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Zwischen Burschenschaften, Neonazis und Vertriebenen

Einleitung

Im Juni 2006 nahm die Geschichte der Jungen Landsmannschaft Ostpreussen e.V. (JLO) als Jugendorganisation der Landsmannschaft Ostpreussen e.V. (LO) ihr endgültiges Ende. Eine außerordentliche Bundesversammlung beschloss nach einem vorangegangenen Namensrechtsstreit mit der Landsmannschaft Ostpreussen eine Änderung des Namens in Junge Landesgemeinschaft Ostdeutschland. Eine genauere Nachbetrachtung der Organisationsentwicklung soll mit diesem Artikel nachgeholt werden.

Bild: attenzione-photo.com

Transparent der JLO mit Anmelder Alexander Kleber (rechts) am 13. Februar 2003 in Dresden.

Die Entstehung am bürgerlichen rechten Rand

Am 9. Februar 1991 fanden sich zwölf Damen und Herren zusammen, um auf Vorschlag des Vertriebenenfunktionärs Dr. Jürgen Danowski die Junge Landsmannschaft Ostpreussen e.V. (JLO) als einzige Nachwuchsorganisation der Landsmannschaft Ostpreussen (LO)1 zu gründen. Zum Bundesvorsitzenden wurde Rüdiger Stolle gewählt, seine Stellvertreter wurden Michael Prymelski, Michael Paulwitz und Ansgar Graw. Direkte Bezüge der JLO zu neonazistischen Kreisen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben. In ihrer Satzung erklärte sich die JLO zu einer überparteilichen und überkonfessionellen Organisation, welche die Glaubensgrundsätze des Einzelnen achten und wahren wolle.

Jedoch verfügten die Personen aus dem Vorstand über diverse Kontakte zu rechten Organisationen und zu Burschenschaften. Rüdiger Stolle war Mitglied der Deutschen Hochschulgilde Hermann Löns Hannover. Michael Paulwitz war 1991 Mitglied der Burschenschaft Danubia2 und zeitweilig für die »Republikaner« tätig. Mit Ansgar Graw saß ein aufstrebender Journalist im Vorstand. Sein Weg führte vom Volontariat beim »Ostpreußenblatt« zum politischen Korrespondenten der Berliner Morgenpost. In ihrer Satzung erklärte die JLO ihre Ziele: Sie sei der »besonderen Solidarität gegenüber der deutschen Volksgruppe in Ostpreussen« verpflichtet und wolle die »nationale Einheit aller Deutschen wahren und vollenden«. Hierzu organisierte sie neben ihren Aktivitäten in Deutschland auch Freizeitveranstaltungen in den ehemals ostpreußischen Gebieten Nordostpolens. Deutschland sei nur »teilvereinigt«, schrieb der bayerische JLO-Landesvorsitzende Gerhard Frank 1993 in einer Seminareinladung; im Anschluss an das Seminar stand eine Besichtigung des Nürnberger Reichsparteitagsgeländes auf dem Programm. Für ihre Tätigkeit, offiziell deklariert als »Maßnahmen (...) zur Förderung des friedlichen Miteinanders mit den Völkern in Ostmittel-, Ost- und Südeuropa«, erhielt die JLO auf dem Wege der Projektförderung Bundesmittel in Höhe von 11.400 DM (1991) bzw. 21.739 DM (1992).3

Im März 1994 wurde der JLO-Bundesvorstand erneuert. Ansgar Graw und Michael Prymelski verließen den Vorstand und wurden durch Elard von Gottberg und Volker Borowski ersetzt. Als Beisitzer kam Rene Nehring von der Berliner Burschenschaft Gothia hinzu.4  Die JLO baute ihre Aktivitäten aus und begann sich neben den Kernaktivitäten auch in den Bereichen Kultur, Kinderbetreuung und Kriegsgräberpflege zu engagieren. Für ihre zweifelhafte Bildungsarbeit gelang es der JLO zum Teil staatliche Finanzierung zu gewinnen. Ende November 1994 veranstaltete die JLO-NRW im Verbindungshaus der Kölner Burschenschaft Germania ein Herbstseminar mit dem Titel »Der Deutsche Osten – Perspektiven im neuen Jahrtausend«. Hier referierte u.a. Martin Schmidt, damals stellvertretender Chefredakteur der neurechten Zeitung »Junge Freiheit«, zum Thema »Die ostdeutsche Kultur und ihre Zukunft«. Die Landsmannschaft Ostpreußen e. V. erhielt für dieses Seminar – angeblich eine »Maßnahme der kulturellen Breitenarbeit« – eine staatliche Zuwendung in Höhe von 7.340 DM.5

