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Druck auf Neonazi-Musik-Produzenten

Einleitung

Zwei zentrale Figuren des nordeuropäischen »Blood & Honour«-Netzwerks wurden am 27. August 2008 in Dänemark vierzehn Tage in Untersuchungshaft genommen. 

Stephan Günther (rechts) geriet wegen illegaler RechtsRock-Geschäfte in den Fokus internationaler Ermittlungen.

Ausschlaggebend hierfür ist der Vorwurf der Produktion von Neonazimusik. Das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) wirft ihnen unter anderem vor, am Vertrieb der Rechtsrock-CD »Kommando Freisler – Geheime Reichssache« beteiligt gewesen zu sein. 1 Sie sollen über den Mitbeschuldigten Kenneth Sydney Cratchley in Australien Neonazi-CDs vervielfältigt haben. Als weitere Betroffene im Zusammenhang mit Ermittlungen zu einer Neuauflage der Neonazi-Musik-Sampler »Die Deutschen kommen« Teil 1 und 2 gelten nach Informationen aus Sicherheitskreisen Thorsten Heise (NPD-Bundesvorstand) und die Betreiber des illegalen Neonazi-CD-Versandes »Werwolf Records« um Tapani Aarre Berg aus Finnland. Es handelte sich hierbei insgesamt um CD-Produktionen »im deutlich fünfstelligen Bereich«. Beide Beschuldigten waren in den letzten zehn Jahren in verschiedene Produktionsgesellschaften aus dem »Blood & Honour« Umfeld aktiv, hier unter anderem »Celtic Moon« und »Nordvind Records«.

Es handelt sich um einen 32jährigen Dänen und einen 33jährigen Deutschen. Der Däne war seit den frühen 1990er Jahren im Umfeld der militanten Neonazi-Skinheads in Nordseeland und Kopenhagen aktiv. Genau dieses Milieu wurde später zu »Blood & Honour« Dänemark. Der deutsche Beschuldigte ist während der Jahrtausendwende nach Dänemark gezogen. In der Zeit davor soll er u.a. im deutschen »Blood & Honour«-Netzwerk aktiv gewesen sein. Deren gemeinsame Bekanntschaft war der 2001 verstorbene Deutsch-Däne Marcel Schilf, welcher in den 1990er Jahren die Firmen »NS88« und »NS Records« aufgebaut hatte. Diese fungierten als wichtige Distributionskanäle für neonazistische Propagandafilme und Musik (Vgl. AIB 40).

Später änderten die Firmen ihre Namen in »Nordwind« und »Celtic Moon«. 2005 wurde »Nordwind« zu »Nordvind Records«, aber die Personen dahinter blieben nach Kenntnisstand dänischer Antifaschisten weitestgehend die Gleichen. Dass dieses Geschäft rentabel ist, belegt der Umsatz von 34.500 Kronen (4.600 Euro) aus dem Internetversand von »Celtic Moon« aus dem Jahre 2006. Hier ist der Verkauf bei Demonstrationen und Konzerten noch nicht mit eingerechnet.

Durch die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main wurden Haftbefehle wegen Verdachts der Volksverhetzung, der Gewaltdarstellung und der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung erlassen. Über das Verfahren wurde in Dänemark ein Namensverbot verhängt. Jedoch wurden durch das BKA die Vornamen Flemming C. und Stephan G. veröffentlicht. Eine deutschsprachige Neonaziinternetseite publizierte die Namen von Stephan Günther und Flemming Muff Christiansen als Beschuldigte. Als weiterer Tatverdächtiger in diesem Zusammenhang wurde der Däne Kasper Kroner bekannt, der ebenfalls einen entsprechenden Haftbefehl erhalten haben soll.

  • 1Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt wegen der CD Kommando Freisler - Geheime Reichssache
    gegen die deutschen Neonazis Oliver Keudel, Sebastian Kramm und Alexander Hardt.