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Vom Leben und Tod von Ella Nik Bayan

Sabrina Apicella und Georg Matzel
Einleitung

Wir sind eingeladen, über das Leben von Ella Nik Bayan zu schreiben. Der traurige Anlass ist, dass ihr Grab in Berlin-Lichtenberg 2022 dreimal geschändet wurde. So lernten wir uns auch kennen, in Trauer und Empörung über das Geschehene.

Bild: transmenschen.de

Wir schreiben diesen Artikel, weil wir glauben, dass es im Erinnern von Menschen wichtig ist, Geschichten zu überliefern. Unsere Überlieferung ist notwendigerweise unvollständig und sicher anders, als Ella sie selbst erzählt hätte. Wir erzählen daher Ellas Geschichte aus zwei Perspektiven, um uns ihrem Leben anzunähern. Wir beginnen mit den Steinen, die ihr in den Weg gelegt wurden, im Leben wie im Tod. Und enden mit dem, was die falschen Menschen zur Weißglut brachte und bringt, nämlich ihre Entscheidung zur Freiheit: zur Migration, also freien Bewegung, und ihre Entscheidung zum Leben ihrer geschlechtlichen Identität als transFrau.

Die Steine in Ellas Leben

Ella Nik Bayan sehnte sich Zeit ihres Lebens danach, in Ruhe gelassen zu werden. Das steht in einem krassen Kontrast zu der Diskriminierung, die sie erfahren hat. Diese begann schon früh in ihrem Leben. Zunächst die Angst, im Iran, wo sie geboren wurde, verfolgt zu werden wegen dem Vorwurf der Homosexualität. Mehrfach hatte ihre Familie versucht sie als junge Erwachsene mit Frauen zu verheiraten, doch als sie dem wiederholt auswich, wurde die Stimmung bedrohlich. So brach Ella auf, sie wollte nach Europa. Doch sie konnte nicht über einen sicheren Weg migrieren, sondern musste über die Türkei gehen, wo sie ein Jahr in ausbeuterischen Jobs arbeitete, um das Geld zur Weiterreise zu verdienen. Dieses gab sie Schmuggler*innen, die sie mit dem Boot nach Griechenland brachten. Von dort reiste sie weiter, zu Fuß, mit dem Bus und der Bahn, bis nach Deutschland.

In Magdeburg stellte sie ihren Antrag auf Asyl. Hier gab sie an, dass sie wegen des Vorwurfs der Homosexualität bedroht war und als transFrau im Iran noch mehr bedroht sein würde. Sie wurde in einer Unterkunft für Geflüchtete aufgenommen. Doch zunächst wurde ihr Antrag auf Asyl durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge abgelehnt, ihre Situation als transFrau nicht berücksichtigt. Sie musste Einspruch einlegen, hatte währenddessen nur einen geduldeten Aufenthaltsstatus, konnte ihre Transition nicht voranbringen, durfte nicht arbeiten, musste aber die Anwaltskosten abstottern. Die Gerichtsverhandlungen haben erst mehr als ein Jahr nach ihrem Einspruch begonnen. Das zehrte an ihren Nerven und Kräften. Doch sie behielt Recht.

Ellas Leben in Magdeburg war geprägt von rassistischen, trans- und queer-feindlichen Vorfällen. Auf Behörden wurde sie verspottet, ihr alter Name und die falsche Geschlechtsidentität wurden gebraucht, um sie einzuschüchtern. Auf der Straße wurde sie beleidigt, bespuckt und manchmal auch geschlagen. Bei der mobilen Opferberatung des Miteinander e. V. war sie oft, denn trotz ihrer Sehnsucht nach Ruhe hat sie sich nie unterkriegen lassen.

Oft musste sie umziehen, da ihre Nachbar*innen verbal und körperlich aggressiv gegen sie wurden. Freundliche Angestellte des Magdeburger Sozialamts halfen ihr dabei regelmäßig, aber Magdeburg ist klein und sie war irgendwann den Bullies bekannt. Da entschloss sie sich, in die Anonymität Berlins umzuziehen. Doch selbst in Berlin blieben die Belästigungen auf der Straße Alltag: rassistisch und transmisogyn. Ständig wurde sie bedroht, durch Jugendliche in der Bahn, bei Spaziergängen mit Freund*innen.

