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Das geheime Netzwerk der Hammerskins

Exif-Recherche
Einleitung

Die Hammerskins sind eine der ältesten und beständigsten Neonazi-Organisationen weltweit. Die seit über 30 Jahren bestehende Bruderschaft versteht sich als „Elite“ der Neonazi-Szene und ist straff organisiert. Die eingeschworene Gemeinschaft sammelt sich unter dem Banner der „Hammerskin Nation“ (HSN), die als Überbau Hammerskins von Europa in die USA bis nach Neuseeland vereint. Ihr Wirkungsbereich ist umfassend, ihre Mitglieder sind treibende Kräfte innerhalb der militanten Neonazi-Szene.

Bild: Exif-Recherche

Fahnen verschiedener europäischer Chapter auf dem Hammerfest im November 2019 in Frankreich.

Brüder schweigen - Das geheime Netzwerk der Hammerskins

Die Hammerskins stehen selten im medialen Fokus. Ihr Verhalten ist konspirativ, die Struktur abgeschottet und klandestin. Unter öffentlicher Beobachtung zu stehen bedeutet eine mögliche Einschränkung der Handlungsspielräume: Profit und Politik durch RechtsRock, Vorbereitung auf „Tag X“, Schießtraining im In- und Ausland und die Durchsetzung ihrer politischen Ziele mit all ihren Konsequenzen bis hin zu rechten Terroranschlägen.

2012 erschoss ein Hammerskin in den USA sechs Menschen, weitere wurden schwer verletzt. 2020 starb einer der Betroffenen an den Folgeschäden des Anschlags. Der Attentäter unterhielt enge Kontakte nach Deutschland. Staatliche Institutionen, die sich auf die Fahne schreiben, das „Frühwarnsystem der Demokratie“ zu sein, verharmlosen seit 30 Jahren diese Struktur, auch um etliche ihrer V-Leute – von denen bereits eine Handvoll aufgeflogen sind, zu schützen.

Die Offenlegung eines extrem rechten Netzwerkes kann zur Folge haben, dass Unsicherheiten entstehen – gerade für (potenziell) Betroffene rechter Gewalt. Dieser Zustand ist allerdings für viele Menschen bereits Realität und Ursache für ihren Kampf. Das bewusste Verschweigen von Informationen, wie es durch die Behörden passiert, hält die Gefahr abstrakt und erschwert selbstwirksames Handeln und Gegenwehr.

Die Hammerskins tragen ihr rassistisches und menschenverachtendes Weltbild in die Gesellschaft, sie leben oft unerkannt in der Nachbarschaft und üben „gut bürgerliche“ Berufe in zum Teil verantwortlichen Positionen aus. Die Veröffentlichung der Informationen und ihre analytische Einordnung möchte einen Beitrag dazu leisten, mit einer möglichen Gefahr konkret umgehen zu können.

Im Folgenden werden Aktivitäten und Kontinuitäten der Hammerskins aufgezeigt, das Netzwerk greifbar dargestellt und ihre Infrastruktur dargestellt. Der genaue Blick rüttelt zudem am Mythos, auf dem der Ruf der Hammerskins innerhalb der Szene aufbaut. Es gibt Widersprüche und Schwächen. Die Hammerskins sind verwundbar, vor allem, wenn ihr Handeln ins öffentliche Licht gerückt wird.

Entstehung und Expansion

Ende der 1970er Jahre kam es zu offenen Brüchen innerhalb der wachsenden Skinhead-Szene, die sich zwar mehrfach patriotisch, jedoch nur in der Minderheit explizit neonazistisch positioniert hatte. Die Szene-Ikone Ian Stuart Donaldson und seine Band „Skrewdriver“ aus England änderten dies schlagartig. Ab Mitte der 1980er Jahre setzte flächendeckend eine Politisierung des Skinhead-Kults ein. Auch in den USA politisierten und radikalisierten sich Skinheads und organisierten sich meist lokal in Cliquen ähnlich der Gangs. Sie beanspruchten ein bestimmtes Territorium und verteidigten es mit Gewalt. Opfer der Straßengewalt wurden nicht nur nach rassistischen Kriterien ausgewählte Personengruppen oder politische Gegner*innen1 , sondern auch verfeindete neonazistische Skinhead-Gruppen. In Berichten aus den USA zu dieser Zeit fällt dabei immer wieder der treffende Begriff „Gangland“.

