Rechte Sportsfreunde
Martin Peters Arne ZillmerKampfsportmarken suchen Absatzmärkte
Vermehrt versuchen bei Neonazis beliebte Bekleidungsmarken wie „Thor Steinar“, »Brachial« oder »Label 23« in anderen »unpolitischen« Kreisen neue Absatzmärkte zu erschließen. Neben „Label 23“ und „Brachial“ geriet in der Vergangenheit auch „Walhall Athletik“ wegen der Bemühungen, im Bereich der Kampfsportszene Fuß zu fassen, in die öffentliche Kritik.
Die Marke Brachial
Zur Marke Brachial wurden schon mehrfach Informationen von regionalen AntifaschistInnen und JournalistInnen veröffentlicht: Die Gründung der Kampfsport-Marke „Brachial“ und der Marke „Barstool Sports“ soll demnach auf Ralf Marschner („Manole“) zurückgehen. Bei der Marke „Brachial“ trat er offiziell jedoch nicht selber in Erscheinung.1
Ralf Marschner organisierte in den 1990er Jahren eine Vielzahl von Neonazi-Konzerten und war in der Zwickauer Neonazi-Szene lange Zeit federführend. Er war Mitglied und Mitbegründer der RechtsRock-Band „Westsachsengesocks“ und in den Zwickauer Neonazi-Laden „The Last Resort“ involviert. Zudem trat das Firmengeflecht um ihn als Sponsor im Bereich von Kampfsport-Veranstaltungen auf, um in der Szene Fuß zu fassen. Der Verkauf der Marke „Brachial“ erfolgte überdurchschnittlich stark durch Läden der extrem rechten Szene. Seit bekannt wurde, dass Ralf Marschner unter dem Decknamen „Primus“ ein knappes Jahrzehnt für den Verfassungsschutz die Neonazi-Szene bespitzelt hatte, dürfte der eher politisch orientierte Teil der Szene auf der Suche nach anderen Kampfsport-Kleidermarken sein.
Die Marke Walhall Athletik
Eindeutige Positionierungen und Bezüge auf den Nationalsozialismus sucht man bei „Walhall Athletik“ vergebens, die Marke richtet sich nach Eigenangabe vor allem an Kampfsportler. Im „täglichen Kampf mit sich selbst in einer verdorbenen Welt“ stelle man „Werte wie Ehre, Treue, Disziplin und Tapferkeit in den Mittelpunkt“. Solche Aussagen, in denen die in manchen Teilen der Kampfsportszene nicht ungewöhnlichen Männlichkeitsvorstellungen deutlich werden, lassen jedoch nicht auf den politischen Hintergrund des Gründers schließen.
Die nähere Betrachtung der „Walhall Athletik“-Kämpfer zeigt jedoch, in welchen Gewässern die Marke beim Sponsoring von Sportlern fischte. Der „Ostbayerische Meister 2011“ im Jugend-Weltergewicht, Florian Lobensommer, taucht beispielsweise in den veröffentlichten Kundendateien der Neoaziversände „Nationales Versandhaus“ und „Odin-Versand“ auf. Der aus Dortmund stammende Kämpfer Timo Kersting wiederum gehörte dem Umfeld des mittlerweile verbotenen Nationalen Widerstand Dortmund an.2
Dieser stieg im März 2013 für das „Walhall Athletik Fight Team Germany“ während des 18. „Der Geist des Kriegers“-Turniers in Jekaterinburg in den Ring. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von der russischen Neonazimarke „White Rex“. Unterstützung aus der Ringecke erhielt Kersting dabei von Andreas Kolb aus dem Bundesvorstand der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN). Bei einem von dem faschistischen Casa Pound Italia und russischen Neonazis von White Rex organisierten Kampfsportturnier Ende Mai 2013 in Rom bestritt Andreas Kolb zwei Kämpfe für das „Walhall Athletik Fight Team“. Auch Timo Kersting stieg dort für das Promo-Team der Marke wieder in den Ring.3
Die Marke „White Rex“ zielt primär auf die Kampfsportszene ab, nach der Selbstdarstellung heißt es, mit dem Kampfsportturnier wolle man die „Verankerung des Sportes im gesunden Teil unserer europäischen Jugend“ und den „Geist des Kriegers in unserem Volke“ fördern. Neben Turnieren organisiert die Marke auch Konzerte, auf welchen schon die deutschen Neonazi-Hardcorebands „Moshpit“ und „Brainwash“ spielten.
Erste Rückschläge für „Walhall Athletik“
Mittlerweile wird „Walhall Athletik“ von entsprechenden Veranstaltern größtenteils gemieden. Kurzzeitig war es der Marke gelungen, ihr Logo im März 2013 beim MMA-Event „No Compromises Fighting Championship“ zu verbreiten. Nachdem mehr über die Marke bekannt wurde, schwärzten die Veranstalter das Logo, gaben an, keinen direkten Kontakt zur Marke selbst gehabt zu haben und distanzierten sich glaubwürdig von rechtem Gedankengut. Der Bremer MMA-Kämpfer Michael W. kündigte nach dem Eklat ebenfalls das Sponsoring durch die Marke. Aktuell versucht sich „Walhall Athletik“ vor allem im Fun- und Extremsportbereich zu etablieren. Zuletzt trat die Marke als Sponsor beim „1. Internationalen Weltcup“ der Shredder (Hindernisrennen auf Mini-Ketten-Fahrzeugen) in Zainingen auf, ganz selbstverständlich an der Seite lokaler Geschäfte. Neben einem großen Werbebanner am Parcour trat mit Alfons Meier ein eigener Fahrer an.
