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Internationale der Monarchisten und des Rechtskatholizismus

Andreas Kemper (Gastbeitrag)
Einleitung

Als sich Beatrix von Storch, geborene „Herzogin von Oldenburg“ vor wenigen Wochen als Bundestagsabgeordnete der AfD wieder mit dem Sohn des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro traf, betonte sie die gemeinsamen Werte mit ihm, Eduardo Bolsonaro. Er forderte eine Art „Sozialistengesetz“ für Brasilien. „Aufstachelung zum Klassenkampf“, etwa durch das Zeigen von Hammer und Sichel, solle künftig genauso geahndet werden wie Aufstachelung zum Rassenkampf. Zudem legte er die Einführung des „Notstandsgesetzes“ der Brasilianischen Diktatur („AI-5“) nahe, mit der 1968 Pressezensur, Folter und Ermordungen erleichtert wurden.

Paul von Oldenburg wurde ab 2004 europäischer Koordinator der TFP-Interessen in Brüssel. Der Herzog spricht beim „FULL TALK“ des „Rome Life Forum 2017“.
(Screenshot: youtube.com/@corromana, Corrispondenza Romana)

Paul von Oldenburg wurde ab 2004 europäischer Koordinator der TFP-Interessen in Brüssel. Der Herzog spricht beim „FULL TALK“ des „Rome Life Forum 2017“.

Die TFP in Brasilien

Im Kampf gegen die Landlosenbewegung in Brasilien waren auch Vertreter eines reaktionären Rechtskatholizimus beteiligt. Plinio Correa de Oliviera beispielsweise, der sich mit der „Brasilanischen Gesellschaft zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum“ (TFP) auf die Seite der Großgrund­besitzer stellte.

1993: Die TFP wird in Deutschland und Österreich aktiv

Eines der wichtigsten Bücher von Plinio Correa de Oliviera ist „Der Adel und vergleichbare traditionelle Eliten in den Ansprachen Pius‘ XII. an das Patriziat und den Adel von Rom“. Pius XII. war der umstrittene Papst, der sich mit den faschistischen Gewaltherrschaften in Deutschland und Italien allzu leicht arrangierte. Plinio Correa de Olivera nimmt in seinem Buch Pius XII. als Oberhaupt der Kirche für die notwendige Vorherrschaft des Adels in Anspruch. 1993 stellte er sein Buch in Washington D.C. in Anwesenheit der „Kaiserliche(n) und Königliche(n) Hoheit“ Monika Habsburg, der Tochter von Otto Habsburg vor. Sie hatte die Ehre, die Bücher zu signieren. Die TFP machte unmissverständlich klar, dass sie in ihrem „konterrevolutionären Kampf“ die Rückkehr des Adels und eine gemeinsame Vorherrschaft mit der katholischen Kirche fordern – und einige Nachfahren des Hochadels machen dabei mit.

In Deutschland hatte die TFP schon seit längerer Zeit eine Partneroganisation namens "Deutsche Vereinigung für eine christliche Kultur" (DVCK). Dieser Verein wurde 1983 vom Korrespondenten der TFP-Magazins „Catolicismo“, Benno Hofschulte, gegründet.

Als Anfang der 1990er Jahre die sehr unterschiedliche Gesetzespraxis zu Abtreibungen in der DDR und BRD vereinheitlicht werden mussten, hatte dies eine leichte Liberalisierung des Abtreibungsrechts im vereinigten Deutschland zur Folge. Selbst 32 Abgeordnete der CDU stimmten für die Liberalisierung. Hofschulte verkündete im brasilianischen „Catolicismo“, dass vor allem die DVCK mit einem Direkt-Mail-System („sistema de mala-direta“) Millionen Deutsche aufgefordert hatte, ihre Protestpostkarten an die Bundestagspräsidentin zu versenden. Laut Annette Rogalla von der "die tageszeitung" (taz) handelte es sich „nur“ um 500.000 Adressen, die von Adressenhändlern gekauft wurden – eine lukrative Investition, denn in dem vierseitigen Pamphlet wurde ein Zahlschein für ein Spende beigelegt. Es handelt sich hierbei um das Finanzierungsmodell der TFP, welches mit dem Aufkommen des Internets perfektioniert wurde.