Um die gewalttätigen Auseinandersetzungen untereinander unter Kontrolle zu bekommen, fasste eine dieser Cliquen aus Dallas in Texas den Entschluss, bestehende Gangs zu vereinen. Gemeinsam mit weiteren Neonazis aus Tulsa in Oklahoma entstanden im Januar 1988 die „Confederate Hammerskins“ als weltweit erstes Chapter2 der Hammerskins. Durch feste Strukturen und Verbindlichkeit sollte sich vom Rest der Szene abgegrenzt werden – man wollte eine „Elite“ sein. Wenig später schlossen sich Neonazis aus anderen Bundesstaaten dem Konzept an und formierten bis 1990 Ableger im Mittleren Westen, an der Ostküste und im Süden des Landes.

RechtsRock diente damals wie heute als Mittel, um Identität zu schaffen und eine Radikalisierung voranzutreiben, aber auch um sich zu verständigen. Bands wurden zum Sprachrohr der „White Power“-Bewegung und Konzerte zu Orten des Austauschs. Ed Wolbank, der als „Northern Director“ der Hammerskins fungierte und vor allem durch seine Bands „The Bully Boys“ und „Bound for Glory“ internationale Bekanntheit erlangte, kam 1988 mit dem Schweizer Neonazi Patrik Iten in Kontakt.

Mit Wolbank als Leumund konnten 1990 die „Schweizer Hammerskins“ entstehen und wurden so zum „Motherchapter“ der Hammerskins in Europa. Unter den prüfenden Augen der Schweizer entstand 1992 das erste Chapter in Deutschland, die „Hammerskins Berlin“ gefolgt vom „Chapter Sachsen“ ein Jahr später. 1993 kamen die „Bohemia Hammerskins“ in Tschechien, die „Charlemagne Hammerskins“ in Frankreich sowie die „Vinland Hammerskins“ in Kanada hinzu. 1994, als die „Hammerskins Nederland“ die „Hammerskins Bremen“ und die „British Hammerskins“ gegründet wurden, entschlossen sich die US-amerikanischen Chapter eine Art Dachverband ins Leben zu rufen, um die Strukturen zu bündeln und Herr über Regelwerk und Standards zur Aufnahme von neuen Ablegern zu werden: Ein einheitlicher Überbau, dem man den Namen „Hammerskin Nation“ (HSN) gab und unter dem sich bis heute weltweit alle Chapter sammeln.

Das Konzept der Bruderschaft als rockerähnliche Struktur war dabei bewusst gewählt, vor allem, um sich von der 1987 in England entstandenen „Blood & Honour“- Bewegung abzugrenzen.3 Durch ihr niedrigschwelliges und subkulturelles Angebot hatte diese ebenfalls vielerorts Neonazi-Cliquen unter ihrem Banner vereinen können, kämpfte aber mit internen Querelen und Konkurrenz. Die HSN hingegen ist ein Modell, bei dem sich die weltweiten Chapter gegenseitig in der Bringschuld sahen, für interne Probleme interne Lösungen zu finden. Ganz zu schweigen von der Pflicht, sich gegenseitig über Entwicklungen und Aktivitäten zu informieren und über Direktiven (d.h. Vertreter) Entscheidungen zu treffen.

Um als entscheidungsfähiges Netzwerk auch in Europa funktionieren zu können, drängten die niederländischen Hammerskins auf einen regelmäßigen, persönlichen Austausch und beriefen 1996 ein erstes Treffen aller europäischen Chapter in Italien ein. Dort wurde das aus den USA stammende Regelwerk der HSN – die „Hammerskin Constitution“ – vorgestellt sowie ein eigenes Strategie-Papier, das der Restrukturierung der HSN in Europa dienen sollte. Im September 1997 luden die „Schweizer Hammerskins“ zur „2. Gesamteuropäischen Versammlung der Hammerskins-Verbände“. Ziel war es u.a. „eine Grundorganisation aller anwesenden Sektionen zu bilden, die die Muttersektion Europa darstellen soll“, wie es in der Einladung heißt. Diese Treffen waren die Vorläufer des „European Officers Meeting“ (EOM). Das mehrmals im Jahr stattfindende Treffen ist das bis heute wichtigste Gremium der europäischen Hammerskins, auf dem Entscheidungen getroffen und Diskussionen geführt werden, die alle Chapter in Europa betreffen.

