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Die REPs in Leipzig

Einleitung

Im letzten Antifaschistischen Infoblatt (AIB) haben wir ausführlicher über die Anfänge der Entwicklung rechter Gruppierungen in der DDR berichtet. Ob in Ostberlin oder Leipzig, fast jedesmal sind auch Funktionäre aus dem Westen beteiligt.

Foto: Faksimile "Leipig ganz rechts"

Die rechten Aktivisten Andre L. (links) und Jürgen R. (rechts) unter einem REP-Banner auf einer Montagsdemonstration in Leipzig.

Die REPs in Leipzig

Die Leipziger Montagsdemonstrationen waren wie berichtet zum Tummelplatz der Rechten und Neonazis aus Ost und West geworden, die die große Menge der Deutschlandfans mit ihrer Propaganda versorgten und eine Basis für ihre Aktionen schufen. Obwohl die Partei „Die Republikaner“ (REPs) offiziell in der DDR noch verboten ist, konnte sie ungehindert Massen von Flugblättern unter die Menge bringen.

Widerstand dagegen gab es nur von einer kleinen Anzahl von AntifaschistInnen, die sich nicht von der Straße vertreiben lassen. Die Flugblätter der REPs werden aus Westdeutschland angekarrt und teilweise direkt aus den Autos unter der Menge verteilt, es wurden auch wieder Blätter verbreitet, die zur »Konferenz aller patriotischen Kräfte in Deutschland« in Westberlin für den 8. Mai 1990 aufriefen.

Franz Glasauer ist unter den REP-Flugblätter als verantwortlich genannt. Er ist stellvertretender Landesvorsitzender der REP in Bayern, welche offenbar mit der Propagandaverteilung für Sachsen beauftragt sind. Vor einigen Monaten machte Glasauer den Vorschlag das Gelände, auf dem die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf entstehen sollte, in ein Arbeitslager für (linke) DemonstrantInnen umzuwandeln. Als ein weiterer „DDR-Koordinator“ für „Die Republikaner“ tritt Reinhard R. aus Bayern auf. Zu einem REP-Treffen Mitte Januar 1990 in Rosenheim (Oberbayern) fuhren auch Leipziger REP Interessenten unter Führung von Ralf N.

Ende Januar 1990 stürmten AntifaschistInnen einen REP-Stand und ein PKW - während sich die Masse der DemonstantInnen auf dem Altstadt Ring befand - und entfernten das Material. Nicht ohne handfeste Proteste verlief dann auch die Gründung des lokalen REP- Landesverbandes: Spontan zogen 80 AntifaschistInnen vor das Hotel am Friedrich-List Platz, in dessen Räumen sich die REPs unter „Anleitung des Westens“ und mit Unterstützung von Franz Glasauer, Reinhard R. und Fabian N. gerade gründeten. Die Versammlung war von Ralf N. organisiert worden. Als die Proteste auch für die Teilnehmer Innen unüberhörbar geworden waren, forderte der Versammlungsleiter die REP-Anhänger dazu auf sich mit Stuhlbeinen zu bewaffnen und gegen die AntifaschistInnen vorzugehen. Diese ließen sich nicht nicht vertreiben, worauf sich eine gewaltsame Auseinandersetzung entwickelte, die erst durch das Eingreifen der Polizei gegen die AntifaschistInnen beendet worden war. Unter Androhung von Schußwaffengebrauch wurden fünf AntifaschistInnen festgenommen, die Staatsanwaltschaft wollte in diesem Zusammenhang von einer REP-Gründung in Leipzig nichts wissen.

Zum REP-Vorsitzenden in Leipzig wurde bei dem Treffen Herald Liebheim ernannt. Sein Stellvertreter wurde Jens P. Andre B. landete im Vorstand und Claudia V. wurde zur Kassiererin gewählt. Jens Sárkosi, ein Mitbegründer des Leipziger REP-Kreisverbandes erklärte der Zeitung "Jungen Welt": „Wir sind das kultivierteste Volk in Europa, wenn nicht sogar der ganzen Welt“. Den Republikanern strebe seiner Meinung gar ein Deutschland in den Grenzen von 1937 vor.1

Auch im sächsischen Borna entand wenig später ein REP-Kreisverband unter Leitung von Steffen Ruckdäschel. Weitere REP-Gruppen entstanden in Borna, Görlitz, Karl-Marx-Stadt und Eilenburg.

  • 1Interview mit "Junge Welt" vom 31.1.1990.