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Der „Deutsche Sozialismus“ als III. Weg

Initiative „ausdemweg.net“ (Gastbeitrag)
Einleitung

Die Partei „Der III. Weg“ hat das Ziel, eine Führungsrolle in der „nationalen Bewegung im Kampf gegen das liberale kapitalistische System“ einzunehmen. Dafür hat sich „Der III. Weg“ mit dem Kapitalismus, dem politischen Gegner und einer eigenen „Utopie“ für die Zeit nach der Machtergreifung beschäftigt. Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung dieser Parteivorstellung des „Deutschen Sozialismus“. Die ausführlichen Artikel befinden sich auf der Website: ausdemweg.net

Der III. Weg Antikap

"Der III. Weg“ demonstriert am 2. Oktober 2022 in Plauen.

„Der III. Weg“ kann bei seinen „antikapitalistischen“ Ideen auf eine lange Tradition faschistischer Kapitalismuskritik zurückgreifen. Der wichtigste Bezugspunkt ist wenig überraschend der historische Nationalsozialismus. Viele Vorstellungen zum Kapitalismus, aber auch über den politischen Gegner, haben sich in den letzten hundert Jahren daher kaum verändert. 

Dazu gehören beispielsweise antisemitische Verschwörungstheorien, aber auch der Aufbau einer starken „Volksgemeinschaft“. Auch die modernere Kapitalismuskritik der „Autonomen Nationalisten“ hat ihren Platz in den Vorstellungen des „III. Weg“. Globalisierungskritik, eine Feindschaft gegenüber den US-Imperialismus, sowie eine starke Konsumkritik haben hier ihren Ursprung. Diese Ideen werden mit der Kritik an Umweltzerstörung und Ressourcenverschwendung verknüpft.

Im Gegensatz zu anderen faschistischen Organisationen leugnet „Der III. Weg“ die ökologischen Probleme der Welt nicht, sondern nimmt sie im Rahmen der eigenen nationalistischen Gedankenwelt ernst.

Von „Volk und Heimat“

Im Kern aller Gedanken des „III. Weg“ steht das angeblich durch biologische und kulturelle Gemeinsamkeiten gekennzeichnete „Deutsche Volk“. In der „Erbsubstanz“ des Deutschen sind demnach Tugenden wie Fleiß, Erfindergeist, Organisationstalent etc. festgeschrieben. Diese Tugenden sind an ein Leben unter Gleichen und an den „Boden“ Deutschlands gebunden. Um dieses besondere Volk zu erhalten, muss daher der „Boden“ und die „Volksgemeinschaft“ erhalten und geschützt werden. Diese Ziele verfolgt „Der III. Weg“ mit seiner „Utopie“ von dem „Deutschen Sozialismus“.

Für den Erhalt des „Bodens“ spielt der Umweltschutz die zentrale Rolle in den Vorstellungen der Partei. Die Zerstörung der Ökosysteme durch die kapitalistische Lebensweise soll dafür sofort beendet werden. Dem Kapitalismus wird ein verschwenderischer Umgang mit Ressourcen und eine geringe Qualität der produzierten Waren vorgeworfen. Im „Deutschen Sozialismus“ sollen hingegen aus qualitativ hochwertigen Rohstoffen ökologisch und sozial nachhaltige Produkte hergestellt werden. Angebaut wird zukünftig mehr im eigenen Garten. Die Energie wird aus Wasser, Wind und Sonne gewonnen. Auch das Tier- und Pflanzenwohl, sowie eine umweltbewusste Verkehrspolitik sind den Neonazis wichtig. 

Was beinahe vollständig fehlt ist der grenzübergreifende Umweltschutz. „Der III. Weg“ leugnet den Klimawandel zwar nicht, allerdings übersteigt eine internationale Krise der Ökosysteme die Grenzen der nationalistischen Komfortzone. Denn auch wenn internationale Zusammenarbeit durchaus ein Thema ist, will der „Deutsche Sozialismus“ eigentlich lieber unter sich bleiben. 

Denn wenn das „Deutsche Volk“ unter sich bliebe, bilde es eine starke Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft würde ebenfalls durch den Kapitalismus bedroht. Dieser fördere die Individualisierung der Menschen und sorge durch Lohndumping für einen großen Zuzug von MigrantInnen. Dagegen setzt „Der III. Weg“ die Förderung von gemeinschaftlichen Aktivitäten unter Deutschen. Das geht soweit, dass in Artikeln der Partei schon das gemeinsame Verbringen der Freizeit als „revolutionärer Akt“ gilt. Wie schon im historischen Nationalsozialismus ist die Unterordnung des Einzelnen unter die Gemeinschaft das Ziel dieser (neo)faschistischen Gesellschaft. 

Das passende Idealbild der Partei ist der „Deutsche Soldat“. Schließlich geht er noch weiter als andere „Volksgenossen“ und setzt sein Leben für die „Volksgemeinschaft“ aufs Spiel. 