Fasziniert von der Verbindlichkeit einer solchen Struktur, die sich als Elite der neonazistischen Skinheads verstand, wurden zwischen 1995 und 2005 weltweit etliche Chapter ins Leben gerufen. In Deutschland entstanden die Chapter „Pommern“, „Mecklenburg“, „Nordmark“, „Bayern“, „Baden“, „Franken“ und „Westmark“. Auch in Osteuropa formierten Neonazis – teils „unautorisiert“ – Ableger der HSN, doch u.a. aufgrund chauvinistischer und rassistischer Ansichten der westeuropäischen Hammerskins wurden alle osteuropäischen Ableger 1999 von der HSN aufgelöst. Bis heute gibt es jenseits der Oder und der Neiße kein vollwertiges Chapter. Einzig die Neonazis um das einstige Chapter der „Moscow Hammerskins“ wurden nach mehrjähriger Debatte 2012 als Unterstützergruppe anerkannt und  firmieren seitdem als „Crew 38 Moscow“.

Noch vor der Jahrtausendwende kam es innerhalb der europäischen Struktur zu Brüchen, denen Streitigkeiten um Ausrichtung und Verständnis der HSN vorangegangen waren. So wurde der französische Ableger „Charlemagne Hammerskins“ sowie das schweizerische Chapter „Romandie“ 1998 aus der HSN verbannt. Nur ein Jahr später formierten sich Neonazis in Frankreich erneut und bilden bis heute das Chapter der „France Hammerskins“.

War die Zeit bis 2005 von diesen Umstrukturierungen, aber vor allem durch das rasante Wachstum der HSN geprägt, schien bis 2014 das Potential erschöpft. Es entstanden einzig die „Hungarian Hammerskins“ in Ungarn, die „Sweden Hammerskins“ und das Chapter „Württemberg“ in Deutschland. Die „British Hammerskins“ stellten um 2009 ihre Aktivitäten ein. Aufgrund der höchst kriminellen Aktivitäten sowie rassistischer Überfälle kam es im Jahr 2009 zu Gerichtsprozessen gegen die „Hammerskins Espagna“. Der spanische Ableger wurde als „kriminelle Vereinigung“ eingestuft und ihr Kopf, Eduardo Chapela, erhielt eine mehrjährige Haftstrafe.

Auch in Deutschland brach kurze Zeit später Unruhe in den deutschen Chaptern aus. Bereits Anfang 2011 kam es zur Verhaftung von Sven Krüger vom Chapter „Mecklenburg“ aufgrund eines Waffenfundes. Im November 2011 enttarnten sich die Rechts-TerroristInnen des NSU-Kerntrios selbst. Im Sommer 2012 folgte das Attentat des Hammerskins Wade Michael Page auf eine Sikh-Glaubensgemeinschaft in Wisconsin, bei dem zahlreiche Menschen starben. In allen Fällen fiel der Begriff „Hammerskin Nation“ und die „Brüder“ rückten in die öffentliche Wahrnehmung. Es stand die Unterstützung von Rechtsterrorismus im Raum und die HSN musste sich offenbar neu strukturieren, um eine Verfolgung durch die Ermittlungsbehörden zu erschweren.

Nachdem antifaschistische Gruppen 2013 tiefe Einblicke in das Innenleben der Bruderschaft veröffentlichten, kam es zu (Schein-)Auflösungen deutscher Chapter, Austritten von Mitgliedern und internen Streitigkeiten. Seitdem ist das Chapter „Westmark“ Geschichte, wobei ein Großteil seiner Mitglieder im Chapter „Westwall“ aufging. Seit 2015 sind auch keine Aktivitäten des Chapter „Baden“ feststellbar, wobei einige Akteure heute weiterhin der HSN angehören. Versuche aus der „Westmark“, weitere Chapter zu bilden, scheiterten.

