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Von »Blood & Honour« zu »Combat & Survival«?

Einleitung

Im AIB 65 (»Mischszenen in Hannover«) berichteten wir über eine Mischszene aus Neonazis, Hooligans, Rockern und dem Tattoo-Milieu in Hannover. Eine der Personen in diesem Geflecht war der ehemalige Aktivist des neonazistischen »Blood & Honour« (B&H) Netzwerkes Johannes ("Hannes") Knoch.

Der heutige »Warrior Survival«-Trainer Mark B. war noch am 15. Januar 2000 mit einer »Blood & Honour«-Fahne auf einer Neonazi-Demonstration in Bremen-Weyhe unterwegs.

Mittlerweile hat sich um ihn eine informellen Gruppe gebildet, die das gemeinsame Außeninteresse »Geld verdienen« verbindet und die dabei auch alte Aktivisten aus Zeiten vor dem B&H Verbot einbindet. Er versteht es nun mehr seit Jahren auf diesem Weg das Verbot von B&H zu umgehen und setzt als integrative Figur auf funktionelle Partnerschaften. Des weiteren gilt offenbar: »Was Du nicht verstecken kannst, das inszeniere!« – und so betreibt Knoch mittlerweile offen eine Art  »Wehrsporgruppe« und trifft dabei auf breite Unterstützung, die ihm möglicherweise auch Zugang zu Waffen und aktuellem militärischen Know How verschaffen könnte. Viele Personen, die in diesem Artikel Erwähnung finden, scheinen auf den ersten Blick Randfiguren zu sein, doch nur eine umfassende Berichterstattung ermöglicht es, darzustellen wie der Versuch Relevanz als »Arbeitgeber«, »Wirtschaftsfaktor« oder »Bunter Vogel« zu erlangen, real umgesetzt wird. Wobei bei diesem speziellen Netzwerk die politische Gesinnung als Bindeglied nicht nur der »alten Zeiten wegen« beachtet werden sollte.

Von »Blood & Honour« zu »Buddy und Money«

Es ist keine zehn Jahre her: »Blood & Honour«-Aktivisten veranstalteten 1999 einen »Balladen Abend« »Für die Ehre der Deutschen Soldaten am Heldengedenken« mit  neonazistischer Musik in Hildesheim. Dank des Videos »Patriotic Ballads Vol. 01« der »Blood & Honour-Sektion Nordmark«, lassen sich einige Protagonisten des Abends nachvollziehen. Der bekannte Neonazi Dieter Riefling führt durch den Abend. Für das musikalische Programm sorgen der ehemalige Gitarrist der englischen Neonaziband »Skrewdriver« Steve Calladine (»Stigger«) und die Liedermacher von »Eichenlaub« aus Thüringen. Der Tätowierer »Schweden Hokan« aus dem »Last Resort«-Tattoo-Studio in Hildesheim stimmt in das Lied »Damals im Mai – Rudolf Hess« von Frank Rennicke und das von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indizierte Lied »Weißer Arischer Widerstand« von der gleichnamigen Band mit ein.

Auch Mark B. ist zu sehen, der zur Skrewdriver-Hymne »Tomorrow belongs to me« zusammen mit dem B&H-Aktivisten Markus Z. aus Hannover und »Schweden Hokan« den Arm nach oben reisst. Ob es deswegen jemals zu Ermittlungen wegen § 86a kam, ist nicht bekannt. Als weitere Besucher der Veranstaltung sind bekannte B&H-Aktivisten wie Klemens Otto und Johannes ("Hannes") Knoch wahrzunehmen. Letzterer belegt durch ein ein »Saalschutz«-T-Shirt seine organisatorische Einbindung. Der hier beschriebene Personenkreis und ihr politisches Umfeld aus der ehemaligen »Blood & Honour« Struktur bilden noch heute ein Geflecht von persönlichen und geschäftlichen Beziehungen, welches versucht geschäftlichen Einfluss in verschiedenen Milieus zu erlangen.

Von Tattoo und Kampfsport...

