Die Polizeikommissarin und der Neonazi
"Recherche Kollektiv Ostwestfalen" (Gastbeitrag)Ende Juli 2022 hat das "Recherche Kollektiv Ostwestfalen" eine Recherche zu der Beziehung von Polizeikommissarin Anna J. mit dem militanten Neonazi Jannik R. aus Porta Westfalica veröffentlicht. Bis zu diesem Zeitpunkt war die 29-jährige Diensthundeführerin der Polizei Hannover neben ihrer hauptamtlichen Tätigkeit auch als "InstaCop" für die Image-Kampagne der Polizei Niedersachsen aktiv und erreichte mit ihrem Dienstaccount bei instagram über 8.500 Follower*innen.
Privat lebt die Polizistin Anna J. seit mindestens 2020 mit dem regional bekannten Neonazi Jannik R. in Porta Westfalica zusammen. Auch ihr Polizeidiensthund Kenai lebte bis August 2022 dort, wurde von Jannik R. mitbetreut und in die Urlaube des Pärchens mitgenommen.
Jannik R., der als Zimmermann arbeitet, ist seit gut zwölf Jahren in der ostwestfälischen Neonazi-Szene aktiv. 2010 überfiel er mit anderen Neonazis eine alternative Kneipe in Minden, 2014 bis 2016 war er in tragender Rolle beim "Stützpunkt Hermannsland" der neonazistischen Kleinstpartei „Der Dritte Weg“ aktiv. Im März 2018 gehörte Jannik R. zu den Besucher*innen eines konspirativ organisierten Rechtsrock-Konzerts in Veltheim mit der Band „Sturmwehr“. Das Konzert war das erste bekannt gewordene Rechtsrock-Konzert der Neonazi-Gruppe „Mindener Jungs“ um Marcus Winter (Minden) und Dirk Fasold (Leese), die über gute Kontakte in das verbotene "Blood &Honour" bzw. "Combat18"-Netzwerk verfügen.
Auch auf seinem Instagram-Profil machte Jannik R. keinen Hehl aus seiner neonazistischen Gesinnung und posierte in Shirts des Rechtsrock-Labels "OPOS-Records" und der ultra-rechten Marke "Phalanx Europa". Seine Fotos wurden von Mitgliedern der "Mindener Jungs" gelikt und kommentiert, er selbst kommentierte bspw. Beiträge von Marcus Winter.
Die Polizei Hannover wurde bereits im August 2021 über die Beziehung zwischen Anna J. und Jannik R.informiert, sah damals aber keinen Handlungsbedarf. Im Juli und August 2022 hatte die Recherche des "Recherche Kollektiv Ostwestfalen" dann weitreichende Konsequenzen für J. und R.: Anna J‘s "InstaCop"-Account wurde umgehend gelöscht, der Diensthund Kenai ihr entzogen und Anna J. selbst in den Innendienst versetzt. Jannik R. hat seine Anstellung bei einem regionalen Bauunternehmen verloren.
Der niedersächsische Landtag hat von Innenminister Boris Pistorius Aufklärung über das polizeiliche Vorgehen gefordert.