Einzig die Bemühungen im Saarland fruchteten 2019 mit der Entstehung eines Ablegers „Sarregau“. Für mehr Eigenständigkeit gründeten Hammerskins im Raum Bochum 2014 das Chapter „Westfalen“. Zuvor waren diese dem Chapter „Bremen“ angeschlossen. Wenige Jahre später folgte die Eröffnung der Ableger „Rheinland“ und „Brandenburg“. Letzteres gab es bereits in den 1990er Jahren, wegen interner Konflikte überlebte es jedoch nicht die Jahrtausendwende. In Frankreich organisierte sich 2014 die alte Struktur ebenfalls neu und die Chapter „Lorraine“, „North France“ und „South France“ entstanden. In Spanien etablierte sich im selben Jahr ein weiteres Chapter, die „Hammerskins Asturias“ - eine Strategie, um die gewachsene Struktur außerhalb des Kerngebiets Madrid zu festigen. Auch in den Niederlanden sahen sich jüngere Neonazis um 2013 motiviert, die bis Mitte der 2000er Jahre aktive alte Struktur wiederzubeleben. Seit 2018 tritt eine Handvoll niederländischer Neonazis wieder als Hammerskins auf. Darüber hinaus expandierte die HSN nach Finnland, wo 2019 ein Chapter eröffnet wurde sowie nach Südamerika, wo 2020 das Chapter „Brasil“ entstand. Der HSN sind damit heute 13 aktive Chapter in Deutschland angeschlossen, zwölf weitere Ableger in anderen europäischen Ländern, sowie zehn Chapter im außereuropäischen Ausland. Diese Dimension und die Fähigkeit, in diesem weltweiten Netzwerk Entscheidungen treffen zu können, sind ein Alleinstellungsmerkmal der Hammerskins innerhalb der Neonazi-Szene.

Drohkulisse durch Gang-Mentalität

In der Tradition der selbsternannten Elite versuchten führende Hammerskins wie Malte Redeker (Deutschland) neue Maßstäbe zu setzen. Konzerte mit bis zu 2.000 Besuchenden wie im Juli 2011 in Frankreich, aber auch die jährlichen HSN-Konzerte unter dem Namen „Hammerfest“ fanden in der Szene großen Zuspruch - nicht zuletzt durch deren Professionalität, weshalb sie auch als Pool von Dienstleistern betrachtet werden. Auch außerhalb eigener Veranstaltungen stellen Hammerskins die Struktur. So übernahmen die Mitglieder des italienischen Chapter zwischen 2013 und 2019 den Einlass, Sicherheitsdienst, die Technik und den Ausschank bei dem jährlichen NS-Black-Metal-Festival „Hot Shower“ in Mailand. Ihr Clubhaus diente in der An- fangszeit sogar als Austragungsort der Konzertreihe. Dabei haben zumindest die Hammerskins in Italien wahrlich keine subkulturellen Bezüge zu diesem Genre extrem rechter Musik. Um die Rolle und Wirkung der Bruderschaft auf dem „Hot Shower“-Festival zu begreifen, zitierte Olia Coşkun in einem Gastbeitrag im Buch „Ihr Kampf“ von Robert Claus einen Konzertteilnehmer u.a. mit den Worten „(...) wozu auch selber darum kümmern, wenn ein elitärer Sicherheitsdienst, in recht hoher Anzahl, am Start ist, schließlich bin ich da, um mich auf meine ganz spezielle Art zu amüsieren und nicht um für ‚Recht und Ordnung‘ zu sorgen“.

