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Machtkampf in der Thüringer NPD eskaliert

Einleitung

Seit Monaten tobt der seit Jahren größte Streit innerhalb der Thüringer NPD und nimmt immer schärfere Formen an. Der Landesverband ist gespalten. Auf der einen Seite die derzeit etablierte Parteiführung, bestehend aus Frank Schwerdt, Patrick Wieschke und Ralf Wohlleben. Auf der Anderen, die Kontrahenten um Kai-Uwe Trinkaus, Jan Morgenroth und Thorsten Heise, welche den baldigen Umsturz anstreben. 

Bild: attenzione-photo.com

Patrick Wieschke als Redner bei einer Neonaziveranstaltung in Jena.

Anlässlich eines bevorstehenden Landesparteitages zur Neuwahl des Landesvorstandes eskalierte die Szene-Schlammschlacht im Internet, besonders im Thüringer NPD-Forum. Gegenseitig wurde einzelnen Funktionären vor allem Alkoholismus, Faulheit und Homosexualität vorgeworfen. In einer Erklärung des »Freien Nationalisten« Neonazis Thomas Gerlach aus Altenburg solidarisiert dieser sich mit dem Wieschke-Flügel und warnt vor einem »Angriff der Karrieristen«, die nur darauf aus seien, sich Mandatsposten für einen möglichen Landtagseinzug 2009 zu sichern. Auch wird dem Erfurter NPD-Chef Kai Uwe Trinkaus das Betreiben einer Schwulenbar sowie seine Stasi-nahe Vergangenheit vorgeworfen.

Scheinbar auch aus Kreisen des Wieschke-Flügels wurden der Arbeitsagentur Weimar und der örtlichen Presse detaillierte Informationen über eine illegale Beschäftigung des arbeitslosen Zahnarztes und NPD-Kreischefs Jan Morgenroth, zugespielt. Auch soll es in Weimar zu einer handfesten Auseinandersetzung am letzten Aprilwochenende gekommen sein. Der Stellvertreter von Morgenroth und ehem. Thüringer JN-Landesvorsitzenden, Michael Hubeny, verprügelte dem nach den früheren Weimarer NPD-Chef und Anführer der Kameradschaft »Braune Aktionsfront Weimar«, Martin Rühlemann. Auch er ist Anhänger von Wieschke. Auf dem Landesparteitag am 12. April 2008 votierten laut Meldung der Thüringer NPD 60 Prozent der 110 Delegierten für Frank Schwerdt. Zu weiteren Wahlen kam es nicht, da die Polizei den Parteitag, der in einer Autobahnraststätte bei Gera stattfand nach Übertragung des Hausrechtes durch den Betreiber auflöste.

Bundesvorstandsmitglied Thorsten Heise verkündete, die Wahl wegen Betrug anzufechten. Die Thüringer NPD verklagt daraufhin die Polizeidirektion Gera und erhofft sich, dass diese die Kosten für den Fortsetzungsparteitag zahlen muss. Jener soll am 31. Mai stattfinden und sorgt bereits Wochen zuvor für Furore. Unter dem Titel »Homo-Exzesse und Gewalt gegen Kameraden« tauchte im Internet ein Schreiben der »Freien aus Kräfte Eisenach« auf, in dem der derzeitige Vize-Bundesorganisationsleiter Patrick Wieschke beschuldigt wird, einen »Freien Aktivisten« nach einer spontanen Demonstration »Autonomer Nationalisten« am 1. Mai in Eisenach zusammengeschlagen zu haben, weil die Demo in Wieschkes politischem Hoheitsgebiet nicht mit ihm abgesprochen war. Der Bericht wird mit einer Fülle weiterer Vorwürfe garniert, kreidet vor allem aber sein restriktives Vorgehen gegenüber dem »nationalen Schwarzen Block« an. Am Ende werden eine Reihe an Bildern veröffentlicht, welche Wieschkes »homosexuellen Exzesse in Osteuropa« dokumentieren sollen. Darauf zu sehen ist Selbiger halbnackt und küssend mit anderen NPD-Aktivisten und beim Antäuschen sexueller Handlungen mit dem Thüringer NPD-Landesvorstandsmitglied Tobias Kammler. Im Rahmen einer ausführlichen Erklärung auf dem extrem rechten Internetportal Altermedia distanziert sich Wieschke von den Anschuldigungen. Als Urheber dieser Aktion wurden dort und in auf anderen Plattformen Kai-Uwe Trinkaus und dessen Schatzmeister Konrad Förster1

  • 1Anm. der Redaktion: Konrad Förster und Trinkaus waren später auch in anderen Strukturen gemeinsam organisiert. Sie gründeten den Verein „Tierfürsorge GLOBAL e.V.“