Verantwortlich zeichnet sich für die im Januar 2014 registrierte Marke die im August 2013 gegründete „HI PROM Fashion UG“ von Eva Hierl aus Walderbach.4
Die Kauffrau Eva Hierl (ehem. Eva Pavlisová) trat auch als Geschäftsführerin der Solarfirma HI PROM PROJECT GMBH und der Firma HI PROM ENERGY UG auf, die unter der gleichen Anschrift wie die HI PROM Fashion UG firmierten.5
In einer öffentlichen Erklärung heißt es, man sei unpolitisch und pflege getreu der Markenphilosophie „über Ländergrenzen hinweg“ „Kontakt zu Menschen mit wahren Werten - egal welcher Herkunft, Kultur oder Rasse“. Tatsächlich werden Kämpfer aus verschiedenen Ländern gesponsort. Auffällig ist hierbei allerdings eine gewisse Überschneidung bei den Länderkontakten der Firma und Regionen mit einer starken rechten Szene, so z.B. bei der ungarischen Region Györ, aus der vier der Walhall Athletik-Kämpfer stammen.
Die Tschechien-Connection
Ein genauerer Blick auf einige der von „Walhall Athletik“ gesponsorten Sportler aus Tschechien lässt den unpolitischen Anstrich des Labels weiter bröckeln. Kamil Grim beispielsweise ist Mitglied des ebenfalls von „Walhall Athletik“ gesponsorten Gewichtheberteam „Metalpower Powerlifting“ (MPP) und gilt als einer der Hauptwerbeträger der Marke. Das Prager Gewichtheberteam fiel regionalen AntifaschistInnen durch mehrere Neonazi-Aktivisten in ihren Reihen auf.
Auf Bildern in sozialen Netzwerken präsentierte er sich mit Reichskriegsfahne. Weitere Aufnahmen zeigten ihn zusammen mit Robert Leier, einem ehemaligen Rechtsrock-Veranstalter aus Trutnov. Grim selbst ist kein Neonazi-Aktivist, soll aber Kontakt zum rechten Szene-Laden „Original Store“ unterhalten haben. Bei den Betreibern des „Original Store“ soll es sich nach Berichten regionaler AntifaschistInnen auch um ehemalige Mitglieder und Unterstützer der RechtsRock-Band „Conflict 88“ und deren Umfeld handeln. Sowohl die Hauptvertriebsrechte für „Thor Steinar“ als auch für die populäre Lifestylemarke „Yakuza“ liegen in Tschechien beim „Original Store“. Kamil Grim modellte 2012 bereits für „Yakuza“ und trug auf der Homepage ironpower.cz selbst szene-typische Bekleidung der rechten Jugendkultur wie „Thor Steinar“ oder „Dobermann’s Aggressive“ öffentlich zur Schau. Veranstaltungen des Boxing Club Broumov, in dem Grim als Trainer arbeitet wurden bereits öfter von der „Original Store“-Kette gesponsort.
Expansion ins Ausland
Bis auf das Sponsoring von kleineren Gyms und deren Kämpfern in Süddeutschland (MAG MMA-Rosenheim, Olympic Gym Regensburg) ist Walhall Athletic die Etablierung in der deutschen MMA-Szene nicht sonderlich geglückt. Seitens „Walhall Athletik“ heißt es jededoch zur neuen Sommer Kollektion, dass man „aufgrund der großen Vorbestellungen der Großhändler“ deren Auflage erhöhen müsse. Das derzeitige Expandieren und bewusste Signing von Sportlern im Ausland deuten darauf hin, dass „Walhall Athletik“ fürs erste vor allem außerhalb Deutschlands versuchen wird, Absatzmärkte zu erschließen. Seit Ende 2013 vertreibt „Walhall Athletik“ seine Produkte auch über einen Onlineversand speziell für die Sklowakei, für Frankreich weist Walhall Athletik den Versand „Le Crépuscule Des Dieux“ („Zwielicht der Götter“) als offiziellen Vertrieb aus. Der Anspruch über „Ländergrenzen hinweg“ Kontakte zu knüpfen meint dann letzten Endes wohl doch nichts anderes als den Ausbau der Geschäftsstrukturen von „Walhall Athletik“.
- 1Die Marke Brachial wurde jedoch nach Außen von der brachialTLC GmbH von Andreas Rössle und Mario Hoffmann aus Zwickau vertreten. Mittlerweile wurde aus der Firma Brachial - The Lifestyle Company GmbH die DREI GmbH von Andreas Rössle (Magstadt) und Mario Hoffmann (Crimmitschau).
- 2Vgl. Peter Bandermann auf ruhrnachrichten.de: „BVB gegen Schalke. Polizei: Fans planten definitiv Massenschlaegerei vor Bahnhof“; 14. Januar 2013.
- 3Vgl. AIB Nr. 99: Kampfsport, Kohle, Kriegsverbrecher
- 4HRB 13799 Amtsgericht Regensburg
- 5HRB 12170 und HRB 12359 Amtsgericht Regensburg