Politisierung

Am 13. Februar 1995 führte die JLO eine Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag der Bombardierung Dresdens durch. Eine Veranstaltung, die Jahre später zum neonazistischen Großevent werden sollte (Vgl. AIB # 71). Im Oktober 1995 kam es innerhalb der JLO zu Umbesetzungen im Vorstand. Rüdiger Stolle, Volker Borowski und Michael Paulwitz traten zurück, um Bernhard Knapstein als neuem Bundesvorsitzendem und Uwe Faesel als seinem Stellvertreter Platz zu machen. Bernhard Knapstein zählte zur Kölner Burschenschaft Germania6 und war als SPD-Mitglied im Rheinland bis zu seinem Ausschluss aktiv im Hofgeismarer Kreis der Jungsozialisten Deutschlands. Uwe Faesel war Marketingleiter der rechten Wochenzeitung »Junge Freiheit«.7

Auf der Bundesversammlung wurde auch ein Frank Kaden von Heiko Gläser zum Beisitzer im JLO-Bundesvorstand vorgeschlagen, der die Kandidatur allerdings nicht annahm. Ob es sich hierbei um den gleichnamigen ehemaligen sächsischen Gauleiter der verbotenen Wiking Jugend handelte, ist bisher nicht bekannt. Dieser war für seine geringen Berührungsängste zu Organisationen der bürgerlichen Rechten bekannt.8 Mit dem Wechsel im Bundesvorstand setzte eine Politisierung der JLO-Aktivitäten ein – auf der Grundlage von Haushaltsmitteln im Umfang von immerhin 13.500 DM (Finanzplan 1996). Der »Jungen Freiheit« erklärte Knapstein zur Politik der JLO: »Ostpreußen ist für uns ein Symbol für ein Tätigwerden in Deutschland auch gegen Politische Korrektheit.«9 Entsprechende politische Aktivitäten nahmen in der Folge zu.

Im Frühjahr 1996 veranstalteten die »Wirtschaftsjunioren Osteuropa« mit der »Jungen Landsmannschaft Ostpreußen« (JLO) in Fulda ein Seminar unter dem Motto »Wirtschaftsregion Ostsee«, zu dem u.a. Peter Poralla eingeladen worden war. Poralla, der das einleitende Fachreferat hielt, hatte sich von 1993 bis 1995 auf besondere Weise um die Stärkung des »Deutschtums« in Nordpolen verdient gemacht. Im Rahmen eines Projekts der Landsmannschaft Westpreußen hatte er BürgerInnen Polens beim Aufbau von Kleinbetrieben unterstützt – allerdings nur diejenigen, die sich der deutschsprachigen Minderheit zurechneten. Porallas Deutschtumsförderung war von der Bundesregierung mit rund 238.000 DM finanziert worden.10 Ende 1996 plante die »AG Junge Generation im Bund der Vertriebenen – Landesverband NRW« ein »Deutschlandpolitisches Seminar«, zu dem nach dem Veranstaltungsprogramm u.a. Referenten mit offen rechtsextremem Hintergrund eingeladen worden waren. Als Verantwortliche traten Knapstein und der JLO-Landesvorsitzende von NRW, Karsten Weder, auf.11 Nachdem der extrem rechte Hintergrund der Referenten bekannt geworden war, zog der BdV-Landesverband NRW seinen Antrag auf Förderung des zweifelhaften Seminars durch die Bundeszentrale für politische Bildung zurück. Rechts- oder linksextremistische Einflussversuche seien entschieden abzuwehren, erklärte er.12 Doch selbst der Leiter des Landesamt für Verfassungsschutz Hamburg sah 1997 in den Äußerungen der JLO in ihrer Zeitschrift »Fritz« »deutliche Hinweise dafür (...), dass es sich hier um Anhaltspunkte für eine rechtsextremistische Vereinigung handeln könnte«.13 Die Bundesregierung attestierte der Publikation »Artikel mit rassistischem oder im weiteren Sinne revisionistischem Inhalt (Verharmlosung der NS-Zeit, Gebietsrevisionismus).«14 Offenbar unbemerkt blieb von den Sicherheitsdiensten ein »Lesungs-/ Vortragsabend« des rechtsextremen Publizisten Jürgen Schwab zum Thema seines Buches »Die Meinungsdiktatur – Wie demokratische Zensoren die Freiheit beschneiden«, zu welchem Daniel Schlicht im Dezember 1997 für die JLO in das Berliner Deutschlandhaus lud.15
Das durch die JLO beworbene Buch erschien im einschlägigen Nation Europa Verlag.