Erst in Berlin bestritt sie den beschwerlichen Weg in die staatlich anerkannte Transition, ging in Psychotherapie, begann mit der Hormontherapie, ließ Haare permanent entfernen. Dieses Verfahren, wie es noch immer in Deutschland besteht, benennt die Fach- und Beratungsstelle TransInterQueer (TrIQ) als unverhältnismäßig lang und teuer und betont, dass sie von vielen Antragstellenden als große psychische Belastung empfunden wird.

All das durch Ella Erkämpfte und Erreichte war nicht genug. Ella war tieftraurig. Mitten am Tag hat sie sich angezündet, auf dem Alexanderplatz, am 14. September 2021. Ein Tod, der aufwühlt.

Doch hier endet ihre Geschichte nicht. Weil Bilder von ihrem verletzten Körper im Krankenhaus gemacht und verbreitet wurden, wurde ihr Tod öffentlich bekannt. Die Polizei erklärte zunächst in Bezug auf ihren Freitod, dass sie nicht von einem „extremistischen“ und „politischen“ Motiv ausgeht. Nur wenige Monate nach Ellas Beerdigung wurde ihr Grab auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde geschändet, zweimal im Januar 2022 und einmal im Juli 2022 verwüstet, Gegenstände und Text hinterlassen, die sie verschmähen. Der Staatsschutz ermittelt, bislang jedochohne Ergebnis.

(Rechte) Transfeindlichkeit und Transmisogynie

Übergriffe wie die, die Ella erlebt hat, sind leider keine Seltenheit. TrIQ unterstreicht, dass trans Personen in Deutschland noch immer in vielen Lebensbereichen Diskriminierung, Stigmatisierung und Gewalt erfahren. Auch wenn die Erfassung von transfeindlichen Straftaten und Gewaltdelikten deutliche Lücken aufweist: Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) betont, dass trans Personen überdurchschnittlich oft Opfer von gewalttätigen Straftaten werden. Auch in Berlin wurden in den vergangenen Jahren durch Betroffene, Journalist*innen, Selbstorganisationen, Beratungs- und Dokumentationsstellen transfeindliche Vorfälle von besonderer Brutalität sichtbar gemacht.

Besonders Beratungsstellen wie Les Migras weisen auf das Problem hin, dass bei steigender Sichtbarkeit von trans Personen diese auch zunehmend angreifbar werden. Sichtbarkeit ist also nicht immer gewünscht, insbesondere in prekären Lebenslagen und bei Mehrfachdiskriminierung. Gleichwohl bleibt das Sichtbarmachen der Gewalt ein wichtiger Ansatz, um dem Ziel näher zu kommen, diese und andere Formen von Diskriminierung und Gewalt abzubauen.

Schwenken wir den Blick auf die Täter*innen, so scheinen diese trans Menschen wegen ihres so-Seins immer wieder zur Zielscheibe zu machen. An ihnen entladen sich die Ressentiments mit überholten und binären Geschlechterbildern sowie einem cis- und heteronormen Familienbild mit „Mann + Frau + Kind“. Manchmal werden vermeintlich biologische Argumente herangezogen, manchmal welche, die sich auf Reproduktionslogiken berufen und die die Vielfalt von Geschlechtern ebenso ignoriert und abwertet wie trans und nicht-binären Lebensweisen und Familienkonstellationen. Sicher spielt hierfür auch eine verbreitete fragile Männlichkeit eine Rolle, die sich in transmisogyner Aggression äußert. Selbst Diskussionen unter trans-exklusiven Feministinnen (TERFs) schüren Hass gegen trans Personen, wie die Wissenschaftlerin Dr. Dana Mahr kürzlich erfahren musste.

Mit Blick auf Transfeindlichkeit finden sich hier also viele sehr verschiedene Kräfte, die zusammenwirken, ohne notwendigerweise gleich zu sein: zu nennen sind die extreme Rechte, neue Rechte ebenso wie religiöse Fundamentalist*innen, rechte Thinktanks, aber auch Hater in sozialen Netzwerken mit Hasskommentaren, Drohungen und Doxing. Solche Narrative und Akteur*innen tragen zusammen zu einer Markierung von Minderheiten bei und erhöhen mit ihrem Handeln und Aussagen die Wahrscheinlichkeit gewaltvoller Ausschreitungen wie auch vielen alltäglichen Diskriminierungen gegen Personen wie Ella.

