Bundeswehr: (Neo)Nazis an der Heimatfront
Eine kleine absolut unvollständige Revue (neo)faschistischer Aktivitäten in der »Schule der Nation« (Bundeswehr).
1975
Der höchste Heeressoldat, Bundeswehr-Heeresinspekteur Generalleutnant Horst Hildebrandt nahm in Uniform an einer Militärparade zum 36. Jahrestag des Sieges der Franco-Faschisten in Spanien teil. Auf der Parade stand neben dem Heeresinspekteur der Bundeswehr der spanischen Heeres-Generalstabschefs Emilio Villaescusa Quilis. Quilis hatte sich auf der Parade seine Wehrmachtsauszeichnungen (er war Hauptmann der in Rußland kämpfenden "Blauen Division"), die noch mit dem Hakenkreuz versehen waren, angeheftet. Der SPD-Verteidigungsminister Leber bezeichnete den Vorfall als »Betriebsunfall«.
Luftwaffengeneralleutnant Günther Rall flog im halbamtlichen Auftrag nach Südafrika, um dort die Apartheids-Regierung militärisch zu beraten. Als dies öffentlich wurde, distanzierte sich SPD-Verteidigungsminister Leber von Rall und ließ ihn fallen.
Der chilenische Oberstleutnant Helmut Kraushaar nahm an einem Lehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw) in Hamburg teil. Dort hielt er einen Vortrag, in dem er den Putsch der Militär-Junta des Generals Augusto Pinochet rechtfertigte. Die Bundeswehroffiziere applaudierten. Der Vorfall hatte keine Folgen.
Allein für die Jahre 1975/76 sind 19 Treffen der "Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit /Bundesverband der Soldaten der ehem. Waffen-SS" (HIAG) und Bundeswehr(soldaten) dokumentiert worden.
1976
An der Bundeswehrhochschule Hamburg wurde eine Gruppe des "Nationalen Hochschulbundes" (NHB) der NPD gegründet.
Unter Mithilfe des späteren Verteidigungsministers und NATO-Generalsekretärs Manfred Wörner wurde der ehem. Wehrmachtsorfizier und unbelehrbare (Neo)Faschist Hans-Ulrich Rudel zum Luftwaffengeschwader »Immelmann« (in eben jenem Geschwader flog Rudel während des II.Wettkrieges) eingeladen. In einer aufgeregten öffentlichen Debatte verteidigten Vertreter der CDU/CSU den Rudel-Auftritt bei der Bundeswehr.
1977
An der Bundeswehrhochschule in München »spielten« Offiziere bei einer Feierlichkeit »Judenverbrennen« und sangen dazu Nazilieder. Die Leitung der Hochschule verheimlichte die Vorfälle monatelang vor dem Verteidigungsministerium. Ausbilder der Offiziere war der ehem. SS-Mann Ernst Nittner, der 1938 nach der Reichspogromnacht Aufnahme in die SS begehrte und fand. Im Zeitraum von 1973 bis zu seiner Pensionierung 1980 lehrte er als Professor Zeitgeschichte an der Bundeswehrhochschule München. Zuletzt gehörte er dort dem »Lehrstab Innere Führung« an.
Nittner (CSU, KDStV Vandalia Prag zu München) saß lange jähre zusammen mit dem Kurt Rossmanith (CSU) im "Sudetendeutschen Rat". Rossmanith soll jetzt als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses die Untersuchungen zu Neonazis in der Bundeswehr leiten. Zum Thema Nazinamen für Bundeswehr-Kasernen erklärte er öffentlich: "„Generaloberst Dietl war und ist für mich auch heute noch Vorbild in menschlichem und soldatischem Handeln.“
Auch an der Bundeswehrhochschule in Hamburg »spielten« Offiziere »Judenverbrennung«. Die Affäre wurde innerhalb der Bundeswehr diskret behandelt.
1978
Flottillenadmiral Horst Wenig bezeichnete den damaligen österreichischen Bundeskanzler Kreisky als »Juden, den Hitler hätte mit vergasen müssen«. Die bundeswehrinterne Untersuchung gegen Wenig endete ergebnislos.
Hans-Joachim Schoeps wurde zum Referenten über Faschismus und Antisemitismus an der Bundeswehrhochschulen berufen. Zeitgenossen fragten sich: »Hat sich Prof. Schoeps durch seine Lobreden für den Hitlerfaschismus in den dreißiger Jahren für die Berufung als Referent über den Faschismus bei den Bundeswehr-Hochschulen qualifiziert oder durch seine Aktivitäten in neonazistischen und revanchistischen Vereinigungen in der BRD?« Vermutlich handelte es sich um eine Art Doppelqualifikation? Schoeps war u.a. Beiratsmitglied der "Deutschland Stiftung". 1969 war er Mitgründer der "Konservativen Sammlung" und Autor in der Zeitschrift "Konservativ Heute". Als Monarchie Fan ist er im „Zollernkreis“, im Verein "Tradition und Leben" und versuchte einen "Volksbund für die Monarchie" zu initiieren.
1980er Jahre
In der "Nationalen Volksarmee" (NVA) der DDR wurde ein nationaler Offizierszirkel unter der Bezeichnung »AG Preußische Geschichte« gegründet. Ihr Ziel: Eine Art nationaler Sozialismus unter dem Banner der DDR.