So spielt das Tattoo-und Kampfsport-Geschäft in dem hier beschriebenen Milieu eine große Rolle. Die Tattoo-Studios »Bulletproof« (Munster) und »Last Resort« (Hildesheim) befriedigen  die geschäftlichen Interessen eines Personenkreises um Johannes Knoch, Hannes Franke, Thomas B., Annette R. und Marcel Ulrich. Einige der hier Beschäftigten kommen aus der Neonazi-Szene, andere aus dem Kampfsport-Milieu. Hannes Franke war Herausgeber des Neonazi-Fanzine »Axtschlag« und soll nach Insider-Informationen an Treffen der neonazistischen Artgemeinschaft in Ilfeld (Thüringen) teilgenommen haben. Er gehörte wie Johannes Knoch zum »Blood & Honour« - Netzwerk. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen soll noch 2002 gegen Beide wurde wegen des Verdachtes auf Fortführung von B&H-Strukturen nach dem Verbot ermittelt worden sein. Annette R. ist dem Landesamt für Verfassungsschutz in Hannover als »Mitläuferin mit persönlichen Beziehungen zum militanten rechten Lager« bekannt. Eine tätowierte Odalrune kann als Bestätigung dessen angesehen werden. Marcel Ulrich (Spitzname »Cilly«) kann als »eingeheiratet« bezeichnet werden. Es ist in der Szene allgemein bekannt, dass er über lange Zeit ein Verhältnis mit der »Last Resort« Tätowiererin Annette R. aus Hannover hatte und sich somit schon im Umfeld des hier beleuchteten Personenkreises befand. Er versteht sich laut eigenen Aussagen als eigentlicher Veranstalter der Kampfsportveranstaltung »Fight Night« im September 2005 in Hildesheim und mischte mit seinem Label »Fight Squad« auch in Hannover mit. Das Logo des Fight Squad enthät eine Anlehnung an die Tyr-Rune, die als Blood & Honour Rune bezeichet werden kann. Diese hat er gut erkennbar auf dem rechten Schienenbein tätowiert.

Marcel Ulrich betreibt auch selbst Kampfsport. Er trainiert mit Hannes Franke beim Gradang-Boxing-Gym von Andreas Schönfeld in Springe, einer Kleinstadt in der Nähe von Hannover. Bei der »Fight Night 3« am 19.Mai 2007 in Hannover des Hannoverschen Sportstudio Kenpokan waren Ulrich und Schönfeld Ringrichter gewesen. Auch Knoch mischt im Kampfsportmilieu mit. Die Hildesheimer »Fight Night« wurde von Johannes Knoch und seinem Umfeld mit organisiert. Sein »Last Resort Tattoo Studio« trat als Sponsor auf und diente als Kartenvorverkaufsstelle. Die Bewirtung der Veranstaltung oblag Andre Nölke aus Hannover. Dieser hatte den für den Halleninnenraum zuständigen Ordnerdienst mit T-Shirts seiner damaligen Kneipe »Good Fellas« ausgestattet. Über Nölkes Verbindungen innerhalb dieses Milieus wurde bereits im AIB 65 (»Mischszenen in Hannover«) berichtet. Neben Knoch erkannten JournalistInnen auf der Veranstaltung auch bekannte Neonazis wie Mirko Appelt (Selbstschutz Sachsenanhalt) und Klemens Otto (Combat-18 Pinneberg). Klemens Otto versuchte im Frühjahr 2006 zusammen mit Andre Nölke und seinem damaligen Tattooshop »Inksta« eine »Fight Night« in Hannover zu organisieren (Vgl. AIB 71 »Knock Out für ›Fight Night‹ in Hannover«).

...zu Militärausrüstung

Die mittlerweile nach Munster bei Lüneburg umgezogenen Johannes Knoch und Hannes Franke betreiben hier neben dem »Bulletproof-Tattooing« noch einen Laden namens »Dezentral«, der »Laden für spezielle Ausrüstung«. Dies ist ein Online-Shop, der mit »hochwertigen, funktioneller und einsatzbezogener Bekleidung und Ausrüstungsgegenständen für Soldaten aus jeder Truppengattung« handelt. Im Ladengeschäft, in dem tatsächlich Soldaten ein- und ausgehen, können sich Interessierte militärisches Zubehör ansehen und kaufen. Die Produkte, welche unter anderem Beschreibungen wie »für KSK«  oder »speziell für MG4 (eine Kriegswaffe)« tragen, sind keine Ware für Laufkundschaft in normalen Fussgängerzonen.

Da es sich bei Munster um die größe Garnisonstadt in Deutschland handelt, ist das Zielpublikum anders gelagert. Auf der Homepage wird sich klar von »anderen Nato-Shops« abgegrenzt. Man scheint sich für »die Elite« zu halten und will bei »Eliten« verkehren. Die Internetseite und der Shop sind mit militaristischen Darstellungen übersät. Auch auf einem Hochglanzflyer, der bei einer Tattoo-Convention wiederum beim »Bulletproof«-Stand auslag, wird dem Betrachter suggeriert, dass der »Dezentral« von Zulieferern von Polizei, Feuerwehr und Militär beliefert wird. In einer sehr persönlich beschriebenen »Standortbeschreibung« vom »Dezentral« wird klar auf den militärischen Hintergrund von Johannes Knoch und Thomas B. verwiesen. So soll Thomas B. »nach 10 Jahren an den Ort seiner Bestimmung zurückgekehrt sein«.