Zu diesem Modell, welches später auch vom Ehepaar Sven von Storch und Beatrix von Storch übernommen wurde, gehört auch das Auftreten unter zahlreichen verschiedenen Accounts/ Organisationen. Verantwortlich für diese Aktion war die TFP-Initiative „SOS Leben“ mit dem in Chile unter Pinochet sozialisierten Mathias von Gersdorff.

1997 – Die Herzogsfamilie von Oldenburg wird aktiv

Es dauerte nicht lange, bis Mathias von Gersdorff Kontakt zu der „Herzogs“familie Oldenburg bekam. Wie in Lateinamerika verteidigte die TFP auch in Europa die Großgrundbesitze. In diesem Fall ging es gegen die Verstaatlichung der Großgrundbesitze und Schlösser des Adels durch die Sowjetunion bzw. DDR. Von Gersdorff veröffentlichte für die TFP 1996 das Buch „Privateigentum: heiliges Recht oder verhasstes Privileg: Betrachtungen über die Wiederherstellung der Besitzverhältnisse vor der Bodenreform 1945-1949 ... zugunsten der enteigneten Landbesitzer“.

Gleichzeitig schlossen sich Studierende aus dem Adel zur Gruppe „Göttinger Kreis – Studenten für den Rechtsstaat“ zusammen, unter ihnen Sven von Storch, der wie Mathias von Gersdorff unter Pinochet sozialisiert wurde sowie Paul von Oldenburg und dessen Cousine Beatrix von Oldenburg, die später Sven von Storch heiraten sollte. Diese Gruppe führte verschiedene Aktionen durch, damit der Adel „seine“ nach dem Nationalsozialismus enteigneten Besitztümer zurückerhalte.

Zugleich besuchte die Familie von Beatrix von Oldenburg - ihre Eltern, sowie ihr Cousin Konstantin von Oldenburg – die russische Stadt Petersburg und wurde von einer monarchistischen Organisation als zukünftige Zarenfamilie begrüßt. Zunächst wurde Huno von Oldenburg, Beatrix von Storchs Vater als Zar auserkoren. Es gab zahlreiche Besuche in Petersburg, auf die im Zusammenhang mit der Gründung des Vereins „Zivile Koalition“ noch eingegangen wird.

Im selben Jahr 1997 heiratete eine weitere Cousine von Beatrix von Storch, Eilika Herzogin von Oldenburg, Georg Habsburg, den Bruder der oben genannten Monika Habsburg. Diese Hochzeit wurde in Ungarn nach dem alten Ritual gefeiert (lateinische Sprache, Rücken zur Gemeinde) und wurde als eine Art Staatsakt zelebriert. Der Papst sandte persönlich seine Glückwünsche. Anwesend waren auch der ungarische Staatspräsident und der Ministerpräsident. Die Stephanskrone, mit der Großvater von Georg Habsburg, Karl I., zum König von Ungarn gekrönt wurde, ist seit 1990 wieder Teil des Staatswappens von Ungarn. Kritiker*innen sahen hierin die Symbolisierung eines Reichsanspruchs Ungarns.

Paul von Oldenburg, der mit seiner Cousine Beatrix von Storch noch bis mindestens 2005 Vorstandsmitglied der „Studenten für den Rechtsstaat“ (laut deren Website) war, konvertierte im Juni 1999 zum Katholizismus. Vor der Jahrtausendwende hatte ein gemeinsam von einem Gründer der „Studenten für den Rechtsstaat“ und einem Vertreter der TFP organisiertes Wochenendseminar „Strategien ideologischer Aktion“  stattgefunden. Paul von Oldenburg nennt keine Namen. Es liegt aber nahe, dass sich Sven von Storch und Mathias von Gersdorff kannten, weil beide in Chile aufgewachsen sind und sich intensiv mit den Adelsenteignungen befassten.

Paul von Oldenburg sympathisierte seither mit der TFP und heiratete wenig später, im Januar 2001, María del Pilar Méndez de Vigo y Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Sowohl die spanische Familie Méndez de Vigo als auch die deutsche Familie Löwenstein-­Wertheim-Rosenberg haben rechtskatholische Mitglieder. Ein Onkel von Pilar von Oldenburg war bis 2018 Bildungsminister und Regierungssprecher für die spanische konservative Partei PP, die aktuell mit der extrem rechten VOX Koalitionen eingeht.

