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Elon Musk und der Antisemitismus

Xavier Bonnet (Gastbeitrag)
Einleitung

Antisemitismus, rechte mediale Strategien und Skandalbereinigung – kein anderes Beispiel könnte diesen Zusammenhang besser erhellen als die jüngsten Schlagzeilen, die Elon Musk begleiten.

elon musk
(Foto: Trevor Cokley, U.S. Air Force)

Mitte November 2023 hatte der Besitzer von X, ehemals Twitter, einen antisemitischen Post auf seiner Plattform für gut befunden und ihn dann auch noch mit seinen eigenen Worten bekräftigt. Von jüdischer Seite werde „Hass gegen Weiße“ verbreitet, hatte es da geheißen. Musk kommentierte, es handele sich um die „tatsächliche Wahrheit“.

Es war zwar nicht das erste Mal, dass Musk den antisemitischen Verstärker machte. Aber dies ein paar Wochen nach dem schlimmsten Anschlag in der israelischen Geschichte inmitten des Gaza-Kriegs und einer weltweit zunehmenden antisemitischen Welle zu tun, ist als neue Qualität zu bezeichnen. Mit über 164,8 Millionen Followern (Stand Ende November 2023) ist der reichste Mensch der Erde der größte Influencer auf X und einer der Top-Influencer weltweit.

Schon vorher hatten problematische Inhalte auf X zahlreiche Werbekunden in die Flucht getrieben, darunter Apple, Disney, IBM und Warner. Denn ihre Werbeinhalte waren vermehrt neben antisemitischen und neonazistischen Post ausgespielt worden – was schlecht für das Geschäft ist.

Das Weiße Haus verurteilte Musks Tweet als  „Verbreitung von antisemitischem und rassistischem Hass“, was „gegen unsere amerikanischen Grundwerte“ verstoße. Er habe eine Lüge wiederholt, die schon hinter dem “tödlichsten antisemitischen Verbrechen in der amerikanischen Geschichte“, dem Terroranschlag auf eine Synagogengemeinde in Pittsburgh mit elf Toten im Oktober 2018, stand, sowie „einen Monat nach dem tödlichsten Tag für das jüdische Volk seit dem Holocaust“.

Seitens der „Anti-Defamation League“ hieß es: “In einer Zeit, in der Antisemitismus in Amerika explosionsartig ansteigt und sich weltweit verbreitet, ist es höchst gefährlich, wenn man seinen großen Einfluss zur Aufwertung und Förderung antisemitischer Theorien nutzt #NeverIsNow.”

Wer allerdings auf eine scharfe Verurteilung durch die israelische Regierung oder vielleicht sogar auf ein Einreiseverbot nach Israel – dem Beispiel von ausländischen BDS-Untertützer:innen folgend - gehofft hatte, wurde enttäuscht. Israels Premierminister Netanjahu empfing Musk stattdessen in der letzten Novemberwoche 2023 und führte ihn persönlich durch einen von der Hamas zerstörten Kibbuz.

Musk hatte davor betont, sein Israel-Besuch sei keinesfalls als „Entschuldigungstour“ zu verstehen. Dass er an seiner antisemitischen Haltung keine Abstriche zu machen beabsichtigt, verdeutlichte er, zurück in den USA, auf einer öffentlichen Veranstaltung der „New York Times“. Auf die „Kontroverse“ und die abspringenden Werbekunden angesprochen, sagte  der auf dem Podium sitzende Musk, er lasse sich „nicht mit Geld erpressen“, und schleuderte den im Publikum sitzenden Unternehmensvertreter:innen zweimal „Go fuck yourself“ entgegen. Und überhaupt: er sei kein Antisemit.               

Die Reaktionen aus dem rechten bis neonazistischen Lager waren erwartungsgemäß von Zustimmung für Musk geprägt. Die einschlägigen Plattformer, 4chan-Message-Boarder, Youtuber, Podcaster und X-er wiederholten und amplifizierten Musks Haltung: die Juden würden Fremde ins Land holen, um die „weiße Rasse zu zerstören“.