Die Befriedung des Klassenkampfes

An dieser Stelle lohnt es sich zu erwähnen, dass „Der III. Weg“ in seinem „Deutschen Sozialismus“ auffällig wenig über Ökonomie redet. Dadurch dass die Partei die Welt nicht anhand von ökonomischen Klassen, sondern durch rassistische biologische Konzepte einteilt, spielt im „Deutschen Sozialismus“ die Ökonomie nicht die zentrale Rolle. Allerdings muss auch "Der III. Weg“ erklären, wie sich das „Deutsche Volk“ ernähren und gesellschaftlicher Wohlstand geschaffen werden soll. 

Ein klarer Unterschied zwischen dem „Deutschen Sozialismus“ und klassischen sozialistischen Theorien ist, dass im „Deutschen Sozialismus“ Gerechtigkeit für alle Schichten der „Volksgemeinschaft“ gefordert wird. Dementsprechend richtet sich die eigene Politik nicht nur an die lohnabhängige Bevölkerung, sondern auch ganz offen an die Reichen und Mächtigen. Das wichtigste Angebot an diese gesellschaftlichen Kräfte ist der Schutz durch die gesamten „Volksgemeinschaft“. Dieser Schutz ist allerdings nicht umsonst. Es wird erwartet, dass den Interessen der „Volksgemeinschaft“ gedient wird. Dazu zählen das Achten von Umweltauflagen, Solidarität mit den Armen und Kranken, sowie das Unterlassen der Profitmaximierung. Wer zu diesen Opfern bereit ist, wird vor ausländischer Konkurrenz und deren Lohndumping geschützt. Auch an die lohnabhängige Klasse richtet sich der „Deutsche Sozialismus“. Für sie steht insbesondere die Anerkennung der Leistung der Arbeiterschaft im Fokus. Die im Kapitalismus als minderwertig erachteten Berufe mit großer körperlicher Anstrengung werden nun ausreichend gesellschaftlich gewürdigt. Zusätzlich sind bekannte soziale Absicherungen wie Rente, Fürsorge im Krankheitsfall oder die Unterstützung von Familien vorgesehen. Eine Arbeitslosenfürsorge existiert hingegen nicht. Wer arbeiten kann, sollte dies auch tun, sonst wird Zwang angewendet.

Eine wirklich tiefgreifende Veränderung zur aktuellen Sozialpolitik lässt sich in diesen Forderungen nicht erkennen. Auch sonst erinnert das Programm des „III. Weg“ an die gute alte Sozialpartnerschaft. Zur Beilegung von Klassenkonflikten wird ein „Dachverband der Deutschen Arbeit“ gegründet. Dieser Verband soll den Interessenkampf überwinden und den entstandenen Arbeitsfrieden sichern.

Die „raumgebundene Volkswirtschaft“

Nun stellt sich abschließend noch die Frage was „Der III. Weg“ mit seiner vom Klassenkampf befreiten Gesellschaft ökonomisch anstellen will. Hier zeigt sich ein großer Unterschied zum historischen Nationalsozialismus. Die Ausbreitung des Staatsgebietes, das Überfallen anderer Länder und eine Herrschaft über Europa stehen nicht im Zentrum der „raumgebundenen Volkswirtschaft“. Man würde zwar gerne die nach dem 2. Weltkrieg verloren gegangenen Gebiete wieder zurück haben, allerdings soll das auf friedlichem Wege geschehen. In Europa wird eine Eidgenossenschaft angestrebt, in der die verschiedenen europäischen Staaten in Harmonie leben. Daher will „Der III. Weg“ eine autarke Wirtschaft, die möglichst unabhängig von anderen Staaten ist und sich selbst versorgen kann. Außerdem sollen alle Industrien, Unternehmen und Dienstleistungen, die die Grundlage für das wirtschaftliche Leben bilden, verstaatlicht werden. Für die bestmögliche Gesundheitsversorgung und gute Bildung würde ebenfalls gesorgt. 

Kritisch sieht „Der III. Weg“ die daraufhin entstehenden großen und mächtigen Behörden. Machtmissbrauch und Klüngelei sollen vermieden werden. Hier kennt „Der III. Weg“ allerdings Lösungen für das Problem. Diese Lösung ist, dass Personen, denen öffentliche Aufgaben anvertraut werden, für vorsätzliche Fehlentscheidungen haftbar gemacht werden können.

Fazit

Abgesehen von den ökologischen Positionen des „III. Weg“ und den Ideen zur „Neuordnung Europas“ präsentiert der „Deutsche Sozialismus“ viel Wein in alten Schläuchen. Die wirtschaftlichen Vorstellungen wirken wie eine schlechte Kopie der Sozialdemokratie. Ein klarer Bruch mit dem Kapitalismus fällt außerdem aus. Einige der ökonomischen Ungerechtigkeiten werden gemildert, aber an den kapitalistischen Herrschaftsstrukturen wird nicht gerüttelt. 

Die offensichtlichen Fehler dieser antikapitalistischen Theorie bieten viel Potenzial für sozialistische Kritik. Wir sollten uns daher stärker bewusst sein, dass wir die weitaus bessere Grundlagen für die Erklärung und Überwindung des Kapitalismus erarbeitet haben. Es wäre wünschenswert wenn das Verbreiten der eigenen antikapitalistischen Grundlage und die Kritik an den unzureichenden Positionen des „III. Wegs“ mehr Raum im antifaschistischen Kampf einnehmen würden.