Gewalt nach innen meint die gewaltvolle Durchsetzung eigener Regeln gegenüber Personen außerhalb der eigenen Gruppe und schafft das Gefühl von Stärke und Einigkeit nach außen. Ein Phänomen, wie man es aus der Mentalität der „Gangs“ kennt. Meist ist die Gewalt dabei überdurchschnittlich, um Exempel zu statuieren und um Drohkulissen aufzubauen. Die Bruderschaft der Hammerskins kommt demnach nicht um den Vergleich mit Straßen-Gangs herum. Ein Hammerskin bezog sich auf den Begriff „Gang“ sogar selbst: „Für einen Freund oder Bruder habe ich und werde ich alles geben. Keinen der mich nicht verarscht, dem stehe ich zur jeden Lebenslage zur Seite. Ich bin der Meinung wahre ‚Liebe‘ gibt es nur unter Männern (...) Meine ehrlichen Gedanken zur HS sind folgende. Ich sehe die HS als Gang, wo es nur uns und unsere sehr engen Freunde gibt. Der Rest ist mir egal. Ich bin nicht politisch, sondern stehe nur zu denen, die auch das gleiche für mich machen würden. Ich sehe die HS als alternative zu der heutigen egoistischen und geldgierigen Gesellschaft.“ (sic!) Worte des ehemaligen Schweizer Hammerskin Benjamin H., die er im Nachgang seiner Gewaltexzesse auf dem „Hammerfest“ 2012 in Frankreich an die HSN richtete. Er bat um Entschuldigung, weil er sich an „Brüdern“ vergangen und schlecht über die HSN geäußert hatte. Seinen Ausschluss verhinderte er damit nicht. Sein Verhalten habe den Ruf der Gemeinschaft geschädigt. Das kann sich die Gemeinschaft nicht leisten, die sonst als schwach gelten und anderen weniger strukturierten Organisationen ähneln würde, von deren Konzepten sich die Bruderschaft schließlich abgrenzen will.

Nach dem Hammerskin-Regelwerk ist die HSN ein Bund, in dem nicht immer alle einer Meinung sein müssten, jedoch angehalten sind, Probleme mit anderen Brüdern konstruktiv und „zum Wohle der Nation“ zu klären. „Mische Dich nicht in fremden Streit und verbünde Dich nicht mit dem Feind Deines Bruders. Es ist die Pflicht des Hammerskins, die weissen nationalen Kräfte zu vereinen“ (sic!), heißt es dazu im Regelwerk europäischer Hammerskins um die Jahrtausendwende. „Wir dulden kein asoziales Verhalten in unseren Reihen denn die Hammerskins sind eine elitäre Einrichtung und haben sich von der Allgemeinheit zu unterscheiden“, führten wiederum die sächsischen Hammerskins zum Thema aus.

Slogans wie „All for one – one for all“ suggerieren nicht nur die gegenseitige Hilfe, sondern führen letztendlich zum Prinzip „Touch one, touch all“. Vergehst du dich an einem Einzelnen aus der Gemeinschaft, wird die Gemeinschaft gegen dich vorgehen. Auch das ist der Anreiz einer „Gang“-Zugehörigkeit.

Das Prinzip zieht sich wie ein roter Faden durch die Erzählungen um einzelne Chapter. Vor allem personell schwach aufgestellte, regionale Ableger der Bruderschaft wirken für sich betrachtet bedeutungslos. Überspitzt stellt sich die Frage: Was ist an fünf Neonazis so gefährlich, die Samstag in der Gartenlaube ihre Bomberjacken mit den gekreuzten Hämmern tragen und dem pathosschwangeren Bruderschaftsleben fröhnen? Eine Frage, die sich auch die Behörden gestellt und entschieden hatten, dass die Gruppen zu irrelevant wären, da sie keine „Außenwirkung entfalten“ würden. Nur geht es den Hammerskins darum auch gar nicht. Mancherorts reicht es bereits, eine fast mystische Legende um die Bruderschaft zu stricken, damit Drohkulissen entstehen. Es liegt nah, dass vereinzelt regionale Ableger mehr Schein als Sein sind und diese sich in ihrer Inszenierung mit fremden Federn schmücken. Doch auch der Hammerskin, der in einem 300-Seelendorf in der sächsischen Provinz mit seinen zwei „Brüdern“ in der Gartenlaube hockt, ist jederzeit abrufbar für die „Sache“ – für die Unterstützung neonazistischer Aktivitäten bis hin zu Terrorismus.

  • 1wie Angehörige der antirassistischen SHARP-Bewegung („Skinheads Against Racial Prejudice“)
  • 2übersetzt: Ableger
  • 3wenngleich diese als Verbündete im „Rassenkrieg“ angesehen wurden.