Transfeindlichkeit tritt – genauso wie Rassismus – darüber hinaus auch strukturell auf, in Gesetzen, Institutionen, Normen, die sich durch das Bildungs- und Gesundheitssystem ebenso ziehen wie durch die Arbeitswelt oder staatliche Behörden. Wir möchten, neben den individuellen Gründen für die beschriebenen Angriffe und Beleidigungen gegen Ella, diese daher in einen gesellschaftlichen Kontext einordnen, in dem Rassismus, Trans- und Queerfeindlichkeit strukturell und alltäglich intersektional zusammenkommen und wirksam werden.

Die Entscheidung zum Leben in Freiheit

Ella wusste, was sie wollte - und was nicht. Sie wollte keine Frau heiraten, wie ihre Familie im Iran es für sie vorgesehen hatte. Sie wollte selbst als Frau leben. Eine geschlechtliche Identität als Mann lehnte sie ab, was im Lauf ihres jungen Erwachsenenlebens zu Problemen mit der Familie führte. Als ihr Leben bedroht wurde, entschied sie sich zur Flucht. Sie ließ alles zurück, was sie hatte und gab die Verbindungen zu ihrer Ursprungsfamilie auf, in der Hoffnung, in Deutschland frei leben zu können. Ella fand schnell neue Freund*innen, denn es war leicht sie zu mögen. Sie liebte das Tanzen, Gärtnern und Kochen, war kulturell und gesellschaftlich interessiert, hatte musikalische Ambitionen und war ausgesprochen hilfsbereit, engagiert und freundlich. Sie war umgeben von Menschen, um die sie sich kümmerte und die sich um sie kümmerten, sie unterstützten mit Anträgen, während sie deren Kinder hütete. Sie hat immer versucht, alle Anforderungen zu erfüllen, die in Deutschland an sie gestellt wurden. Und meistens hatte sie es geschafft. Sie bekam bereits in Magdeburg Unterstützung von ihren Freund*innen, aber auch von der Mobilen Opferberatung, einer Ansprechperson der Polizei und vom LSVD. Auch im Alltag sind manchmal Menschen für sie eingetreten, die sie gar nicht kannte und von denen man es vielleicht auch nicht erwartet hätte.

Ella war eine „self-made woman“. Im Iran arbeitete sie im Lebensmittelgroßhandel und verdiente dort ein ordentliches Auskommen. Ihrer Familie fehlte es nie an Geld. Auch später war sie immer stolz auf das durch sie Erreichte. Sie war ebenso fürsorglich wie sie auch auf die Hilfe anderer bauen durfte: Sie hat Hilfe bekommen, wo sie sie brauchte, selbst wenn sie nicht gerne danach fragte. Und sie beglich stets und schnellstmöglich ihre Schulden, auch wenn sie dafür einen Monat lang selbst weniger zum Leben hatte.

In Berlin arbeitete sie in einem Café in Steglitz. Dort mochten Chefin und Kolleginnen sie. So wie sie immer Menschen hinterlassen hat, die sie kennenlernten: sie wurde geliebt. Sie bildete sich weiter, stand nicht still. Sie bekam in Deutschland zum ersten Mal ein Zeugnis nach einer beruflichen Weiterbildung, das ihren Frauennamen trug. Sie erhielt später ein Jobangebot bei einem namhaften Automobilhersteller in Brandenburg. Doch eigentlich wollte Ella am liebsten ein kleines Café eröffnen, mit süßen Spezialitäten, zusammen mit einer Freundin, einer Konditorin, die Ella in die Lehre nehmen wollte. Diese Vorstellung beseelte sie.