Warrior Survival School-Combat and Survivial

Seit der Erweiterung der Geschäfte Knoch´s in Munster tritt die Vorliebe für´s Militär immer offener zum Vorschein. Während früher in Hildesheim auf dem Hinterhof des Last Resort-Tattooshop´s noch relativ diskret an englische Militärrovern herumgeschraubt wurde, scheinen die Fahrzeuge mittlerweile Ausrüstungsgegenstände einer Art paramilitärischen Gruppe um Knoch zu sein. Sie sind mit großen Funkantennen, »taktischen Zeichen« und dem Logo der »Combat & Survival School« (CSS) »Warrior Survival School«(WSS) versehen. Als Standort dieser Gruppierung wird Hildesheim und das Ladengeschäft in Munster angegeben. Unter der Rubrik »Über uns« schreibt die »WSS«: «Unsere Survival Schule ist keine Schule im herkömmlichen Sinne. Combat & Survival also kämpfen und überleben steht für uns im Vordergrund. Wir wollen zivile und militärische Survival Techniken verbinden. Unseren Lehrgängen liegen Lagen zu Grunde, d. h. wir wollen Soldaten, Reservisten und natürlich allen Interessierten Dinge beibringen, die in der BW nicht oder nur unzureichend gelehrt werden. Seit 1998 besteht unsere Schule und öffnet sich jetzt auch einem größeren Kreis an Interessierten.« Stellt sich die Frage, wer da wem etwas vermitteln will.

Eigenartige Trainer 

Als einer der Trainer dieser Gruppierung wird Johannes Knoch genannt. Auszeichnen soll ihn zum einen, dass er als »Zeitsoldat  der PzGrenadierTruppe« gedient hat und das er »Erfahrungen in Südafrika gesammelt« hat. Welche Erfahrungen das sind, erschließt sich bisher nicht. Der Zusammenhang mit einer Angabe im Rahmen der »WSS« und dem Posieren Knochs mit Kriegswaffen, lässt allerdings nicht auf einen Strandurlaub schließen. Als weiterer Trainer wird der »Last Resort«- und »Bulletproof«-Tätowierer Thomas B. benannt. Er ist laut »WSS« ein ehemaliger »Zeitsoldat, PzGrenadierTruppe« und hat Erfahrungen im »Sicherheitsgewerbe Südafrika« gesammelt. Ebenfalls als Trainer wird Mark B. beworben. Dieser soll bei »WSS« für »aufmunternde Sprüche« und »für seinen motivierenden Humor« bekannt sein. Regionale AntifaschistInnen kennen ihn eher als Teilnehmer von Aufmärschen der NPD und Freien Nationalisten in Niedersachen. So wurde er in Weyhe bei Bremen dabei beobachtet, wie er halb vermummt die »Blood & Honour«-Niedersachsen Fahne schwenkte. In Neumünster fiel er im Zusammenhang mit einem Aufmarsch zur Erhaltung des neonazistischen »Club 88« unangenehm auf, da er versuchte mit einer Videokamera AntifaschistInnen zu filmen. Am 24. Februar 2007 machte er in Hildesheim vor dem »Last Resort«-Tattooshop auf sich aufmerksam. Nachdem es am Rande eines Aufmarsches, der von dem ehemaligen »B&H«-Aktivisten Dieter Riefling angemeldet worden war, zu einem Vorfall vor dem Laden kam, stürmte Mark B. mit einer Baseballkeule bewaffnet heraus.

Als neuer Trainer steht der CSS seit kurzem ein echter Profi zur Verfügung. Nach Angaben auf der Homepage der Combat & Survival School, die unter Warrior Survival und Combat and Survival zu erreichen ist, gab es kürzlich eine Fusion mit der »Survival Schule Kaiser« von Achim Kaiser. Diese tritt auf ihrer eigenen Homepage sehr moderat auf und bietet Überlebenskurse für Kinder und Erwachsene an. Das Design mit Indianerdarstellungen und Pennälern im Grundschulalter steht im starken Gegensatz zur jetzt gemeinsamen Combat & Survival School. Als Top Mann wird bei den Munsteranern jetzt Helmut Schulte genannt. Seine Ausbildung will er bei einer Spezialeinheit der Bundeswehr gemacht haben. Nach Angaben der Homepage soll er außerdem Scharfschützenlehrer sein.