1990
Nach Aussagen des damaligen Chefs der FüAkBw, Fregattenkapitän Löhlein, kamen »irgendwelche Studenten« in der FüAkBw vorbei und diskutierten mit ihm und anderen Offizieren das Thema »Deutsche Einheit«. Die Studenten gehörten zur »Gruppe 146« von der Uni Hamburg und zählten zum politischen rechten Umfeld von Reinhold Oberlercher. Die Gruppe 146 kooperierte wohl z.T. auch mit Akteuren aus dem Kreis der »Hamburger Liste Ausländerstopp« (HLA).
1992
Bundeswehroffiziere warfen eine Übungshandgranate auf das Gelände eines Kieler Flüchtlingsheims. Der Wehrbeauftragte Biehle listet in seinem Jahresbericht 612 Verdachtsfälle mit rechtsextremen Hintergrund und 84 mutmaßliche Täter auf.
1993
43 Soldaten der Bundeswehr wurden wegen »Straftaten mit rechtsextremen Hintergrund« verurteilt. Befragungen unter Jugendlichen durch das sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr weisen auf die »Gefahr« hin, »daß die Bundeswehr zunehmend für junge Männer attraktiv ist, die den demokratischen Prinzipien kaum oder gar nicht verbunden sind«.
In NRW und Sachsen-Anhalt durchsuchte die Polizei 63 Bundeswehrunterkünfte und stellte große Mengen (Neo)Nazi-Propaganda-Material sicher. Einige der Verdächtigen waren für die verbotene »Nationalistische Front« (NF)aktiv.
Uwe Goller, ehem. Landesvorsitzender der REP-NRW und Oberfeldwebel der Bundeswehr, wollte für den Wahlkampf eine Schlägertruppe aufstellen, die an den Externsteinen vereidigt werden sollten. Einer seiner REP-Vorstands-Kollegen war übrigens dem Stabsarzt des Fallschirmjägerbataillons 272 in Wildeshausen, Dr. Robert Nagels.
1994
64 Soldaten der Bundeswehr wurden wegen »Straftaten mit rechtsextremen Hintergrund« verurteilt.
In Brandenburg wurde ein 33jähriger Unteroffizier als Mitglied der Wehrsportgruppe »Dragon« verhaftet.
In Bremen lehrt seit Jahren ein REP-Pressesprecher Reinhard Willnow an der Fachschule der Bundeswehr.
Der Neonazi-Terrorist Manfred Roeder erhielt von der Bundeswehr die gewünschte Ausrüstung incl. 3 Fahrzeuge.
Am 6. November stirbt der polnische Jugendlichen Pjotr Kanja in Rotenburg nach einer Auseinandersetzung mit einem 19jähriger Bundeswehrrekruten aus Halle. Am Bahnhof Rotenburg/Fulda (Hessen) begann die (verbale) Auseinandersetzung mit fünf Bundeswehr-Rekruten. Pjotr Kanja hatte die Gruppe wegen typischer Neonazi-Kleidung (Rechtes T-Shirts, Bomberjacke, Springerstiefel) angepöbelt. Der 19jährige Hallenser Neonazi stach später vor dem Bahnhof Pjotr Kanja mit einem Messer direkt ins Herz. Einen herbeieilenden Freund von Pjotr Kania sticht der 19-Jährige in die Brust. Im Spind des Rekruten finden sich später u.a. Exemplare von dem Neonazi-Heft »Recht und Wahrheit«. Es stellt sich heraus, das gegen ihn bereits wegen "schweren Landfriedensbruchs" im Zusammenhang mit dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen im Sommer 1992 ermittelt worden war. Das Verfahren gegen den Neonazi-Soldaten wird wegen "Notwehr" von der Staatsanwaltschaft Kassel eingestellt.
Die Soldaten der Koblenzer Luftlandebrigade, die auch in Somalia und Kambotscha eingesetzt waren, wurden von ihren Vorgesetzten zum Singen alter "Evergreens" der faschistischen Wehrmacht angehalten. Lieder, die die Eroberung Norwegens, der Niederlande usw. verherrlichen, finden sich im kompanieeigenen Liederbuch.
1995
53 Soldaten der Bundeswehr wurden wegen »Straftaten mit rechtsextremen Hintergrund« verurteilt.
Manfred Roeder referiert vor der FüAkBw in Hamburg. Zeitweise konnte er hier kostenfrei drei alte Bundeswehrfahrzeuge abstellen, die ihm kostenlos überlassen worden waren.
Soldaten des Lagerbataillons Schneeberg trainierten Vergewaltigungen, Mord an Punkern... und halten dies auf Video fest.
1996
Soldaten der Hammelburger Infantrieschule drehten Videos in denen sie Vergewaltigungen, Kreuzigungen und Hinrichtungen üben. Sie bereiteten sich in der Infantrieschule auf ihren Einsatz in Bosnien vor.
1997
Soldaten der Rommel-Kaserne zogen marodierend durch die Detmolder Innenstadt und griffen Menschen, die sie als »Ausländer« bezeichneten, an. Die Soldaten waren Freiwillige für den Auslandseinsatz in Bosnien.
Vertreter der Bundeswehr nahmen am Treffen der "Ritterkreuzträger" der faschistischen Wehrmacht in Hammelburg teil und führten sie durch die Hammelburger Kaserne.