In Magdeburg und später in Berlin lernte sie andere queere Menschen kennen, die mit ihr feierten, Räume von Freiheiten schafften, in denen sie sich geschützt fühlte. Sie half natürlich auch mit, diese Räume zu erhalten. Sie war großzügig, half anderen Geflüchteten, mit Übersetzungen und Sprachmittlungen auf Deutsch, Englisch, Arabisch, Türkisch und Persisch. Sie versorgte auch die Gäste des offenen Treffpunkts des LSVD mit Essen und sprach mit ihnen, wenn es galt, die erste Scheu der Neuangekommenen zu überwinden. Sie trug in Magdeburg zum ersten Mal lange schwarze Haare, lackierte sich die Fingernägel und kleidete sich stilvoll feminin. Ella war immer sehr auf ein gutes Aussehen bedacht. Sie ist gut gestylt zur Gartenarbeit gegangen: Tomaten pflanzen, Unkraut jäten und Blumen gießen, all dies erledigte sie in High Heels und Rock. Selbst beim Müll runter bringen hat sie sich vorher schick gemacht. Es war ihr sehr wichtig, dass sie in jeder Lebenssituation als die Frau gesehen wurde, die sie war.

Auch körperlich und rechtlich setzte sie ihre Transition in Deutschland fort, forderte also ihr Recht auf Anerkennung ihrer geschlechtlichen Identität ein. Sie wollte alle Anforderungen dazu erfüllen, auch wenn sie diese als erniedrigend und schikanös empfunden hat. Sie begann eine Hormontherapie und brachte weitere angleichende Maßnahmen auf den Weg.

Ella nahm das Versprechen der Freiheit und Rechtsstaatlichkeit in Deutschland ernst: Hier trug sie nun endlich die Kleidung, die sie wollte, kurze Rücke, starke Farben. Sie reklamierte das ihr zustehende Recht auf freien Ausdruck ihrer Persönlichkeit für sich und versteckte sich nicht mehr. Sie setzte sich gegen Angriffe zur Wehr, ließ sich nicht einschüchtern. Sie war sechs Jahre in Deutschland und hat ihre ganze Kraft und Hoffnung auf ein Leben in Frieden und Würde in ihr persönliches Migrationsprojekt gelegt.

Irgendwann, über den Verlauf der vielen Ansprüche der deutschen Bürokratie und der ständigen Beleidigungen und Übergriffe auf der Straße, hat Ella dann die Hoffnung verloren. Sie muss wohl verstanden haben, dass das Leben hier ein brutaler Kampf ist, der nie zu enden scheint und in dem die Bedürfnisse und oft auch die Rechte des Individuums nur auf dem Papier bestand haben. Sie, die immer geliefert hat, die immer alle Anforderungen erfüllen wollte, die niemandem etwas schuldig bleiben wollte, entscheidet sich, nicht im Stillen zu sterben. Sondern, im Protest gegen die Qualen ihres Lebens, in einer Abrechnung mit dieser Welt, unter der sie so gelitten hat, auf dem Alexanderplatz, indem sie sich selbst verbrennt.

Zu ihrer Beerdigung kamen viele Menschen, denen Ella ein lieber Mensch war. Ella hatte sich gewünscht, dass auf ihrer Beerdigung getanzt wird und dieser Wunsch wurde ihr erfüllt. Auf ihrem Grab wird es bunte Blumen geben, denn diese liebte sie sehr. Und ihren Protest gegen die Qualen, die sie geplagt haben, setzen ihre Hinterbliebenen und die Menschen, die ihr Schicksal berührt, fort. Sie schmücken ihr Grab, vernetzen sich gegen Transfeindlichkeit, setzen sich für einen Erinnerungsort am Alexanderplatz ein, halten Ella im Gespräch, noch mehr angetrieben durch die Grabschändungen.

Was uns nach Ellas Tod bleibt

Es braucht nicht ein großes Ereignis, sondern es waren die vielen Situationen in Ellas Leben, die miteinander verwobenen rassistischen und transfeindlichen Situationen, die zu schwer zu ertragen waren. Ella hat ihr ganzes Leben lang krasse (seelische) Verletzungen erlebt und ist in ihrer Hoffnung enttäuscht worden, dass ihr Leben in Deutschland besser werden würde. Die Frage bleibt, ob man sie hätte besser unterstützen können. Aber diese Frage wird die Hinterbliebenen noch lange beschäftigen, eine Antwort gibt es darauf nicht mehr.