Auf dem Weg nach rechtsaußen...

Ende 1997 wurde Rene Nehring zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Als neue Funktionäre im JLO-Vorstand kamen Stefan Rochow, Gunda Sievers und Christian Schaar hinzu. Die formale Abgrenzung nach rechtsaußen funktionierte immer weniger. Das erste JLO-Rundschreiben 1998 gab mit dem Konzept »Zweigleisigkeit aus deutschlandpolitischem Engagement und Einsatz für Ostpreußen« den Takt vor. Eine folgende Positionierung gegen das »ständige Zunehmen des Ausländeranteils« und die Bezeichnung des Jahres 1945 als »den Tiefpunkt der deutschen Geschichte« machten deutlich, was mit »deutschlandpolitischem Engagement« gemeint war.16 Der ehemalige JLO-Landesvorsitzende von Mecklenburg/Pommern, Michael Gellenthin, lud im Juni 1998 im Namen der JLO zur Teilnahme an der Sommersonnenwendfeier der heimattreuen Jugend ein.17 Wenig verwunderlich, wurde er doch 1999 Bundesgeschäftsführer der DHJ bzw. HDJ. Sein JLO-Kamerad Stefan Rochow plante 1999 für die JLO – »Arbeitsgemeinschaft Kriegsgräberfürsorge in Ostpreußen« ein Kriegsgräberlager. Im Einladungstext bezeichnete er die Wanderausstellung »Verbrechen der Wehrmacht« als einen »Wanderzirkus« und befürwortete den Protest »nationaler Kreise« dagegen.

Er kommt aus der Burschenschaft Rugia zu Greifswald18 und wechselte später zur Burschenschaft Dresdensia-Rugia (Gießen). Später landete Rochow im Bundesvorstand der NPD-Jugendorganisation. Auch den ehemaligen Landesvorsitzenden der JLO Hessen und das ehem. Mitglied der Burschenschaft Dresdensia-Rugia (Gießen)19 , Jürgen Gansel, zog es in die NPD – Führungsebene. Den ehemaligen JLO–Landesvorsitzenden von Sachsen-Niederschlesien, Alexander Kleber, durfte man laut Chemnitzer Staatsanwaltschaft und dem Amtsgericht Freiberg als Neonazi bezeichnen.20 Er gehörte jahrelang zu den Organisatoren des »Trauermarsches« am 13. Februar in Dresden, welcher sich unter seiner Regie 1999 zum »getarnten NPD-Aufmarsch«21 entwickelte.

Der Bruch

Im März 1999 begann der JLO-Bundesvorstand aufgrund der zunehmenden neonazistischen Ausrichtung einiger Gliederungen kalte Füße zu bekommen. Auslöser war u.a. der »Hessenrundbrief« des damaligen JLO-Landesvorsitzenden von Hessen, Marco Domrös. Dieser erinnerte den JLO-Vorstand aufgrund der äußerst rechten Inhalte zu stark an »politisch extreme Gruppierungen« und führte zum Ausschluss von Domrös. Auch der jährliche JLO-»Trauermarsch« im Februar in Dresden entglitt der JLO zunehmend. Sie beklagte, nur noch 20 Prozent der Teilnehmer zu stellen und als Schutzschild für die NPD und Kameradschaften genutzt zu werden. Auch hier wurden vereinsrechtliche Schritte gegen die JLO-Funktionäre angekündigt, die »die fremden Massen« gezielt angeworben haben könnten. Der NPD-Kreisverband Meißen hätte sich im Fall Dresden in die Reihen der JLO geschleust, um Ärger mit linken Chaoten zu vermeiden.22 Der Landesverband Sachsen-Niederschlesien konnte sich den Kritikern zufolge zu einer »offenen Vorfeldorganisation der NPD« entwickeln.21 In Thüringen entstand im November 1999 ein JLO-Landesverband, dessen Vorsitzender der Neonazi-Liedermacher Christian Kapke wurde.