...gemeinsame Aktivitäten

Auf der Homepage der »Warrior Survival School« befindet sich ein großes Bildarchiv, in dem die Aktivitäten der Gruppierung dargestellt werden. Sucht man nach alten Bekannten aus dem oben erwähnten Personenkreis, trifft man schnell auf den Tätowierer »Schweden Hokan« aus dem »Last Resort«-Tattoo-Studio in Hildesheim. Dieser posiert hier im englischen Tarnlook im Wald zusammen mit Mark B. und Thomas B. Auf einigen Bildern eines Lehrgangs der »CSS« ist eine Person zu sehen, welche regionalen Antifaschisten als Teilnehmer des besagten »Heldengedenken« Liederabends in Hildesheim und als Träger der »Blood & Honour-Niedersachsen« Fahne bei einem neonazistischen Aufmarsch bekannt ist. Ein anderes Bild aus dem Archiv der »CSS« zeigt eine Übung, bei der verschiedene eingangs erwähnte Personen im Dauerlauf einen vermeintlichen Verletzten bergen üben. Einer der Läufer trägt eine Jacke mit dem Logo des »Selbstschutz-Sachsen-Anhalt« (SS-SA). Diese Gruppierung um den Neonazi Mirko Appelt aus Arendsee stellt bei Veranstaltungen  und Aufmärschen neonazistische Security-Kräfte und Ordner.

Kontakte zur Bundeswehr

Kontakte zur Bundeswehr waren auf der »WSS« Internetseite für für jedermann nachzulesen. So wurde stolz verkündet: »Im November 2007 wird Hannes vom School Staff im Rahmen der ‘RK Raid Team Oberfranken’ an der ‘Cambrian Patrol’ teilnehmen.« Die erwähnte »Reservistenkameradschaft (RK) Raid Team« setzt sich eigenen Angaben nach aus »besonders leistungsstarken Reservisten der Bundeswehr« zusammen, welche gezielt trainiert und ausgebildet werden, um an in- und ausländischen Millitärwettkämpfen teil zu nehmen. Die »RK Raid Team« scheint zu den erfolgreichen Teams, die an solchen Wettkämpfen teilnehmen, zu gehören. Johannes ("Hannes")Knoch wird als Trooper, also aktiver Kämpfer im Newsboard des Teams willkommen geheißen. So scheint Knoch der auf aktuelleren »WSS« Bildern in Flecktarnuniformteilen mit Bundeswehr Emblem auftaucht, über das »Raid Team« mit und für die Bundeswehr anzutreten. Da nicht ausgeschloßen werden kann, dass es Angehörigen solcher Teams über Reservistenkameradschaftskontakte möglich ist, an Standatwaffen der Bundeswehr zu gelangen, befürchten regionale Antifaschisten, das auch Knoch mit solchen Waffen trainiert. Immerhin gibt gibt das Raid Team als Sponsor auch den Laden »Dezentral« und »Warrior Survival« an.

Fazit

Immer wieder fallen im Zusammenhang mit Veranstaltungen und Internetseiten an denen Hannes Knoch beteiligt ist, alte Bekannte aus der »Blood & Honour« Szene ins Auge. War nach dem Verbot von »Blood & Honour« zu bezweifeln, dass sich die betroffenen Kreise inhaltlich oder politisch ändern, so zeigt sich an diesem Beispiel, dass sich die Beteiligten deutlich professionalisiert haben. Es läßt sich im legalen Rahmen von Kampfsport, Handel mit Militärausrüstung und Survivaltraining ganz offen und legal Geld verdienen. Nebenbei fällt noch ein schwer einzuschätzendes Maß an Kontakten, Geld und gefährliches Know How ab. Bilder wie die Wehrsportübungen von Mitgliedern der Neonazi-Szene wie kürzlich bei Vechta/Osnabrück, wirken da doch wie Mummenschanz. Knoch und seine paramillitärische Truppe treten direkt mit Kontakten zu aktiven Militärs und seriös wirkenden Survival Schulen auf. Hierbei ist besonders zu bedenken, dass die »WSS« bereits 1998 gegründet worden sein soll – also haben einige der Protagonisten noch vor dem Verbot von »Blood & Honour« 2001, die Gründung der »WSS« beschlossen. Als der besagte Balladen Abend durchgeführt wurde und das Video »Patriotic Ballads Vol. 01« der »Blood & Honour – Sektion Nordmark« mit dem Slogan »AGAINST RED FRONT AND MASS REACTION« verschickt wurde, bestand die »WSS« demnach schon. Sicher ist keine dieser Aktivitäten eine gute Grundvoraussetzung, um einen Scharfschützenlehrgang zu belegen. Hier scheinbar schon.