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Königs Wusterhausen: Neonazi bei der »Jungen Union«

Einleitung

Der ehemalige Betreiber des "Nationale Infotelefon Berlin" (NIT Berlin) und Ex-Führungsmitglied der "Berliner Kulturgemeinschaft Preußen" (BKP), Ulli Boldt, war "Junge Union" (JU) Sprecher in Königs Wusterhausen (KW) in Brandenburg.

Ulli Boldt BKP
(Bild: Montage mit Foto von Christian Ditsch)

Ulli Boldt (unten links) war 1995 Funktionär der "Berliner Kulturgemeinschaft Preußen" (BKP), die das Neonazi-"Heldengedenken" in Halbe organisierte. Das Aufmarsch-Foto ist von 1991.

Warum der 1966 geborene Ulli Boldt ausgerechnet zum Sprecher der CDU-Jugend wurde ist ja schon wegen des höheren Alters fraglich. Seine (früheren) Neonazi-Aktivitäten waren auch nicht gerade diskret. Sein Anrufbeantworter (NIT Berlin) wurde 1995 zwei mal wegen Aussagen zu "Rudolf Heß" von der Polizei beschlagnahmt. 1996 war er noch Gast bei der SAT1-Talkshow „Vera am Mittag“ (Vornkündigung: „der alles Undeutsche aus Deutschland vertreiben will“). Auch dürfte der frühere (West)Berliner gerade auch in der KW-Region den politischen Akteuren bekannt sein. Ulli Boldt war Funktionär der "Berliner Kulturgemeinschaft Preußen" (BKP), die im benachbarten Halbe große Neonazi-"Heldengedenken"-Versammlungen anmeldete und organisierte. 1995 wurden Ursula Schaffer, Ulli Boldt, Jan Gallasch und Wolfram Nahrath zum BKP-Vorstand gewählt. 1996 trat Ulli Boldt persönlich sogar als Halbe-Anmelder auf. Die Anmeldung zog er jedoch wieder zurück. Trotzdem soll er wohl noch im Zusammenhang mit einem Neonazi-Treffen in Hetendorf aufgefallen sein. Nun erklärte er der taz jedoch, er sei nicht mehr in der BKP und: „Ich stehe jetzt voll und ganz zu den demokratischen Grundsätzen der CDU.“ 

Die Personalie beschäftigt nun Politik und Medien der Region. Der SPD-Landesgeschäftsführer Klaus Ness teilte wohl mit, dass der JU-Landesvorsitzende und der Generalsekretär der brandenburgischen CDU Thomas Lunacek verlauten lassen habe, ihm sei die Neonazi-"Vergangenheit" von Ulli Boldt bekannt, dass er jedoch »diesen Führungskader der Neonazis nicht unverzüglich ausschließen läßt«. Als der Pressedruck größer wurde, leugneten Teile der CDU wohl, jemals von Boldts Vergangenheit gewusst zu haben und begann schließlich Schritte einzuleiten, um Boldt aus der Partei wieder auszuschließen. 

Doch der Fall Boldt war nicht der erste. Die CDU selbst räumt drei weitere Fälle ein, einer davon in Frankfurt/Oder sei jedoch schon erledigt. Im Kreis Teltow-Fläming steht ein solcher Fall ebenfalls auf der Tagesordnung. Die Dunkelziffer liegt wohl wie immer höher. Deshalb lehnt die CDU auch die SPD-Forderung nach unverzüglicher Offenlegung , wie viele (frühere) Neonazis sich in den Reihen der JU aufhalten, kategorisch ab.