Ende 1999 stand ein kompletter Vorstandswechsel bei der JLO an. Sprecher der JLO wurde das zeitweilige Mitglied der Heidelberger Burschenschaft Normannia Christian Schaar23 , welcher von Stefan Rochow und Nanette Kaiser vertreten wurde. Als Beisitzer wurden Claudia Walter, Frauke Seidler, Alexander Kleber, Andre Nehrig und Dirk Pott von der »Kameradschaft Freikorps Oberland – Bund Oberland«24 gewählt. Als weiteres Mitglied der Heidelberger Burschenschaft Normannia25 wurde Markus Ksienzyk als Kassenprüfer bestätigt. Dieser neuen Vorstandswahl gingen die beschriebenen internen Auseinandersetzungen zwischen »Kultur-« und »Politik-Fraktion« voraus. Die Wahl Schaars nahmen die scheidenden Vorstandsmitglieder zum Anlass, nicht mehr zu kandidieren. Sie wollten nach eigenen Angaben nicht das Feigenblatt einer Gruppierung sein, in der die Mitarbeit von Skinheads und SA-Typen nicht ausgeschlossen ist und Ostpreußen nur noch am Rande behandelt wird.26

Bei seiner Antrittsrede betonte Christian Schaar zwar die starke Abgrenzung zu extrem rechten Parteien und Zirkeln und eine innere Zensur aller Publikationen, bestand aber darauf, die Mitgliederwerbung über die »allgemeinpolitische Schiene« laufen zu lassen. Elard von Gottberg unterstützte Schaars Position, aber verwies besorgt auf den öffentlichen Druck auf die Landsmannschaft Ostpreussen (LO) und die Gefahr, welche die Mitgliedschaft von Kleber und Pott im JLO-Vorstand bedeuten könnte. Deutlicher wurde Rüdiger Stolle. Für ihn stellte die Mitgliedschaft von Kleber und Pott einen »eindeutigen Vertrauensverlust« gegenüber der LO dar, welcher Konsequenzen haben werde. Rene Nehring und Schaar warfen sich anschließend gegenseitig vor, nicht mit offenen Karten gespielt zu haben. Ein Antrag Stolles, sich als JLO von der neonazistischen Wanderjugend Gibor (Vgl. AIB #58) zu distanzieren, wurde abschließend mit breiter Mehrheit abgelehnt.

Das lange Ende

Anfang 2000 traten die bisherigen JLO-Vorsitzenden als »Arbeitsgemeinschaft Ostpreußische Jugend in der JLO« an die Öffentlichkeit, um über die »feindliche und unkameradschaftliche Übernahme des Bundesverbandes« zu informieren. Die Landsmannschaft Ostpreußen hätte die Neuwahl als »Kriegserklärung« aufgefasst und alle Finanzmittel für die JLO eingefroren. Sollte sich die JLO nicht zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekennen, den Landesverband Sachsen auf lösen und den Rücktritt von Kleber und Pott veranlassen, werde sich die LO von der JLO trennen. Den JLO-Mitgliedern empfahlen Stolle, Knapstein und Nehring in der JLO zu verbleiben, sich in der »AG Ostpreußische Jugend« zu sammeln und auf eine Ablösung des aktuellen Vorstandes hinzuwirken. Ende Januar 2000 entschied sich der Bundesvorstand der LO, sich von der JLO zu trennen.

Nanette Kaiser trat daraufhin als stellv. JLO-Bundesvorsitzende zurück. Im Februar gründeten die früheren JLO-Funktionäre Stolle, Knapstein, Nehring, Faesel und Dr. Jürgen Danowski den Bund Junges Ostpreußen in der Landsmannschaft Ostpreußen (BJO) als neue Jugendgruppe der LO und beendeten den Versuch, die JLO zurück auf LO-Linie zu bringen. Obwohl Christian Schaar über einen Mitgliederzuwachs von 5 Prozent berichtete und erklärte die JLO ist »personell und finanziell abgesichert«27  war mit der LO ein starker Partner verloren gegangen. Als neuer Partner aus dem rechten Vertriebenenmilieu stand der 1984 gegründete und unter dem Dach der sudetendeutschen Landsmannschaft wirkende Witikobund e.V. zur Verfügung.28

Doch weder die LO-nahe BJO noch die Witikobund-nahe JLO konnten in den Folgejahren nennenswerte Aktivitäten jenseits von internen Veranstaltungen entfalten und blieben politisch weitestgehend bedeutungslos. Im November 2001 verließen Stefan Rochow, Claudia Walter, Frauke Seidler und Andre Nehring den JLO-Vorstand. Neu kam Hans-Ulrich Thiele hinzu. Der Vorstand beschloss weitreichende Veränderungen der JLO-Satzung und eine enge Zusammenarbeit mit dem Witikobund. Die verbliebene Mitgliederzahl wurde mit immerhin noch ca. 500 Mitgliedern angegeben. Die verbliebenen JLO-Aktivisten konzentrierten sich auf den Ausbau eines eigenen Bauernhofes.29 Eine Zusammenarbeit auf der Vertriebenenebene soll es trotz der Spaltung noch zur Landsmannschaft in Schlesien und zur Landsmannschaft Ostpreußen – Landesgruppe NRW gegeben haben.

