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Der "Witikobund" zu einem vereinigten Europa

Einleitung

Die Agitation des ultra-rechten "Witikobund" unter Horst Rudolf Übelacker gegen die europäische Wirtschafts-, und Währungsunion (WWU) folgt im Wesentlichen der rechten Hetze gegen das vereinte Europa.

Symbolfoto: Magnussen, Friedrich (1914-1987

Der "Witikobund" sieht sich selbst als „nationale Gesinnungsgemeinschaft der Sudetendeutschen“ und versucht die "Sudetendeutsche Landsmannschaft" zu beeinflußen. (Symbolfoto: Magnussen, Friedrich (1914-1987) - Stadtarchiv Kiel, CC BY-SA 3.0 de, wikimedia.org)

»Versailles ohne Krieg«

Dabei werden durch den Strukturwandel verursachte Ängste aufgegriffen und mit revisionistischen Forderungen verknüpft. Deutschland, so der Witikone Rolf-Josef Eibicht1 , würde »mit vollem Recht auch als der Zahlmeister Europas bezeichnet.« »Maastricht, das ist dasselbe wie der Versailler Friedensvertrag - ohne Krieg«, wie die Zeitung "Le Figaro" zustimmend kommentiert. Hier steht, da sind sich der rechte Flügel der CDU, die "Offensive für Deutschland" von Manfred Brunner und Heimer Kappel und die Witikonen einig, die »Nationale Souveränität« auf dem Spiel.

So wird insbesondere gegen Frankreich gewettert. Frankreich wolle Deutschland durch die WWU klein halten und die Macht der Bundesbank brechen. In ihrem Großmachtwahn reicht den Witikonen eine »Teilvereinigung ohne Ostdeutschland und das Sudetenland« längst nicht aus. Mit "Ostdeutschland" meinen die Witikonen Westpolen und die Region Kaliningrad.

Bereits 1992 berichtete der Witikonen-nahe Werner Obst , daß »wir (...) in gar nicht allzulanger Zeit Pommern und Schlesien« zurückbekämen und zwar »weil Warschau den Deutschen diese Länder anbieten wird.« Weder konnte dies umgesetzt werden, noch wurde die geforderte erste Rate der 50 Milliarden D-Mark für den Rückkauf der Region Kaliningrad an Rußland überwiesen. Obst versichert, seine Thesen seien nicht etwa »mit Revanchismus oder dem Versuch zu verwechseln, nachträglich den II. Weltkrieg zu gewinnen«, sondern lediglich »ein Managementproblem«.2

Ähnliches hat der "Witikobund" auch sonst zu vermelden, wie etwa bei seinem Anliegen, das sogenannte Sudetenland zurückzugewinnen. Man ist über den Verlauf der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit im sogenannten Zukunftsfonds enttäuscht und lehnt die 1997 verabschiedete Deklaration grundlegend ab.

Dem Witikobund-Bundesvorsitzenden, Horst Rudolf Übelacker, fehlen darin die »normalen« Sudetendeutschen, also auch NS-Täter, Handlanger und Mitläufer, die »entschädigt« werden müßten. Doch damit nicht genug: Laut einer Deklaration zur deutsch-tschechischen Erklärung sei »für die sudetendeutschen Gebiete (...) als erster Schritt innerhalb der Tschechischen Republik eine autonome Zone zu schaffen, welche allen einmaligen Bewohnern und deren Nachkommen ein kommunales Wahlrecht auch dann gewähre, wenn ein lokaler Wohnsitz nicht, bzw. noch nicht vorhanden sei.«

Ausnahmslos alle aus der Tschechoslowakei 1945 vertriebenen und geflüchteten Sudetendeutschen mitsamt Nachkommen sollten Entschädigungszahlungen vom tschechischen Staat in Höhe von 3.935 Milliarden D-Mark erhalten, wie die Witikonen Rolf Kosiek (ehemaliger NPD-Abgeordneter) und Karl Baßler (ehemaliger NPD-Abgeordneter) bereits an anderer Stelle "ausgerechnet" hatten. Zum Vergleich: Das Bruttosozialprodukt Tschechiens betrug 1994 76,9 Milliarden US-Dollar.

Zur Durchsetzung seiner Politik verknüpft der Witikobund den tschechischen EU-Beitritt mit der Forderung Horst-Rudolf Übelackers nach »Einhaltung der Europäischen Hausordnung«. Diese zynische Wortschöpfung wird seitdem auch vom Sprecher der Bundesversammlung der "Sudetendeutsche Landsmannschaft", Franz Neubauer (CSU), öffentlich verwandt. Ein Indiz für die (indirekte) völkische Beeinflußung der "Sudetendeutsche Landsmannschaft" durch den "Witikobund".

Die sog. Benes-Dekrete, die 1945 zur Ausweisung der Deutschen aus der Tschechoslowakei geführt hatten, sollen aufgehoben und den "Sudetendeutschen" das volle »Heimatrecht« als kollektiver Freibrief für eine Rückkehr nach Tschechien gewährt werden. Dort soll eine kulturell wie politisch weitgehend »Autonome Sudetenland-Zone« entstehen.

Zur ideologischen Flankierung seines Grenz- und Geschichtsrevisionismus dient dem "Witikobund" die völkische Definition Europas. Die fast schon offen nationalsozialistische Variante vertritt dabei der 74jährige Karl Baßler, der als Multifunktionär und Referent der NS-Szene bekannt ist. In einer Rede auf dem "7. Gesamtdeutschen Kongreß" der neonazistischen "Gesellschaft für freie Publizistik" (GfP) 1996 unter der Überschrift »Die Zukunft Europas - Schöpferische Kultur oder todbringende Multikultur?«, definiert Baßler Europa kurzerhand als »die germanische Welt« und das »germanische Freiheitsbewußtsein« als »prägende Kraft Europas«. Mit Rückgriffen auf die Geschichte des Germanentums, auf Goethe, Hegel und Hitler konstruiert er ein Europa unter deutscher Führung. Als Hauptmerkmal scheint dabei eine krude Mischung aus biologistischem und kulturellem Rassismus, Kriegsschuldleugnung, Verschwörungstheorien und Größenwahn durch.

So abseitig die aktuellen Forderungen einiger Witikonen auch klingen mögen, sie haben zumindest erreicht, den deutsch-tschechischen Annäherungsprozeß über zwei Jahre lang zu behindern. Geholfen hat ihnen dabei unter anderem der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber, der sich an diesem Punkt offen mit dem Kurs der Bundesregierung, sprich mit Außenminister Kinkel, angelegt hat. Ob der "Witikobund" angesichts der gesellschaftlichen Rechtsentwicklung und dem europäischen Führungsanspruch der Bundesregierung der Verwirklichung seines Europakonzeptes näherkommt, sollte lieber nicht abgewartet werden. Besser wäre es, den Versuchen vor allem publizistischer Einflußnahme - hier liegt die momentane Hauptaktivität des "Witikobund" - rechtzeitig und wirksam entgegenzutreten.

  • 1Anm. AIB: Er war früher Anhänger der NPD und der REPs. Zur Bundestagswahlen 1998 kandidiert Eibicht als "parteiunabhängiger Kandidat" auf der Liste der Deutschen Volksunion (DVU) in Bayern
  • 2Anm. AIB: Der rechte Referent Werner Obst soll laut Medienberichten von 1965 bis 1968 noch Mitarbeiter für ökonomische Fragen im Büro des DDR-Ministerrates gewesen sein.