Pilar von Oldenburg ist bei Organisationen der deutschen TFP aktiv, Paul von Oldenburg wurde ab 2004 europäischer Koordinator der TFP-Interessen in Brüssel.
Im Juli 2006 hieß Pilar von Oldenburgs Onkel, „Fürst“ Alois von Löwenstein, die TFP im Löwensteiner Schloß Kleinheubach in Bayern willkommen. Thema der Sechsten Sommerakademie: „Die Herausforderungen an den militanten Katholiken in einer entchristianisierten Welt“. Auch hier wurde wieder über die notwendige „Gegenrevolution“ gesprochen, einem „titanischen Kampf“ der „wahren Soldaten Christi“. „Gegenrevolution“ meint hier: Rückgängigmachung der Revolutionen von Humanismus und Reformation des 15. Jahrhunderts und Wiederherstellung des katholischen Mittelalters mit christlicher-aristokratischer Vorherrschaft. Ehrengäste der Tagung waren „die Hoheiten“ „Prinz Luiz von Orléans und Braganza“, dem Thronanwärter Brasiliens, und „Herzog Paul von Oldenburg“, den Eröffnungsvortrag hielt Mathias von Gersdorff.

Man könnte über die TFP kopfschüttelnd hinwegsehen, wenn Paul von Oldenburg bspw. in Polen doziert, dass die Bauernbefreiung ein Fehler gewesen sei, wenn nicht die TFP in Polen beinahe das schärfste Abtreibungsrecht in der EU durchgesetzt und wenn sie nicht allein zwischen 2009 und 2018 über einhundert Millionen US-Dollar nach Europa für die Konterrevolution transferiert hätte. Damit war die TFP an zweiter Stelle der Organisationen, die die reaktionäre Geschlechterpolitik in Europa finanzierten.

In der ersten Hälfte der Nuller Jahre war Paul von Oldenburg noch Vorstandsmitglied der „Studenten für den Rechtsstaat“ bzw. „Allianz für den Rechtsstaat“. Ab 2004 gingen Paul von Oldenburg einerseits mit der TFP und seine Cousine Beatrix von Oldenburg sowie ihr späterer Mann Sven von Storch andererseits mit der „Zivilen Koalition“ unterschiedliche Wege.

Bis 2006 war die Enteignung des Adels noch wesentliches Thema bei ihnen. Im April 2006 veröffentlichte die rechte Wochenzeitung „Junge Freiheit“ eine Schwerpunktausgabe zum „deutschen Watergate-Skandal“ mit einem Beitrag von Hans-Herbert von Armin und Interviews mit Manfred Graf von Schwerin und Beatrix Herzogin von Oldenburg. Den Leitartikel schrieb ein Bürgerlicher, Thorsten Hinz. Er schrieb, dass mit der Enteignung „die Renaissance der sogenannten preußischen Junker verhindert werden“ sollen und skizzierte diese „Schicht“ mit den Worten Sebastian Haffners: „vielleicht die einzige, sicher die stärkste herrschaftsfähige und staatsbildende Kraft, die Deutschland in der Neuzeit hervorgebracht hat“, welche damals „Geschlossenheit, Stil, Herrschaftswillen, Durchschlagskraft, Selbstsicherheit, Selbstdisziplin, Moral“ verkörpere. Hinz beklagt: „Es galt, diesem Herkunftsstolz die räumliche und ökonomische Wiederverankerung zu verweigern, hätte sie doch einen potentiellen Nukleus der Unabhängigkeit gegenüber dem unersättlichen Staat bilden können.“ Im Osten hätte „es Führungspersönlichkeiten gebraucht, die keinen schnellen Gewinn realisieren wollten, sondern die am Gedeihen, an der Neukultivierung und -strukturierung dieser ländlichen Räume interessiert waren, weil ihr Herz an ihnen hängt.“ Und auch Beatrix von Storch beklagte im Interview den vermeintlichen Angriff auf den Rechtsstaat, der sich in der „ausufernden Staatsverschuldung“, dem „belastenden Steuersystem“ zeige und an der „Lebenskraft der zivilen Gesellschaft“ zehre.

Beatrix Herzogin von Oldenburg hatte bereits mit Sven von Storch und mit ihrer Familie die „Zivile Koalition“ gegründet. Sollte der Verein sich auflösen, ginge das Geld an einen „Oldenburgisch-Russischen Förderverein“. Bei diesem Verein zeigen sich noch ganz andere Ambitionen.

