche Distanzierung nicht stattfinden. Sollten andere Gründe eine Rolle spielen - nun ja, dann werden wir diese Diskussion innerhalb der Szene führen.

Dass es viele, immer noch viel zu viele Neonazis mit kurzen Haaren gibt, ist für uns also kein Grund, uns die Haare wachsen zu lassen. Dass die Punk-Bewegung in weiten Teilen ihren Stil und ihren politischen Gehalt verloren hat, ist auch kein Grund, Punk verloren zu geben. Im Gegenteil, wir kämpfen um die Inhalte dieser Szenen, unter anderem, um den Neonazis kein Rekrutierungsfeld ohne Gegenwehr zu überlassen. Genau das sollte es in anderen Kulturszenen auch geben.

Rassismus und Faschismus zu bekämpfen, mag sich ja aus der Szene ergeben, aber was ist mit dem Sexismus? Ist die Punk- und Skin-Szene nicht die Hochburg des Männerkultes und des Mackertums?

Das ist zweifellos richtig und nervt auch ganz schön. Die erdrückende Mehrzahl der Aktiven sind Männer, das gilt für jeden Bereich der Szene, ob Fanzines, Bands, Publikum, DJs , Sicherheitsfragen, Partiess und vieles mehr. Auch Gewalt ist ein ständiges Thema, ob sexualisierte Gewalt, »Gockelkämpfe« oder Brutalo-Pogo. Besonders ärgerlich ist es für uns, wenn Ikonen der Szene sich auf der Bühne grundsätzlich mit freiem Oberkörper und geballter Faust darstellen, fleischgewordene pathetische Männlichkeit zelebrieren und über alles Böse dieser Welt singen, von Faschos über Bullen, hin zu Staat und Tierfeindlichkeit, ihnen aber niemals einfallen würde, das Geschlechter-Thema mal ansatzweise zur Kenntnis zu nehmen. Dass häufig gerade besonders martialische Bands angehimmelt werden, ist unserer Erfahrung nach aber kein Phänomen des Punk- und Skin-Publikums, sondern macht auch vor der Antifa-Szene nicht halt. Es ist natürlich schon so, dass die Punk- und Skin-Szene in Geschlechterverhältnissen mehrheitlich das widerspiegelt, was die Gesellschaft vorlebt. Aber die Szene hat auch immer den Freiraum geboten, Geschlechterrollen in Frage zu stellen, es wurde und wird (leider immer noch als Minderheitenposition) auch getan.

Nun gut, und wie geht ihr mit dieser Situation um?

Wir versuchen das zu tun, was uns übrigbleibt, nämlich das Beste draus zu machen. Wir achten bei der Bandauswahl darauf, nichts Sexistisches zu buchen, das gilt auch für die Werbung, wir unterbinden die üblichen Ausziehen-Rufe, wir sorgen dafür, dass ein »Tanzklima« da ist, das allen Platz einräumt, ob, groß, klein, schmächtig, riesig, andersgesund (landläufig behindert genannt) Männer, Frauen oder wie auch immer. Das klappt meistens auch ganz gut. Wir unterbinden sexistische Plakate, T-Shirts und Aufnäher und machen deutlich, dass wir bei sexistischer Anmache immer Hilfe leisten. Wir legen auch solche InterpretInnen prinzipiell nicht auf. Wobei Lieder über Sex zu singen, natürlich nicht per se sexistisch ist, es geht da um die Wortwahl, ob und wie ein Herrschaftsverhältnis dargestellt wird und wie die Songs dann präsentiert werden.

Natürlich unterlaufen uns Fehler, und natürlich ist das ganze ein Spannungsfeld zwischen ärgerlich, einfach nur dumm und offensiv sexistisch. Oft streiten wir uns über die Auslegung der Regeln, und noch viel öfter hagelt es Proteste von unterschiedlichster Seite: von »Scheiß Pogopolizei« über »PC-Ärsche« und »Linksfaschisten« auf der einen Seite bis hin zu »zu lasch«, »nicht eindeutig genug« und so weiter ist alles drin. Aber glücklicherweise wird der Unterschied zwischen unseren Veranstaltungen und vielen anderen durchaus positiv wahrgenommen. Oft wird uns das auch geschrieben und gesagt.

Und wie sieht’s dann bei Euch aus mit dem Verhältnis zwischen Männern und Frauen?

In der Gruppe schwankt der Frauenanteil zwischen 30 und 40 Prozent, bei den Konzerten ist es sehr unterschiedlich. Bei Punk-, HC- und Oi-Events ist der Frauenanteil geringer, bei SKA, Reggae und Northern Soul deutlich höher. Das gilt auch bei allem guten Willen und Blick auf die Tanzaktivitäten.

Was kann die Antifa-Bewegung tun, um Euch zu unterstützen? Wollt Ihr das überhaupt?

In erster Linie wollen wir Antifa unterstützen. Ansonten gilt das Prinzip DIY, do it yourself! Wenn Ihr Konzerte macht, benutzt unser Logo, wenn Ihr eine Band seid, druckt es auf Euer Cover, und am allerbesten wäre, gründet selber Gruppen oder unterstützt mit Eurer Logistik Leute, die so was vorhaben! Zudem: Besucht unsere Konzerte, kauft CSB-Sampler und vor allem: Keep the faith, have fun, fight fascism! Und besucht www.csb-gt.de und die anderen CSB-Sites im Internet oder die CSB-Abteilung bei www.madbutcher.de.

Besten Dank fürs Gespräch und viel Erfolg noch.