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Südafrika - Recherchen zum Hani-Mord

Medico-Rundschreiben 2 1993
Einleitung

Zwei des Mordes an Chris Hani angeklagte Rechtsextremisten sind vom Gericht im Oktober diesen Jahres schuldig gesprochen worden. Chris Hani (Martin Thembisile Hani) war Generalsekretär der "South African Communist Party" (SACP) und Mitglied des "African National Congress" (ANC). Es handelt sich bei den Verurteilten um den aus Polen eingewanderten Janusz Jakub Waluś und um Clive John Derby-Lewis, eine der zentralen Figuren des extrem rechten Lagers in Südafrika. Seine Ehefrau Gaye Derby-Lewis wurde freigesprochen. (Zum Hintergrund des Hani-Mordes siehe Antifaschistisches Infoblatt Nr. 24). Doch die internationalen Netzwerke der Rassisten und Neonazis in Südafrika bestehen weiter.

Foto: Wikimedia: gemeinfrei

Gregory Lauder-Frost und der verurteilte Hani-Mörder Clive Derby-Lewis in Brüssel als Deligierte der "World Anti-Communist League Conference" am 21. Juli 1990.

Unter deutschen Rassisten und Neonazis

Ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation „Medico International“ nutzte das Angebot der »Dienstleistungsagentur« des NPD'lers Günter Deckert. Er begab sich auf die Reise zu deutsch-neofaschistischen Kreisen in Südafrika, um Einblick in diese Szene zu gewinnen. Nach einer Überprüfung durch den Herausgeber von der (Neo)Nazi-Zeitschrift „Nation und Europa“ (N&E), Peter Dehoust, ging es zu Horst Graefe (Hrsg. von „Der Südafrika Deutsche“), der sich in der Nähe von Pretoria niedergelassen hat. Die „Nation Europa Verlags GmbH“ aus Coburg ist mit dem „Hilfskomitee Südliches Afrika“ (HSA) aus Coburg eng verbunden.1

Als auch hier die Gesinnungsforschung überstanden war, fand der Medico-Mitarbeiter zu der Farm des Helmut H. in der Nähe der Stadt Graskop (Provinz Transvaal). Neben H.s Farm ist der »Odalshof« von Edhild L. und Hans H. (auch zu erreichen in Hamburg unter J.) in Stanford ein wichtiger Treffpunkt dieser ultra-rechten Südafrika-Szene. Hier verkehren deutsche Politfunktionäre wie Wolfgang Juchem, Manfred Roeder oder der Mainzer REP-Funktionär Bernd Thrun.2 Von Helmut H. erfährt Medico, daß Horst Klenz3 früher per Annonce Söldner aus der BRD für Südafrika, für den Krieg in Angola, anwarb. Über Klenz hatten wir im Antifaschistischen Infoblatt Nr. 10 berichtet, nachdem er wegen eines bewaffneten Überfalls gemeinsam mit südafrikanischen AWB-Leuten ("Afrikaner Weerstandsbeweging") festgenommen worden war. Klenz soll auch des öfterenfür Thies Christophersen geschrieben haben. Die Söldner-Anwerbung habe sich, so Hornung, nach Kroatien verlagert. Bernd Thrun, der Republikaner, verteile nun das Geld dafür.4

Andere Exponenten des deutschen Neonazismus in Südafrika sind der Ex-Waffen-SS'-ler, jetziges AWB‘ler Dr. Wilhelm Beisner oder Dr. Heinz-Georg Wilhelm Migeod aus Kapstadt mit besten Verbindungen nach Österreich und in die BRD.5 Medico listet weitere Querverbindungen in die extrem rechte Szene der BRD auf.

  • 1Dehoust ist zu finden bei der "Nation Europa-Verlag GmbH" (HRB98), dem "Hilfskomitee Südliches Afrika e.V." (VR 353) und der "Nation Europa-Freunde e.V." (VR 87), die alle beim Amtsgericht Coburg eingetragen wurden.
  • 2Nachtrag: Laut den Buchautoren Yaron Svoray und Nick Taylor ist Bernd Thrun mit Kadern der Neonazi-Szene vernetzt und soll an der Unterstützung rechter Kroatien-"Söldner" beteiligt gewesen sein.
  • 3Nachtrag: Nach Informationen regionaler Journalisten soll Horst Klenz der Deckname von Heinrich Siems aus Niendorf sein.
  • 4Laut taz vom 21. März 1994 (Braunes Netzwerk von Deutschland nach Südafrika) gehörte zu der „Klentz-Gruppe“ in Südafrika auch Helmut H., der eine Farm am Sabie-Fluß nahe der Stadt Graskop in der Provinz Transvaal besitze. H. empfange nur Besucher, die vorher von Günter Deckert und Peter Dehoust empfohlen worden seien. In einer Gegendarstellung in der taz vom 23. März 1994 legt Dehoust Wert auf die Feststellung: „Richtig ist vielmehr, daß der Unterzeichnete niemals Besucher an einen Herrn Helmut Hornung empfohlen hat, zumal dieser ihm völlig unbekannt ist. gez. Peter Dehoust“.
  • 5Nachtrag: In der Drucksache 18/3777 (18. Wahlperiode 20.01.2015) aus dem  Deutscher Bundestag antwortet die Bundesregierung auf die „Kleine Anfrage“ der Fraktion DIE LINKE (Drucksache 18/3599) zur "Suche nach dem Kriegsverbrecher Alois Brunner": Dr. Wilhelm Beisner wurde von 1957 bis zu einem hier nicht mehr bestimmbaren Zeitpunkt und dann erneut von 1981 bis 1994 als nachrichtendienstliche Verbindung des BND genutzt. Dabei trug er den Decknamen Bertram. Dr. Wilhelm Beisner war zur Aufklärung politischer und wirtschaftlicher Sachverhalte in verschiedenen nordafrikanischen Staaten eingesetzt.