Monarchistische Ambitionen in Russland

Der russische Publizist Alexander Shirokorad schrieb 2009 zu einem Besuch der Familie Oldenburg (die Eltern von Beatrix von Storch und ihr Cousin Konstatin von Oldenburg) 1997 in Petersburg, dass „eine Gruppe von Monarchisten in Russland aufgetaucht wäre, die Huno [von Oldenburg] als Anwärter auf ... den russischen Thron nominiert hätten. Insbesondere wird Hunos Kandidatur vom Allrussischen Monarchistischen Zentrum unterstützt.“ Er behauptete, dass Beatrix von Storchs Vater dies nicht ablehnte: „Anscheinend ist Huno selbst nicht abgeneigt, Kaiser von ganz Russland zu werden.“ In den nächsten Jahren häuften sich die Besuche in Petersburg.

Herauszuheben ist ein Kongress mit dem Titel „Die christliche Welt im dritten Jahrtausend“, in der Huno von Oldenburg eine herausragende Position gehabt haben soll. Dies fand 2004 in Petersburg statt, es gab eine ganze Reihe deutscher und österreichischer Teilnehmer wie Sixtus Graf von Plettenberg, Eberhard Hamer und sein Sohn Immo Hamer, Gerhoch Reisegger, Reinhard Uhle-Wettler und Matthes Haug.

Haug war bereits damals ein bekannter „Reichsbürger“. Während der Razzia gegen die Reuss-Gruppe aus der „Reichsbürger“-Szene wurde auch seine Wohnung durchsucht. Laut "Report Mainz" habe sich Haug öffentlich dazu bekannt, sich regelmäßig mit Heinrich 13. Prinz Reuss getroffen zu haben. Angeblich habe er auch seinen Titelanspruch als Thronfolger des Deutschen Reiches verteidigt. Und da Reuss Romanow-Blut habe, sei er für Friedensverhandlungen mit Russ­land geeignet.

Wie rechts diese Gruppe war, lässt sich daran erkennen, dass der Antisemit Gerhoch Reisegger einen Tag nach der Konferenz zu einem Treffen des ultra-rechten „Kampfbundes Deutscher Sozialisten“ (KDS) nach Moskau fuhr. Huno von Oldenburg forderte zum Abschluss der Konferenz einen Vertrag zwischen Russland und Deutschland, in dem sich beide Staaten verpflichten, den werbefinanzierten Medien vorzuschreiben, ein Drittel ihres Berichterstattung der Regierung und anderen öffentlichen Organisationen, wie z.B. religiösen Gruppen oder Parteien, unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.

Während dieser mit Verschwörungs­ideologen, Antisemiten und „Reichsbürgern“ besetzten Konferenz wurde von den „Eliten“ Europas gefordert, „christliche Lobbys“ zu gründen. Dies geschah unmittelbar nach der Konferenz durch die Gründung der „Zivilen Koalition“ mit den Vorstandsmitgliedern Huno und Felicitas von Oldenburg, Konstantin von Oldenburg und Beatrix und Sven von Storch. Ab 2008 finden sich kaum noch Hinweise auf Besuche der Oldenburgs. Konstantin von Oldenburg startete eine Karriere beim drittgrößten Gaskonzern Deutschlands VNG und war dort u.a. für die Russlandkontakte verantwortlich.

Zwischenzeitlich gründete der russische Milliardär Anton Bakov (Антон Баков) die "Monarchistische Partei der Russischen Föderation". Ab 2011 wurde versucht, für eine Exilregierung eines neuen Zaren Nikolaus III. Land außerhalb Russlands zu erhalten. Die Wahl zum Zaren fiel auf den Neffen von Huno von Oldenburg, bzw. Beatrix von Storchs Cousin Karl-Emich Prinz zu Leinigen. Dieser war ursprünglich enterbt worden, weil er eine Thyssen und nicht eine standesgemäße Adlige geheiratet hatte. Nach der Scheidung, einer dann noch standesgemäß erfolgten Heirat und den Übertritt zum russisch-orthodoxen Glauben war der Weg frei, zum Zaren Nikolaus III. ernannt zu werden. Bakov macht bereits Pläne für eine Nach-Putin-Zeit in Russland und will u.a. auch die Landwirtschaft aristokratisch restrukturieren.

