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Neonazis und Gegenwehr in Saalfeld / Rudolstadt

Einleitung

In Saalfeld und Rudolstadt (Thüringen) nehmen Angriffe von Neonazis auf Linke, Ausländer und Andersdenkende zu. Hierbei kristallisierte sich im Jahr 1991 das Gasthaus »Goldene Ähre« in Saalfeld-Gorndorf als ein Ort für rechte Treffen und Stammtischen - also als ein Neonazitreff- und Organisierungspunkt - heraus.

Bild: Montage u.a. mit Screenshot ARD

Neonazis bauen in der Region Saalfeld/Rudolstadt militante Strukturen auf.

Neonazi-Hochburg Saalfeld

Mitglieder der mittlerweile verbotenen „Deutschen Alternative“ (DA, Cottbus/Hoyerswerda) um Frank Hübner (Brandenburg) und Roman Dannenberg (Sachsen) waren dort zu sehen, es bestanden überregionale Verbindungen zum „Nationalen Block“ um Manfred Eichner (NB, Bayern), zur „Nationalen Offensive“ von Constantin Meyer (NO, Dresden/Augsburg) und zu Thomas Dienel (Deutsch Nationale Partei / DNP, Weimar). Die Organisatoren des "Rudolf-Heß"-Aufmarsches vom 17. August 1992 in Rudolstadt sind fest in diese Struktur eingebunden und unterhalten Verbindungen auch zur internationalen Rechten. Christian Dietzel aus Saalfeld meldete zusammen mit Andreas Rachhausen 1992 einen "Rudolf-Heß-Marsch" in Saalfeld / Rudolstadt an, zu dem international und bundesweit rund 2000 Neonazis anreisten. Später wurde die Gaststätte „Zum Saaleblick“ am Roten Berg oberhalb von Kamsdorf zu einem Treffort der lokalen Neonazi-Szene. Die beiden „Heß-Marsch-Anmelder“ treten zusammen mit u.a. Maik B. und den Brüdern Mirko und Marcel E. mittlerweile als eine „Anti-Antifa Ostthüringen“ mit Postfach in Rudolstadt in Erscheinung. Der Struktur gehören regionale Neonazis wie Sven R., Mario B., Andreas R., Michael H., Christoph N. und Sandro T. an.

Repression gegen Antifas

Eine Gruppe von AntifaschistInnen hatte im Oktober 1991 die Selbstsicherheit der Neonazis in der „Goldenen Ähre“ gestört. Als sie mit drei Autos an der Gaststätte vorbeifuhren, wurden sie mit Steinen beworfen. Die AntifaschistInnen ergriffen die Flucht und wurden von mehreren Autos verfolgt. Eines der Antifa-Autos versuchte sich in einer Parklücke zu verstecken und wurde hier von einem Verfolger-PKW gestellt. Die Verfolger bedrohten die Insassen mit Pistolen. Diese versuchten die Angreifer abzuwehren. Daraufhin wurde viermal auf das vollbesetzte Auto geschossen. Die AntifaschistInnen konnten dennoch flüchten, wurden aber kurz darauf an einer Straßensperre gestoppt. Die Verfolger stellten sich erst hier als Zivilpolizisten heraus. Kurze Zeit später griffen die mittlerweile nachgerückten Neonazis einen Teil der Festgenommenen mit Tritten und Schlägen an. Die Polizei schritt nicht ein. Zehn der verhafteten AntifaschistInnen wurden 19 Stunden in Haft genommen. Bei den Vernehmungen sollen sie mit Schlägen, Tritten, Würgen und auf der Hand ausgedrückten Zigarettenkippen misshandelt worden sein, berichten die Betroffenen. Bei sieben Verhafteten wurden Hausdurchsuchungen vorgenommen. Nach zwei Jahren wurde gegen die (damals noch) Jugendlichen Anklage erhoben. Der Vorwurf lautet auf schweren Landfriedensbruch, Verstoß gegen das Waffengesetz und Widerstand gegen die Staatsgewalt. In einem Statement war diesbezüglich zu lesen: »Das verdeutlicht, mit welchen Maßnahmen und Kriterien dieser Rechtsstaat gegen AntifaschistInnen vorgeht (...). Es läßt auch vermuten, gegen wen sich das Gesetz zur »Inneren Sicherheit« wenden wird. Nicht gegen mordende faschistische Horden, sondern gegen Menschen, die das nicht so einfach hinnehmen wollen und können. Die 'Festung Europa' wird sich besonders gegen Ausländer, Asylbewerber und Linke richten. Aber ohne uns!!!« Am 2. Dezember 1993 soll der Prozess in Rudolstadt beginnen.