Morde in München mit rechtem Hintergrund
Am 22. Juli 2016 richtete der Deutsch-Iraner Ali David S. am und im Münchner Olympia-Einkaufszentrum mit einer Schusswaffe ein Blutbad an. Er tötete neun Menschen und anschließend sich selbst. Die Tat von Ali David S. wurde in den meisten Medien als Amoklauf beschrieben, der sich aus einer psychischen Erkrankung und der Erfahrung des Mobbings durch Gleichaltrige gespeist habe. Doch Ali David S. war laut anderer Medienberichten auch ein Rassist mit rechten Überzeugungen.
Ali David S. beging seine Tat demnach gezielt am fünften Jahrestag des verheerenden Anschlags durch den norwegischen rechten Massenmörder Anders Behring Breivik. Der Attentäter hatte am 22. Juli 2011 in Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen umgebracht. Da Ali David S. aus einer iranischen Familie stammt sei er stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher „Arier“ zu sein. Den Iran sah er als die ursprüngliche Heimat der „Arier“ an. Er habe es als „Auszeichnung“ verstanden, dass sein Geburtstag, der 20. April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Die Ermittler gehen daher auch der Hypothese nach, dass Ali David S. bewusst Menschen mit ausländischer Herkunft getötet habe. Schließlich hatten alle seiner neun Opfer einen Migrationshintergrund. Drei Jugendliche und eine 45 Jahre alte Frau waren türkischstämmig. Drei andere Jugendliche waren Kosovo-Albaner.
Für eine explizite rassistische Gesinnung spricht auch ein Wortwechsel, den sich Ali David S. nach seiner Tat mit einem Anwohner des Olympia-Einkaufszentrums lieferte. Dabei rief er unter anderem „Scheißtürken!“. Außerdem legte er Wert darauf, dass er Deutscher und in Deutschland geboren sei. Laut einem Computerspiel-Mitspieler schrieb er im Chat von Counterstrike: „Scheiss Deutschland wird überfüllt von Muslimen“. Für den Mitspieler steht fest: „Er war sehr nationalistisch.“ Zudem soll er die rechte Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) verehrt und verteidigt haben.
Der Kulturtheoretiker Klaus Theweleit deutet allerdings auch auf andere Zusammenhänge hin, die solche Taten begründen. In einem Interview für die Taz sagt Theweleit: „Die Tötungen, um die es hier geht, werden ausgeübt von zerstörten Körperlichkeiten, begangen von meist jungen Menschen, die in ihrem Leben an einen Punkt gekommen sind, an dem sie aus ihren verschiedenen Konfliktlagen keinen anderen Ausweg mehr sehen, als das Leben anderer um sie herum auszulöschen.“ Der Täter aus München habe seine „Begründungsdekrete“ von Breivik abgeschrieben, da sich dessen Morden als „Vorbildtat“ bestens eigne.