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DKG: Altnazis - "sonst aber harmlos"?

Einleitung

Auf Nachfragen zum Netzwerk um das (frühere) "Deutsches Kulturwerk europäischen Geistes" (DKeG) erhielt man bei der österreichischen Polizei die Auskunft, es handele sich um einen Tummelplatz von Altnazis, die dort der Vergangenheit frönten, »sonst aber harmlos sind«. Vielleicht hatte man aber auch den Überblick über die diversen DKeG-Abspaltungen, Nebenprojekte und Ausgliederungen namens "Deutsche Kulturgemeinschaft", "Deutsches Kulturwerk", "Deutsches Kulturwerk Österreich", "Deutsche Kulturgemeinschaft Österreich", "Notgemeinschaft für Volkstum und Kultur", "DKG-Arbeitskreis Berlin", "Berliner Kulturgemeinschaft Preußen", "Arbeitskreis für Politik und Kultur" und "Freundeskreis Ulrich von Hutten" verloren. Die ursprüngliche (neo)nazistische Vereinigung "Deutsches Kulturwerk Europäischen Geistes" um Karl-Günther Stempel und Werner Koeppen sah sich als »Tatgemeinschaft für die Erhaltung der deutschen Kultur«. Seit 1996 ist von einer DKEG-Auflösung die Rede und Ende März 1998 wurde das "Deutsches Kulturwerk Europäischen Geistes" als eingetragener Verein aus dem Münchener Vereinsregister gestrichen.

Treffen des "Freundeskreis Ulrich von Hutten" 1988 in Niederaula. Mit dabei Herbert Schweiger (mit Schlips)

Völkische Kader Treffen

Die DKEG veranstaltete früher völkische "Dichtertreffen" und eine "Gästewochen" z.B. in St. Martin. Seit 1992 veranstaltet das "Deutsche Kulturwerk Österreich" alljährlich die "Kärntner Kulturtage" in Mallnitz oder Sirnitz. Mittlerweile hat die DKEG-Abspaltung "Deutsche Kulturgemeinschaft" (DKG) scheinbar die Rolle der überalteten DKEG übernommen und veranstaltet "Gästewochen". Viele DKG-Akteure wie Alfred Manke, Otto Rosskopf, Fritz Stüber und Hubert Steinbrugger stammten aus den (Neo)Nazi-Netzwerken in Österreich. Als ChefideologInnen und als Leitung der "Deutsche Kulturgemeinschaft" betätigten sich Lisbeth "Betty" Grolitsch (Graz) und der mehrtach einschlägig vorbestrafte Herbert "Bertl" Schweiger (Mürzzuschlag). Die ehemalige Gau-Unterführerin im "Bund Deutscher Mädel" (BDM) und der seinerzeitige SS-Untersturmführer der Division "Leibstandarte Adolf Hitler" leisten eine zentrale Vernetzungsarbeit zwischen der »alten Garde« und dem braunen Nachwuchs in Österreich und Deutschland.

Als deren wichtigster Knotenpunkt haben sich die »Gästewochen« des Netzwerkes um den "Freundeskreis Ulrich von Hutten", die "Deutschen Kulturgemeinschaft Österreich" und die "Notgemeinschaft für Volkstum und Kultur" entpuppt: Jährlich treffen sich dort 150 - 250 Alt- und Neonazis zur Schulung und Vernetzung. Bis Anfang der 1990er Jahre traf man sich im "Pichlmayrgut" in Pichl im Ennstal in der Steiermark. Nachdem 1991 Polizeibeamte bei dem Funktionär der "Nationalistischen Front" (NF) Jens Lindlar aus Bielefeld eine Schrift ("Der Kampf wird härter") des NF-Führers Meinolf Schönborn gefunden hatten, in dem die SS als Vorbild benannt und der Aufbau eines "Nationalen Einsatzkommandos" (NEK) angekündigt wurde, gab es einen kurzfristigen Haftbefehl gegen den Verfasser. Doch einige DKG-Gäste verhinderten die Festnahme und Schönborn konnte fliehen.

Es folgten eine versuchte "Gästewoche" im "Grandhotel" in Sulda/Sulden bei Meran, ein Treffen in Rosenheim und (versuchte) Versammlungen in Ostdeutschland (Sonnenburg, "Ratskeller" in Naumburg, »Waldhotel Mellestollen« Saalfeld).  Mittlerweile finden die DKG-Gästewochen regelmäßig in Deutschland im "Gasthof Knappensaal" im sächsischen Altenberg im Erzgebirge (1998: "22. Gästewoche") statt.

Zwischen den Vorträgen werden Verbindungen geknüpft, Strukturen aufgebaut, Strategien besprochen. Ein »disziplinierter Ordungs- und Saaldienst durch junge Kameraden« mitsamt »Oberaufsicht eines Führers vom Dienst« sorgten für den reibungslosen Ablauf. Mitglieder der früheren "Wiking Jugend" (WJ), frühere Funktionäre der 1992 verbotenen "Nationalistischen Front" (NF) wie Steffen Hupka (Quedlinburg) und Größen der österreichischen Neonazis wie Robert Dürr (Zeitschrift SIEG, "Notwehrgemeinschaft der Bauern") oder Ewald Friesacher ("Alter Jahreszeitweiser Kärnten") aus Klagenfurt knüpften hier enge Kontakte.

So sehr die DKEG-Führung darauf achtet, ihre organisatorischen Tätigkeiten unter Ausschluß der Öffentlichkeit zu betreiben, so offen verkünden sie anderorts ihre Weltanschauung. Im mehrmals jährlich erscheinenden Publikationsorgan des DKG-nahen "Freundeskreis Ulrich von Hutten e.V.", den "Huttenbriefe für Volkstum, Kultur, Wahrheit und Recht", werden unverholen ultra-rechte, völkische und (neo)nazistische Inhalte verbreitet. Unter den Abonnenten der "Huttenbriefe" sollen sich laut interner Unterlagen unter anderem der österreichische Neonazi Gerhard "Gerd" Honsik (Malaga), der sie sogar ins spanische Exil geschickt bekam, oder der Berliner Rechtsanwalt Carsten P. (ehem. REP) befinden.

Der "Ordungs- und Saaldienst" der Gästewoche 1995 in Altenberg

Laut dem AIB zugespielte Informationen war 1995 für den "Ordungs- und Saaldienst" der frühere "Bundesfahrtenführer" der "Wiking Jugend" Axel Schunk (Stockstadt bei Aschaffenburg) "gesamtverantwortlich". Für die "Saalkontrolle" wurde der frühere NF-Anhänger Helmut Adolf Schatzmayr aus Kärnten eingeteilt, der mittlerweile als einer der Karikaturisten für ultra-rechte Blätter wie "Junge Freiheit", "AULA", "Idendität" oder "Zur Zeit" gilt. Schatzmayr trat 1993 als "Schriftführer" der neonazistischen "Jugendinitiative Meinungsfreiheit" in Erscheinung. Unterstützt wurde er beim "Saaldienst" von dem früheren "Gauführer Berlin" der "Wiking Jugend" Sascha Stein. Aus den Kreisen der früheren "Nationalistischen Front" (NF) waren Holger S. (Berlin), Jan Gallasch (Berlin) von dem Berliner DKG-Ableger "Berliner Kulturgemeinschaft Preußen e.V." und Christian N. abgestellt worden.