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Neonazis in der DDR: Berlin & Brandenburg

Einleitung

Im letzten Antifaschistischen Infoblatt (AIB) haben wir ausführlicher über die Anfänge der Entwicklung neonazistischer Gruppierungen in der DDR berichtet. Mittlerweile hat sich diese Tendenz verschärft, bewaffnete Überfälle von Neonazi-Skinheads auf linke fortschrittliche Menschen und AusländerInnen haben ein erschreckendes Ausmaß angenommen. Ob in Ostberlin oder Leipzig, fast jedesmal sind auch Neonazis aus dem Westen beteiligt.

Hooligans des BFC Dynamo in Ostberlin.

Berlin

So wurde ein besetzte Haus im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg gleich zweimal überfallen, das erste Mal von 200-300 Anhängern des Ostberliner Fußballclubs BFC Dynamo, dessen Fans schon seit langem von Neonazis beeinflußt worden sind, und das zweite Mal von einer Gruppe von 30-40 Neonazis, die es nach dem ersten zurückgeschlagenen Angriff noch einmal probierten. Nach AugenzeugInnenberichten sollen unter den Angreifern auch einige Neonazis aus dem Westen gewesen sein, die die Situation anheizten. Auch der zweite Angriff wurde von den BewohnerInnen und ihren UnterstützerInnen abgewehrt, auf der Strecke blieben zwei Volks-Polizisten, die sich den Neonazis ohne Schutzausrüstung entgegengestellt hatten.

Das war der bisherige traurige Höhepunkt nach den Spielen BFC. Schon seit Monaten sorgen die Neonazi-Fans des Vereins für Jagd auf Linke und AusländerInnen nach den Heimspielen im Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion. Bereits zwei Wochen zuvor zog eine 200 Personen starke von Neonazis angeführte Gruppe nach einem Spiel zu einem Laden, der von unabhängigen Linken eröffnet worden war, und zerstörten die Scheiben.

Doch nicht nur an den Samstagen nach den Fußballspielen auch unter der Woche hat die rassistische Gewalt und die der Neonazis zugenommen. So z.B. im Wahlkampf, in dem es mehrere schwere Überfälle gegen Linke bei Plakataktionen und beim Flugblattverteilen gab, wobei es zu einigen Schwerverletzten kam. Immer wieder werden die besetzten Häuser und deren BewohnerInnen angegriffen.

So im April, als eine Gruppe von circa zehn Neonazis, ausgerüstet mit Baseball-Schlägern, Reizgas, Gasmasken und SS-Uniformkappen, über das Dach in das besetzte Haus in der Kreutziger Straße ein Berlin-Friedrichshain eindrang. Sie überfielen die BewohnerInnen im Schlaf, sprühten die Zimmer voll mit Reizgas und schlugen auf die teilweise noch Schlafenden ein. Eine Frau erlitt dabei einen Rippenbruch und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Nachdem sie das Haus verwüstet hatten kletterten sie über eine Leiter aus dem ersten Stock des Hauses und entfernten sich mit zwei weiteren Neonazis, die vor der Tür gewartet hatten. An dem Angriff sollen auch Neonazis aus der Ost-Berliner Neonazi-Zentrale in der Weitlingstraße 122 beteiligt gewesen sein.

Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß die Westberliner und bundesdeutschen Neonazi-Organisationen eine starke Organisierungsarbeit unter anderem in Ost-Berlin aufgenommen haben. Dort will sich eine „Nationale Alternative“ (NA) zur Wahl stellen, die unter Anleitung der „Nationalen Liste“ des Hamburger Michael Kühnen Gefolgmanns Christian Worch arbeitet. Auch die Ost-NPD bzw. die MND wollen angeblich bald einen "Kreisverbandes Ostberlin" gründen. Detlef Cholewa aus Berlin-Treptow soll am Aufbau erster NPD-naher Strukturen und der Durchführungen von NPD/JN-Aktionen in Ostberlin beteiligt sein.

Das Propagandamaterial inbesondere Aufkleber der neonazistischen “'FAP“, der „NF“, der „Nationalen Liste“, der „Jungen Nationaldemokraten, der „Mitteldeutschen Nationaldemokraten“ (MND) sowie weiterer neonazistischer Gruppen hat große Verbreitung gefunden.

Brandenburg

Auch in Potsdam können die örtlichen Neonazis mit Unterstützung aus dem Westen rechnen. Oftmals »zu Besuch« sind Neonazis der sogenannten »Wannsee Front« aus dem anliegenden Teil Westberlins, um unter den Potsdamer Neonazi-Skinheads ihre Gefolgschaft zu organisieren. Nachdem das lokale besetzte Haus zweimal überfallen worden war und die Angriffe das letzte Mal im März erfolgreich zurückgeschlagen werden konnten, sind die Neonazis zu gezieltem Terror übergegangen. In kleineren Gruppen werden Einzelne verprügelt und überfallen. So auch der Besetzer einer Paterre-Wohnung, der in der ersten Aprilwoche schlafend im Bett von einer Gruppe Neonazis in seiner Wohnung überwältigt worden ist. Ihm wurden Schnittverletzungen zugefügt.