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Anti-Antifa-Frau enttarnt

Einleitung

In der Vorbereitungsphase zur Entwicklung von Gegenstrategien gegen die seit drei Jahren regelmäßig stattfindenden JN/NPD-Aufmärsche in Aschaffenburg (bekannt geworden unter dem Namen »Hans Münstermann Gedenkmärsche«) haben Neonazis sich wieder einmal in Anti-Antifa-Arbeit versucht.

Anti-Antifa zählt zu den Themenfeldern des Neonazismus.

Zu diesem Zweck engagierte der "Deutsche Freundeskreis Franken" wie bereits in vorangegangenen Fällen (siehe AIB Nr. 22 und Nr. 31) eine Frau1

In Aschaffenburg hat sie bei Veranstaltungen des Bündnis gegen Rechts, einem offenen Zusammenschluss von Parteien, Gewerkschaften, bürgerlich linken und liberalen Gruppen mit sporadischer Beteiligung durch autonome antifaschistische Gruppen, persönlichen Kontakt zu einer Frau aufgebaut und Interesse an Mitarbeit bekundet. Daraufhin wurde sie zu Bündnistreffen eingeladen. Nachdem sie einmal ein Treffen besucht hatte, tauchte sie bei verschiedenen Veranstaltungen und Kundgebungen auf, wobei sie sich immer an ihre Kontaktfrau wandte. Schon sehr bald machte sie sich durch ausflüchtige Angaben zu ihrer Person und ihrer Motivation bzw. ihrem politischen Selbstverständnis verdächtig.

Kurz nachdem sie beim zweiten Bündnistreffen war, waren auf den Ansagen des "Nationalen Infotelefon" (NIT) aus Hamburg und Rheinland Berichte über die Diskussionslandschaft der AntifaschistInnen zu hören, die definitiv aus den Treffen stammten, bei denen sie anwesend war.

Ihre schlecht aufgebaute Geschichte, »unbedarfte« Äußerungen und ihr pappnasiger Aktionismus waren eine Sache. Die gute Zusammenarbeit zwischen Recherchegruppen und das Bewusstsein, daß ein »komisches Gefühl« ihr gegenüber Berechtigung hat und diesem auch sofort nachgegangen wurde, ist die andere Sache. Diesen zwei Komponenten ist es zu verdanken, daß sie sehr schnell enttarnt werden konnte.

Obwohl sie auf die Vorbehalte ihr gegenüber angesprochen wurde, was sie zu Tränen rührte, tauchte sie auf einem Vortrag über regionale militante neonazistische Strukturen auf. Am lebenden, aktuellen Beispiel wurde gleich zu Beginn das Thema Anti-Antifa angeschnitten. Sie wurde vor versammelter ZuhörerInnenschaft (ca. 50 Personen aus dem linken und bürgerlichen Spektrum mit Pressebeteiligung) öffentlich enttarnt und des Raumes verwiesen.

Nachdem sie die Enttarnung bestätigte, ergriff sie die Flucht, wobei sie sich jedoch noch erdreistete, noch schnell mal die Rolle der Unverstandenen einzunehmen: »Ich wollte Euch doch nur helfen!« Die Frau hat zu keiner Zeit behauptet, Aussteigerin zu sein oder ihre Kenntnisse zur Verfügung stellen zu wollen.

Vielmehr hat sie durch ihr legeres Äußeres (offene lange Haare, Wollponcho), als auch durch den auf persönlich getrimmten Kontaktaufbau zu einer bestimmten Frau versucht, gezielt die Vorbereitungen und die Strategien gegen den NPD-Aufmarsch 1997 und natürlich die antifaschistische Szene und Kultur zu erfassen.

Durch die öffentliche Enttarnung wurde für die Besucherinnen der Veranstaltung praktischer Antifaschismus erlebbar. Die Tatsache, als Anschauungsobjekt herhalten zu müssen, war für sie ein harter Brocken, der weitere Ausspähversuche durch neue Spitzel hoffentlich erst mal erschwert.

Nachtrag

Mittlerweile soll die Anti-Antifa-Aktivistin als bekannte Neonazi-Funktionärin identifiziert worden sein. Bei ihr soll es sich laut Antifa-Veröffentlichungen um Nicole N. aus Recklinghausen handeln. Diese war Initiatorin der deutschen Sektion der "Woman for Aryan Unity" (WAU). 1992 gab  sie das rechte Fanzine "Volkstreue" heraus. 1992 marschierte sie auch beim "Rudolf Heß Marsch" in Rudolstadt mit.