Nachdem Anfang 2005 die LO feststellte, dass die JLO wieder aktiv wurde und sich im rechtsextremistischen Bereich betätigte, beauftragte sie einen Rechtsanwalt, um der JLO die Verwendung des Namens »Landsmannschaft Ostpreußen« zu verbieten. Auslöser war ein Aufruf der JLO zum neonazistischem Aufmarsch am 13. Februar 2005 in Dresden. Resultat war die Umbenennung der JLO in Junge Landesgemeinschaft Ostpreussen e.V.

Fazit

Die JLO ist ein Musterbeispiel für das, was im AIB in der Rubrik »Braunzone« behandelt wird: Organisationen an der Schnittstelle zwischen Konservatismus, Rechtsaußen und Neonazismus. Unter dem Dach der Vertriebenen hatten sich u.a. Personen aus dem burschenschaftlichen Studentenmilieu zur »kulturellen Arbeit« organisiert und immer weiter politisiert und radikalisiert, bis die JLO »zur größten Scharnierorganisation im Jugendbereich des deutschen Neonazismus« wurde. Diese Entwicklung schien weniger eine gezielte Unterwanderungsbestrebung von Neonazis gewesen zu sein, sondern eine eigenständige Entwicklung der JLO-Funktionäre.

Mit zunehmender Entwicklung in Richtung Neonazismus verlor die JLO jedoch auch an öffentlichen Geldern und gesellschaftlichem Einfluss. Als zigste neonazistische Gruppe ohne Anbindung an die Vertriebenenstrukturen war sie genauso überflüssig in der politischen Landschaft der extremen Rechten, wie die neue LO-Jugendgruppe ohne ihre eigenständigen politischen Funktionäre uninteressant für politisch aktive Jugendliche war.

  • 1Zur LO: AIB # 44 Juni/Juli 1998.
  • 2Programm für das Sommersemester, München 1991.
  • 3Deutscher Bundestag: Drucksache 13/6654.
  • 4Dieser kandidierte bei der Bundestagswahl 1998 für die rechtspopulistische Partei »BFB - Die Offensive« in Berlin.
  • 5Deutscher Bundestag: Drucksache 13/155.
  • 6Burschenschaftliche Blätter, Nr. 3/2005.
  • 7»Junge Freiheit«, Nr. 25/1996, S. 10.
  • 8Vgl. »Die Wiking-Jugend Spotlights aus einem verbotenen Verein«, AIB # 50 1/2000.
  • 9»Es geht nicht nur um Ostpreußen«, Junge Freiheit 21/97, 16. Mai 1997.
  • 10»Ostpreußenblatt« Nr. 21/1996
  • 11Deutscher Bundestag: Drucksache 13/5909
  • 12Deutscher Bundestag: Drucksache 13/6082
  • 13Kennzeichen D: JLO, 13. Juni 1997
  • 14Deutscher Bundestag: Drucksache 13/8304
  • 15Daniel Schlicht / JLO: Einladungsschreiben vom 1.12.1997
  • 16Rene Nehring im JLO Rundschreiben 1/1998.
  • 17JLO 1998 Fahrten und Veranstaltungskalender / Veranstaltungen Landesverbände 1998.
  • 18Likedeeler Sonderausgabe, 1. September 2001.
  • 19WNZ 19. Februar 2005 und Gießener Anzeiger 18. Februar 2005.
  • 20Amtsgericht Freiberg (Zivilgericht) 5 C 0941/00, 26. März 2001.
  • 21 a b AG Ostpreußische Jugend in der JLO (Hamburg), 2. Januar 2000.
  • 22Rene Nehring im JLO Rundschreiben II/1999
  • 23UNiMUT 98, 14. Juni 1995.
  • 24Antifaschistische Nachrichten Oktober 2005.
  • 25Schriftwart der Normannia im Sommersemester 2005, Vgl. PM des Antifaschistischen AK der Uni Heidelberg vom 30. November 2006.
  • 26AG Ostpreußische Jugend in der JLO (Hamburg), 2. Januar 2000.
  • 27FRITZ 1/2000, April 2000.
  • 28FRITZ 1/2000, April 2000.
  • 29Die JLO Chefs Christian Schaar und Dirk Pott haben für die JLO in Abberode in Sachsen Anhalt ein großes Bauerngehöft erworben.