Während einer Pressekonferenz am 6. Dezember 2017 gab der Sprecher der "Monarchistischen Partei", Anton Bakov, bekannt, dass nach sechsjährigen Verhandlungen der westafrikanische Staat Gambia als erster Staat die „Wiederherstellung der Staatlichkeit der Romanov-­Dynastie“ anerkenne. Es seien künstliche Inseln als eigene Jurisdiktion mit dem Namen Saint Nicholas konzeptionalisiert worden. Nachdem die Regierung von Gambia dementierte, schloss sich Bakov der Seasteading-Bewegung an. Im Mittelmeer soll in neutralen Gewässern, 40 Minuten von Venedig entfernt, ein Projekt „Arche Noah“ aus künstlichen Inseln entstehen, welches zum „Romanow-Reich“ gehören werde. Bakovs Initiative gehört damit zur wachsenden Privatstadt-Bewegung, die in Honduras, Nigeria usw. entdemokratisierte Privatstädte / Jurisdiktionen erschaffen. Grundlage ist eine sogenannte „libertäre“ Ideologie, die mit aristokratischen / monarchistischen Ideen sympathisiert.

Beatrix von Storchs Südamerika-Kontakte

Schon seit langer Zeit betont das Ehepaar Storch das eigene Engagement in Südamerika. Während Beatrix von Storch schon mindestens seit 2005 als Unterstützerin einer “Stiftung für Kinder und Jugendliche in Südamerika” aktiv war, brüstet sich Sven von Storch seit dieser Zeit damit, als “strategischer Berater” in Südamerika aktiv zu sein.

Ähnlich wie in Deutschland hatte Sven von Storch auch in Chile eine „Zivile Koalition“ gegründet. 2012 reiste Sven von Storch für zwei Monate nach Chile und hatte in dieser Zeit 10.000 Euro vom Vereinskonto abgebucht – als Darlehen. 2013 seien in sieben Chargen 98.000 Euro abgebucht worden, angeblich um das Vereinsgeld vor einem drohenden Bankencrash in einem Tresor in Sicherheit zu bringen. Beatrix von Storch war in ihrer Eigenschaft als Europa-Abgeordnete der AfD zwischen Juli 2014 und Oktober 2017 Delegierte im Gemischten Parlamentarischen Ausschuss EU-Chile und Delegierte in der Parlamentarischen Versammlung Europa-Lateinamerika. 2015 traf Beatrix von Storch als EU-Delegierte den Außenminister von Chile.

Sven von Storch trat als Berater des Präsidentschaftskandidaten José Antonio Kast im Wahlkampf im Herbst 2021 in Erscheinung. Kast wuchs wie Storch in Chile mit deutschen Vorfahren auf. Sein Vater war Wehrmachtsoffizier. Kast verteidigte Pinochet. Und Storch hoffte auf eine Regierungsbeteiligung im Fall des Wahlsiegs von Kast, der allerdings die Wahl gegen den linken Präsidentschaftskandidaten Gabriel Boric verlor.

Weniger bekannt ist bislang ein Treffen mit Vertretern der brasilianischen Königsfamilie Orleans-Braganza de Wittelsbach im „Instituto Plinio Corrêa de Oliveira“. Das Institut ist benannt nach dem Gründer der in Brasilien entstandenen TFP und quasi deren Denkzentrale. Zu betonen ist, dass das „Instituto Plinio Corrêa de Oliveira“ so etwas wie die weltweite Zentrale der TFP ist. Zwischen diesem Besuch der TFP und den ersten Kontakten zur TFP der Storchs liegen ca. 25 Jahre, ein Vierteljahrhundert.

Der von den Storchs besuchte „Thronanwärter“ von Brasilien, Bertrand de Orleans e Bragança de Wittelsbach, ist der Onkel von Luiz Philippe von Orléans-Braganza, ein Parteifreund von Bolsonaro. Luiz Phillipe von Orléan-Braganza de Wittelsbach forderte im Parlament die Wiederherstellung eines monarchistischen Systems. Wie 1824 sollte es eine vierte Gewalt geben, einen Kaiser, der über alles schwebe und machen könne, was er wolle, berichtet Luís Lima im Artikel ‘As ideias do príncipe’ im Magazin „O Globo“ am 18.September 2018. Auch Luiz Philippe von Orléans-Branganza fordert also eine aristokratische Gesellschaft. Dafür gibt es zwar noch keine Mehrheit, bei einer Volksabstimmung 1993 stimmten aber 12 Prozent für die Wiedereinführung der Monarchie, immerhin ca. 7 Millionen Brasilianer*innen.