Ellas Leben und Tod zeugen von einer Tragik und Gewalt wie auch von einem unbedingten Willen nach Selbstbestimmung und Freiheit. Ellas Tod hinterlässt jenseits dessen die Hinterbliebenen wie diejenigen Menschen, die mit ihr mitfühlen, traurig und hilflos. An Ella zu erinnern und zu trauern ist ein Weg, mit dem Verlust umzugehen. Doch auch der ist nicht immer leicht. In der Erinnerungsarbeit ist es manchmal schwierig, die Balance zwischen dem Gedenken an Ella als Person und politischem Protest gegen die transfeindlichen, rassistischen Aggressionen gegen sie und andere zu halten. Den Hinterbliebenen zur Seite zu stehen und sie unbedingt einzubeziehen in das Erinnern und die politische Bildungsarbeit sind unabdingbar, um Instrumentalisierung des Ereignisses wie auch persönliche Überforderung zu verhindern. Gleichzeitig ist es nicht die Aufgabe der Hinterbliebenen allein, Transfeindlichkeit und Rassismus entgegenzutreten.

Ella gibt uns mit ihrer Geschichte zu beidem Anlass: Einerseits abzulehnen, dass Menschen in ihrem Leben unerträglich viele Steine in den Weg gelegt werden. Andererseits, uns inspirieren zu lassen von der gelebten Freiheit, zu sein, wer wir sind und zu gehen wohin wir wollen. Denn darin steckt das, was es braucht, um friedlich und in Würde miteinander zu leben. In diesem Sinne gibt es viel zu tun: Zwar hat es in den letzten Jahrzehnten vielfach positive Entwicklungen in Bezug auf die Akzeptanz von LSBTIQ* gegeben, wie die Ehe für alle, Veränderungen im Adoptionsrecht, Landesprogramme zur Förderung von Akzeptanz, Ansprechpersonen für LSBTIQ* in Ämtern und Behörden, hoffentlich bald ein Selbstbestimmungsgesetz. Dennoch – oder vielleicht auch in Reaktion auf diese Errungenschaften – bleiben transfeindliche Stimmen laut. Hetze gegen trans Menschen im Internet, Shitstorms in den sozialen Medien und – wie leider als Folge der Hetze zu erwarten – Tod und Suizid zeugen davon.

Während wir diese Zeilen schreiben, im September 2022, wurde der trans Mann Malte C. auf dem Christopher-Street-Day in Münster beleidigt, niedergeschlagen und starb später an seinen Verletzungen. Ein 15-jähriges Mädchen aus Herne wurde Anfang des Jahres fast zu Tode geprügelt, weil sie trans-weiblich ist. Ella und viele andere, die so nicht mehr leben wollen, nehmen sich das Leben. Solche Übergriffe sind immer häufiger in den Medien präsent und zeigen, wie aus Hass und Hetze gegen eine Minderheit grausame Taten werden können. Das zu verhindern, sollte uns allen ein Auftrag sein. Die Welt, in der wir leben wollen, muss Platz bieten für Menschen, die einfach nur sie selbst sein wollen - ohne dabei alltäglichen verletzt zu werden. Und es ist auch unsere Verantwortung, diese Menschen in ihrem Anliegen zu unterstützen. Dazu gehört zivile Courage im Alltag, das Stärken von Betroffenen und ihren selbstorganisierten Strukturen, das Sichtbarmachen des Problems alltäglicher Benachteiligung und Gewalt und das Einfordern von Maßnahmen, diese zu beenden und dem entgegenzuwirken. Damit Menschen wie Ella in Freiheit und Selbstbestimmung leben können - und wir mit ihnen.

Sabrina Apicella arbeitet für die Fach- und Netzwerkstelle Licht-Blicke und dokumentiert dort für die bezirkliche Register auch LGBTIQ*feindliche Vorfälle in Berlin-Lichtenberg

Georg Matzel ist Hinterbliebener von Ella Nik Bayan und aktiv beim LSVD Sachsen-Anhalt.

(Kreisen deine Gedanken darum, dir das Leben zu nehmen? Sprich mit anderen darüber. Freund*innen oder Verwandte könnten gute Ansprechpartner*innen sein. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern lauten: 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 oder über www.telefonseelsorge.de. Es gibt für trans und queere Personen mit oder ohne Migrationsgeschichten viele Beratungsstellen, beispielsweise Les Migras, TRIQ e.V., den LSVD, dgti* oder den Bundesverband Trans*.)